Goldbärchen

Seitdem ich mich näher mit Düften beschäftige, bin ich auf der Suche nach dem Einen, den der mir Glücksgefühle schenkt. Wie er sein soll? Weiß ich einfach nicht. Ich weiß nur, was ich nicht will ️.

Ich mag einfach nicht diese typischen Damen-Düfte: blumig, fruchtig, von Männern geliebt, Immergeher, Top 10 und Bestseller-Listen Flakons.

Eine Beschreibung meines Traumduftes – und das macht mir die Suche nicht leicht - sieht mittlerweile so aus:

Nicht blumig. Nicht fruchtig.
Nicht raumfüllend, aber trotzdem wahrnehmbar.
Nicht zu süß. Nicht zu zitrisch. Nicht zu herb. nicht zu…
Gefällig, aber nicht langweilig.
Nicht zu anstrengend, aber ein bisschen was Besonders darf es schon sein.
Nicht zu feminin. Nicht zu maskulin.
Und mein Mann darf nicht, wie so oft, die Nase rümpfen.

Ein Duft, der auf diese „das will ich nicht“-Beschreibungen passt?! Der präsent ist?! Luftig, unisex, spannend, würzig-sanft, klar und spritzig und mich trotzdem liebevoll umhüllt?!

Auf der Suche danach, kam "Armani Privé - Bleu Turquoise | Giorgio Armani" durch ein Sharing zu mir.

Innerhalb von Tagen war die Abfüllung aufgebraucht. Er hat eine lange Haltbarkeit (von Anfang an ein „ich mag“) und ich kann diesen ungewöhnlichen Duft für mindestens 8 Stunden auf meiner Haut wahrnehmen. Das hat bisher keiner geschafft.

Und gestern zog dann dieser wunderschöne Flakon in meiner kleinen Sammlung ein.

Meine erste 10/10 für "Armani Privé - Bleu Turquoise | Giorgio Armani".

Ich schließe meine Augen und sofort sehe ich sie vor mir. Diese kühle Blondine. Lasziver Augenaufschlag. Zylinder keck auf den Locken platziert. Cool im Frack. Einmalig. Marlene Dietrich. Die Zigarette ganz selbstvergessen zwischen ihren Lippen. Sie schlendert durch das Lokal. Berührt hier einen Arm. Lächelt da jemanden an. Distanziert. Ihr Parfüm bleibt im Raum hängen. Ein Mischung aus Heimat und Exotik. Feuchtem Asphalt und fremden Gewürzen. Auf jeden Fall ein Duft wie sie - kühl, lasziv, cool und etwas keck.

Einzig und allein mit diesem Duft verbinde ich:

1. vor sehr vielen Jahren bin ich doch tatsächlich einer Frau hinterher gerannt… und habe sie nach ihrem Parfüm gefragt. Pour Femme.
2. wer meine Schreibtischschublade öffnet, sieht ihn. Pour Femme. Es wird dort immer nur diesen Flakon geben.
3. ich habe diesen Duft schon mehrmals nachgekauft

Und das sind die Gründe:

1. Frisch aufgesprüht (und das hatte sie) ist er präsent, aber nicht aufdringlich. Wird positiv wahrgenommen. Man riecht wie eine Femme.
2. Er ist absolut bürotauglich, hält jedoch nicht lange, nachsprühen ist möglich. Das würde ich meinen Kollegen mit keinem anderen Parfüm zumuten.
3. Er ist unaufdringlich, alltagstauglich, pudrig-blumig und umhüllt mich sanft. Ich fühle mich wohl, auf eine gute Art geborgen.

Pour Femme, Du bist mein langjähriger Begleiter, der mich hoffentlich erst verlässt, wenn ich in den Ruhestand gehe ;-)

Die dunkelorange Sonne steht tief am Horizont, vorne Sanddünen in Anthrazit und eine sattrote, purpurfarbene Gebirgskette erhebt sich vor indigoblauem Himmel. Ein Farbspiel, dass sich genauso schwer beschreiben lässt, wie dieser Duft.

Vielleicht passt die Beschreibung „leicht orientalisch“ dazu, wobei der Duft nicht schwer in der Luft liegt, sondern leicht, interessant und unaufdringlich.

Am Anfang herrlich pfeffrig, dann kommt etwas zart Würziges dazu und später nehme ich Honig und Vanille wahr.

Die Haltbarkeit ist hoch, noch am nächsten Morgen liegt der Duft von süßen, pfeffrigen Gewürzen in der Luft. Und ich würde gerne eine karmesinrote Sonne in der Wüste aufgehen sehen.

Neulich eine Kollegin auf dem Flur: „mmmh, welches Parfüm hast Du da?“ Ich zögere: „ach, weiß nicht mehr genau“. Natürlich weiß ich, dass ich heute morgen zu meinem rot-goldenen Flakon gegriffen habe – schließlich fühle ich mich schon den ganzen Tag über so besonders, so einzigartig.

Mich umweht bei jeder Bewegung ein zuckersüßer Duft, der mich in einen bunten Bonbonladen versetzt. Dieser süße Duft ist nicht Schokolade, nicht Dessert. Eher ein Raum ganz in Rosa, voller bunter Zuckerstangen in allen Farben des Regenbogens. Und ganz viel Rosarot. Nicht kitschig. Ich fühle mich wie eine geheimnisvolle Prinzessin in leuchtende Seide gehüllt, die über den Jahrmarkt geht und keine Zuckerwatte kaufen muss, da sie selbst so wundervoll riecht.

Wenn ich in diesem zuckersüßen, schillernden Gewand mein Büro verlasse und durch die überfüllten Einkaufsstraßen der Großstadt treibe, dann begegne ich anderen Prinzen und Prinzessinnen. Ich wäre so gerne ganz alleine mit Baccarat Rouge auf dieser Welt. Aufgehoben, getröstet. Ich habe Sorge, dass dieses Parfüm in der Menge seinen Zauber verliert.

Aber gleich bin ich wieder im Büro - in meinem Schloss, direkt neben dem Rummelplatz. Und wenn ich dort die Gänge entlang laufe, hinterlasse ich kunterbunte süße Düfte und fühle mich wundervoll - und einzigartig.