Goynen67

Habe lange gewartet bis ich mir eine Probe zu diesem Parfüm bestellt habe. Chanel hat sich immer auf die Fahnen geschrieben, sei es Mode oder Parfüm. Klassisch, klar, mondän, wertig aber nie protzig. Trotzdem immer auf der Höhe der Zeit. Bleu de Chanel ist eindeutig auf Klasse und Eleganz getrimmt. Keine echten Ecken und Kanten aber trotzdem eine gewisse Raffinesse. Für mich nicht wie angekündigt ein rein frisch-zitrischer Duft. Das ist für mich z. bsp. Acqua Viva oder Note du Yuzu. Hier gibt es eher einen wohl komponierten Duftverlauf von frisch- warm zu holzig-weich.
Am Anfang ein sehr ausgewogener frischer aber auch fruchtiger Start. Eher die Orange die fruchtig-frisch dominiert. Kurz der Anklang von Grapefruit. Aber es gibt eine Note die ich nicht beschreiben kann aber sehr spannend riecht. Sie verliert sich nach der ersten Stunde...Der Duft wird aber schnell gehaltvoller. Weniger frisch sondern eher fruchtig-holzig. Vetiver und Zeder sind zu erkennen. Für mich wird der Duft nach zwei Stunden dann sogar schon zu warm- süß. Nicht auf eine unangenehme Weise. Es bleibt insgesamt sehr ausgewogen. Nun bin ich ein Freund von echt knackigen zitrischen Düften mit Zitrone, Grapefruit und Yuzu. So wird es mir gerne mal schnell zu warm, weich und süß. Aber das ist für mich auch eine Übung um meinen Dufthorizont zu erweitern. Haltbarkeit und Silage sind auch bei mir nicht sonderlich stark. Aber wie der klassische, edle und wertvolle Auftritt der Chanel Parfüms immer schon am Flakon zu erkennen ist so ist auch dieses Parfüm ein sehr guter Vertreter seiner Art. Klassisch und edel und für viele Gelegenheiten einsetzbar.

Vorneweg kann ich nur sagen. Die Voraussetzungen waren unübersehbar schlecht. Meine Duftvorlieben liegen komplett konträr zu dem was ich zu Encre Noire gelesen habe. Nun bin ich hier im Forum recht neu und dachte mir folgendes. Ich kann doch nicht nur dort rumschnüffeln wo ich mich sicher fühle und mich auskenne. Es muss auch mal etwas Neues, Anderes her. Nur so werde ich meine Nase trainieren. Flakon sehr schick und wertiger als der Preis erwarten lässt. Vorsichtig ein Sprüher auf einen Papierstreifen. So düster kommt hier im ersten Moment nichts an....ok. Jetzt auf den Arm aus etwas Entfernung. Ahhhh ja. Jetzt weiß ich was los ist. Erde, Weihrauch, Leder, Heizöl, kalter Rauch, verbrannter Holzscheit. Der Duft setzt sich regelrecht fest. Also wohldosiert aufsprühen sonst wird es übergewaltig. Nah gerochen für mich fast nicht erträglich. Zu stramm steigt mir dieser komplexe Duft in den Kopf. Die Assoziation von Weihrauch führt zu leichter Benommenheit. Aber dezent aufgesprüht und aus der sicheren Entfernung gerochen ist es deutlich interessanter. Ein weicher, warmer, Kaminzimmerduft. Nicht der orientalischen Art mit Honig und süßem Tabak, eher herb und kantig. Ob und wie ich Ihn trage ist noch fraglich. Definitiv nicht für den Sommer gedacht. Eher ein Kontrast für kalte Wintertage. Aber ich freue mich darüber die Nase in andere Duftrichtungen zu stecken auch wenn ich jetzt nicht zum große Fan werde habe ich doch meinen Horizont erweitert.

Deja vu....ich lese hier beim Stöbern Rochas und sehe diese Parfumflasche. Sofort ist die Erinnerung an diesen Duft so präsent als wäre er gestern in meine Nase gestiegen. Frisch, zitrisch, würzig. Klar wie Wasser, kantig und scharf wie Glas, frisch und grün wie eine Kräuterwiese mit ein paar Frühlingsblumen. Wieso der Duft aus meinem Alltag vor über 20 Jahren verschwand ist eigentlich unverzeihlich. Aber er war gleich wieder in meinem Gedächtnis, ein klares Bild dieses ausgewogenen als klassisch zu bezeichnenden Parfüm. Auch wenn er eine gewisse Einfachheit aufweist ist der Duft sehr einzigartig und markant. Das ist keine Revolution, kein Star im Regal, aber für mich ein klares Statement. Kühlend und klar mit Sommer im Herzen.
Haltbarkeit halte ich hier für verhältnismäßig stark und über dem Durchschnitt von vielen anderen zitrisch-frischen Parfüms. Silage fällt nach 2 Stunden deutlich ab aber nicht komplett aus. Wer es klassisch frisch, ohne komplexen Unterbau und ohne viel Blumen und Holz mag, bitte zugreifen.

Kann ein Duft den Tag drehen? Aus Schatten wird Licht. Aus Frust wird Lust. Aus Krampf wird Tanz. Die Sonne scheint am Regentag. Für mich ein Felix Felicis der Düfte. Da ich ein saurer zitrischer Duftfan bin und mein Körper und Geist die Endorphine dabei tanzen lässt ist Note de Yuzu dafür der King im Parfümregal. Hier wird die Yuzu Frucht umringt von genialen Unterstützern die das Potential der japanischen Frucht noch mehr heraus kitzeln. Grapefruit ergänzt die Bitternote um eine weitere Facette und die Mandarine hebt die Fruchtnote der Yuzu. Salz und Algen lassen den Duft etwas spröde und herb werden. Aber das ist für mich gesehen kein Nachteil. Der Duft wird gerade dadurch haltbarer und tiefgründiger. Moschus gibt den Unterbau der aber den Duft zum Schluss hin nicht dominiert sondern ihn einfach abrundet. Es bleibt aber immer die Yuzu Frucht der Taktgeber und wer zitrisch, frisch und herb mag wird diesen Duft lieben. Eben ein echter Glücksbringer für gute und schlechte Tage !

Leinen los. Der Name verspricht eine Seereise und Freunde einer solchen Duftexpedition bekommen was Sie erwarten. Aufgesprüht entfaltet sich dieser doch eindimensionale Duft wunderbar frisch auf der Haut. Hat tatsächlich etwas von Gurke obwohl nicht enthalten. Nichts ist hier dominant geschweige denn extrem. Aber der aquatische Duft hat eine angenehme Klarheit. Die blumige Mimose ist dezent aber auch Holz und Moschus kommen nach 3 bis 4 Stunden nur minimal zum Einsatz. Apfel erkenne ich nicht wirklich aber Moos entfaltet wohl diesen frischen Gurkenduft. Wie gesagt, es passiert nicht viel, aber für mich ein wunderbarer Alltagsduft für den Sommer der dezent auffallend unauffällig aber angenehm bleibt.