Hautklar

Ich selbst finde den Duft sehr schüchtern-feminin. Er ist luftig, grün, leicht spritzig, zurückhaltend blumig, nicht süß und hat eine sauber-cremige Basis. In meinem Kopf ein Duft, mit dem man nicht auffällt. Trotzdem bekomme ich immer enorm viele Komplimente, wenn ich den Duft trage. Faszinierend.

Ich booste ihn gerne mit "Molécule 234·38 | Zarkoperfume", um ihm mehr Tiefe, Intensität und Haltbarkeit zu verleihen. Besonders diese Kombi kommt in meinem Umfeld wahnsinnig gut an. Gerne benutze ich ihn auch, um allzu holzige Düfte, wie den "Collection Extraordinaire - Santal Blanc | Van Cleef & Arpels" etwas aufzufrischen.

Der Duft ist für mich keine olfaktorische Offenbarung oder Inspiration, dennoch möchte ich ihn in meiner Kollektion nicht missen. Passt zu jedem Anlass und tritt niemandem auf die Füße - im Gegenteil.

Der Duft startet frisch-fruchtig, die Zitrik verbindet sich sofort mit der unverkennbaren Chanel-DNA. Bereits innerhalb der ersten Minuten gesellen sich die Blüten dazu. Ich bin kein besonderer Fan von Rosen-Duft und kann guten Gewissens sagen, dass sich die Rosen-Note hier sehr zurückhält. In der Basis rieche ich vor allem Patchouli und Moschus. Besonders süß finde ich ihn nicht. Frisch, blumig, pudrig und sauber ist er für mich. Er hüllt angenehm ein und strahlt.
Der Duft schafft es, zeitlos elegant zu sein, klassisch, ohne altbacken zu wirken.

Kann sich noch jemand an das "Miss Dior (2012) (Eau de Parfum) | Dior" erinnern, bevor es durch eine komplette Reformulierung vollständig umgebaut wurde? Der Duft war ein Gedicht und Coco Mademoiselle ist auf jeden Fall in der selben Schrift verfasst. Ich habe sie nebeneinander getestet und die Mademoiselle kommt sehr nah an die Miss heran. Trotzdem mag ich "Miss Dior (2012) (Eau de Parfum) | Dior" noch lieber. Etwas weniger Zitrus-Frische, dafür etwas süßer, wärmer, runder und spezieller.

Der Duft startet fruchtig aber nicht süß, die Feigenmilch in Verbindung mit dem Sandelholz kann am Anfang etwas kokosnussig wirken. (Edit: Ich werde wirklich IMMER auf meinen "Kokosnuss-Duft" angesprochen, wenn ich ihn trage. Die Note ist scheinbar doch prominenter, als ich es selbst zu Beginn wahrgenommen habe. Mittlerweile rieche ich diese mysteriöse Kokosnuss selbst dauerhaft, wenn ich den Duft trage). Es folgt ein beinaher transparenter, cremiger, leicht blumig-pudriger Sauberduft, der durch das sehr intensive Sandelholz Tiefe erhält. Am Ende bleibt diese wunderbare Moschus-Tonka Basis, die hautnah sehr gut wahrnehmbar ist und förmlich zum Kuscheln einlädt. Der gesamte Duft ist sehr understated, aber besonders. Ein Duft für jeden Tag, der trotzdem nicht langweilig ist. Die Gurkenwasser-Assoziation, die hier einige anführen, kann ich nachvollziehen, allerdings nur, wenn ich direkt am Flakon schnuppere. Aufgesprüht merke ich davon nichts.

Ich habe gestern bei kuscheligen 28 Grad einen stickigen, muffigen Lagerraum ausräumen müssen. Obwohl ich mit jeder Kiste mehr vor mich hingeschwitzt habe, roch ich stetig besser. Eigenlob stinkt zwar, hier duftet es nach frischer Wäsche. Das dafür alles andere als plump.

The Muse startet nach dem Aufsprühen mit einem recht scharfen Waschpulvergeruch, der mir persönlich etwas zu viel ist. Als hätte man eine Line Lenor durch die Nase gezogen. Nach ein paar Minuten wird es dann etwas milder, strahlt aber immer noch eine etwas zu spitze, synthetische Frische aus. Nach etwa einer Stunde beginnt dann die himmlische Entwicklung. Der Duft geht eine einhüllende Symbiose mit der Haut ein, die nicht überwältigt, sondern ganz elegant trägt. Das Waschpulver ist weg. Was bleibt, ist die frisch gewaschene, blütenweiße Wäsche, die in der Sonne trocknet. Je wärmer die Haut wird, desto mehr gewinnt der Duft an intensiver Strahlkraft und ich kann den Duft dauerhaft an mir wahrnehmen. Sauberkeit. Geborgenheit. Selbst verschwitzt in einem muffigen Lagerraum. Der Duft ist ein Gedicht.

Die Haltbarkeit ist sehr gut. Hält auf mir von früh morgens bis spät abends. Auf Kleidung tagelang.

Ich habe kürzlich die Großmutter meines Freundes zu Kaffee und Kuchen getroffen und brauchte sie nichtmal zur Begrüßung umarmen, um festzustellen, dass diese kleine, nette Omi riecht, wie ich, wenn ich angeschwipst durch die Nacht ziehe, in Outfits, die sie wahrscheinlich als "skandalös" betiteln würde. Absurd.

Alien ist für mich ein Statement. Alien tritt die Tür ein und schreit HIER BIN ICH, SCHAU MICH AN, NIMM MICH, ICH BIN WUNDERSCHÖN UND AUßERGEWÖHNLICH! So viel erotische Selbstbeweihräucherung muss man tragen können, sonst wirkt es deplatziert. Wie bei meiner Schwieger-Oma.

Zum Duft selbst kann ich irgendwie gar nicht viel sagen. Er riecht einfach sauber-blumig, super sexy, synthetisch, linear. Zweifellos ein schöner Duft, kann aber gewaltig auf die Nerven gehen. Als orientalisch würde ich ihn persönlich nicht einordnen. H/S-Monster.