J1ndujun

Schlenderend durch die Gassen der sizilianischen Hauptstadt genieße ich meinen Kaffee. Blickend auf den Porto di Palermo an einem lauen Sommerabend. Der Duft blühender Zitrusbäume, zwischen Gassen malerischen Lederhandwerks lasse ich mich vor dem Teatro Massimo nieder und beobachte die Menschen. Unter Palmen durch Sonnenstrahlen erwärmende Hölzer gepaart mit fliegender Würze des Kardamom, gesellt sich ein Hauch Koriander, der Nasen umschmeichelnd wie eine weiche Ledercouch stützend italenischer Bergamotte verhilft das Orangen-Limietten Tandem durch die Straßen des Marktes von Ballarò zu heben. Etwas Zeder und Patchouli geben den byzantinischen Mosaiken Charakter. Als ich meine Sonnenbrille aufsetze, ein letzter Zitrusrausch bevor ich auf dem Mittelmeer dem Sonnenuntergang entgegen treibe. Ein sommerliches Meisterwerk.

Lange mit dem Gedanken gespielt nem Duft von Jeremy mal ne Chance zu geben, aber ich bin ganz ehrlich - seine Preise schrecken ab! Ich habe nichts gegen teure Nieschendüfte, einige davon haben sicherlich ihren Preis gerechtfertigt, aber über 300 Euro sind schon stolz - da ist Fragrance One sicher nicht ganz oben auf der Liste, wenn ich mir für dieses Geld einen Duft kaufen würde.

Wie dem auch sei, es liest sich der Duft auf Papier gar nicht schlecht. Nachdem sich der Duft aber jetzt fast den halben Tag in mein Handgelenk geätzt hatte, erlaube ich mir ein erstes Urteil. Kann eine Schuhfabrik für Lederschuhe gut riechen? Das kann jeder selbst beurteilen. Haltbarkeit und Sillage sind abenteuerlich stark, aber ansonsten erinnert mich "Black Tie" an etwas altes, ledriges, bisschen muffiges. In meinem Kopf spielen sich Szenen aus dem 19 Jahrhundert in London ab nachdem ich mit meinem Zylinderhut eine Schuhmanufaktor im Sommer betrete und der Handwerker gerade seine Mandarine zur Mittagspause schält.

Ist er förmlich? nein. Aufdringlich laut? Womöglich. Einzigartig? Sicher nicht. Einen Menschen mit Anzug und diesem Duft zu begegnen erinnert mich dann doch eher an Altkleidersammlung, statt Hugo Boss Designer. Im Herzen zu viel Holz und in der Basis zu viel Patchouli für mich, die die zitrische Frische der Kopfnote zu stark überlagern. Insgesamt zu unausgewogen. Dann halt doch kein Duft von Jeremy.

Ich wandere durch die Straßen Tokios, Gedanken schwirren im Kopf, einzigartiges Japan. Möchte die Landschaft erkunden, steige in den Zug Richtung Mt. Fuji. Die Natur rauscht an mir vorbei. Es ist Frühling, Kirschblütenzeit und das Fest Hanami. Japanische Gärten sind für diese duftende, zarte Blütenpracht berühmt. Neben Kirschen zählt auch anderes Steinobst wie Aprikosen, Pflaumen und Pfirsiche dazu, dessen Bäume in dieser Zeit blühen.

Die ersten Blüten sind die von Prunus mume, der sogenannten japanischen Pflaume oder Aprikose. Eine in Japan heimische, eigenständige Art. Da ihre Blüten bereits im Januar oder Februar an kahlen Ästen erscheinen, gelten sie als Symbol für Überlebenswillen und verheißen Glück.

Ich träume, sitze alleine in meinem Zugabteil - wie wohl japanische Pflaumenbäume riechen? Niemand hier. Ich steige aus in der Stadt Atami im Präfektur Shizuoka und atme frische Luft. Ich schnappe mir ein Rad und drehe noch eine kleine Runde durch die Stadt. Der Duft von Gewürzen liegt in der Luft, vielleicht Safran? Leichte Süße. Lecker. Vanille und Zimt. Ich fahre vorbei an fröhlichen Menschen in Bars. Alkohol liegt in der Luft. In der Ferne kann ich sie bereits sehen, Pflaumenbäume und Blütenpracht. Ich steige von meinem Rad, befinde mich im Pflaumengarten von Atami. Wunderschön. Hellrosa, weiße Bäume, Naturschauspiel, Wasserfall, kleine Bäche, schmale Brücken - es scheint die Sonne und es weht ein leichter Wind. Ich träume entlang des Weges. Pflaumenlikör. Wie dieser wohl getrocknet riecht? Ich erinnere mich. Ein Parfüm in meinem Rucksack, ich hole es heraus, stehe auf der Brücke umgeben von Pflaumenbäumen. Ein Sprühstoß, Sinnlichkeit. Perfektion. Tom Ford Plum Japonais. Ich wusste es, ein Duft von Engeln getragen. Ume-Blüten und Ume-Früchte sind im täglichen Leben, aber auch in Kunst und Dichtung Japans seit jeher allgegenwärtig. Der Duft kombiniert fruchtige Pflaume mit einem Schuss Likör, unaufdringlicher Süße untermalt von erwachsener Würzigkeit. Minute um Minute entgleitet die Sillage in einen traumhaften Mix, der nicht mit Worten zu beschreiben ist. Ich gehe weiter auf den schmalen Wegen, erhasche immer wieder ein Lüftchen dieses Duftes und bin gezwungen meine Augen zu schließen und zu genießen. Ich glaube, ich bin im Paradies. Ich möchte niemals mehr hier weg.

„Plum Japonais“ enthüllt die außergewöhnliche Schönheit der Ume-Pflaume, indem man sie mit einer unkonventionellen Melange aus exotischen asiatischen Ingredienzen verband. Der Duft ist reichhaltig und luxuriös und von einer unwiderstehlichen Komplexität.

Ich gehe zurück, steige auf mein Rad und Träume dem Sonnenuntergang entgegen. In der Nase immer noch der Geruch von Pflaumenblüten. Da wird er wohl noch lange bleiben - so müssen Engel riechen.

Bisher bin ich nie wirklich warm geworden mit dem "Geschmack" von Aaron. Onyx ist mir zu animalisch, Boss Bastard zu stinkig, Ozone fühlt sich zu schwer and und eher wie eine Hautcreme, die einen erschlägt. Mit Amber Extreme kann ich ebenfalls wenig anfangen. Neon riecht nach Kloreiniger.
Für 2020 hat er bei seinem Rebranding auch einige Düfte reforumliert, darunter auch Blood Orange.

Kling ganz toll, oder? Blood Orange war also mein letzter hoffnungsloser Versuch einen Duft meiner Wünsche aus seinen Reihen zu finden und ich muss sagen, dass er für mich gesehen der "beste" und erträglichste Duft ist. Er eröffnet wirklich super fruchtig frisch mit Orange und Mandarine, die Jasmin Note untermalt schön die Kopfnote. Was mich allerdings wirklich stört ist die Haltbarkeit. Vielleicht liegt es am Zerstäuber, denn ich muss auf Millimeterabstand gehen um überhaupt was auf die Haut zu bekommen, statt einfach nur nen überteuerten Raumdufter rumzusprühen. Das war bei seinen 50ml Flaschen besser, aber auch nicht überragend. Was er da allerdings an seine 10ml Dekants geschraubt hat, ist eine bodenlose Frechheit.

Insofern rundet der Duft relativ schnell in etwas Moschus-Sandelholz ab, bevor er gänzlich verschwindet. An mir ist dieser Duft ein berühmter sogeannter "Kopfnotenblender", auch wenn meine Hautchemie für frische Düfte überhaupt nicht empfänglich ist, denn alle Sommer-Frische-Zitrus Düfte entschwinden bei mir nach wenigen Stunden. Dieser hier läuft allerdings weg von mir, als hätte ich ihm die Blutorangen vom Baum gestohlen.

Das einzige was man dem Duft zu Gute halten kann, ist, dass er wirklich natürlich und überhaupt nicht syntethisch riecht. Zu teuer ist er trotzdem.

M7 Oud Absolu war schon lange auf meinem Wunschzettel. Vor einigen Wochen war es dann soweit, dass ich mir den Duft ertauschen konnte hier auf Parfumo. In letzter Zeit suche ich die gesamte Palette an würzig frischen Düften ab, die vielleicht länger als 3 Stunden an mir wahrzunehmen sind. Im Hinblick auf die kommenden Herbst- und Wintermonate war ich deswegen sehr gespannt. Vorweg: Ich wurde nicht enttäuscht!

Bisweilen konnte ich mit Oud nicht wirklich etwas anfangen und konnte mir auch nichts darunter vorstellen. M7 Oud Absolu eröffnet mit einer omnipresenten und deutlichen Zitrusbombe aus Orange und Mandarine unter welche sicher rasend schnell eine deutlich schwere Oud und Patchouli Note mischt. Kopf und Herz verschwinden keineswegs mit verlaufendem Drydown, stattdessen schwingt sich ein Hauch Vetiver und Myrrhe darunter, das von cremigem Moschus abgerundet wird.

Ich finde, dass dieser Duft für gereifte Männer ab 25 hervorragend geeinget ist etwas aus der Masse herauszustechen. Natürlich hat er schon einige Jahre auf dem Buckel, riechen tue ich den aber selten bis gar nicht. Haltbarkeit und Sillage sind für ein EDT absolut in Ordnung. Für mich war dieser Duft der Einstieg in weitere Oud Düfte, auch von Tom Ford und anderen Marken. Kaufempfehlung!