Jasminroedig

Jasminroedig

Rezensionen
21 - 25 von 60
Nur die Schönsten kommen in den Garten
Nach Erba Pura und der Alexandria Reihe konnte ich Accento Overdose natürlich nicht auslassen. Ob Flakon oder Duftprofil - mal wieder traf mich Xerjoff mitten in mein Duftherz. Und was soll ich sagen... Ich wusste wirklich nicht was mich erwartete.

Zu allererst möchte ich mal über den Moschus sprechen, der in der Pyramide nirgends auftaucht. Denn in den ersten paar Sekunden weht mir genau das entgegen: purer animalischer Moschus mit Erba Pura Charakter
Glücklicherweise hält das nur für einen kurzen Moment an, dann verfliegt das Tier im Duft und die Botanik öffnet ihre Pforten. Der Übergang hin zum blumigen Charakter verläuft relativ flott. Währenddessen wird Accento Overdose fruchtig cremig. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt wirklich überhaupt nicht, was als nächstes kommt. In puncto Spannung bekommt dieser Xerjoff von mir jedenfalls die volle Punktzahl, denn selten war ich so gespannt, so interessiert und so aufmerksam dabei wie hier.
Zunächst verfliegt cremige Fruchtsüße und die Floristik zeigt sich in ihrer schönsten Form. In meinem Kopf war der Gedanke ganz klar - ich betrete ein Floristikgeschäft, in dem gerade teure Blumensträuße aus den edelsten Blüten gesteckt wurden, die der Frühling zu bieten hat. Weiße Rosen, grüne Gräser, und Wasser in der Luft. Eine Floristin bindet routiniert einen Strauß zusammen und stellt ihn in eine Glasvase, rückt ihn zurecht, drapiert ihn umher, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Verschiedenste Rosen demonstrieren ihre Macht, duften um die Wette, erfüllen die Luft mit transparenter Schönheit, die nicht zu hinterfragen ist.
Schon einen Moment später öffnet sich die nächste Tür und dahinter liegt ein paradiesisch angelegter botanischer Garten. Nur ausgewählte Pflanzen, die gerade den Höhepunkt ihrer Blütezeit erreicht haben, sind hier zu finden. Himmelhohe Kakteen, grellfarbene Orchideen, seltene Sträucher und vieles mehr wachsen hier um die Wette. Die Luft ist warm und feucht - ideale Bedingungen für die Flora der Exotik. Welke Blütenblätter wurden von den Pflanzen entfernt, sie würden das Dufterlebnis verfälschen. Ich trete über die Schwelle, die Rosen rücken in den Hintergrund und allseits bekannte Jasmin versucht sich zu beweisen. Die tropischen Noten sind dabei sehr authentisch, ganz frisch und hell. Die die Tür zum Floristikgeschäft steht noch offen, sodass sich die Rosen mit dem paradiesischen Duft vermischen- und das außerirdisch gut. Selten hat mir eine Rose-Jasmin so imponiert wie hier. Nach und nach gesellen sich andere florale Noten dazu, die dem Parfum jetzt auch seine Komplexität verleihen. Eine Mixtur aus den unbekanntesten Pflanzen treffen aufeinander, mal harmoniert es nicht so ganz, dann wieder total. Ich bin hin und hergerissen. An seinem Herzen angekommen verbleibt Accento Overdose stabil und ausdauernd - an Kleidung und Haut - einfach überall.
Er ist packend und nichts für schwache Nerven. Dieser Xerjoff kann mit allem punkten - ob Haltbarkeit, Entwicklung oder Sillage - einfach hervorragend.
Ein edler, herausstechender Duft, den man mal gerochen haben sollte.
1 Antwort
Jasmin im Urlaub
Wir alle sehnen uns doch nach dem einen Duft - diesem einen Parfum, das eine Emotion in uns hervorruft. Wir suchen und suchen nach diesem einen Gedanken, diesem einen Gefühl, das wir "damals" hatten.
Damals unter den Palmen im Hängestuhl...
Damals in diesem einen Winter mit dieser einen Person...
Jeder von uns hat ein anderes "damals" und jedes "damals" duftet anders. Doch was all diese Momente gemein haben ist, dass sie es geschafft haben, sich in unser Gehirn einzubrennen. Selbst, wenn wir Jahre nicht mehr daran dachten, die Situation im entsprechenden Moment nicht einmal als besonders empfanden - der Augenblick bleibt.
Lange habe ich es angezweifelt, als die Menschen mir solche Dèjá Vu´s schilderten. Ich konnte es mir schlichtweg nicht vorstellen, wie ein Duft eine Erinnerung hervorrufen soll. Es ist doch nur ein Parfum...

Doch Terracotta hat es geschafft. Genau das, was ich mir nie zu träumen wagte, ist eingetroffen.

Ich vor 10 Jahren
zurück im alljährlichen Italienurlaub mit meiner Familie. Jeden morgen, nachdem wir gemeinsam in unserer schnuckeligen Ferienwohnung frühstückten, gingen wir zum Strand. Auf dem Weg zum Meer liefen wir jeden Tag an dem Pool unser Ferienwohnung vorbei, den wir nicht ein einziges Mal nutzten. Das steinerne Becken war umgeben von Jasminsträuchern, die langsam ihre Blüten an die Lüfte abgaben. Viele dieser Blüten landeten natürlich im Wasser des Pools und der Hausmeister nahm seinen Job nicht gerade ernst. So kam es, dass sich die Blüten oft über Nacht im Wasser sammelten, von der Sonne bestrahlt wurden und sich mit den Wellen bewegten. Das ganze führte zu einem regelrechten Jasminwind, der dir zuwehte, sobald du auch nur einen Blick auf den Pool werfen konntest. Zu dieser Zeit interessierte ich mich weder für den Anblick noch für den Duft der Jasminblüten. Doch vergessen habe ich diesen Duft niemals, was mir bewusst wurde, als ich Terracotta das erste mal schnupperte. Ich war total hin und weg von der Idee, dass dieses Parfum dazu fähig ist, einen Moment in meinem Kopf hervorzulocken, den ich 10 Jahre lang nicht durchlebte. Ich empfinde pure Dankbarkeit für den Parfümeur und das Haus Guerlain. Nichts gibt mir das, was mir Terracotta geben kann - gar nichts
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Ananas on mass
Nachdem ich dieser Abfüllung 2 Monate keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war es nun so weit. Ganz ohne einen Blick auf die Pyramide ließ ich mich ins Abenteuer fallen... und was soll ich sagen... das war es tatsächlich.
Mein erster Gedanke, nachdem ich den Alkohohl auf meiner Haut verdunsten ließ: Wow, der hat wirklich was zu bieten.

Prompt macht sich Ananas bemerkbar, eine ganz frische Ananas, die gerade aufgeschnitten wird. In mir kommen Erinnerungen hoch an meine Kindergartenzeit, in der die Ananas den Großteil meiner Pausenbox füllte. Direkt erfüllte mich der bekannte und wohltuende Duft mit Freude und Sonnenschein. Zu dieser initial sehr prominenten Ananas gesellt sich die Orange und die beiden beginnen miteinander zu tanzen. Ananas führt, Orange lässt sich gleiten und bewegt sich mit - so gefällt mir das.
Von den Gewürzen bekomme ich kaum was mit, die schauen wohl eher zu, wie die beiden über das Parkett wirbeln. Das ist aber auch gut so, denn die zwei brauchen niemand anderen um zu strahlen.

Nach einer Weile wird der Duft eleganter, pudriger und etwas seifiger. Ich vermute, dass die Rosen hier ihre Finger mit im Spiel haben. Sie lockern die Stimmung nicht gerade auf- vielmehr verpassen sie dem Duft Ernsthaftigkeit und Klasse. Die Rosen begnügen sich eher mit sich selbst und wollen anfangs nicht wirklich was mit der spritzig-jungen Ananas zu tun haben. Glücklicherweise öffnen sich die bissigen Blumen ein wenig und lassen sich auf einen gemeinsamen Tanz mit den Früchten ein. Der Duftverlauf ist bis dahin recht spannend und abwechslungsreich gewesen, doch das wars hier auch schon. Auf meiner Haut wird genau so weitergetanzt wie bisher.

Eins ist sicher, dieser Duft macht gute Laune. Die spritzige Fruchtigkeit, die femininen Blüten und dazu ein leicht süßer Abgang...
Allerdings ist er nicht gerade ein Duft für jeden Anlass. Ich finde ihn zu pudrig, zu scharf und zu elegant um ihn für einen Sofaabend mit meinen Mädels zu tragen.
Lamar braucht außerdem Raum, den er füllen kann. Einerseits liegt das am kräftigen und dynamischen Duftprofil, andererseits an seiner Leistung in Sachen Ausstrahlung, wobei wir bei der Performance angelangt sind.
Und auch die hat mich wirklich beeindruckt. Der Duft hat eine sehr starke Sillage und hält auf meiner Haut den ganzen Abend durch.
Ich glaube, die Ananas, welche sich übrigens durch den ganzen Duftverlauf zieht, macht den Duft frühlingshaft frisch. Auch im an so manchem Sommerabend kann man damit nichts falsch machen.
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die stille Vanille
Ich muss schon zugeben, Vanilla Shot hat mich nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Ich bin positiv überrascht von der Tatsache, dass die Vanille hier nicht so einklamüsert wurde, wie ich es von Düften mit "Vanille" im Namen kenne. Der Titel Vanilla Shot schreit nach Gourmand, einem linearen leckeren Vanilleduft, für den ich mich vor einigen Jahren sehr begeistert hätte. Mittlerweile habe ich jedoch einen gewissen Anspruch an ein Parfum.

Deshalb war ich umso euphorischer, als ich mir abends meinen ersten Vanilla Shot genehmigte.
Eine ordentliche Portion unsüßer Safran gemischt mit Koriander und den restlichen Würzaromen, die noch im Gewürzsammelsarium zu finden sind, wehte mir entgegen. Die Synthetik im Duft muss man mögen, denn die hält sich hier nicht gerade zurück. Allerdings stört sie mich überhaupt nicht, da sie vortrefflich mit den Gewürzen und den getrockneten Früchten harmonieren.
Anfangs sticht Vanilla Shot ein wenig, da die synthetischen Kompnenten sich erst ein wenig setzen müssen. Doch das vergeht relativ schnell und zurück bleibt ein extrem würziger, aromatischer und tragbar synthetischer Duft.
Ich würde fast so weit gehen und behaupten, der Name des Duftes ist irreführend.
Denn anders als man vermutet, erlebt ihr hier keinen Shot Vanillelikör. Vielmehr fühlt ihr euch in einen Moment versetzt, in dem ihr in eurer großen Teesammlung bestehend aus verschiedenen Gewürz- und Früchtetees nach eurem Favoriten kramt. Es ist, als ob ihr einen Feinkostladen betreten würdet und ihr folgt dem Duft, den eure Nase aufschnappt, bis ihr letztendlich in der Tee- und Gewürzabteilung landet.
Ich kann nicht genau sagen, ob ich den Duft als warm oder kalt beschreiben würde, für mich liegt er tatsächlich in der Mitte, weshalb ich mir vorstellen kann, ihn durchaus auch im Sommer tragen zu können.

Die Vanille ist zwar da, sie steht aber nicht im Rampenlicht. Allerdings schmückt sie zusammen mit dem Karamell den gesamten Duftverlauf mit authentischer Süße.
Das Duftprofil spricht damit auch Duftverrückte an, die nicht auf die quietschend süßen Vanillegourmands abfahren.
Ich bin schlussendlich sehr froh, ihn getestet zu haben. Ob er ein Kaufkandidat ist, weiß ich noch nicht. Die Performance ist zwar auch recht gut, jedoch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich oft genug danach greifen würde, dass ein Kauf gerechtfertigt wäre...was soll ich sagen...immer das gleiche Dilemma ;-)
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Das Land der Beerensträucher
unverzichtbar, lebensnotwendig, unentbehrlich,
das ist es, was Hayati uns für ein Gefühl geben soll. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann möchte ich in der Tat nicht auf all die tollen Dinge verzichten, die in dieser Kreation stecken.
Hayati ist das Gefühl von Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Wenn du dich beim draußen wütenden Schneesturm auf dein Sofa zurückziehst, du dich mit einer süß-duftenden Bodylotion eincremst, nachdem du dir ein viel zu heißes Bad gegönnt hast. Der beerige Duft stimmt dich ein auf das wärmere Frühjahr, spendet Wärme und Geborgenheit, von welcher ich in den kälteren Jahreszeiten nicht genug bekommen kann. Gleichzeitig rundet eine leichte Floralik die Beerenbombe ab und sorgt dafür, dass der Duft erwachsener und komplexer erscheint.

Hayati ist aber auch die Sahnetorte mit Beereneinlage beim Frühlingserwachen im blühenden Garten deiner Freundin. Wenn die Sonne geradeso genug Wärme ausstrahlt, es sich zum ersten Mal wirklich lohnt, das Sonntagsgedeck ins Freie zu tragen.
Ob Frühling oder Winter, dieser beerig-süße Duft hilft dir über düstere Momente hinweg und lädt dich ein in eine Traumwelt:
Eine Welt, in der es immer Frühling ist, ein Welt in der die Johannis- und Himbeersträucher nie aufhören in voller Pracht zu blühen.
Eine Welt in der du so viel Himbeersahnetorte und Vanilleeis essen kannst wie du willst, ohne das ein oder andere Fettpölsterchen davon zu tragen.
Eine Welt, in der die Menschen vom beerig-süßen Duft geradezu aphrodisiert werden und gar nicht anders können, als Euphorie zu versprühen.

Eine Welt, in der alles so ist wie du es dir wünscht
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