Jumi

Jumi

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16 - 20 von 41
Jumi vor 7 Jahren 19 15
8
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Vom Großen Grün, Quitscheentchengelb und dem richtigen Köder
So oft wurde schon von der wunderbaren Eigenschaft der Düfte berichtet, Erinnerungen aufzurufen. Bin jedes Mal erstaunt und fasziniert, wie easy und mühelos sie “an Land gezogen” werden. Im Grunde genommen unterscheidet sich das Dufttesten nicht sehr vom Angeln. Es kommt lediglich auf den richtigen “Köder” an. Du sitzt am uferlosen, tiefen Meer deiner Erinnerungen, wirfst die Angel mit dem Köder ins Wasser aus (trägst den Duft auf) und wartest... Manch einer zeigt Bilder auf der Oberfläche oder schlägt schöne weite Kreise, die du bewundern/analysieren kannst. Andere sinken zum Meeresgrund und verlieren sich für immer in den Tiefen, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und dann gibt es noch solche, bei denen sofort “angebissen” wird. Ein Augenblick – und schon springt aus den unendlichen Tiefen ein bunter, glitzernder, längst vergessen geglaubter Fisch... ähm... Erinnerung.

Remember me... welch passender Name für diesen “Köder” :) Ein Ölparfum, eine von mir zugegebenerweise eher gemiedene Duftart. Intensiv, aber nicht schwer, sondern schwebend, relativ lange (5-6 Stunden) haltbar, recht hautnah nach der ersten Stunde. So ganz und gar nicht orientalisch. Das Große Grün, so saftig, frisch, luftig-ätherisch, grasig. Das Quitscheentchengelb, zitronig, sauer, sauber, etwas stechend. Das kleine Kleckschen Weiß, jasminig, in der Ferne blühend, nicht erstickend. Das leichte Braun, aufgeweicht-holzig, dunstig, feucht. Ja, ich erinnere mich – dich kenne ich. Bin 5... höchstens 6... beobachte Papa bei seinem leidenschaftlich geliebten Hobby – der Pflege seines Traubengartens. Auf einer Leiter stehend, schneidet er die unnötigen Seitentriebe ab und wirft sie herunter, gibt so den über die hohen Pergolen rankenden Reben die gewünschte Form. Ein ganzer Haufen hat sich unten angesammelt. Er fühlt sich weich und kühl und einladend an. Ich setze mich drauf und kaue auf den jungen Traubenzweigen herum, wie Papa es mir beigebracht hat – sie sind soo sauer, frisch und lecker :) Durch das Traubenlaubdach über mir blinzelt die Sonne.

Mama ruft... Es ist Waschzeit :) Hier im Garten haben wir die Sommerdusche – ein Holzhäuschen mit nachfüllbarem, sonnenerhitztem Wassertank auf dem Dach. Dort sind die Wände und der Boden vom Wasser aufgequollen, das Holz ist glatt und atmet Dunst aus, gemischt mit Kräuterschampoo-Duft und etwas sauber-zitrischem (Seife?). Mit einem Auge beobachte ich beim Waschen ängstlich das silberne Spinnennetz in der oberen linken Ecke mit einer Spinne in der Mitte, bekomme dadurch Schampoo ins Auge und in die Nase :)

Da draussen ist es nicht mehr heiss, der Garten ist gegossen, feucht und Düfte tropfend. Vor allem der Jasmin verstärkt etwas seine Stimme zur Nacht hin, bleibt dennoch angenehm im Hintergrund. Die ersten Mücken tauchen auf. Der Froschchor am naheliegenden Teich beginnt die Kehlen fürs abendliche Konzert zu säubern...

Ein Wermutstropfen und eine Vorwarnung, wie unterschiedlich wir alle doch empfinden können: mein Schatz meint, der Duft riecht “wie billigstes Deo oder Reinigungsmittel”. Ich denke aber, er hat einfach andere Fische in seinem Meer schwimmen :)
15 Antworten
Jumi vor 7 Jahren 16 12
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Auf der Fährte der Orangensonne
Die grosse, tief hängende Sonne färbte den Himmel in satten Orange-Ton, als er die Hütte endlich erreichte. Und obwohl sie einer reifen, ihm unbekannten Frucht gleichte und noch genügend Wärme ausstrahlte, ließ er sich von dieser vermeintlichen Freundlichkeit nicht täuschen. Er wusste – um diese Jahreszeit deutete die Himmelsfärbung auf starken aufkommenden Wind. Und welche Überraschung der Wind mit sich bringt, blieb abzuwarten.

Er schob den schweren Holzriegel zur Seite, öffnete die Tuer und trat hinein. Alles schien genau so zu sein wie vor vielen Wochen, als er zum Rundgang der Fallen auf der Blackbear Insel aufbrach. Durch das trübe kleine Fensterglas warf die Sonne noch ihren letzten fruchtig-farbigen Strahl und zeichtene einen hellen Quadrat auf dem Bodenholz. Ein neugieriges Eichhörnchen blickte vom unteren Kiefernzweig durchs Fenster und verschwand wieder.

Das vor dem Aufbruch vorsorglich bereitgelegte trockene Holz knisterte Minuten später im Feuer. Er setzte sich aufs harte Bett, zog mit vor Schmerz verzogenem Gesicht die Jacke und das Hemd aus - die Bandage um die Rippen war trocken, die Wunde blutete nich mehr. Aus seinem Schultersack holte er einen verzierten Holztiegel heraus – ein Geschenk der alten Cree-Frau, die ihn fand und seine Wunde in den letzten Wochen versorgte. Die Salbe roch bitter, nach nur den Cree's bekannten Kräutern und Wurzeln. Er gab etwas Salbe auf die Wunde und legte die Bandage wieder auf. Es wurde dunkel. Mittlerweile kochte das über dem Feuer aufgesetzte Wasser. Eine Handvoll Trockenkräuter in der Tasse, aufgegossen und langsam aufquellend, verströmte ihren beruhigenden Duft. Nach dem spärlichen Abendmahl, bestehend aus zwei trockenen Flachbroten und dem bitteren Kräutersud, verfütterte er noch zwei Holzscheite an das hungrig rauchende Feuer und lag nun auf seiner mit Heu gefüllten Matratze, Hände hinter dem Kopf. Sein Blick wanderte über die Hüttenwände, wo die Biberfelle zum Trocknen aufgehängt waren. Bescheiden sah die Beute dieses Jahr aus. Aufgrund seines Ausfalls wird er nicht mehr viel nachholen können. Auch die rund 65 Meilen lange Kanu-Reise über den Albany-River zum Fort Albany wird mit seiner Verletzung zu einer Herausforderung. Mit einigen Groschen, die die Hudson's Bay Company für die vielen Felle den Trappern wie ihm zahlt, werden sie dann vor dem ersten Schnee zu ihren Winterstellen zurückkehren. Hoffentlich wird das Geld wenigstens für Munition ausreichen, ein neues Gewehr kann er erst einmal vergessen. Eingelullt durch das Knistern der Harztropfen im Feuer und den gemischten Duft von Rauch, Holz, Harz, Fell, Salbe und Tee verlangsamten seine Gedanken ihren Lauf und er versank im Schlaf... Er träumte von einem neuen glänzenden Gewehr. Von tanzenden Biberfellen. In den hellen Lichtern der Salons. Auf den hübschen Damenschultern und stolzen Herrenköpfen... Und er sah die alte Cree-Frau. Sie blickte ihm vorwurfsvoll in die Augen.
12 Antworten
Jumi vor 7 Jahren 25 13
4
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Next door...
Sie wohnt nebenan. Ihr kennt euch schon ewig. Immer für einen Spaß zu haben, sei es ein Gang ins Kino an einem verregneten Abend, wenn du wieder einmal “zwischen den Beziehungen” steckst und auch keinen Bock auf deine Partykumpels hast; sei es nur ein Ausflug in den Park, auf den deine Kumpels wiederum nie Bock haben; sei es ein von ihr gefixtes Abendessen, nachdem du deine selbstgemachte Pizza, zu der du sie eingeladen hast, verbrennst; sei es ein Rockkonzert, zu dem deine derzeitige Flamme nicht mitkommen will; oder sei es ein Rumgammeln auf der Couch mitm 6-Pack und ner Tüte Chips. Sie rülpst dabei nicht und kratzt sich auch nicht genussvoll an verschiedensten Stellen und dennoch ist sie dein Kumpel. Einer von der Sorte, auf den du dich verlassen kannst und vor dem du dich nicht verstellen oder beweisen musst. Dem du auch mal von der neulichen Panne im Bett erzählen kannst. Der sich auch mal für'n Witz unter der Gürtellinie nicht zu vornehm ist, mit dem man sich aber auch über den Besuch der Buchmesse freuen kann. Der dir in jedem Zustand um jede Uhrzeit einen Platz auf der Couch anbietet (“Ick *hicks* kanneeen Schlüüüssel nichfiennen” *hicks*). Und einer, den du – warum auch immer – nie als Frau (schon gar nicht als DIE Frau) betrachtet hast (sonst wären dir einige Erlebnisse unheimlich peinlich). So war es bis jetzt. Dabei wirkt und sieht sie nicht betont burschikos aus und macht auch nicht artifiziell einen “auf Kumpel”. Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, ist sie die personifizierte unaufdringliche Weiblichkeit. War schon immer gewesen. In deinem Such- und Jagdfieber der letzten Jahre sind dir die ihr entströmenden weiblichen Vibes doch glatt entgangen. Umso überraschender ist jetzt die (Neu)Entdeckung. Mit neuen Augen beobachtest du heimlich deinen besten Kumpel. Eine frische Brise im Vergleich zu deinem bisherigen “Portfolio”. Im Gegensatz zu den wechselnden Langbeingazellen in deinem Jagdrevier, ist hier keine fett und kursiv mit Eyeliner und Lippenstift geschriebene und mit High-heels festgenagelte Weiblichkeit zu vermerken. Auch keine sich hinter weiten Army-Style-Klamotten versteckende “ich-will-alles-nur-nicht-weiblich-wirken”-Weiblichkeit. Es ist eher die selbstverständliche, schulterzuckende (weil nicht erzwungen), “strahlt-im-Pyjama-wie-im-Abendkleid”-Weiblichkeit ohne Prinzessinenallüren, die früher oder später einen alten Hasen wie dich außer Gefecht setzt, ohne auch nur einen Finger zu bewegen.

Und nun stehst du schon seit einer halben Stunde vor ihrer Tür mit einem banalen Rosenstrauß, wohl wissend, dass das bevorstehende Gespräch ein “Lebewohl” für den besten Kumpel, aber nicht automatisch ein “Ja, ich dich auch” bedeutet und dass sie zu viel über dich weiss, als dass ein Happyend denkbar wäre :) Und deshalb hebst du die Hand zur Klingel und senkst sie unentschlossen wieder. Dass ihre Lieblingsblumen Veilchen sind, ist dir doch glatt entgangen...

Eine erfrischende Ueberraschung lieferte auch Royal Princess Oud. Selten fand ich einen Namen unpassender. Nichts Königliches und auch kein Oud nehme ich wahr. Unspektakulär, unaufdringlich, mit einem “kennen uns schon ewig”-Effekt, dadurch aber nicht weniger schön – eben “the girl next door”, die für jeden Spaß zu haben, dabei erfrischend anders und doch weiblich ist, was manchmal übersehen wird ;) Ein fruchtig-frischer, unsüßer Start, auf den unmittelbar viel Holz und Veilchen folgen. Die Iris pudert ein wenig nach, wobei die tonangebende Frische keineswegs darunter leidet (es “staubt” nicht, wie es manchmal bei Iris der Fall ist). In der jetzigen Hitzewelle ist mir diese frische Veilchen-Holz-Brise eine willkommene Abwechslung. Etwas Patchouli rundet den Duft vorteilhaft ab. Er zwinkert mit durchgehend soliden hellen Holznoten kumpelhaft der Herren-Fraktion zu, weshalb er von manchen als unisex eingestuft wird. Lässig, unkompliziert, keine “Auf-Teufel-komm-raus”-Sexiness, doch letztendlich ist und bleibt er für mich sanft feminin und jung.

Die Haltbarkeit und Sillage lassen zu wünschen übrig – bei 5 Stunden Haltbarkeit wird der Duft bei mir bereits nach 1 Stunde ziemlich hautnah.
13 Antworten
Jumi vor 7 Jahren 27 14
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wo der Farn blüht...
“Ja, heut ist die Nacht! Du kannst mitmachen, Fremder – die Spiele, die Lieder, die Rituale...” Opa Antip's weisser Bart zitterte ulkig während seiner Erzählung. “Säubere deinen Körper und deinen Kopf. Heute steigen Geister, Dämonen und das ganze Teufelspack aus dem Fluß, so können wir ungeschadet darin baden. Aber nicht den Strom abwärts, vor der alten Mühle! Dort leben Russalki (Wassernixen) – hüte dich vor ihnen! Sie ziehen dich unters Wasser und kitzeln dich zu Tode!” Richard schmunzelte. Er, Richard Parker, der Kurator von Royal Botanic Gardens, ein respektierter Mitglied der Royal Society, ein Akademiker und Wissenschaftler, glaubte nicht an solchen Humbug. Ungeduldig fragte er Opa Antip nach dem eigentlichen Ziel seiner Reise nach Osten, in dieses gottvergessene Walddörfchen... “Ach ja, die Farnblume! Nur einmal im Jahr blüht sie im Wald – in dieser Nacht, Iwan-Kupala-Nacht. Dem Finder wird sämtliches Glück widerfahren. Er wird die Tiersprache verstehen können, ihm werden sich alle verborgenen Schätze der Erde offenbaren und die Gabe gegeben unsichtbar zu werden. Du musst dich aber mit unserem Trank beschützen – der Waldschrat und seine Diener mögen keine Eindringlinge, schon gar nicht solche auf der Suche nach der Farnblume!” “Opa Antip, hat denn jemand diese Blume je gesehen?” fragte Richard. Sogar die Sprache dieses Volkes hat er vor der Reise einigermaßen gut gelernt – von Englisch im Einzelnen und von der Welt außerhalb dieses Waldes im Allgemeinen hatte hier niemand gehört. “Der Großvater meines Großvaters hörte mal von einem glücklichen Finder...” Als Botaniker war Richard keine einzige blühende Farngattung bekannt, somit würde seine Reise zweierlei Aussichten haben – entweder verewigt er seinen Botaniker-Namen indem er eine der Wissenschaft bis dato unbekannte Farnblume findet und mit nach London bringt, oder aber, nach erfolgloser Suche, er den Mythos endgültig entkräftet und mit seinem ausführlichen Bericht an die Royal Society über die heidnische, abergläubische Natur der hiesigen Völker Lorbeeren (zugegeben, etwas kleinere) erntet.

Abends sippte Richard an dem Trank und überlegte: “Zaubertrank... von wegen! Ein süßes Krätergebräu mit Johannisbeeren und -blättern. That's it. Die tun doch diese Beeren überall rein – daran sind die hiesigen Wälder reich. Jedes Haus und alles hier riecht danach. Aber lecker ist der Trank!”

Die Festlichkeiten waren in vollem Gang. Junge Frauen, barfuß und in knielangen weissen Kleidern, Köpfe geschmückt mit Kränzen aus Feld- und Waldkräutern, Blumen und (wieder!) Johannisbeerblättern, sprangen Hand in Hand mit jungen Männern über das große Feuer am Flußufer. Die offenen Haare, sonst immer zu langen Zöpfen geflochten, flogen nur so durch die aufgewirbelten Funken. Das Tannenholz knisterte im Feuer und weinte mit zischenden Harztropfen. Es war etwas wildes, archaisches in ihren Liedern und dem ganzen Geschehen. Richard's Kopf war benebelt vom Trank und pochte im Takt der uralten, den komischen Instrumenten entströmenden Musik. Es wurde Zeit.

Er nahm noch einen großen Schluck, hebte sich und stampfte etwas unsicher und wackelig in Richtung Wald. Er hatte eine Idee wo die Farnblume – so es sie denn gäbe – wachsen könnte. Dunkel war es hier. Sobald der Wald mit seinen breiten Tannenhänden den Vorhang hinter ihm schloss und die letzten Stimmen stumm schaltete, überkam ihn ein unheimliches, kaltes Gefühl. Hinter jedem bemoosten Baumstamm, hinter jedem Geräusch vermutete das benebelte Gehirn – akademische Bildung hin oder her – eine böswillige Gestalt. Jeder Schritt, jeder Zweigbruch unter den Füßen erzeugte im nächtlichen Wald ein weit schallendes Echo. Ein lautes gespenstisches Lachen ließ ihn erst zusammenzucken und sofort erleichtert ausatmen – ein in seinem Revier gestörter Nachtvogel äußerte laut seine Empörung. Richard drängte sich weiter vor durch die düstere Walddickicht, streifte die harzigen Zweige, die seine Jacke klebrig, herb duftend markierten und Nadeln in seine Taschen fallen ließen. Zwei Augen leuchteten rechts von ihm auf und er beschleunigte den Gang, zur Seite schielend. Dann noch ein Augenpaar, links von ihm. Er rannte fast. Vorne silberte der Fluß im Mondlicht. Am Ufer angekommen, schaute er sich nach den “Augen” um – Glühwürmchen! Es waren viele. Ganz ungestört spielten sie ihr Versteckspiel in den Johannisbeerbüschen. “Verdammtes Teufelsgebräu! Hicks...” - beschuldigte er den Trank, dessen Geschmack, Geruch und Wirkung er immer noch spüren konnte. Stromaufwärts sah er das Licht des Festfeuers in der Ferne. Stromabwärts, ganz nah, dunkelte die Silhouette der alten Mühle mit anliegendem Biberdamm. Ein leises Plätschern vor ihm, im dichten Schilf... Er kniete nieder, kroch auf allen vieren zum steilen Uferrand und blickte herunter. Zwei dunkle Beerenaugen unter dem großen Kranz schauten ihn an, weisse Haut schimmerte im Mondlicht, nasses Haar strömte die Schultern herunter. Ein Lächeln... Zwei Arme umfassten seinen Nacken, zwei beerig duftende Lippen näherten sich... In nächster Sekunde rannte er schreiend von dieser Nixe zurück zum Dorf. Er, Richard Parker, Kurator der Royal Botanic Gardens, Mitglied der Royal Society, respektierter Akademiker und Wissenschaftler, sprang über Beerenbüsche, die ihre überreifen Früchte fallen ließen, lavierte zwischen den Tannen, die ihn mit ihren stacheligen Händen ohrfeigten, verfolgt vom Gelächter des wahnsinnigen Vogels, und wollte nichts mehr von der Farnblume wissen...

Die “Nixe” stieg mit einem Schulterzucken aus dem Wasser, zog sich an und wandelte, leise summend, zurück zum Feuer.

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Entschuldigt mich, Leute – habe mich von der Fantasie und den Kindheitsmärchen total mitreissen lassen :)
Wenigstens einige Worte zum Duft wären jetzt wohl angebracht. Tatsächlich inspiriert vom uralten slawischen Fest der Sommersonnenwende - Kupala-Nacht, ist Bertrand Duchaufour ein wunderschöner, verspielter (subjektiv eher femininer) Wald-Beeren-Duft gelungen. Ich liebe Johannisbeerpflanzen mit allem drum und dran – Blätter, Blüten, Beeren – und habe seit gefühlter Ewigkeit nach einem authentischen, anhaltenden, unmissverständlich als solchen erkennbaren, nicht zu sehr in die Fruchtsüße abdriftenden Johannisbeerduft gesucht. Das alles habe ich nun in Enchanted Forest gefunden. Er startet für meinen Geschmack relativ süß und süffig, wie eben ein Johannisbeerwein oder -likör, angeherbt durch Joha-Blätter und verschiedene Kräuter. Zügig wird der Beeren-Kräuter-Trank von dunklem Tannenharz und -balsam verwandelt – er wird ernster, waldiger, weniger süß, dezent moosig (was aus ihm noch lange keinen Chypre macht), verliert aber nie die wunderschöne Joha-Beere-Fruchtigkeit. Eine Prise Patch und ein Hauch Animalik vertiefen den dunklen Eindruck und vervollständigen das Bild des Nachtwaldes. Aufregender, prickelnder, krautiger, saftig-süffig-fruchtiger, harziger und – mit Schmunzeln – mystisch-märchenhafter Duft im nicht minder schönen, nach Hohloma-Art (einer alten traditionellen Kunstart) geschmückten Flakon. Eine spezielle Empfehlung für alle Fans der Tannendüfte und insbesondere die Liebhaber der Johannisbeere. Ich habe in Enchanted Forest meine Farnblume... ähm... meinen Johannisbeerduft-Gral gefunden :) Wunschliste, was sonst...
14 Antworten
Jumi vor 7 Jahren 21 13
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Knockin' on heaven's door
...”Weisst du denn nicht wie es ist, wenn du in den Himmel kommst? Im Himmel, da reden sie über nichts anderes, als über das Meer und darüber, wie wunder-wunderschön es ist. Sie reden über den Sonnenuntergang, den sie gesehen haben. Sie reden darüber, wie die Sonne blutrot wurde, bevor sie ins Meer eintauchte. Und sie reden darüber, wie sie spüren konnten, wie die Sonne ihre Kraft verlor und die Kühle vom Meer heraufzog. Und das Feuer nur noch in ihrem Inneren glühte... Und du? Du kannst nicht mitreden – du warst ja noch nie da gewesen. Du bist so ein abgefu...ter Outsider da oben...” “Und da kann man nichts machen?”...

Der Schlüsseldialog des Films von 1997, nach dem und um den sich dann die komplette Handlung entwickelt. Ein Mix aus Komödie, moderner Robin-Hood-Geschichte, einem Road- und Gangstermovie und stellenweise ganz unverschlüsselter Parodie/Nachahmung von Tarantino's “Pulp fiction”, angesiedelt irgendwo zwischen Kult und groteskem Trash – ja, das ist “Knockin' on heaven's door”. Wer den Film nicht kennt: eine Story zweier todkranker Patienten und ihres Wettlaufs gegen die Zeit. Ich liebte ihn damals. Genauso wie ich den dem Filmnamen zugrunde liegenden, einst für einen anderen Film bestimmten, Bob Dylan-Song (in unserem Film hört man jedoch die Coverversion von Selig) liebe. Zwischen dem wilden Geballer, teils recht kitschigen Dialogen und nicht immer überzeugender Schauspielleistung (einzelne Charaktere stechen jedoch durch ihre Exzellenz hervor) zieht sich dieser verzweifelte, sehnsüchtige, (absurde?) Wunsch der beiden Protagonisten das Meer vor dem unausweichlichen Ende einmal gesehen zu haben, um im Himmel “mitreden” zu können. Diese vermeintliche Verbindung von Himmel und Meer, deren feinfühlige Beschreibung und das folgerichtig traurige, großartige Filmende kompensierten den Trash-Beigeschmack und sorgten für Gänsehaut (bei mir zumindest).

Chopard's Heaven (wer nennt schon einen Aquaten “Heaven”?) lernte ich ungefähr zur gleichen Zeit kennen. Sofort war klar – der Name passt. Empfinde ich ihn doch gar nicht wässrig, wie so oft bei anderen Aquaten der Fall ist. Die typische “aquatische Note” ist zwar präsent, nur scheint sie luftiger zu sein. Schwebend, ozonisch – kann meinen Vorrendern bei der Wortwahl nur zustimmen – und damit am Berührungspunkt von Himmel und Meer zu Hause. Klar, geht es auf das Konto der Synthetik, der Duft versucht es gar nicht erst zu leugnen. Stellt sie zur Schau, angenehm und gekonnt eingeflochten zwischen herb-zitrischem Start von Bergamotte und unmittelbar darauf folgendem krautigen Lavendel-Holz-Tandem. Das Holz (Zeder) wirkt deutlich, aber sanft, beschwert nie die frisch-luftige Natur des Duftes. Leicht blumige Nuancen dominieren nie, sind unterschwellig wahrzunehmen. Dezente, sehr zurückhaltende Süße in der Basis durch Tonka und Amber “light”. Und immer noch dieses frisch-kühle, schwebende Holz bis zum Schluss. Kühl, melancholisch ist der Duft wie jener erste und letzte Anblick des Meeres im Film. Etwas artifiziell, wie die utopische Vorstellung des Himmels. Und jung, sehr jung.

Über die kitschige Werbung/den Flakon mag man hinwegsehen wie über manche Filmdetails. Im Übrigen finde ich den Flakon mit seinem Adler auf dem wellenförmigen Muster von der Assoziation mit der Himmel-Meer-Berührung gar nicht fern :)

Heaven war einer jener Herrendüfte, die ich mir damals in der Parfumerie immer aufgesprüht habe. Einer von denen, die ich jetzt als Minis hüte. Natürlich punktet er auch bei mir mit Nostalgie. Dennoch, obwohl ich nicht sehr viele aquatische Düfte und geschätzt genauso viele solcher Filme mag, bleiben besonders die beiden in Erinnerung – Chopard's Heaven und Knockin' on heaven's door. Mehr als gelungen.

...”You have never been to the ocean? Then, you'd better run... You're running out of time... In heaven, it's all they talk about – the ocean...”
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