Lilibeth

Lilibeth

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 20
Lilibeth vor 8 Jahren 20 6
5
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Upps – I did it again … oder: Wer schleicht denn da durch die Hintertür?
Ted Lapidus' White Soul brauchte bei mir einen Jahreszeitenwechsel und mehrere Tests aus einem netterweise von einer Parfumo zu einem Kauf mitgelieferten Testflakon um sich von:
"O.k. kann ich bei Gelegenheit mal aufbrauchen" über:
"Ach, ist doch besser als ich es in Erinnerung hatte" bis zu
"Eigentlich ein toller Allrounder" zu mausern.
Und wurde schließlich hier im Souk gekauft. Wieder einmal von Parfumo verführt sozusagen ;)

Natürlich kauft kaum eine Frau einen Duft, weil er so schön preisgünstig ist, aber mich freut es doch, wenn ein Duft, der mir zusagt, nicht lange Ansparphasen voraussetzt. In dieser Hinsicht ist White Soul vorbildlich ;) günstig.

Der Flakon ist nicht unelegant, aber sicher kein Meisterwerk. Er ist eher von zeitloser Durchschnittlichkeit und landet unter stilistischen Gesichtspunkten betrachtet im Mittelfeld vergleichbarer Designs. Spitzenplatzierungen vergebe ich allerdings den wenigsten opaken Flakons, meine fehlende Begeisterung ist einer Vorliebe für zumindest teilweise transparente Duft-Container geschuldet.

Der Duft von White Soul ist nicht so signifikant wie es beispielsweise einst "Poison" oder "Opium" waren, die eine Duftnote sofort mit einem Namen verbinden konnten, aber das muss kein Nachteil sein.

White Soul hüllt in eine feine Pudrigkeit mit einem Hauch Restsüße, die Zutaten emalgamieren perfekt zu einer Wolke, die vielleicht nicht weiß, aber eben auch nicht pink daherkommt. Merkwürdigerweise denke ich, ich könnte auch etwas Vanille erschnuppern, aber laut Inhaltsliste muss es sich dabei um eine – wenn auch angenehme – Sinnestäuschung handeln. Das ist vielleicht auch der Gemengelage der vielen Komponenten geschuldet, die sich einzeln kaum herausriechen lassen. Wer also nach einem stark definierten Duft sucht, wird von White Soul möglicherweise enttäuscht sein, wer aber einen Duft für viele Gelegenheiten auftragen möchte, der unaufdringlich in wohltemperierte Femininität hüllt, ohne Ecken, ohne Kanten und ohne Allüren, der ist mit White Soul gut aufgestellt.

Die Sillage ist gut, die Haltbarkeit unterschiedlich: auf der Haut deutlich für einige Stunden wahrnehmbar, im Haar wesentlich länger wirksam. Damit lässt sich gut dosieren, wie lange der Duft beispielsweise ein dezenter Tagesbegleiter oder ein intensiverer Compagnon der Nacht sein soll.

Für einen preiswerten Duft bietet White Soul eine Menge für alle von uns, die pudrige, weiche Düfte für den Alltag bevorzugen. Ein weiterer Vorzug dürfte sein, dass der Duft keine Altersvorgaben macht: Passt zu jungen Dingern wie zu alten Schachteln ;)
6 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 5 3
Weißes Rauschen und Black Cashmere
Vor einer Weile bekam ich von einer freundlichen Parfuma neben einer großzügig bemessenen Abfüllung noch die Probe eines Weihrauchduftes. Und zu meiner Überraschung gefiel mir diese Duftrichtung. Irgendwann konnte ich eine Abfüllung von Black Cashmere ergattern.

Black Cashmere – ein Name, der nicht ganz passt. Schwarz, weich? Nein.

Black? Dunkel ja, aber eher wie ein aschengraues Bett über glühenden Kohlen.

Schwelend, schweifend, schwebend streicheln feinste Partikel die Nasen, Staubkörnern im Lichte gleich. Aber sie tragen Würze mit sich, nahe am Kratzen, aber eben nur nahe. Nelkenaromen schieben sich zwischen die rauchigen Moleküle, süß, schwer und in dunklem Violett.

Cashmere? Hier eher Herkunftsbezeichnung, Verweis auf Natur, auf einen heimlichen Ort der Amalgamierung, der Verbindung, des Übergangs, nicht auf die schmeichelweiche Wollart. Nein, dieser Duft ist nicht sanftmütig, nicht streichelzart – er streift Grenzen, triggert Widersprüchliches, tanzt barfuß auf dem Himalaja sozusagen. Ganz da und doch nahe am Schmerz. Gut, Letzteres ist übertrieben, aber es gibt die Richtung vor;)

Um den Duft alleine zu tragen, reicht mir seine Ambivalenz nicht, fehlt mir Varianz, fehlen mir Widersprüche, vielleicht etwas mehr Frucht, etwas mehr Süße, etwas mehr Frische – als Andeutung oder als Flirt. Zu ruhig vielleicht.

Und so habe ich ein wenig mit Black Cashmere experimentiert, angeregt durch das Prinzip hinter Al-Kimiya, vorsichtig gelayert und – voilà – BC eignet sich ganz wunderbar dafür!

Je nach Laune als hauchfeines Bouquet für Mächtigeres oder als starker Halt eines flüchtigen Dufts zeigt sich BC als ausgesprochen vermittelbar. Intensiviert. Kultiviert. Feine Sache!
3 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 1 3
3
Duft
Autsch – das beißt!
Monate ohne Regen, die Bäume werfen jetzt schon ihre Blätter ab, zeigen kahle Äste, an denen in diesem Jahr kein leuchtendes Herbstlaub zu sehen sein wird. Wiesen, so braun wie die staubige Erde zwischen den eingetrockneten Grasbüscheln. Ich warte seit Wochen auf einen ergiebigen Sommerregen, der die leeren Grundwasserspeicher füllen kann – indes: vergebens. Hin und wieder wenige Milliliter, die kaum mehr sind als der besagte Tropfen auf dem heißen Asphalt einer Großstadt …
.
Und die nächsten Tage sollen neue Hitzerekorde bringen. Ich bin auf dem Weg in ein Einkaufszentrum, mir eine große Pappkiste zu besorgen, mit deren Seitenteilen ich einige der Dachflächenfenster abdecken will, damit Sonne und Hitze draußen bleiben, die Wohnung belebt bleiben kann. Ich habe Erfolg, eine Super-Gefrierschrank-Kühlschrank-Kombination liefert ausreichend große Stücke. Doch der Weg zum Auto muss warten. Endlich! Eine schmale Schlechtwetterfront spendet ein wenig kostbares Nass, kaum genug für alles Grüne, aber doch zu viel, um einen Pappkarton hindurch zu tragen.
.
Ich sehe mich um. Drogerie-Abteilung. Damendüfte. Hmmm. Nichts Spektakuläres. Ich sprühe einige der Düfte in die Luft mangels Teststreifen und entscheide mich für Betty Barclays Sheer Delight auf dem rechten und Woman 2 auf dem linken Handgelenk. Mustere die Regale, beobachte die Menschen, die durch den Laden laufen, vorne die Lebensmittel, hinten die Elektrowaren, zwischendrin Kleidung – wer will, kann hier eine passable Grundausstattung für Notfälle bekommen. Schnuppere am Handgelenk. Huch, alles weg. Wenn ich Zuhause noch etwas riechen will, brauche ich wohl einen zweiten Sprühstoß. Noch nicht deutlich deutlicher. Ich drücke noch einmal auf die Sprühköpfe der Tester. O.k., das sollte reichen.
.
Wie erwartet, hat der Regen inzwischen nachgelassen, einige Tropfen noch, aber nichts, was dem Pappkarton gefährlich werden kann. Wie ein Schild trage ich die zwei Meter hohen Wellpappenteile neben mir, ernte belustigte Blicke, als ich die Kasse passiere – die Pappe zwischen mir und der Kassiererin, bis ich hinter meinem Karton hervorluge und zurücklächle.
.
Schon im Auto wird klar: Was an Regen zu wenig war, ist an Duftwasser zu viel. Stechend liegt der Geruch in der Nase, und wenig charmant. Ich habe bereits genug, als ich vom Parkgelände des Einkaufszentrums fahre. Immer wieder versuche ich während der Fahrt, ob nicht das eine oder das andere Handgelenk mich mit einem gefälligeren Duftverlauf besänftigen kann, aber es bleibt, wie es ist: billig, stechend, undefinierbar.
.
Zuhause führt mein Weg zum Rechner, ich sehe mir die Inhaltstoffe an, versuche zu ergründen, wie sich der Dufteindruck zusammensetzt, wie aus so charmantem wie Zitrone, Maiglöckchen und Pfingstrose ein so chemischer Duftcocktail werden kann, der sehr an irgendein zusammengebrühtes Kölnisch Wasser erinnert. Oder andere Duftwässer, die meine Großmutter zum Desinfizieren verwendete, wenn wir Kinder mal wieder mit aufgeschlagenen Knien von draußen kamen.
.
Im Duftverlauf verliert sich allmählich etwas des stechenden Eindrucks, aber meine Nase hat genug davon und der leise Hauch, der bleibt, verursacht Kopfschmerz.
.
Tapfer ziehe ich Handschuhe und Stulpen als Geruchsstopper über und warte, wie der Duft sich nach zwei Stunden entwickelt. Besser. Tiefer. Pudriger. Weicher. Aber nicht gut genug, nicht pudrig genug, nicht weich genug, dafür die Folter des Anfangs ertragen zu wollen. Neulich habe ich einen anderen "preiswerten" Duft getestet – sicher geschmacklich fragwürdig, aber bei weitem nicht so danebengeraten wie Sheer Delight. Sorry, Betty, Sheer Delight und ich trennen uns: Ich wasche erleichtert beide Handgelenke und bin froh, als nach einer Weile die Kopfschmerzen nachlassen.
3 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 11 6
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Auf dem Weg zur Selbstoptimierung … in die Gemüsesuppe gefallen.
Der Duft Knowledge von Geza Schön und der Ruhr Universität Bochum soll ja weder bewusst noch unbewusst Emotionen triggern, sondern vielmehr über die Körperchemie Einfluss auf unser Wohlgefühl mit uns selbst nehmen. Einmal davon ab, dass es eine fragliche Leistung ist, ein Parfum zu kreieren, dass genau das macht, was wir an Babyfläschchen wie Schweineschnitzeln fürchten, nämlich auf den Hormonhaushalt einwirken (nein, der Duft enthält kein ­Bisphenol-A und auch keine östrogenen Stoffe ;) – ist der Duft mit dem erklärten Ziel komponiert worden, uns entspannter und zugleich energiegeladener zu machen. Wissenschaftlern zufolge ideale Voraussetzungen für individuelle Hochleistungen.
.

Aber wie riecht er denn nun, der Selbstoptimierungsduft von RUB? Wie andere hier bereits geschrieben haben, startet das Duftwässerchen mit ­einer frischen, vielleicht allzu frischen Gemengelage aus Zitrone und Mandarine – eine Wahl, die auch viele ­Haushaltsreinungsmittelhersteller getroffen haben. Diese Ausrichtung ist meines Erachtens als Geruch verzichtbar, da gibt es feinere, elegantere oder auch besser definierte Noten anderswo.
Dieser Geruch wird leicht von einer süßlicheren Blüte – vermutlich das Geraniol – unterwandert, die aber leider nie die Vorherrschaft erreichen kann.
.

Nach einer Weile entwickelt der Geruch dann bei mir eine seltsame Hinwendung zum Vegetarischen: Es duftet definitiv nach Staudensellerie. Ich fand dies so verwunderlich, dass ich es zunächst für einen Wahrnehmungsfehler meinerseits hielt und einen weiteren Test für den nächsten Tag anberaumt hatte. Same, same, not different. Eindeutig apartes Suppengemüse (dankenswerterweise ohne Zwiebeln).
.

Diese Note herrscht bei mir lange vor, bevor sich dann eine angenehme, aber ganz und gar gewöhnliche Basis mit Wärme und einer Spur Herbheit breitmacht.
.

Dauer des Experiments: 4 Stunden.
.

Und die Sinne? Bin ich entspannter? Bin ich energischer? Bin ich verführerischer? Lasse ich mich leichter verführen? Die Antwort auf die letzten beiden Fragen muss ich leider schuldig bleiben. Mein Freund findet mich ohnehin attraktiv und vice versa und andere Versuchsobjekte befanden sich wohl offensichtlich nicht in Geruchsweite, denn ich wurde nicht angefallen ;)
.

Der Flakon ist unspektakulär modern designt und dem niedrigen Preisniveau entsprechend wertig. Der Umkarton ist allerdings eine Wucht. Ich weiß nicht, ob Herr Schön und die RUB eine 300-ml-Ausgabe planen mit einem dreimal so großen Flakon und daher schon den Umkarton in ­unisize haben herstellen lassen, aber wer noch keine Kiste für allerlei Krimskrams hat, hat dann eine. In einem dunklen Blau. Ist o.k. Krimskrams fällt immer mal an.
.

Alles in allem kein Duft, der sich mir aufgrund seiner sinnlichen Qualitäten aufdrängt, in mein Beuteschema passt er eher weniger und die nachgesagten Effekte lassen sich wohl kaum wissenschaftlich evaluieren, oder, Herr Schön?
.

Der Duft besitzt für ein Eau de Toilette eine im Rahmen bleibende Sillage und die Haltbarkeit tendiert eher zum unteren Ende der Skala. Aber voilà – ich besitze einen ­Wissenschaftsduft :)))
6 Antworten
Lilibeth vor 9 Jahren 11 1
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Magie des Augenblicks – Mandelblüten, die sanft auf grüne Wiesen fallen …
Instant Magic – augenblicklich war auch ich bezaubert von diesem perfekt abgerundeten alterslosen Duft.

Ja, er ist ohne Ecken und Kanten, kein Deut Aggression, ­alles sanftes Wohlgefallen. Die Wolke in einem rosenblattweichen Rosé, ­die umhüllt wie ein Kaschmirschal, ist eher für die Stunden und Tage gedacht, an denen man Zweifel, Widersprüchliches und Widerborstiges hinter einem traumtänzergleichen Dahingleiten zurückstellt und genießt. Was immer das Leben bieten mag. Eine ruhige Stunde, bevor die Gäste kommen, die Frische eines Sommermorgens, das Bild im Spiegel im neuen Kleid, ein Telefonat mit einem fernen Freund …

.

Dieser Duft ist eher beharrlich, denn laut, eher wogend als kitzelnd und eher Klischee als Avantgarde. Aber damit genau richtig für lebensfrohe Teenager und altersmilde Damen, für Kleider, kombiniert mit Westernstiefeln, und helle Perlenketten. Dieser Duft ist eine freundliche Umarmung, die niemanden ausschließen will. Für manche Gelegenheiten mag das zu harmonisch sein, nicht heiß genug, nicht cool genug, nicht exaltiert, nicht vehement, nicht herb genug. Doch dann greife ich eben zu einem anderen Duftelixier, lasse den Flakon mit dem mädchenhaften Weltumarmungsduft einfach ungenutzt. Bis zum nächsten Mal, wenn mir nach einem wohlkomponierten Geruchsschleier ist, der die Welt ein klitzekleines bisschen mehr rosa erscheinen lässt. Und die Trägerin vielleicht auch.

.

Und weil er wohl nicht mehr hergestellt wird, habe ich mich, nach dem Kauf einer Abfüllung, dort eingereiht, wo andere vor mir schon sind – bei den Hamsterkäuferinnen – und schnell noch einen der letzten Flakons gekauft. Man weiß ja nie, wie viele magische Momente das Leben noch bereithält. Es ist gut, darauf vorbereitet zu sein.
1 Antwort
6 - 10 von 20