MichaNase

Wer kennt es nicht, man wacht morgens auf und denkt sich: In Corona-Zeiten wird mal wieder was Neues ausprobiert. Also bei Marlou günstig die drei Düfte bestellt. Der Tragbarste ist für mich Poudrextase. Er ist eine sehr leicht pudrige, leicht animalische Rose. Ich habe diesen gleichen Akkord schon einmal gerochen. Und zwar bei 1 Million - Absolutely Gold (das Original 1 Million kann ich mich nicht bewusst erinnern, schonmal gerochen zu haben). Bei den Rezensionen zu 1 Million - Absolutely Gold gab es Meinungen, dass der Duft etwas zu weiblich floral wäre oder nach Urin stinkt. Als animalisch wird der Duft nicht qualifiziert (bei Fragrantica allerdings schon), was wohl daran liegt, dass entweder niemand einem Rabanne-Mainstreamer Animalik zutraut oder die Nischeure hier den Duft einfach verpasst haben. Oder man erwartet einfach, dass ein Nischenhaus dann eben extrem animalisch sein MUSS, steht ja dort im Programm.
Ich finde beide Düfte, Poudrextase und 1 Million - Absolutely Gold ähnlich animalisch und floral, wobei Poudrextase noch etwas animalischer und floraler ist. Allerdings fehlt auch die Ausschmückung und Einbettung von 1 Million - Absolutely Gold, was Poudrextase etwas nackig und entblößt und auch etwas weiblicher wirken lässt.
Dennoch mag ich ihn!

Jeanette stand vor dem Spiegel. Sie hatte sich ihr Kleid mit dem Leopardenmuster angezogen. Auch wenn sie schon über 40 war, ihre Figur hatte sie gut gehalten. Sie zupfte ihr Kleid zurecht, bis alle Falten verschwunden waren.
Nun war das Maskara dran, das sie routiniert auftrug. Danach das Parfum. Der Duft, der ihr in die Nase stieg war künstlich, süß und fruchtig (und dennoch etwas holzig) und erinnerte sie an Emily Erdbeer aus ihrer Kindheit. Das war lange her, viel war seit dem passiert und sie wischte ihre Erinnerung beiseite.
Jeanette warf sich den Kunstpelzmantel um und nahm den letzten Schluck Sekt aus dem Sektglas, um sich in Stimmung zu bringen.

Dann stöckelte sie hinaus und schloss die Wohnungstür hinter sich.

Dieser Duft ist für Manfred, den Zombie. Gerade wieder aus dem Grab gestiegen, schafft er sich immer mehr Konkurrenz, wenn er Hunger hat und wieder einen Menschenkerl beißt. Daher braucht es neue Wege um eine Zombina zu beeindrucken.

Dies macht er nun, indem er duftet, und zwar nach Halloween Man X. Hupps, da müssen wir aufpassen, dass der Finger nicht abbricht, wenn der Sprühkopf betätigt wird und schwupps entfleucht dem schön gestalteten Flakon eine Parfümwolke. Moderne Synthethik für den modernen Zombie. Künstlicher Kardamom? Zitrone? Ziemlich generisch, aber verfliegt auch wieder schnell.

Dann kommt eine muffige Note, das soll wohl Leder mit Kaffee sein. Beides ist ein so synthetischer Nachbau, dass es in Kombination die olfaktorische Repräsentation folgenden Geschmacks ist: Man ist gerade beim Zahnarzt, hat gerade Zahnstein entfernt bekommen, es ist noche etwas Blut im Mund und man spült aus.
Der Duft ist absolut adstringierend.

Manfred ist sich sicher, dass die Zombinas drauf stehen. Solang ihnen die Beine noch nicht weggefault sind jedenfalls.

Für mich ist Halloween Man X nix, mehr als einmal voll probetragen ging nicht, dann setzte bei jedem weiteren Versuch der Abwaschzwang ein, weil mir übel wurde. Ich finde die animalischen Musc Ravageur oder Lui von Mazzolari leichter, angenehmer und tragbarer. Schade um die petrochemischen Rohstoffe.

Beim Schreiben dieses Artikels wurden keine Kürbisse verletzt. Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Layton ist für meine Nase ein seltsamer Geselle. Egal wie stark ich mich damit bedufte, ich nehme immer nur einen Hauch war. Egal ob ein Hauch der Sillage in meine Nase fliegt oder ob ich direkt an der aufgesprühten Stelle schnüffele.

Das Opening ist irgendwie unharmonisch, Gewürze und etwas Süße. Apfel rieche ich aber nur, weil ich hier gelesen habe, das Apfel drin sein soll. Ich kann verstehen, dass hier einige etwas mentholiges riechen, das scheint die Kombination der Gewürze mit der Säure zu sein. Das klingt aber schnell ab.

Nach mehrmaligem Tragen kann ich auch verstehen, dass man Apfel und Kuchen herausriecht. Bei mir ist es allerdings nur dann der Fall wenn ich mich darauf konzentriere und direkt an der aufgesprühten Stelle rieche. Hauptsächlich rieche ich Gewürze, Holz und Süße. Was sich nahtlos bis in den Drydown fortsetzt.

Die Sillage und Haltbarkeit sind extrem lang, denn den ganzen Tag kommen mir immer kleine Duftwölkchen entgegen. Allerdings ist der Duft für mich das genaue Gegenteil von intensiv. Er ist für meine Nase so supermild, dass ich ihn kaum mitbekomme. Dafür ist er mir dann zu teuer.

In einer Zeit, in der die Geschäfte noch offen hatte, begab ich mich nach ausführlicher Lektüre des Parfumo-Forums zum Türkisen um Ultramale zu erschnüffeln.

Also dorthin gegangen, Flakon gepackt und auf den Handrücken gesprüht. Kurz gewartet und gerochen. Dann nochmal geschnüffelt. Und plötzlich taucht aus dem hintersten Eck meiner Erinnerungen ein Bild auf. Es muss in den frühen 90igern gewesen sein. Ich male als Kind mit Filzstiften, die gleichzeitig noch verschiedene Gerüche hatten. Es waren die Stifte von der Nachbarstochter. Ein Stift roch nach Erdbeere, der andere nach Banane. Extrem künstlich, so dass mir selbst als Kind klar war, dass das nicht gesund sein konnte. Bei einem Stift konnte ich aber nicht rausfinden, nach was er denn riechen sollte.
Forward to today: Da ich wusste, dass Ultramale Birne enthält, ging mir ein Licht auf.

Den Filzstift, dessen Duft ich damals nicht erkennen konnte, sollte nach Birne riechen! Er roch genau wie Ultramale. Ok Ultramale hat noch ein paar andere Komponenten, aber die Birne war unüberriechbar. Da musste ich plötzlich Lachen, erstens weil mir die Erinnerung völlig entfallen war und zweitens, weil ich nicht nach billigem Filzstift riechen wollte. Im Übrigen sind diese Stifte total schnell ausgetrocknet und waren dann nicht mehr verwendbar.

Ich habe mir hier im Souk dennoch eine Probe zur Überprüfung zusenden lassen. Damit ich in Gedanken wieder in die Vergangenheit reisen kann.