Michelangela

Michelangela

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81 - 85 von 85
Michelangela vor 12 Jahren 20 11
2.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Die Spionin, die übern Teich kam .... oder die Stunden mit Billy Ray aus Alabama
Nach langer Beobachtung und etlichen Recherchen ist es nun soweit und ich lasse mich auf "Agent Provocateur" ein. Ein verschweißter OF davon thront schon seit einiger Zeit in meinem Duftschrank, doch ich hab mich noch nicht so richtig getraut, die anmutende schwarze Verpackung aufzureißen, da der knatsch-rosane Flakon irgendwie eine Assoziation zwischen Barbie und Matrjoschka (Babuschkapuppe) in mir hervorruft.
Ich habe mir also nun eine Probe zukommen lassen und stürze auf die vermeintlich provozierende Agentin.
~
Ein paar Tröpfchen auf den Handrücken, Augen schließen und meine Reise beginnt:
Wir schreiben das Jahr 1982: Ich befinde mich in einem billigen Motel nahe der Küste California´s, direkt an der Route66. Über meinem Kopf dreht sich quietschend ein Deckenventilator. Es ist drückend heiß und ich spüre, wie mein Kunstleder-Minirock am Körper klebt. Draußen hallt die krächzende Musik von der Musikbox im Truckstop herein. Billy-Ray nimmt eine Dr.Pepper Cola aus der Papiertüte, öffnet sie und reicht sie mir. Ich trinke einen kräftigen Schluck des lauwarmen, klebrigen Cola-Kirsch-Gemisch´s und mustere ihn. Er trägt unter seinem schlechtsitzenden Anzug ein sattrosanes Hemd aus Polyester und dazu Cowboystiefel. Sein breites Grinsen ziert das gerötete Gesicht, welches von einer altmodischen Haartolle gekrönt wird und ich frage mich gerade, was mehr an ihm glänzt: Seine Haut, die makellosen Jacketkronen oder die fette Goldkette an seinem Hals. Als er sein Jackett auszieht, zieren feuchte Flecken an den Achseln sein Hemd und das Tattoo mit einer großen roten Rose und dem Schriftzug "Betty my Love" erscheint über der protzigen Golduhr auf seinem Unterarm.
Er hat sich hier in L.A. niedergelassen und verkauft Gebrauchtwagen für Mr Pillahan, hat er mir erzählt und normalerweise macht er „sowas“ ja nicht.
Noch ein nervöser Zug, dann drückt er seine Zigarette im Aschenbecher aus und nimmt mich in seine schwitzigen Arme. Wir lassen uns aufs Bett fallen......
~
Einige Stunden später schleiche ich mich verstohlen aus dem Motelzimmer, in dem Billy-Ray erschöpft und genüßlich schnarcht. In meiner rechten Hand halte ein paar Dollar Scheine und in der linken die Kamera mit den Beweisfotos für seine Frau, Betty. An meinem Körper haftet trotz Katzenwäsche (Dusche gabs nicht) noch lange eine schale Duftmischung aus Lust, Schweiß, Polyester und Rosen.
Auftrag ausgeführt!
~
Fazit:
„Agent Provocateur“ ist kein gefälliger Duft. Er hat was, keine Frage! Die synthetische muffige Rose knallt direkt zum Auftakt in die Vollen und danach kann ich leider keinen großartigen Duftverlauf vernehmen. Eine latexartige Plastiknote bleibt immer dezent im Hintergrund und es gesellt sich mit jeder Minute noch eine dreckige, ja tatsächlich organisch menschliche Note dazu, die diesem Duft einen gewissen Reiz verleiht. Also, wenn ich das Kind beim Namen nennen soll: AP ist richtiges Nuttendiesel. Schwülstig, schmuddelig, rosig und tatsächlich ungemein sexy, wenn auch auf eine sehr primitive Art.
Eine provozierende Agentin, lasziv und schön, wie man sie aus den Bond-Streifen kennt, kann ich damit leider nicht verbinden. Vor meinem olfaktorisch inspirierten geistigen Auge erscheint die als Prostituierte getarnte, schon etwas abgetackelte Privatdetektivin, die es mit Billy-Ray, dem schmierigem Gebrauchtwagenhändler aus Alabama, in einem billigen Motel treibt, um der betrogenen Ehefrau auftragsgemäß Beweisfotos liefern zu können.
Hier überrascht mich kein fesselnder "007"Streifen mit Special-Effects und raffiniert eingebauter Erotik, sondern nur ein drittklassischer Detektivfilm aus den frühen 80ern ...
Gleiche Hintergrundmotive aber eben auf einem ganz anderen Niveau!
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Ob ich den Duft mag? Hmmm, das "Verrucht-Schmutzige" fasziniert mich, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich in der Öffentlichkeit tragen möchte. Dazu hat er mir zu wenig Raffinesse und präsentiert sich zu plump. Vielleicht teste ich ihn nochmal ganz privat zuhause, als Lockstoff, um Hase zu "provozieren"...
"Agent Provocateur" duftet für mich auch gar nicht "englisch" sondern so richtig "herrlich amerikanisch".(Obwohl es ja definitiv um eine britische Schöpfung handelt.)
Ein bißchen billig, ein bißchen schmutzig und sehr rosig ... "dirty stuff" eben!
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Infos zum Begriff "Agent Provocateur":
(frz. ‚provozierender Agent‘, Lockspitzel) bezeichnet man eine Person, die üblicherweise im Auftrag des Staates einen oder mehrere Dritte zu einer gesetzeswidrigen Handlung provozieren soll. Im weiteren Sinne wird damit auch ein Handeln bezeichnet, das durch die gezielte Vortäuschung oder auch Provokation einer ruchbaren Handlung die Stärkung der eigenen Position und die Legitimation für einen Eingriff anstrebt

(Quelle: Wikipedia)
11 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 16 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
„Oscarverdächtige Anmut”
Es freut mich immer wieder, zu einem Duft zurückzukehren, den ich schon in frühen Jahren geliebt habe.
So mancher aber, ist inzwischen nicht mehr zeitgemäß und dient eher zu nostalgischen Zwecken, als daß ich ihn tragen würde.
Ausgenommen sind natürlich Klassiker und solche, die eigentlich das Zeug zum Klassiker haben. Düfte, die durch ihre ausgewogene Komposition und zeitlose Eleganz in jede Epoche passen.
Dazu gehört "Oscar" von Oscar de la Renta.
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Der Auftakt von "Oscar" beginnt direkt cremig. Harmonisch fügen sich floral-fruchtige Akzente mit einem gekonnten Tick Würze in das weiche Bett der Gardenie ein. Der Duft schmiegt sich sofort an und legt sich auf die Haut, als wollte er augenblicklich mit ihr verschmelzen. Die Creme zieht ein und ein hauchfeiner Puderschleier legt sich über die Blütenpracht, welche im Herzen "Oscar´s" erwacht. Die einzelnen Komponenten verschmelzen miteinander und ergeben eine unbeschreiblich weiche und saubere Note, die mich nicht wirklich an ein Parfum im Sinne dessen erinnert. Mehr eröffnet sich mir das Bild einer Cleopatra, die sich nach einem ergiebigen Bad in Eselsmilch und edlen Essenzen auf ihrem Lager niederläßt. Es entsteht eine unwillkürliche Selbstverständlichkeit an luxuriöser Reinheit und weiblicher Eleganz. Dieser zarte Puderschleier könnte imaginär in diesem Moment aus einem Reibeblech einen Pfirsich machen, so zart und weich gleitet er über die Haut.
Trotz aufkommender Romantik gibt die feine, leicht ätherische Herbe des Lavendels dem Duft ein ausgewachsenes und erwachsenes Statement. In der Basis kommt der Lavendel noch einmal deutlich auf Hochtouren indem er sich mit den holzig-würzigen Komponenten verbindet und einen trocken und sehr geschmeidigen Drydown bildet.
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Fazit:
Es handelt sich bei "Oscar" um eine perfekt gelungene Kompsition, die sehr elitär und nobel wirkt. Die Silage ist zart aber dennoch gut wahrnehmbar und die Haltbarkeit läßt keine Wünsche übrig.
Dieser Duft "kann" täglich getragen werden. Jedoch nicht zu jeder Gelegenheit und nicht von jedem Typ.
"Oscar" ist anmutig und schön, dabei zeigt er sich angepasst und absolut ausgewogen. Nichts eckt an oder sticht hervor. In meinen Augen ein Meisterwerk perfekter Harmonie.
Natürlich ist "Oscar" demnach auch nicht aufregend oder provokant. Dieser Duft ist weder sexy noch dominant. Hier begegnen wir einfach nur purer Eleganz und Noblesse einer Frau, die offen und ehrlich ihre weiche Seite zeigen kann.
Ein wundervoller Duft, bei dem ich einfach nur "Frau" sein kann, nicht schlau, nicht cool, nicht sexy, ..... einfach nur "Frau"! Ich liebe diesen Duft!
~
"Oscar" wurde von den üppigen Gärten Santa Domingos und besonders vom berauschenden nächtlichen Duft der Ylang-Ylang-Blüten aus Oscar de la Rentas Kindheit inspiriert und soll den Inbegriff von Weiblichkeit und Raffinesse, gepaart mit der romantischen Seite einer jeden Frau verkörpern.
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HINTERGRUND-INFORMATIONEN:
Oscar de la Renta arbeitete in seiner Lauffbahn für Balenciaga, Castillo, Arden und Balmain. Doch schon 1965 begann er seine eignene Mode zu verkaufen und 1977 stellte er seinen ersten Duft "Oscar" vor, mit dem er sich den Jugendtraum, ein eigenes Parfum zu creieren, erfüllte. "Oscar" erhielt 1978 den FIFI Award. Heute wird der Modedesigner von Kritikern zu den einflussreichsten Modeschöpfern des 20. Jahrhunderts gezählt. Er kleidete Damen des weißen Hauses wie Jacky Kennedy, Nancy Reagan, Hillary Clinton und Barbara Bush ein. Sein Gespür für weibliche Noblesse und Eleganz ist vortrefflich. Sein Markenzeichen: Pure Eleganz!
Eine Robe von Oscar de la Renta schmiegt sich an seine Trägerin wie eine zweite Haut und betont damit ihre Schönheit in einer absolut atemberaubenden Weise. Sie unterstreicht somit die Persönlichkeit und den Charakter seiner Trägerin.
Ebenso wie sein Signaturduft: "Oscar".
~
Oscar de la Renta gewann zwei Mal den "Award des Council of Fashion Designers of America" für seine Damenmoden in den Jahren 2000 und 2007*, in letzterem* feierte er auch den 30. Jahrestag von "Oscar" mit einer limitierten Edition.
5 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 33 10
7.5
Flakon
7.5
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7.5
Haltbarkeit
10
Duft
„Rosen für die Tochter des Feuers”
Als Jean-Paul Guerlain Nahéma erschuf, taufte er es nach einer Prinzessin aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht ~Die Tochter des Feuers~.
Die Inspiration dieses Parfum zu kreieren erhielt er aber von Catherine Deneuve.

Bei diesen beiden Figuren handelt es sich um eine doch ausgesprochen zwiespältige Kombination. Zu einem die orientalische Prinzessin mit mandelfarbener Haut und "aux contraire" die kühle blonde Schönheit mit der puren Verkörperung von Eleganz.

So begegnet mir auch Nahéma in seiner Duftkomposition. Ich erkenne deutlich orientalische Züge und dennoch empfinde ich diesen wundervollen Duft als nahezu orgastisch balsamigen Blütenrausch. Ich begegne romantischer Exotik gekoppelt mit hochkarätiger Noblésse.

In der Kopfnote finden sich außer den beschrieben Komponenten noch Calycanthus (ein lorbeerartiger Gewürzstrauch). Der Name ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet Kelchblüte. Der Auftakt gibt sich würzig-fruchtig und die Rose ist vom ersten Augenblich an unverwechselbar präsent. Es ist ein kräftiger, unsüßer Start, der sehr betörend wirkt und lange anhält.
Nach einer gefühlten halben Stunde nimmt die Rose geschmeidigere Züge an lässt auch die anderen Blütennoten im gemeinsamen Duftreigen tanzen. Eine wohlig weiche Süße spielt sich ein und ich erahne hinter dem Blumenrausch noch eine dunkelgrüne Wand, die den Duft zu stützen scheint. Die Komposition ist sehr harmonisch und erreicht eine ungemeine Tiefe. Wundervoll! In diesem Moment verschwimmen die Bilder von Catharine und der Tochter des Feuers und ergeben ein Ganzes. Sie verschmelzen ineinander und bilden das strahlende Herz von Nahéma. Mystik gepaart mit königlicher Eleganz.
Ein dunkles Balsam aus Hölzern, Vanille und grünen Akzenten zieht die Blütenfülle in seinen Bann und die Rosenblüten verschließen sich zu Knospen.
Dieser Genuss ist über mehrere Stunden wahrnehmbar und wenn das Strahlen versiegt, schmeichelt die rauchige Dämmerung noch auf der Haut, bis die Nacht einbricht.

~
Fazit:
Nahéma ist ein sehr gehaltvoller Florientale, bei dem die Königin unter den Blumen, die Rose, die Hauprolle spielt. Bei diesem Duft handelt es sich um eine wirklich großartige, opulente Komposition, die einen ebenso großen Auftritt sucht. Nichts für den täglichen Gebrauch, Büro oder lockere Freizeitvergnügen.
Das Ambiente, sowie auch Kleidung und Anlass sollten darauf abgestimmt werden, damit er zur vollen Geltung kommt.

Ganz privat, zum Genießen hingegen, ist er Rosenbalsam für die Seele und ein kurzer Ausflug in die paradiesischen Gärten und Paläste von Tausendundeiner Nacht....
.....einfach wundervoll!
10 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 15 7
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
An Tagen wie diesem ....
Es gibt Tage, an denen fühl ich mich einfach nicht als Ganzes. Meine Füße stehen nicht fest auf dem Boden; ich bin weder heiter noch richtig traurig. Es ist ein Schwebezustand im Nichts, direkt unter dem bewölkten Himmel und über einer großen Schlucht. Keinen Moment lang läßt sich erahnen, was wohl kommen mag. Öffnet sich die Wolkendecke und läßt die Sonne hindurch oder stürze ich hinab in die Schlucht. Ich weiß es nicht. An Tagen wie diesen fühle ich mich leer und rastlos; an Tagen wie diesen ist "Juste un Reve" mir ein guter Begleiter.
~
Auch bei "Juste un Reve" habe ich das Gefühl, hier entwickelt sich ein Halbes, kein Ganzes. Blauer Himmel und ein Auftakt verwirrter Fruchtigkeit, den ich gar nicht mit dem Begriff Parfum verbinde. Es ist ein ansprechender Hauch dessen, was einem manchmal unterwegs begegnet, das man aber nicht wirklich einordnen kann. Es duftet zwar angenehm, aber nicht angenehm genug, um die Ausschüttung von Endorphinen anzukurbeln. Irgendwie bleibt man damit in einer Art "neutralen Zone". Es könnte die Saftbar an der Ecke sein, die diesen Duft verströmt oder der Süßwarenladen mit einer neuen Sorte Kokos-Mango-Konfekt in der Auslage; doch genauso könnte auch ein Putzmittel riechen, dessen Duft nun vom feuchten Boden hinauf in die Nase strömt....
Einen Moment stehenbleiben und annehmen, reflektieren, um dann festzustellen, daß sich keine Zuordnung findet. Am blauen Himmel bildet sich ein Gemisch aus quellenden und ziehenden Wolken. Zurück bleibt ein Gefühl der Ratlosigkeit und genau dieser Zustand, der den Duft nun mit dem Einklinken von Jasmin und Tubereuse umschwenken läßt. Damit gewinnt er ein wenig an Halt und bekommt eine süßlich-blumige Schwere, die ihm Präsenz verleiht. Die Verwirrung neigt sich nun zu einer gleichgültigen Gelassenheit oder eher schon Melancholie. Wolken ziehen sich am Horizont zusammen und eine fast erdrückende Schwüle legt sich über den Duft. Der Creme-Effekt stellt sich ein und läßt "Juste un Reve" in ein unspektakuläres und doch nicht ganz ersichtliches Ende gleiten. Wird es nun regnen? Oder nicht?
~
Wenn nichts einen Sinn ergibt und ich nicht weiß, was ich will, was das soll, zu wem ich gehöre oder wohin es mich treibt, ..... dann paßt "Juste un Reve" nur zu gut zu mir und meiner Stimmung. Nichts versucht mich in eine andere Richtung zu schubsen, nichts wirft meine Stimmung um. Keine fatale Ablenkung läßt mich in die Höhe fliegen, um mich danach vielleicht in die Tiefe stürzen zu lassen. Alles bleibt im Schwebezustand! "Juste un Reve" ist an mir und bei mir und einen Moment lang ist es mir genauso fremd, wie ich mir selbst......
~
Fazit: Wer ein Parfum mit einer Aussage bzw einer Botschaft erwartet, wird wohl von "Juste un Reve" enttäuscht sein. Wie Turandot es schon zuvor beschrieben hat, empfinde ich die Wirkung dieses Duftes auch als verschwommen, unwirklich und wie durch Milchglas betrachtet. Schemenhaft und traumbildhaft, nichts ist wirklich und doch ist da etwas,
dieser Moment,
dieses Gefühl,
all das,
was ich wiedererkenne,
wenn ich mich so fühle.
So wie heute und ....

an Tagen wie diesem!
~
Ob ich diesen Duft mag? JA! Ob ich ihn auch empfehlen kann? JEIN!
Nicht als Parfum, aber bestimmt als Begleiter für Tage wie diesen eben!
Einen Wiederkennungswert suche ich vergebens, aber es ist ja auch "nur ein Traum", ein verschwommener, flüchtiger ..... mit einem OPEN END!
7 Antworten
Michelangela vor 12 Jahren 15 11
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Mit der Machete durch den tropischen Urwald
Im Urwald drängt sich der Tag durch die Dämmerung. Die letzte Nacht war kühl und es liegt Tau auf den satten grünen Blättern.
Eine feuchte, spritzige Frische erfüllt die Luft, grün, zitrisch und doch exotisch. Wir bahnen uns einen Weg mit der Machete durch das Dickicht und mit jedem Schlag werden wir von einem neuen olfaktorischen Frischekick eingeholt. Ätherisches mischt sich mit Fruchtigem, untermalt vom herben Grün der Blätter.
Aus dem Gestrüpp ragen große Knospen hervor, deren überdimensionale Blütenkelche aufspringen und die Luft mit einem bittersüßen Hauch durchbrechen. Je tiefer wir in den Urwald eindringen, desto schwüler wird es nun und als der Tag seinen Höhepunkt erreicht, stehen wir in einem Meer von Blüten, die uns satt, fett und betörend einduften. Wir haben zwar erst die Hälfte unseres Wegs erreicht, aber schon jetzt zeigen sich Bilder bezauberndster Exotik. Ein Reigen harmonisch abgestimmter Farben, die von sattem Grün über gelb bis zu leuchtendem Orange reichen lädt große Insekten ein, die surrend in die verlockend duftenden Blütenkelche eintauchen, um sich an Ihnen sattzutrinken. Da wir uns weiter mit der Machete durchkämpfen, wird dieser betörende Duftrausch ununterbrochen von einer spritzigen grünen Frische untermalt. Erst gegen Abend erreichen wir unseren Lagerplatz und lassen uns auf dem sonnenerwärmten Sandelholz nieder. Wir verweilen noch Stunden im zarten Duft des nachtblühenden Jasmin und der purpurnen Aromablumen, deren Namen erst noch erfunden werden muss und warten, bis die dunkle, schmeichelnde Nacht einbricht......
~
Fazit:
Delicate ist wahrlich ein delikater Duft! Er geht konsequent den Weg von frisch-blumig über blumig-satt bis zur holzig-blumigen Basis. Dabei handelt es sich hier aber weder um einen Altweiber-Blumenduft, noch um einen jugendlichen Blümchenhauch, sondern um eine kräftige, exotische und sehr eigenwillige Komposition mit entsprechendem Duftvolumen. Dieser Duft erzählt Geschichten für Abenteurer und solche, die es noch werden wollen. Die Assoziation mit dem Urwald, seinen fremden Düften, satten Farben und oft auch merkwürdigen Geräuschen, lässt sich daher sicherlich gut nachvollziehen.
Ich hätte wetten können, daß in Herz und Basis auch ein Hauch Tubereuse versteckt ist .....
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Zitat (Wuchsa):
Liebhaber dieses Duftes sind anspruchsvoll, schätzen aber zugleich alles, was Schönheit besitzt. Einem Connoisseur ähnlich, der noch immer das Gefühl von Gras zwischen den Fußzehen liebt.
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Duftkomposition:

Kopfnote: Bergamotte

Herznote: Rose, Jasmin

Basisnote: Sandelholz, Styraxharz
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Ich freue mich auf den warmen Frühling und laue Sommernächte, um "delicate" zu duften
11 Antworten
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