Michelangela

Michelangela

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16 - 20 von 85
Michelangela vor 11 Jahren 33 18
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Duft
Langeweile? Auf hohem Niveau!
Sie geht nun geradewegs auf die Fünfzig zu. Nicht, dass man es ihr auf den ersten Blick ansehen würde, denn sie ist modern, wenn auch elegant und schlicht; sieht sehr gepflegt und keineswegs altbacken oder gar mütterlich aus. Ihr Lächeln ist frisch und jugendlich und die gesamte Auststrahlung strotzt nur so vor Vitalität und Ausgeglichenheit.
Das war nicht immer so, besonders, als sie noch jünger war. Ein kurzer gedanklicher Rückblick zeigt Bilder von wilden Parties, Alkohol, Zigaretten, laute Musik, schrille Outfits und ....dunkle Ränder unter den Augen. Fast jede Nacht war sie unterwegs, ließ sich treiben mit den anderen und stürzte sich in große Abenteuer. Etwas erleben wollte sie damals, aus den Vollen schöpfen und auffallen! Ganz wichtig war es für sie aufzufallen.
Zurückgelehnt an die Lehne des bequemen Lederstuhls seufzt sie kurz, um dann ein verzücktes Lächeln auf ihre Lippen zu spielen.
All das hat sie schon lange hinter sich und widmet sich jetzt genau dem, was sie vor ein paar Jahren noch als gähnende Langeweile bezeichnet hätte.

WENIGER VON ALLEM ist ihr Grundsatz, aber dafür von HOHER QUALITÄT.
Müßiggang und Mäßigkeit auf hohem Niveau, nicht weil sie das müßte, nein, einzig und allein, weil sie es sich gönnt, ja, weil sie es sich leisten kann!

Auffallen um jeden Preis muß sie schon lange nicht mehr und auch nicht mehr jeden Tag etwas vermeintlich aufregendes erleben...

Der zarte Wind im Haar, der Blick auf endlose Dünen - beige in beige, ein gutes Buch an diesem entspannten Nachmittag, eine Tasse weißen Tee, der Duft lieblich süßer Frangipaniblüten, gepaart mit Freesien und die Gewißheit, dass alles seinen Lauf nimmt...
... was braucht sie in diesem Moment mehr?
~
~
Fazit:
"Beige" ist für manche einfach nur eine langweilige Farbe oder in diesem Fall ein langweiliger Duft.
Die Assoziation zwischen Farbe und Duft wird wohl in den meisten Fällen mißverstanden, weil man sich unter dem Synonym Beige etwas Lebloses, gar Langweiliges oder zumindest Eintöniges und Zurückhaltendes vorstellt.
Dennoch frage ich mich: Wieviele Facetten hat die Farbe Beige? Wie duftet Zurückhaltung? Wie duftet Langeweile?

In meinen Sinnen verkörpert der Duft "Beige" eine Zurückhaltung auf hohem Niveau - fein verschmolzen, unaufgeregt und dennoch hemmungslos edel! Nichts stößt an, nichts tanzt aus der Reihe, alles bewegt sich im Fluss - die Harmonie ist perfekt!
Ist Harmonie denn wirklich so langweilig? Ist Zurückhaltung langweilig?

Nach 2 Jahren ununterbrochenem Schnupperns und Testens empfinde ich "Beige" als Wohltat für Sinne und Seele. Das bedeutet nicht, dass ich der aufregenderen Düfte überdrüssig bin. Aber dennoch zieht es mich immer mehr und immer wieder zu den schlichten und unaufdringlich eleganten Düften hin.
Daher stufe ich gerade die gediegeneren Exclusifs von Chanel als absolut gelungen ein und finde, dass sie genau die Noblesse verkörpern, die einer Dame in dieser lauten, bunten und besonders übersättigten Welt eine selbstverständliche Noblesse verleihen, die in der heutigen Zeit oft verzweifelt gesucht wird.
Farbe und Duft ergeben meines Erachtens hier eine absolut nachvollziehbare Verbindung.
Ich mag die Farbe, ich mag den Zustand und ich mag den Duft - langweilg ist für mich anders....
Beige ist nackt, beige ist rein (aber nicht jungfräulich wie weiß) und beige ist ruhig und beige ist schön - beige überlagert mich nicht, lenkt nicht von mir ab, es begleitet mich und läßt mich meiner selbst erstrahlen!

Ich muß mir jedesmal das Schmunzeln verkneifen, wenn ich einen Kommentar über langweilige Düfte lese, denn ich bin mir dabei jedesmal fast ganz sicher, dass ich diesen Duft mögen werde...
Nicht zu glauben, aber es kommt öfter vor als gedacht!

WENIGER IST OFT VIEL MEHR !
18 Antworten
Michelangela vor 11 Jahren 14 6
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Duft
Von Violinen, Prinzen und dunkler Nostalgie
Der Name Stradivari dürfte jedem bekannt sein, weniger in Verbindung mit einem Duft als mit dem berühmten italienischen Geigenbauer (1648 - 1737), der die hochwertigsten und klangvollsten Geigen der Welt herstellte. Während seiner Glanzzeit schuf er Geigen, deren Resonanzkörper auch heute noch unübertroffen sind. Den bis heute höchsten Preis erzielte die vom Auktionshaus Tarisio in London im Juni 2011 versteigerte „Lady Blunt“: ein unbekannter Bieter bezahlte sage und schreibe 9,8 Millionen Pfund Sterling (12,07 Millionen Euro)!
Eine "Stradivari" zu besitzen ist somit wirklich etwas besonderes!

Nun sitze ich hier und trage eine "Stradivari" auf meinem Arm. Nein, es ist weder eine Violine, noch ein Cello oder eine Bratsche von der ich berichte, sondern der leidenschaftliche Duft Prince Matchabellis aus dem Jahre 1950.
Dieser Georges V. Matchabelli war nicht nur ein vertriebener georgischer Prinz und Botschafter in Italien, sondern auch Hobbychemiker, der gerne Düfte für Freunde und Familie kreierte. Er floh zu Zeiten der Revolution aus Rußland und ließ sich in den USA nieder. Dort gründete er 1924 die Prince Matchabelli Perfume Company. Die Flakons der Parfums wurden der Krone des Prinzen nachempfunden und erlangten schnell große Beliebtheit. Seine Kreationen wurden speziell und persönlich für Königshäuser entworfen. Er schuf Düfte für seine Gemahlin Prinzessin Norina, für die Königin Georgiens, deren Töchter Prinzessinnen Marie und Nina, Prinz George (und dessen Gemahlin) von Wales, Königin Marie von Rumänien und ein ganz persönliches Parfum für Mrs. Franklin D. Roosevelt, welches den Namen "Inauguration" trug. König Edward VIII nutzte ebenfalls Düfte aus Matchabellis Herrenserie.
Es folgten natürlich auch viele weitere Colognes für die bürgerlichen Kunden.
Nach dem Tod Matchabellis (1935) wurde das Haus von Saul Ganz weitergeführt und 1941 an die Vicks Chemical Company verkauft. Letztendlich übernahm Parfums de Coeur Ltd das Unternehmen 1993. Einige Matchabelli Düfte wie z.B. "Wind Song" werden noch immer vertrieben.


Stradivari entstand 1950 und stammt somit nicht mehr aus der Hand des Prinzen. Nicht desto trotz handelt es sich hierbei um einen schönen und ausgefeilten Duft.
Kommen wir also zurück zu meinem Arm:
Ich habe ein paar Tropfen des Cologne Parfumées "Stradivari" aufgetragen und werde von einer alkoholischen und nicht mehr ganz frischen Kopfnote begrüßt. Nun ja, dem Alter des Duftes ist es zu verzeihen, denn hier handelt es sich schließlich um ein seltenes Vintage. Nur wenige Minuten vergehen bis mich ein eine tiefe unsüße Blumenote begrüßt. Ein trockener Strauß Lavendel, dunkle Rosen und schwülstiger Jasmin werden auf weichem Eichenmoss gebettet und da ist noch eine andere besänftigende Blüte, die ich nicht herausriechen kann (bin ja auch keine Parfumeurin) und Patchouli als perfekte Abrundung.
Dieser Duft trägt eine gewisse Melancholie in sich, wie der Klang der Violine, tief, eindringlich und dennoch so wunderbar melodisch. Die Basis ist göttlich dunkel, leicht rauchig, harzig und geschmeidig. Ein Hochgenuss für jeden Vintage-Liebhaber.

~
Fazit:

Stradivari ist kein moderner Duft, Stradivari ist kein Duft für junge Mädchen, Stradivari ist auch kein leichter Immergeher!
Stradivari ist pure Nostalgie, eine geliebte Melodie aus alten Tagen, eine nachtblühende Rose .....
Stradivari ist herrlich altmodisch und dabei einfach wundervoll!
~
Ausnahmsweise stimme ich fogenderder Randbemerkung Parfumos zu:
Benutzern, denen Stradivari Cologne Parfumée gefällt, gefällt häufig auch:
Shocking, L'Heure Bleue und Sortilège
~
Naja, das könnte vielleicht Liebe werden.....
6 Antworten
Michelangela vor 11 Jahren 28 20
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Duft
Balma(i)n - "Oh Schreck, mir wächst da was!"
Diese unbändige Liebe für das Klassische und Traditionelle macht einen großen Teil meiner Sammelleidenschaft aus und somit findet sich eine Chypre Koryphäe wie "Balmain de Balmain" mit einer unverhohlenen Selbstverständlichkeit in meiner Sammlung wieder.
Dabei muß ich aber auch betonen, dass so manches gesammlete Schätzchen eigentlich ausschließlich aus sentimentalen, nostalgischen Zwecken gehortetet wird und nur selten mit mir in wirklich "intimen" Hautkontakt tritt. Einen Sprüher auf den Handrücken kann man ja wirklich nicht "intim" nennen - ist ja eher wie Händeschütteln mit Augenkontakt.

So trug ich "Balmain de Balmain" in so mancher stillen Stunde auf besagtem Handrücken und schwelgte in verzückter Hingabe an Fantasien, in denen ich mit Amazonen durch tiefe Wälder ritt oder in Gesellschaft von Marlene Dietrich "Die fesche Lola" sang. Diese wundervolle grüne Würze ließ mich für einen Augenblick in eine Rolle schlüpfen, die mich stark und unwiderstehlich machte.

Heute morgen hatte ich einen wichtigen geschäftlichen Termin und suchte mir folglich ein Parfum aus, das mich als ernsthafte, selbstbewußte und motivierte Powerfrau unterstützen sollte.
Ich wählte die grüne Amazone "Balmain de Balmain" und erlaubte mir erstmals, ein paar ordentliche Tropfen des Extraits an meinen Hals zu träufeln, um dann noch kräftig mit einem Rundumsprüher des EdT´s nachzuhelfen. Der Duft streckte regelrecht mein Rückrat und ich fühlte gestärkt und voller Tatendrang.

Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zum Termin stieg am Bahnhof in den Zug ....

Als ich meinen Mantel auszog und mich setzte, schien mein Testosteronspiegel plötzlich auf das dreifache gestiegen zu sein, denn auf einmal war da nichts weibliches mehr an mir, keine Amazone, keine Marlene nur noch der Duft eines echten Kerls! Da saß ich in meinem schönen Kostüm und spürte ein merkwürdiges Kribbeln. Zuerst ergriff es meine Beine, dann übertrug es sich auf meinen Brustkorb, bis ich es an meinen Augenbrauen und letzendlich sogar über meiner Oberlippe spüren konnte.
"Oh Schreck, mir wächst da was!" dachte ich.
Und tatsächlich - vor meinem olfaktorisch verwirrtem Geiste begann sich ein heftiger Haarwuchs auf mir auszubreiten. Kräftige Borsten barsten durch die Maschen meiner Feinstrumpfhose, dunkles, gelocktes Brusthaar quoll durch die Leiste meiner Bluse, meine Augenbrauen nahmen die Form derer von Theo Waigel an und zum guten Schluß schmückte ein schöner kräftiger Schnurrbart meine Oberlippe. Ich will Euch gar nicht erzählen, was mir in diesem kurzen aber verhängnisvollen Augenblick meiner nasal inspirierten Vision noch alles wuchs...
Verdammt, was ich hier gerade verkörperte war ein Kerl, keineswegs eine Frau!
Mit jeder weiteren Minute fühlte ich mich unwohler und so sprang ich auf und suchte nach der Toilette des Wagons.
Dort wusch ich mich, immer und immer wieder!

Es war dann im Endeffekt kein Duft da, der mich auf dem Termin unterstützte - ich war ganz allein auf mich gestellt und habe es trotz des verwirrenden Erlebnisses recht gut hinbekommen, denke ich!

Ob man einen Duft an der Hand oder dem Arm testet oder ob man ihn "allover" trägt, ist ein himmelweiter Unterschied - das weiß ich ja auch - und trotzdem ist mir heute so ein Schnitzer passiert!
Ich frage mich aber, ob sich meine Wahrnehmung schon früher oder erst durch dieses Erlebnis verändert hat, denn als ich heute abend erneut den oblgatorischen Handrückentest machte, erschien mir diesmal ein kräftiger Wickinger und nicht mehr die gewohnte Amazone .....

*

Fazit:
"Balmain de Balmain" erhält dennoch 80% von mir, weil ich Respekt vor diesem Duft habe. Die Tatsache, dass es mir vergönnt ist, mich mit ihm zu schmücken, mindert nicht seine Qualität - sondern zeigt nur, dass diese nicht unbedingt konform mit der Tragbarkeit geht.
"Balmain de Balmain" ist ein grüner, sehr straighter Chypre, der an so mancher Dame einfach traumhaft duften mag. Seit heute bin ich mir aber auch ganz sicher, dass dieser Duft einigen Herren ein guter Begleiter sein könnte.
Ich für meinen Teil weiß ich nun, dass ich nicht die geeignete Trägerin für dieses edle Tröpfchen bin und habe mich somit entschieden auf weitere Experimente mit diesem Duft zu verzichten. Es kann eben nicht immer passen ....

Adieu "Balmain de Balmain" .... Adieu "Mustache"! ~~
20 Antworten
Michelangela vor 11 Jahren 19 9
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Duft
Gut gebrüllt, Löwin!
Es gibt Augenblicke im Leben eines Parfumos, die ihn prägen und sogar einen kurzen Moment lang an allem, was ihn olfaktorisch ausmacht, zweifeln läßt. Ist es nicht so, dass wir insgeheim darauf hoffen, auf unseren neuen und wundervollen Nischenduft angesprochen und mit unverhohlener Bewunderung über unseren auserwählten Geschmack überschüttet zu werden? Haben wir nicht gerade wieder ein halbes Vermögen für diesen Schatz aufbringen müssen und was bekommen wir zu hören???
Ich glaube, das witzigste und zugleich gemeinste was man mir diesbezüglich erzählte, lautete wie folgt: "Was stinkt denn hier so? Riechst Du das auch? Hat die Katze etwa unter das Bett gekotzt?"
Ja, liest sich lustig aber für die Dame, der dieser Spruch galt, war es bestimmt alles andere als nett.
So viele Erfahrungen in meiner Duftlaufbahn haben mich gelehrt, nicht darauf zu hoffen, dass ich wegen meines Duftes gelobt werde oder dass man mich sogar fragen könnte, was ich trage. Ich trage meine Düfte aus Leidenschaft und eigentlich ganz für mich allein....

Doch nun zum Thema! Meine Vorgängerin hat es in Punkto Fakten über "1900" an nichts fehlen lassen und es ist auch nicht meine Absicht etwas dazu ergänzen zu wollen. Viel mehr möchte ich berichten, was dieser Duft angestellt hat. Da es mich nicht nur erstaunt, sondern förmlich umgehauen hat, möchte ich den gestrigen Tag mit Euch teilen!

Dazu nochmal ein klein wenig ausgeholt: ich hatte einige Tage davor ein paar parfumierte Pflegeartikel aus der letzten Ecke meines Duftschrankes gefischt, um sie endlich aufzubrauchen. Es handelte sich dabei unter anderem um zwei recht große orange-lilane Plastikbehälter Duschgel und Bodylotion "1900" von MCM.

Gestern:
9.30 - Ich nehme eine Dusche, benutze das besagte Gel von MCM (das Erlebnis bedarf keiner großen Erwähnung) und creme ich mich infolge auch gleich mit der Bodylotion ein. Dabei erwische ich mich, dass ich öfter zur Flasche greife, als eigentlich notwendig und muß zugeben, dass die Duftaura dieser Cremage sehr angenhem ist.
Demnach entscheide ich, ein bißchen auch aus Sentmentalität, mich mit dem passenden Duft einzudieseln. Für einen ganz normalen Arbeitstag genau das richtige...

10.30 - Die Nachbarin klingelt und kommt auf ein kurzes Schwätzchen rein.
"Hmm, was duftet denn hier so fein?" fragt sie mich. "Hä? Was meinst Du?"
Ich schaue sie etwas verdutzt an. Sie rümpfelt mit der Nase wie ein Karnickel und nähert sich meinem Hals. "Du bist das, Du riechst so lecker!"
(Naja, meine Nachbarin ist nicht gerade Duftkennerin - ich überlege schon, ob ich ihr "1900" zu Weihnachten schenken soll...)

13.00 - Ich betrete die Abteilung meines Arbeitsplatzes, begrüße freudig meine Lieblingskollegin, die mich direkt auf meinen feinen Duft anspricht. Staun! Das hatte ich nicht erwartet!

13.30 - Inzwischen haben mich weitere 2 Kollegen für meinen Duft gelobt. Ich bin baff!

15.00 - Pause in der Kantine und die Freundin aus der 1. Etage hängt an meinem Hals, als wollte sie mich beißen. "Du duftest so fein!"

18.40 - Ich stehe an der Haustür und möchte gerade aufschließen, da kommt mein Nachbar heraus. "Hallo!" - "Hallo!"
"Wow, Du duftest aber heute gut, so ....hmmmm, sexy "(dabei grinst er von einem Ohr zum anderen) "Ja, veräppel mich noch ein bißchen!" Ich versuche einen ärgerlichen Blick aufzusetzen! "Nein, ohne Spass, Dein Parfüm ist wirklich toll!"

20.00 - Ich laufe ......
20.20 - Ich laufe ......
20.45 - Ich laufe noch immer auf dem Band im Fitness-Studio und mein Körper ist inzwischen erhitzt. Der Duft meines Parfums breitet sich noch einmal um mich aus und ich kann es vermischt mit dem Geruch meines Körpers riechen.
Es duftet wirklich toll und ja, irgendwie auch sexy ........

23.30 - Ich liege im Bett und zweifle an mir, an meinem Verstand und ganz besonders an meiner olfaktorischen Wahrnehmung!

~

Fazit:

Gut gebrüllt, Löwin - tolle Show "1900" von MCM!
Da schafft es ein ganz "einfacher" und wirklich nicht teurer Duft, all das Lob auf sich zu ziehen, dass ich mir schon so oft für einen meiner teuren Schätze erhoffte.
Aber wie macht er das?
Ich kann es mir nicht wirklich erklären! Es ist wahr, dass "1900" ein gut gemachter Duft ist, dennoch möchte ich mich weit davon entfernen, ihn als ausgemachtes Kunstwerk zu bezeichnen!
Etwas Geheimnisvolles scheint diesen Duft zu umgeben, etwas verborgenes....
Liegt es vielleicht an Selenicereus grandiflorus? Ich habe eine ganze Weile suchen müssen, um herauszu finden, wonach diese Königin der Nacht duftet! Einem Schlangenkaktus, dessen außergewöhnliche Blüte Jahre auf sich warten lässt. Die nur in einer einzigen Nacht für wenige Stunden blühende Blüte, eine der größten Blüten aller bisher bekannten Pflanzen, duftet nach Schokolade und Vanille und wird bis zu 25 (40) Zentimeter breit.

Ist es die Wirkung dieser Blüte, die so betört?
Oder war das gestern nur ein Zufall?
Ich wurde früher auch schon auf diesen Duft angesprochen....


Eines ist aber gestern wieder einmal glasklar geworden:
Es ist nicht wichtig, wieviel ein Duft kostet oder wie modern er gerade ist, einzig und allein wichtig ist seine Wirkung - ob auf den Träger selbst oder sein Umfeld!

Dieser feine und edle Florientale mit der beschwippsten Note kann sich heute noch ohne weiteres sehen und riechen lassen. Nur gut, dass ich mir einen Flakon behalten hab ....
Also wenn Ihr mal einen in den unteren Regalen entdeckt - traut Euch und testet ihn! Da steht ein Aschenputtel, von dem nur wenige wissen, dass es sich eigentlich um eine Prinzessin handelt! Bei dem Preis kann man wirklich nicht falsch machen :-)
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Michelangela vor 11 Jahren 18 10
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Duft
Heimlich zu Besuch bei den Addams
Eine liebenswerte Parumista bescherte mir vor einigen Tagen das Glück (in Form eines olfaktorischen Erlebnisses) eine etwas andere Form von Gesellschaft geniessen zu dürfen. Meine Schnupperreise führt mich in eine heruntergekommene viktorianische Villa, deren Garten eine Mischung aus Friedhof und Sumpf ist. Nicht nur die außergewöhnliche und etwas makabere Dekoration des Hauses läßt mich staunen, nein, ich werde zudem auch noch von dunklen Zimmern, die eher wie Kerker ausgestattet sind und Spielzimmer-Folterkammern überrascht.
In der Luft liegt der morbide Geruch alten Holzes, getrockneten Bluts und anderer interessanter aber nicht wirklich deutbarer Dünste. Dieser Duft passt genau zu meinem augenscheinlichen Gesamtbild und ebenso zu den Hausbewohnern:
Die Addams sind eine ausgesprochen liebevolle Familie, die eng zusammenhält. Gomez Alonzo Lupold Addams, der einst Jura studierte ist das Oberhaupt der Familie und genießt es, Zigarren zu rauchen und Zugunglücke mit seiner Modelleisenbahn darzustellen. Seine Gemahlin, die vampiristische Morticia A. Addams hingegen begeistert sich dafür, ihren Lieblingsblumen den Rosen die Köpfe abzutrennen, bevor sie in die Vase gestellt werden. Was natürlich bedeutet, dass sie keinerlei Duft verströmen können. Dies erklärt mir, warum ich nicht ein einziges Blümchen riechen kann. Es gibt nur eine dort lebende Vegetation: "Cleopatra", die riesige fleischfressende Pflanze.
Gomez und Morticia haben zwei Kinder, ihren Sohn Pugsley und ihre Tochter Wednesday.
Wednesday ist eine ernste und gefühllose Persönlichkeit mit morbidem Humor, zeitweise melancholischen Phasen und dem ständigen Drang, ihren Bruder zu verletzen oder, wenn möglich, zu ermorden. Während der naive Pugsley das Talent hat, jegliche Attentate und Mordversuche zu überleben.
Der dunkle Charakter dieser Familie ist eher unkonventionell und für uns "Normalsterbliche" etwas abstrakt, aber keineswegs unsymphatisch. Sie leben in einem Pakt mit dem Okkulten und Übernatürlichen, nehmen Nahrungsmittel zu sich, die nicht essbar oder sogar ganz und gar tödlich für normale Menschen sind und lieben es, sich selbstzerstörerischen Aktivitäten auszusetzen oder sich gegenseitig zu quälen. Morticia und Gomez sind dauerhaft ineinander vernarrt, und es macht Gomez im positiven Sinne wahnsinnig, wenn sie französisch mit ihm spricht. Ihre gegenseitige Leidenschaft ist verwegen und dunkel, sehr dunkel.
In feuchten Kellergewölben geben sie sich obskuren Spielen hin, bei denen die meisten von uns nur erschrocken den Blick abwenden würden.
Ich aber beobachte sie eine Weile fasziniert aus einer sicheren Distanz und kann dabei deutlich ihren lasziv strengen und ein wenig modrigen Duft erhaschen... er ist verwegen und dennoch unheimlich sinnlich!
Nun ziehe ich schnell meine Nase zurück und öffne die Augen, bevor ich noch entdeckt und verspeist oder wohlmöglich bis zur Grenze der Lust gefoltert werde......
~
Fazit:
Sandalo von Ortiga ist kein Schmuseduft, wie ich es eigentlich von den üblichen Sandelholz-Kandidaten gewohnt bin oder es jedenfalls erwarte. Als man mir zutrug, dass er nicht "kuschelig" ist, hätte ich mir dennoch niemals diese geheimnisvolle Duftaura erträumen lassen. Ja, richtig gelesen, "erträumen"! Denn Sandalo ist nicht langweilig, wie ich es eigentlich erwartete, sondern ein Abenteuer und zugleich eine Reise in eine dunkle etwas schaurige Welt ...
Sandalo ist eindimensional und schmutzig! Sandalo ist verdorben! Sandalo duftet nach Sandelholz mit nassem, verschwitztem Leder, mit Schweiß, mit Keller, mit Rauch, mit Blut und mit... herrje, ich weiß nicht wonach noch, aber auf jeden Fall duftet er verdammt grufty! Und dabei gibt er sich ungemein sexy, schmuddelig, geheimnisvoll und ein kleines bißchen abartig! Ich könnte wetten, dass da auch Patchouli und was "organisches" drin ist .....
~
Empfohlen für alle auf dem Planeten verstreuten Nachkommen der Addams, Vampire, SM-Freunde, Satanisten, Grufties, Friedhofswärter, Totengräber und Verrückte wie Dich und mich, die einfach mal olfaktorisch etwas ins Dunkle abdriften wollen. Ich finde Sandalo nämlich "unheimlich" anziehend!
Das einzige Manko: er hält leider nur wenige Stunden.... doch ganz ehrlich: WER würde so eine Schmuddelei auch länger als diese wenigen Stunden aushalten wollen???

Es lohnt sich, an ihm zu schnuppern..... rät jedenfalls das eiskalte Händchen! - (oder war es Vetter Itt?) :-)
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