26.06.2012 - 15:57 Uhr
Turandot
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Turandot
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30
Vom Niedergang einer deutschen Erfolgsmarke
Erstaunt stelle ich fest, dass es von MCM zehn Düfte gab. In Erinnerung sind mir nur "Obelisk", "Blue Paradise" und eben "1900 MCM". Die Marke war in den 80ern der Inbegriff von Luxus von allem bei Reisegepäck. Gegründet von Michael Cromer, einem Münchner Unternehmer, dessen Lebens- und damit die Firmengeschichte inzwischen Stoff für ein Buch hergegeben hat. Es würde zu weit führen, das hier zu umreissen, aber wen es interessiert, muss nur mal im www nach den Schlagworten MCM Firmengeschichte suchen. In den Luxus-Meilen der Edelboutiquen wird man MCM heute vergeblich suchen. MCM wurde durch Intrigen, wohl auch Naivität und Selbstüberschätzung ins Nichts katapultiert. Heute wird die Marke in Südkorea betrieben und es hiess, man wolle an alte Zeiten anknüpfen. Ob es gelingt, bleibt abzuwarten.
Die Düfte allerdings - zumindest die drei oben erwähnten - sind unvergessen. Noch heute kommt es vor, dass eine Kundin traumverloren an den Regalen steht, hier testet und da testet und dann meint: "Wissen sie, ich hatte früher einen MCM-Duft. Gibts denn den gar nicht mehr? Ab und zu bekam ich den doch noch". Und damit hat sie Recht. Hin und wieder sind die Düfte für kleines Geld als Sonderangebot aufgetaucht. Doch auch das ist inzwischen Vergangenheit.
War Obelisk ein lupenreiner Orientale, der im Sog von Opium das Licht der Welt erblickte und wie seine Duftvettern Cinnabar oder früher noch Amun die Duftwelt im Okzident in 1001Nacht versetzte, so war Blue Paradise ein Blütenduft, der durch seinen Chyprecharakter vor allzuviel Schwere oder gar Schwülstigkeit gefeit war. Er war gut tragbar, hatte Volumen und eine große Anhängerschaft unter den Damen, die damals den Gang in eine edle Parfumerie scheuten und lieber im Drogerieregal nach den für dortige Verhältnisse edlen Düften griffen.
!900 lag irgendwo zwischen den beiden Düften. Nicht so orientalisch-gewürzlastig wie Obelisk, aber auch nicht so blütenbetont wie Blue Paradise. Eigentlich war er ein Floriental, aber diese Bezeichnung kannten wir damals noch nicht. Diese Düfte hatten damals ihre große Zeit und Coco oder Jil Sander N°4 waren bedeutend erfolgreicher als das als Duftlabel eher unbedeutende MCM. Das Luxus-Image der Lederwaren haben die Düfte nie erreicht. Gleichwohl ist 1900 ein fein gemachter Vertreter dieser Richtung. Dezenter als Coco, dadurch alltagstauglicher mit eleganter Blütennote, jedoch durch die verhalten orientalische Note wärmer und fast pudriger als der Chanel-Duft. Die eher cremigen Fruchtnoten verschmelzen mit dem blumigen Thema des Duftes und enden in einem dezenten orientalischen Ausklang, der eine für diesen eher preiswerten Duft bemerkenswerte Haltbarkeit an den Tag legt. MCM muss sich hinter edleren Düften keineswegs verstecken.
Die MCM-Düfte bekam man damals ja wirklich in jedem Kaufhaus, in jeder Drogerie zu einem Preis, den sich jede frau vom Haushaltsgeld absparen konnte, aber ihre Qualität hätte sich mit bedeutend kostspieligeren Parfums messen lassen können. So gesehen ging es den Kundinnen damals wir mir heute: Eine Hermés-Tasche liegt weit über meinen Möglichkeiten. Ein Hermés-Duft schenkt mir ein Stück Luxus. Genau so war das damals, denn die MCM-Taschen konnte sich auch nur der Jet-Set leisten, oder die Leute, die sich dafür hielten. Die Düfte gaben Ottilie-Normalverbraucher das Gefühl, dazu zu gehören.
Die Düfte allerdings - zumindest die drei oben erwähnten - sind unvergessen. Noch heute kommt es vor, dass eine Kundin traumverloren an den Regalen steht, hier testet und da testet und dann meint: "Wissen sie, ich hatte früher einen MCM-Duft. Gibts denn den gar nicht mehr? Ab und zu bekam ich den doch noch". Und damit hat sie Recht. Hin und wieder sind die Düfte für kleines Geld als Sonderangebot aufgetaucht. Doch auch das ist inzwischen Vergangenheit.
War Obelisk ein lupenreiner Orientale, der im Sog von Opium das Licht der Welt erblickte und wie seine Duftvettern Cinnabar oder früher noch Amun die Duftwelt im Okzident in 1001Nacht versetzte, so war Blue Paradise ein Blütenduft, der durch seinen Chyprecharakter vor allzuviel Schwere oder gar Schwülstigkeit gefeit war. Er war gut tragbar, hatte Volumen und eine große Anhängerschaft unter den Damen, die damals den Gang in eine edle Parfumerie scheuten und lieber im Drogerieregal nach den für dortige Verhältnisse edlen Düften griffen.
!900 lag irgendwo zwischen den beiden Düften. Nicht so orientalisch-gewürzlastig wie Obelisk, aber auch nicht so blütenbetont wie Blue Paradise. Eigentlich war er ein Floriental, aber diese Bezeichnung kannten wir damals noch nicht. Diese Düfte hatten damals ihre große Zeit und Coco oder Jil Sander N°4 waren bedeutend erfolgreicher als das als Duftlabel eher unbedeutende MCM. Das Luxus-Image der Lederwaren haben die Düfte nie erreicht. Gleichwohl ist 1900 ein fein gemachter Vertreter dieser Richtung. Dezenter als Coco, dadurch alltagstauglicher mit eleganter Blütennote, jedoch durch die verhalten orientalische Note wärmer und fast pudriger als der Chanel-Duft. Die eher cremigen Fruchtnoten verschmelzen mit dem blumigen Thema des Duftes und enden in einem dezenten orientalischen Ausklang, der eine für diesen eher preiswerten Duft bemerkenswerte Haltbarkeit an den Tag legt. MCM muss sich hinter edleren Düften keineswegs verstecken.
Die MCM-Düfte bekam man damals ja wirklich in jedem Kaufhaus, in jeder Drogerie zu einem Preis, den sich jede frau vom Haushaltsgeld absparen konnte, aber ihre Qualität hätte sich mit bedeutend kostspieligeren Parfums messen lassen können. So gesehen ging es den Kundinnen damals wir mir heute: Eine Hermés-Tasche liegt weit über meinen Möglichkeiten. Ein Hermés-Duft schenkt mir ein Stück Luxus. Genau so war das damals, denn die MCM-Taschen konnte sich auch nur der Jet-Set leisten, oder die Leute, die sich dafür hielten. Die Düfte gaben Ottilie-Normalverbraucher das Gefühl, dazu zu gehören.
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