Minigolf

"Knowing",zu Deutsch Wissend, von Estee Lauder ist für mich einer der moosigsten, waldigsten, trockensten und besten erwachsensden Chypres überhaupt. Er hat eine unglaubliche Ausstrahlung. Der Wald,knackendes Geäst, dichter Baumbestand,der die Sonnenstrahlen nur erahnen lässt. Ein Moosbett im Unterholz, auf das jemand einen kleinen Strauss dunkelroter Rosen gelegt hat. Warme würzige Waldluft, die ein noch fernes, kühlendes Sommergewitter erahnen lässt. Die Frau, die hier zur Erholung sich hier niedergelassen hat, schmiegt noch einmal ihre Wangen an das feine weiche Moos, hält ihre Nase an die duftenden Rosen, hört die Geräusche des Waldes, unter die sich ein fernes, kaum vernehmbares Grollen mischt. Sie bricht auf, geht ihren Weg, nach Hause, nicht weit von der Stelle, an der sie sass. Am Rande des Dorfs umgeben vom Wald. Sie weiss, dass ihr nichts Böses geschehen kann in Mutter Natur.

Pecksniff,eine englische eigentümliche Marke, die bei uns in Deutschland kaum jemand kennt. Als ich ein Parfum dieser Marke (im Doppelpack mit einem Duschgel) in einem Kaufhaus der grossen Marken zu kleinen Preisen entdeckte, erinnerte mich der Name an einen hochnäsigen englischen Lord mit Monokel am Auge. Nie gehört. Wie der wohl riecht? Wie die Queen, wenn sie "not amused" ist? Ich hatte Glück, dass irgend ein Kunde die verpackte Ware schon aufgerissen hatte, denn normalerweise stehen dort keine Tester bereit, denn das Sortiment wechselt ständig. Ich führte mir einen vorsichtigen Sprüher auf den Handrücken zu Gemüte und die angenehme Überraschung war perfekt. Der Duft kam sehr freundlich daher, hatte etwas von einem einem blumigen Chypre an sich, unter den sich im weiteren Duftverlauf noch etwas moosig-holziges mischte. Kräftige, aber nicht raumgreifende Sillage mit einem lächelnden Gruss einer sehr netten, etwas schrulligen englischen Lady, die eine gute Freundin von mir sein könnte. Etwa wie Miss Marple in jüngerer Version um die Anfang 50. Für mich ein liebenswerter heiterer Duft. Das Set kostete mich von 50 englischen Pfund heruntergesetzte 15 Euro.

Koreandre ist ein ungewöhnlicher Duft, den ich bis dahin nicht gerochen hatte. Ich hatte ihn mir über eine Onlineparfumerie für kleines Geld bestellt ( 100 ml für 28 Euro). Schon die Verpackung, grün wie Malachitstein verhiess mir ein Dufterlebnis. Der Auftakt ist grün-würzig und geht langsam in eine angenehm blumige eher unsüsse Mitte über, die bei mir recht lange anhält. Der Basisakkord ist sehr warm, weich und holzig. Anklänge vom würzigen Entree schwingen im gesamten Duftverlauf leise mit, was den Duft mit keinem mir bekannten Parfum vergleichen lässt. Für mich schwingen beim Riechen dieses Duftes Erinnerungen an längst vergangene Zeiten mit, als ich noch ein Kind war. Warme unbeschwerte Tage, die ich oft im Schwimmbad verbrachte. Lärmende Fröhlichkeit und Lebensfreude. Alles inAllem ist Coreandre ein wunderbar altmodischer Chypre, den es heutzutage viel zu selten gibt, nicht mal in normalen Parfumerien. Ein gelungener Duft.

Jean Louis Scerrer- dieser Name sagte mir nichts in der Welt der Parfums. Doch diese Tatsache weckte meine Neugirde,als ich diese weisse, schlichte, rechteckige Schachtel in der gut sortierten, inhabergeführten Parfumerie in meiner Stadt erblickte. Davor stand ein fast voller Tester mit einer grünlich gelben schimmernden Flüssigkeit erblickte. Sie lud mich zum Schnuppern ein. Die mir gut bekannte Verkäuferin erklärte mir, dies sei ein "grünerChypre". Sehr speziell, und würde nur von wenigen Kunden verlangt. Speziell, im besten Sinne, das war er auch für meine Nase. Und zwar in unbedingt-haben-wollen-Manier. Helle Sonnentage auf meinem Arbeitsplatz,einer Gärtnerei schmunzelten mir zu. Gepaart mit der Aussicht, nach Feierabend auf unserem baumbestandenen Minigolfplatz zu gehen um für ein Turnier zu üben. Reinste Sonne bei ungetrübtem stahlblauem Himmel.Bergamotte, Galbanum.....Doch, im Duftverlauf mischt sich ein kühler Unterton hinzu, der anmutet wie ein frischer Ostwind, der an solchen klaren Maitagen einen Nachtfrost erahnen lässt. Ich vermute hier den Einfluss des Eichenmooses und des Vetyvers. Einen solchen Duft hatte ich bis dahin nie gerochen. Er gibt mir das Gefühl, mit jedem Atemzug die Lungen damit wie einen Ballon zu füllen, um jedes einzelne Duftmolekül zu erhaschen. ein wunderbares altes "Schlitzohr", kaum bekannt, das ich nicht mehr missen möchte.

EncreNoire ist zwar als Herrenduft aufgeführt, aber da ich aussergewöhnliche Parfums bevorzuge traute ich mich an diesen schwarzen Würfel heran. Er stand in der Parfumerie der Nachbarstadt auf 50% des Preises reduziert zur Sortimentbereinigung bereit. Der Inhaber meinte, dass er nicht massentauglich sei, und daher nicht gut gehe. Mein Spezialgebiet. Schon der erste Dufthauch nach dem Aufsprühen zu Testzwecken liess meinen Riechkolben wortwörtlich "aufhorchen". Nebelfetzen in unbeleuchteten Strassenzügen in einer herbstlichen Stadt wie London kamen mir in den Sinn. Die Musik, wenn es in alten Edgar Wallace- Filmen spannend wird, meldete sich in meinem geistigen Ohr. Ich war zwar noch nie in London, aber dieser Vergleich ist in meiner Fantasie dafür treffend. Ein Mörder hinter der nächsten Mauer? Nein, nur Männer in Trenchcoats mit hochgestellten Krägen, Frauen mit viel zu dünnen Nylonstrümpfen unter engen 60ger Jahre-Röcken. Sie sind froh, in die gemütlich warme Wohnung nach Hause zu kommen. Am dunklen, feuchten Stadtpark vorbei, um sich zu entspannen. Mit dem Vetyver-Zeder-Duft von Encre Noire. Aus wohligem Waber von Räucherstäbchen. Auch für mutige Damen ein interessanter Herbstduft.