Neroline

Vor einer gefühlten Ewigkeit saß ich mit drei Freundinnen jeden Mittag an der Bushaltstelle unserer Kreisstadt um nach Hause zu fahren.
In den regelmäßig ausfallenden letzten Religionsstunden am Mittwoch wurde diese Zeit von uns begeistert genutzt um im naheliegenden Hertie Kaufhaus herumzustöbern. Bis der Bus kam…
Hach war das schön!!! Die Abteilung mit der Hitparade, die Süßigkeiten Abteilung und natürlich die Parfümerie mit all den damaligen Schätzen. Für uns waren das LouLou, Anais Anais und natürlich Janine D.! Schnell ein paar Sprüher auf die Haut, ein paar Colafläschchen gekauft und schon war die Stunde wieder um…Janine D. habe ich damals sehr geliebt, es war so frisch und fein. Ganz anders als die Orientalen meiner Mutter und ihrer Freundinnen. Mit Janine D. fühlte ich mich toll, so erwachsen.

Nun, das ist lange her und Janine D. gibt es längst nicht mehr. Aber als ich mir heute das Pröbchen von Donna auf den Handrücken gesprüht habe hatte ich plötzlich so ein Gefühl von „Hoppla, wir kennen uns doch!“ Das ist doch…. Nochmal gesprüht, den Kopf geschüttelt, mit dem Hund spazieren gegangen… und doch, ja es ist irgendwie ein Hauch Janine D. in der Luft. Begleitet mich von der Kopf-, bis zur Basisnote.

Donna ist natürlich ganz anders: Sehr edel, ein hochwertiger exquisiter Damenduft der den Zeitgeist aufnimmt und doch eigen ist. Rose und Iris kommen sofort vornehm in der Kopfnote hervor,die Frische kommt wohl von der Bergamotte, dann kommt die feine Süße der Vanille und später in der Basis feinstes Wildleder. Die zarte,pudrige Blumennote- für mich einfach Janine D- bleibt lange erhalten bis nach zwei bis drei Stunden nur noch das warme, vanillige Leder übrig ist - einfach wunderschön! Ein Immergeher für jede Jahreszeit und jeden Anlass. Hervorragend als Signaturduft geeignet. Schick und doch mit einem gewissen Sex-Appeal. Nein, das ist nicht Janine D., die war frischer, war ja ein grüner, junger Duft. Donna ist erwachsener, reifer und verführerischer…
Die Sillage könnte besser sein, die Haltbarkeit ist bei mir ca. 3-4 Stunden mittelmäßig. Der Flacon ein Kunstwerk – Valentino eben. Hach, was für eine nette Zeitreise…

Edit: Inzwischen habe ich den Flakon. Ein ganz besonders edler und feminer Herbstduft. Ich wurde schon häuig darauf angesprochen

Fifth Avenue ist eine Zufallsbekanntschaft aus dem Drogeriemarkt. Der Duftnebel neben mir hat mich überrascht, da er so anders war als der Rest der Düfte im Regal…

Der fein abgestimmte Blütenduft entführt mich aus der sommerlichen Hitze sofort in einen kühlen Garten voller Blumen. Er ist einerseits kühl und elegant, andererseits hat er eine fein abgestimmte Basis. Fifth Avenue ist kein Girlieduft sondern ein Parfum für erwachsene Frauen die auch als solche wahrgenommen werden wollen. Er ist weich und feminin und doch hat er eine gewisse kühle Eleganz. Nach einiger Zeit entwickelt sich die Basisnote die einen äußerst angenehmen, gepflegten Eindruck vermittelt.

Wunderschön für den Sommer und für tagsüber im Büro oder bei Besprechungen wenn ein schweres Parfum stören würde. In den sehr heißen Bürotagen ist er zurzeit eine willkommene Erfrischung.
Die Kopfnote startet als erfrischender leichter Blumenstrauß. Die Zitrusnoten sind unverkennbar. Nach kurzer Zeit verfliegt dieser und macht einem wärmeren Blumenbukett Platz. Rose und Ylang Ylang sind für mich wahrnehmbar auch die süße Lindenblüte. Die Basisnote wird dann weicher mit holzigen Untertönen was ich immer gerne mag. Da der Duft durch den Anteil an Bergamotte sowie Mandarine sehr leicht ist, kann man hier auch ruhig großzügig sprühen. Der Preis ist darüber hinaus so sympathisch, dass man kein schlechtes Gewissen haben muss.

Trotz des Alters ist die Duftkomposition erstaunlich modern und jung und dürfte Frauen gefallen die ein Faible für Blüten sowie grüne Düfte haben.

Was mir nicht gut gefällt ist der Flakon und hier besonders der Deckel. Zwar ist das Design sehr schick, aber das Glas an sich sowie der Deckel und vor allem der Sprühkopf sind leider von sehr billiger Qualität. Das erklärt vielleicht auch den Preis. Dafür gibt es einen Punkt Abzug, ebenso für die Haltbarkeit die besser sein könnte.

Alles in allem aber ein gelungener, eleganter sommerlicher Büroduft für diejenigen, die im Sommer weder nach Kokosnüssen noch nach Gletscherbonbon riechen möchten.

Dank der lieben Belami habe ich eine Abfüllung von Chanel 19 Poudre erhalten*wink*.
Der Duft entführt mich sofort in einen grünen Auenwald. Ein geheimnisvoller Ort voller Vogelgezwitscher, wilden Kräutern, Bäumen und Wasser. Es riecht krautig würzig und doch lieblich nach weißen Blüten und Blättern sowie Holz und Moosen. Es gibt Waldmeister, Farne und kleine grüne Frösche. Hier ist es ruhig und sanft, in der Ferne formen sich die Zweige der Weidenpflanzen zu nymphenartigen Gebilden. Sie scheinen über dem Wasser zu schweben.

Der Auenwald ist fernab vom Lärm unserer Zeit und bringt mich zur Ruhe.

Chanel Poudré startet sofort mit einem Pudernebel, dann kommt etwas spritziges und Blumiges nach. Die Iris ist sehr deutlich wahrnehmbar, Jasmin weniger. Im weiteren Verlauf nehme ich leichte zitrische Anklänge und etwas Neroli war. Nach einiger Zeit wird der Duft weicher und es gesellen sich weißer Moschus und Vetiver dazu. Die sehr stark wahrnehmbare Iris wird in der Aromatherapie gerne zur Harmonisierung und bei Blockaden durch Kränkungen verwendet. Deshalb ist der Duft äußerst angenehm zu tragen da er etwas Tröstendes hat.

Er ist unglaublich weiblich und und gar nicht streng wie sein großer Bruder. Leider hält er nicht sehr lange. Die Sillage ist mittelmäßig. Chanel Poudre hat nur einen Wermutstropfen: Er kann seine Chanel Herkunft nicht leugnen! Ich habe mit Chanel Düften manchmal Probleme da sie doch oft etwas antiquiertes haben. Deshalb nur die 9 statt der 10. Aber sonst ein Traum. Chanel 19 Poudré kommt aus einer anderen Welt. Wer Düfte jenseits des Zuckerwattenklischees sucht ist hier richtig.

Let me touch that part of you…Dieser Liedtext kam mir spontan in den Sinn als die nette Verkäuferin mir den Duft auf die Handgelenke sprühte. Hmmm…… sowas feines !

Kein Kracher, kein Wumser, kein Signatureduft bei dem man schon beim Gang zur Damentoilette riecht :“Dat Heidi war auch schon da“. Nein, dieser Duft ist eine Lady: Zart und fein, ein bezaubernder Wohlfüllkuschelduft. Eine Wolke von feinen weißen Frühlingsblüten steigt in meine Nase und ich bin verzaubert. Nein, ich brauche nicht noch einen Gang um den Block. Die Flasche wird gekauft! "Das dachte ich mir" sagt die Verkäuferin lächelnd. Sie kennt mich.

My Name von Trussardi (blöder Name) ist betörend, angenehm, nicht aufdringlich aber doch da. Duftig, leicht und cremig umhüllt er mich wie ein Schleier. Ein romantischer Duft der mitten ins Herz geht. Heliotrop, Flieder, Ambroxan und Moschus. Er hält trotz seiner Zartheit erstaunlich lange. Auch nach 5 Stunden ist er noch auf der Haut. Im Haar hält er mind. 7 Stunden. Wunderbar für den Büroalltag wenn Frau einen gepflegten Duft um sich haben will oder für einen verregneten Frühlingstag wie heute: Bei einem schönen Glas Riesling nach einem Spaziergang im Regen mit dem Mann des Herzens.

Lady, Lady, Lady, Lady I know ist in your heart to stay…

Auf der Suche nach einem sommerlichen Büroduft habe ich gestern Mon Guerlain getestet. Die Beschreibung von Lavendel, Vanille und Sandelholz hat mich angesprochen, Pudrige Düfte mag ich gerne, ebenso Guerlain. Meinen Eindruck möchte ich hier gerne teilen:
Auf den ersten Riecher am Duftstreifen war ich begeistert: Hmm Lavendel, gut gemacht mit der Vanille im Hintergrund. Erinnert im ersten Moment ein bisschen an die Düfte von L`Occitane. Das hat mich überzeugt. Der Duft durfte vom Riechstreifen auf das Handgelenk damit er sich entwickeln kann. Doch leider leider verfliegt der erste Eindruck nach wenigen Minuten. Der Lavendel ist total weg und zurück bleibt ein süßer zuckrig-vanilliger Duft. Der Jasmin kommt kräftig hervor. Weniger schrill wie bei LVEB und doch ist es die gleiche Richtung. Nach einiger Zeit verfliegt auch dieser Eindruck und es bleibt ein Eindruck von gebrannten Mandeln mit etwas störendem im Hintergrund. Könnte die Iris sein. Passt irgendwie nicht zu den gebrannten Mandeln.
Die Endtäuschung ist groß. In der Werbekampagne liest sich das ganz anders. Also nochmal in die Parfümerie und das andere Gelenk besprüht. Aber es ändert sich nichts. Kein geheimnisvoller pudriger Duft mit einem Hauch Provence. Ich habe das Gefühl in der Haribobonbonfabrik in Uzes zu sitzen und es weht ab und an ein Hauch Lavendel rüber. Schade – für den Hauch Provence dann doch lieber zu L´Occitane. Der Duft ist weder besonders französisch – dafür fehlt ihm die Raffinesse- noch irgendwie erotisch – wer will schon abends beim Ausgehen nach einer Tüte gebrannter Mandeln riechen? Fürs Büro geht auch nicht. Die Süße ist zu viel – da droht Kopfweh. Er ist ein netter Mainstreamer der den Zeitgeist aufgreift und mit dem Lavendel etwas aus der Reihe tanzt. Das ist offensichtlich ein Versuch auf den LEVB Zug aufzuspringen. Vor allem auch mit der Werbeträgerin. Doch dafür 69,00-€ auszugeben ist er mir nicht wert. Schade schade, aber die Suche geht weiter…

P.S. Die Haltbarkeit ist gut. Ich rieche noch nach 6 Stunden danach. Und ich gebe den Vorschreibern recht: Er ist eher für den Herbst denn für den Sommer geeignet.