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vor 4 Jahren - 28.05.2020
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Gutes Flacon-Design

Was macht gutes Design aus?

Was macht gutes Flakon-Design aus?


Gerade letzteres frage ich mich ich immer wieder wenn ich ein neues Parfüm entdecke, oder auf meine eigene, bescheidene Sammlung schaue. Da gibt es die Flaschen, die mich sofort ansprechen und leider auch die direkt aus der Hölle. Gibt es irgendwo einen blinden Zwerg in einem feuchten Keller der mit einem manischem Flackern im Blick Flacons zusammenlötet? Und als Ausgleich dafür einen Engel auf einer Wolke, der die göttliche Eingebung in Kristall gießt?

Das Thema Flacon-Design ist keines, das ich in die Bewertung eines Duftes einfließen lasse. Es ist erst einmal nur die Verpackung und solange die dicht bleibt ist alles in Ordnung. Aber natürlich blickt man lieber auf eine gefällige Verpackung als auf eine das Auge beleidigende.


Hier deshalb meine drei Kriterien, die ein guter Flacon erfüllen sollte:

  1. Der Flacon paßt zum Inhalt oder „Gutes Design macht ein Produkt verständlich“* Ein leichter, sommerlicher Duft in einem schweren, dunklen Glas? Wenn ein Duft mit einer Farbe assoziiert wird, sollt der Flacon das widerspiegeln, zumindest jedoch nicht in die Irre führen.
  2. Der Flacon paßt zur Marke Wenn die Marke für Eleganz steht, sollte der Flacon nicht plump wirken. Wenn eine Marke für Extravaganz steht darf und sollte sich das auch Widerspiegeln. Wenn eine Marke für nichts steht, ist es natürlich egal.
  3. „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“* Das ist natürlich auch eine Frage der Designschule, der man anhängt. Für mich trifft es aber definitiv zu. Wenn ein Designer einen guten Flacon nach 1 und 2 kreiert hat und sich dann noch überlegt, was er denn noch verschönern kann, sollte er unbedingt aufhören und lieber einen Kaffee trinken.

So, das also meine – subjektiven – Kriterien.

Hier noch je ein Beispiel für gute und schlechte Flacons (unabhängig vom Inhalt, den finde ich in beiden Fällen ganz gut).

Bleu de Chanel: Klare Form, dunkelstes Blau und etwas Silber, lassen den frischen Duft schon erahnen, bevor der Sprüher betätigt ist. Durch das sehr dunkle Blau läßt sich auch schon sehen, daß der Duft kein Leichtgewicht ist, sondern neben Frische auch noch Würze mitbringt. Der Charakter der Marke ist für mich Seriosität, Eleganz und Luxus. Das spiegelt sich in allen Flacons des Hauses wieder. Sie sprechen die selbe Formensprache. Und zu guter Letzt, weniger Design ist kaum noch möglich. Kein Chi-Chi, und wer wollte sich das auch vorstellen?

Armaf Club de Nuit Intense Man: auch klare Form, aber klobig und supermassiv. Der Duft ist nicht annähernd so schwer, wie es der Flacon suggeriert. Tiefschwarz mit weißer Schrift paßt aufgrund der rauchigen Aromen wieder ganz gut. Armaf kopiert nur den Inhalt und nicht die Flacons (was besser und auch konsequenter wäre). Es gibt aber keinen Markencharakter. Jeder Flacon ist anders und die meisten auf ihre jeweils eigene Art daneben, was dann schon wieder fast ein Markenzeichen wäre. Der Flacon ist nicht so schlecht, wäre er nur kleiner und leichter. Richtig schlimm wird er erst durch die Details. Eine unnötige Plastikplakette und dann noch diese Straßsteine. Besteht die Zielgruppe aus 15-jährigen Mädchen?


* nach den zehn Thesen für gutes Design von Dieter Rams

edit: Bilder ergänzt

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