Parudol

Mit den Düften von Creed ist es ja immer so eine Sache. Die einen schwören drauf und zählen die Düfte zu den besten der Welt. Die anderen sagen es seien bessere Rassierwässerchen.
Und dann gibt es noch ganz viele Grautöne dazwischen.

Nachdem meine Reise von Aventus über Silver Mountain Water bei Virgin Island Water vorerst endete, bekam ich von einem Freund eine kleine Abfüllung des Royal Oud überreicht.

Creedtypisch eröffnet auch Royal Oud mit einem Schwall Bergamotte und Zitrus. Allerdings gesellt sich sofort eine edle, vornehme Zedernote dazu, die von nun an Präsent bleibt. Dabei bleibt der Duft immer elegant und hautnah - nie zu laut oder aufdringlich. Er hüllt den Träger in einen Mantel von Seriosität und Understatement.

Auch wenn der Name Oud verspricht - Oud kann ich im kompletten Duftverlauf nicht ausmachen. Das mag vielleicht creedtypisch am Batch liegen, oder aber es ist Marketing. Weil Oud halt immer zieht.

Wer auf frische Hölzer steht, kann mit Royal Oud nichts falsch machen. Es ist für mich ein toller Begleiter im Büro geworden.

Kennt ihr den typischen Spießer?

Stoffhose, Polohemd, randlose Brille, Ledermokassins, ein leicht rausgewachsener Fassonschnitt, Handy an der Gürtelschnalle und im Phantasialand wird stets die grüne Jack Wolfskin Jacke eingepackt - man weiß ja nie.

Wenn dieser Herr Abends die Mutti mal richtig schick ausführen will, besprüht er sich mit Boss Soul.
Mit Boss kann man ja nichts falsch machen (Kennt man ja schon vom Casualknüller "Bottled", der in den Büroduftcharts seit Ende der 90er ganz oben steht).

Und genau diesen Umstand finde ich schade.

Der Auftakt beginnt (man höre und staune) fruchtig mit gut wahrnehmbaren Pfeffer im Hintergrund. Trotz allem bleibt er sinnlich und dunkel. Ein Duft für den Abend oder einfach mal zum entspannen auf der heimischen Couch.

Dennoch: Hier wagt Boss für mich zu wenig. Sie bleiben auch hier mal dem Beweis schuldig, dass sie auch anders als "gefällig und geradeaus" können.

Letzte Woche kam das Paket mit einem Blindkauf. Es war Roadster von Cartier.

Hastig wird der massive Flakon (der an die Krone der Roadster-Uhr von Cartier angelehnt ist) ausgepackt und betrachtet. Schön schwer, aber keine Schönheit. Erinnert an eine Baby-Nuckelflasche. Nunja, wichtig sind ja die inneren Werte, nech? ;-)

Der erste Sprühstoß und schon steigt ein leicht zitrischer Geruch in die Nase. Das dürfte die Bergamotte sein. Aber genauso schnell wie sie da war, ist sie auch schon wieder verflogen. Nun breitet sich die angenehme und warme Minze aus. Es ist keine Zahnpastaminze und auch der Vergleich mit After-Eight ist meiner Meinung nach eher nicht zutreffend. Wer in Marokko schonmal einen guten Pfefferminztee getrunken hat, wird den Geruch kennen.

Roadster ist (obwohl die Minze es vermuten lässt) eher ein wohlig warmer Duft. Er passt gut in den Herbst, denn er verbreitet Wohlbefinden und Geborgenheit.

Die Haltbarkeit war in Ordnung. Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber einen Arbeitstag hält er locker durch.

Fazit: Testet diesen unterbewerteten Duft. Er hat es verdient ;-)

Vor mir liegt eine kleine Duftprobe von Diors "Bois D'argent" (Danke an dieser Stelle nochmals an Leimbacher für seine Selbstlosigkeit ;-) )

"Wo Engel hausen, da ist der Himmel,
und sei's auch mitten im Weltgetümmel." - Hafis

Tragen Engel eigentlich einen Duft? Sitzen sie auf ihrer Wolke, spielen Harfe und besprühen sich mit olfaktorischen Meisterwerken, die gottgeweihte Ingredienzen beinhalten?

Seit heute sage ich: Ja, bestimmt!

Dior hat es mit diesem Meisterwerk geschafft, einen weiteren Irisduft zu entwickeln, der mir persönlich die Tränen der Freude in die Augen treibt. Eine sehr helle und dabei niemals schwülstig wirkende Iris, die umrahmt wird von der edlen Myrrhe und dem feinen Patchouli. Der Honig bleibt dabei im dezenten Hintergrund und gibt dem holzig-orientalischen Grundauftritt die letzte Süße.

Er performt zwar nicht sonderlich spektakulär (zumindest bisher nicht bei mir, auch wenn ich den Drydown noch nicht abwarten konnte ;-)), eine sonderliche Performance ist hier meiner Meinung nach auch nicht notwendig.

Ein Klasseduft für den Alltag, da er deutlich hautnaher ist, als der raumfüllende Homme Intense.

Für mich ein klassischer 100%er. Er bekommt jedoch von mir 90%, da der Sillage nach der Herznote deutlich die Puste ausgeht, was bei einem solch tollen und besonderen Duft schade ist (man sprüht automatisch ein wenig zu viel).

Nun ist meine Duftprobe beinahe leer und ich muss und werde mir Nachschub holen.

Nach so vielen tollen Bewertungen, musste ich diesen Duft einfach ausprobieren.

Gut, dass er in jeder gut sortierten Parfumabteilung steht, so musste ich mir keine Abfüllung bestellen.

Der Flakon: Edel und schwer. Er vermittelt keine wohlige Wärme, wie etwa der Dior Homme Intense Flakon. Aber er wirkt straight und hochwertig.

Der Duft: Tja wie soll man ihn beschreiben? Als ich das erste mal einen tiefen Atemzug nahm, erinnerte er mich an Gurkensalat. Einige werden jetzt entsetzt den Kopf schütteln und auf die Duftpyramide verweisen. Ja, ich weiß. Aber es erinnerte mich irgendwie an Omas leckeren Gurkensalat, den es zu jeder Feier gab.
Ohne Frage - den esse ich gerne und oft, aber riechen möchte ich danach eher nicht.

In der Basisnote kommt ganz klar der schwarze Tee durch. Er (der Duft) wirkt anders, ungewöhnlich und geheimnisvoll. Jedoch kann ich mich (auch nach Stunden) nicht mit ihm anfreunden.

Fazit: Ohne Zweifel ein sehr gut gemachter, außergewöhnlicher Duft - jedoch nichts für mich.