Poesiefanny

Eine anregendes Wechselbad aus warm und kühl liefert uns dieser schöngeratene flotte Hermeshut: Nach dem Aufsprühen wird man sofort von einer prickelnden Ladung würzigen rosa Pfeffers geweckt, der ja feiner und bizzelnder ist als der gröbere schwarze. Unterlegt ist diese Prise von einer kühlen Komponente, die mir zuerst kühlfruchtig hesperidisch erschien, - beim zweiten Test jetzt glaube ich aber, daß es gleich eine grünstielige Blumigkeit ist, die bereits vom Erscheinen der Rose kündet. Diese kühlpfeffrige Blumigkeit beherrscht die nächsten drei Stunden das Geschehen, wird stärker und klingt dann in einer hautnahen - bei mir eher cremigen als erdigen Patchoulinote aus, die mir sogar leicht vanillig vorkommt und je hautnaher sie wird, auch wieder einen Ticken wärmer wird.
Sehr angenehm, ich würde dieses Parfum im Frühling verorten, wenn die Krokusse vorwitzig die Nasen aus der Erde strecken und ein leichter Übermut sich im Reigen der Natur einstellt.
Einen frech belebenden Touch verleiht dieser unisex tragbare Rosenduft seinen Träger*inne*n allemal - ich nehme aber auch in der Herznote eine hinter die Blume gelegte leise Zitrik wahr. Da es sich im Gegensatz zu orientalischen Düften hier um eine KÜHLE Würzigkeit handelt, ist das für mich ein eher keltisch-gallisches Parfum. Als ob ein paar luftige Elfen um Dich herumtanzen und Deine Nase ein wenig necken wollen ... sehr neckisch-elegant, wie der geflügelte Götterbote Hermes eben, der auch seine Streiche spielte. -------

Aha, habe weiter unten einen Eintrag von Scia vor 2 Jahren gefunden, der einzelne weitere Noten herausriechen konnte: das ist sehr hilfreich, finde ich. Zitat Scia:
"Spritzige frische helle Rose, ich denke ausser Pfeffer auch Ingwer.
Basis warm, leicht süß und holzig (...)
eine süße rote Kirsche. (...)
In der Kopfnote rieche ich ausser Pfeffer und Ingwer auch ordentlich viel Pampelmuse und ein wenig Zitrone.
Insgesamt eine sommerlich frische Rose mit warm-holziger Untermalung. Ausser Patch wohl auch ein bisschen Vanille.
Geeignet zu jeder Gelegenheit (Arbeit, Freizeit, elegant Ausgehen) und passt zu jungen als auch zu reiferen Altersklassen.
Da hat sie den NAGEL mal endlich wieder auf den Kopf geroffen!"

Toll, wieviel zusätzlich noch rauszulesen ist...

Schaut Euch DAS an, Leute: ist es das, was ein Hermesdesigner im Kopf hatte, als er den roten Hut hier schuf- mich erinnern beide an diesen Song und diese Performance- DUFT WIE HUT.
Ich liebe beide ... wie auch diese belebende Performance bei den Tony Awards
https://www.youtube.com/watch?v=TvAURkgx-D0

Ein Sprüh in den Nacken und Du bist gerüstet für den Tag. Abends darfst Du Dir noch einen genehmigen, um verführerisch zu sein für die Nacht und dann eingehüllt in diesen Wohlgeruch zu schlummern. Der Duft hat ALLES, was Frau braucht. Erst ingwerchilischarfe Würzsahne: ein fabelhafter Kontrast - und dann sofort eine süße Orangenfruchtigkeit. Lechz! Basisgestützt auf SCHMEICHELNDE honigambrierte Holzigkeit. Das ist rund. Trotz Opulenz nicht billig oder zu wuchtig. Sofern man es bei einem Sprüh beläßt!
Nun wird das zwar eingestellt - doch ich habe eine Idee: My Looks Woman 2020 von Wolfie Joop mit Sahne zu layern... das heißt, mit Fresh Cream von Philosophy. - Statt ADVENTSGEBÄCK, eine kalorienarme Leckerei für nächsten Monat :-) Mal sehen, was dabei herauskommt ...

Diesem wohl im Nichtparfumaland unterschätzten Perföng möchte ich gerne eine kleine Wahlkampfrede widmen. Ich habe eine Großtante Ende 70, die zäh und pragmatisch ist, eher sachlich als romantisch - und die drei anderen, die entschieden herziger und empathischer waren, überlebt hat. Nicht weil sie gesünder wäre und weniger mit dem Alter zu kämpfen hätte ... sondern weil sie die Dramen des Lebens weniger nahe an sich herangelassen hat, glaube ich. Sie liest keine Romane, sondern Biographien, guckt im TV Polittalks und am liebsten die "Lebenslinien". War Kinderkrankenschwester, redet keinem nach dem Mund, pflegt ihren Freundeskreis und fährt gerne zu kleinen Kulturreisen. Toll.
Ihr Lieblingsparfum ist Miro Femme - kostengünstig und vermittelt dennoch ein Gefühl gehobener Lebenskunst. Bei mir vermischt es auf der Stelle Kühle mit herbsäuerlicher Frucht - wohl die Johannisbeere- und einer dezent distanzierten Blumigkeit, grün und etwas holzig unterlegt. So schwebt das dann wie eine Wolke um mich herum und hilft mir, nicht gedanklich in romantische Traumlandschaften abzuschweifen, sondern das Arbeitspensum zu bewältigen, das ich mir für die kommenden sechs Stunden vorgenommen habe. Konzentriert und angeschubst von diesem damenhaften Duft.

In der Basis wird das Parfum dann cremiger... durchgehend bleibt das Gefühl eleganter Gepflegtheit ohne jegliche Auftrittsallüren oder gar Hang zur Dramatik - ganz und gar kein Duft für eine Diva!
Doch ein leises Statement einer Dame, die ganz genau weiß, was sie will - etwas dafür tut - und ganz genau ausdrücken kann, was sie nicht will.
Billiges zu wählen ist ihr fremd, Kostengünstiges zu wählen nicht.
In ein edles Ambiente wird sie sich nahtlos einfügen und zwischen den Träger-sternchen-innen von 250 Eurodüften nicht unangenehm auffallen.

Das ist schon allerhand für einen Damenduft im Niedrigpreissegment.

Anfügung in bezug auf Pinkdawns Anmerkung, Luxus sei noch anders: ja, das stimmt schon. Denn es ist ein Cheapy und man merkt das gleich an der Alkoholnote in den ersten fünf Minuten zum Auftakt nach dem Einsprühen. Die erinnert zunächst mal an Desinfektionsmittel und verfliegt dann. Das ist ganz klar ein spürbarer Unterschied zu einem hochwertigeren Luxusduft.
Doch für einen Cheapy ist es eben wieder ein gutes Parfum :-)

Verlängerte Version. (Hab mir Rüsselchens Enttäuschung -sosorry- zu Herzen genommen und ergänzt - ob es dadurch besser wird, weiß ich aber auch nicht)

Verhalten animalische, dunkelträge Sinnlichkeit wird von dem verführerischen Namen Jean Patou hier transportiert:
Mit hesperidischer Kopfnote - welche wie ein neckischgoldenes Sonnenfunkeln im dichtbelaubten und kühlmoosigen Wald erfrischend immer wieder mal durch Herz und Basis blitzt.

Durch eine erstaunliche Phase modrigen Muffes (hoffentlich war der Tester in der Parfumerie in der Mittagspause vorhin nicht gekippt)
beim Übergang zur Herznote muß die Dame von Welt nach dem dumpfwarmen,
aber freundlich erscheinenden zitrisch-orangigen Auftakt mit ladyliker Contenance durch...
Augen zu und "Für König&Vaterland!" gedacht, wie man in good old England den Jungfern auf dem Weg zur Verehelichung einbläute ;-)

Danach wird es dann nämlich elegantblumiger und leiser dreckig, d.h. so leise, daß zwar durchgängig eine Ahnung dumpfer Animalik bleibt - die sich jedoch weiterhin verlockend mit dezenter sillage zunehmend weichcremig auf der Haut entfaltet.

Ja, dieser Duft ist raffiniert. Typisch französische Erotik, zumindest stelle ich mir das so vor ;-)
Warum heißt das Parfum dann aber "Joy Forever" und nicht "divertissement contre la fadesse" ?
Nach drei Stunden raffinös blütigen und würzigmoosigen Dahinlüftelns verbleibt eine hautnahe Pfirsichmoschuscreme. Hübsche kleine Sauerey. Wenn man das so sagen darf.

Parbleu!

Na, das ist ja auch mal ein feines Düftchen. Erst harmoniert die mildfrische Birne wunderbar mit einem leicht marzipanigen Röstton, der von der Pistazie kommen müßte. Ein Mädelsparfum ! Natürlich kann man bis ins hohe Alter einen Mädelsabend veranstalten, das muß von innen kommen *gg*
Hinterher erst erscheint bei mir eine noch fruchtigere Zitrik, erst leichter die Mandarine - die Hesperiden geben Gas, sobald das Orangeblüten-Absolue mitfährt: und auf dem Rücksitz ebenfalls recht bald die Magnolie, die dem Ensemble einen durchaus blumigen Charakter verleiht: Elegant, denn die Mandel hilft ihr, die Spritzigkeit abzumildern. Ungeachtet der Mandel jedoch nimmt die Süße ab. Frische herrscht - es muß sich um eine Cabriofahrt handeln ;-) wann sich nun die Basisnote einschleicht, mag der liebe Himmel wissen. Werd aber drauf achten ... Ich hab jetzt Feieraaahmd, wie die Mainzelmännchen immer so schelmisch giggeln. Bis demnächst an diesem Bildschirm :-)