Pollita
Hühnergegacker
vor 2 Jahren - 22.04.2022
52 74

Über zweite Chancen. Und Lebenserfahrung.


Ich wollte es immer nicht glauben. Aber ja, manches ändert sich doch mit ein paar Jährchen mehr Lebenserfahrung. Ich, ja, ich höre tatsächlich Radio im Auto. Ein Auto ohne CD-Wechsler mit der von mir favorisierten, ganz speziellen Musik wäre vor rund 20 Jahren für mich absolut undenkbar gewesen. Und es gibt tatsächlich sogar Songs, die drehe ich laut auf und singe sogar mit. OK, ganz sicher NIEMALS bei Helene Fischer oder DJ Ötzi, definitiv auch mit 70 oder 80 Jahren auf dem Buckel nicht. Es gibt Grenzen.

Wie schaut das ganze bei den Düften aus? Ich gebe zu, ich habe in den vergangenen zwei Jahren doch so manche Überraschung erlebt. Beispielsweise habe ich heute keinerlei Probleme mit Diors Fahrenheit (Eau de Toilette)Fahrenheit Eau de Toilette mehr, der mir als Jugendliche oft schwer auf den Magen geschlagen hat. Und diverse Chypre-Düfte und Orientalen, die meine Mutter getragen hatte, als ich noch klein war, würde ich zwar heute nicht zwingend selbst tragen, aber ich kann sie auf einmal verstehen. Als Kind fand ich viele Düfte in dieser Richtung einfach nur schlimm. Heute nehme ich mir Zeit und stelle hier und da fest, „den könntest Du ja fast tragen, vorausgesetzt, der Anlass passt.“

Es ist noch nicht lange her, da entdecke ich "Sacrebleu Intense | Parfums de Nicolaï" , dessen Vorgänger ich vor rund 20 Jahren ebenfalls als „geht für mich einfach gar nicht“ befunden hätte. Freilich sind die beiden Düfte etwas unterschiedlicher, aber dieser Intense hatte mich. Der war wunderschön mit seiner strahlenden Orangenblüte. Ja, auch den könnte ich mir vorstellen, vielleicht sogar einmal zu tragen.

Und erst vergangene Woche wieder. Serge noireSerge noire von Serge Lutens. Den hatte ich tatsächlich zu Beginn meiner Parfumozeit schonmal unter der Nase gehabt und ihn ganz, ganz schnell verworfen und vergessen. Und jetzt teste ich ihn erneut und denke – mhm, der ist gut. Zwar jetzt auch nicht unbedingt für mich selbst, aber ja, der ist gut.

Warum ist das so? Werde ich toleranter? Dulde ich plötzlich einfach mehr? Oder will ich das bewusst so haben? Ich habe keine Ahnung, aber Lebenserfahrung macht schon was aus, dass Duftbewertungen bei zweiten Chancen teilweise um einiges besser ausfallen können.

Ich stelle außerdem eine Analogie zu Speisen fest. Vieles, was ich als Kind oder Jugendliche niemals gegessen hätte, habe ich später erneut probiert. Klar, manches ist und bleibt einfach igitt, aber es gibt doch so einige, beispielsweise Gemüsesorten, die mir heute tatsächlich schmecken. Die ich bewusst und gern esse. Hätte mir das vor 20 Jahren jemand erzählt, hätte ich ihm vermutlich den Vogel gezeigt.

Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Nachher kaufe ich mir eines Tages vielleicht sogar noch einen KL (Eau de Toilette)KL Eau de Toilette oder einen Gucci №3, haha. Ich lass mich überraschen. Solange ich nur NIEMALS DJ Ötzi oder Helene Fischer mögen muss. 😀

52 Antworten

Weitere Artikel von Pollita