RobGordon
RobGordons Blog
vor 7 Jahren - 24.07.2017
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​Sein oder nicht sein...

ist eine Frage, die man sich nicht bloß, auf den Brettern die die Welt bedeuten, stellt sondern auch zunehmend im Parfumo-Forum.

Insbesondere in der Rubrik "Bin ich ein Fake-Flakon". Produkte mit hohen Wertschöpfungsspannen ziehen das Kriminal magisch an und so ist es nicht verwunderlich, wenn sich auch im Duftuniversum Nachahmer-Düfte im falschen Licht zu rühmen versuchen.

Warum viele Fragen in der Rubrik der Skeptiker unbeantwortet bleiben, liegt oft an der Qualität der Fragestellung selbst:

"Ich habe bei ......... (Platzhalter) ein verlockendes Duft-Angebot gesehen, handelt es sich hierbei um ein Fake?"

Klar gibt es hierzu noch Steigerungsformen, zum Beispiel wenn auf ein Bild eines Flakons verlinkt wird, das um Mitternacht im Weinkeller ohne Blitz aufgenommen wurde.

In der Weissagungsstätte von Delphi, hätte man sich daraufhin, wohl mit einem gediegenen Burn-Out aus der Affäre gezogen. Ich würde daher diese Frage ein für allemal pauschal beantworten.

"Je intransparenter das Angebot, desto Fake!"

Und mit einer solchen Faustformel schützt man sich als Duftliebhaber vor unliebsamen Überraschungen. Es macht einfach keinen Sinn, über Angebote Dritter (Schein-)Expertisen abzugeben, bei welchen die mindestens notwendigen Details zur Klärung nicht abrufbar sind. In diesem Fall ist eine Forenanfrage so wertvoll wie selbst zu würfeln, den Vogelflug zu beobachten oder im Kaffeesatz zu stochern.

Am leichtesten fällt eine Beurteilung, ob Fake oder nicht, aus, wenn der Duft noch gar nicht ausgepackt, Neudeutsch noch "unboxed" ist.

Das stellt nämlich sicher, dass Zellophan und OVP noch vollständig vorhanden und nicht zerstört sind, die gleichzeitig wesentlichen Aufschluss darüber geben, ob es sich bei einem bereits gekauften Schnäppchen, um ein Original oder Fake handelt.

Wie ist das möglich? Zum Beispiel über Klebestellen bzw. Überschuss des Zellophans fehlende Parallelitäten bei Falzen, fehlende Details wie Marken-Sticker. Am meisten Mühe geben sich Fälscher mittlerweile bei der OVP (nicht immer aber immer öfter). je nach Duft muss man schon sehr genau hinsehen und am besten eine OVP eines Originals daneben stellen um Unterschiede in Schriftdetails, Prägung, Farbschattierungen noch auszumachen.

Was ich über die Jahre an Beobachtungen im Web mitbekommen habe ist, dass Vintage-Düfte von Designern mittlerweile sehr gerne gefaked werden. So kommt es vor, dass man Vintage Batches auf gefakte Kartons prägt und auf dem Flakon selbst befindet sich ein völlig anderer Batchcode oder eben gar keiner. Diese Methodik schließt einen Orginalflakon nicht aus Prinzip aus, jedoch aber einen solchen, wofür man den Mehrpreis zu zahlen bereit war. Fahrenheit ist dahingehend zum Beispiel sehr beliebt.

Flakons selbst werden zwar noch nicht so aufwendig nachgebaut, wer aber bereits irgendwo im Web ohne Rücknahmegarantie gekauft hat, für den wird das ein schwacher Trost sein.

Fazit:

man kann zur Beurteilung gar nicht genügend Details heranziehen und selbst Zellophan und OVP geben idR. bereits die Rückschlüsse die notwendig sind um Sein und Schein auseinanderzuhalten. Man findet mittlerweile auf Youtube sehr gute Gegenüberstellungen von Fake und Originaldüften, damit man sich selbst ein Urteil bilden kann und nicht weiter Fragen stellen muss, die hier zwangsläufig unbeantwortet bleiben, weil es an den notwendigen Detailaufnahmen in entsprechender Qualität fehlt.

Man könnte jetzt generös festhalten, kauft nur im qualifizierten Fachhandel, dann erspart man sich den Nervenkitzel. Durchaus wahr, aber spätestens wenn es um Weiterverkauf geht, sind die Voraussetzungen wiederum andere und dahingehend kann man sich selbst ganz gut einschärfen.

Im Zuge dieser gesammelten Eindrücke bin ich auch auf ein Detail gestoßen, das mit Fakes nicht wirklich zu tun hat, aber als Vorbild Nachahmer sucht. Es geht um die Marke Dior, die ihre Markenlinien seit längerem unauffällig mit einem Rezeptur-Code versieht. Und zwar ist dieser der Allergenen-Liste hintangestellt. Und diese steht ausschließlich auf der OVP nicht dem Flakon. (sieht wie folgt aus & Hintergrundinfo:)

http://raidersofthelostscent.blogspot.co.at/2016/0...

Das macht das Erkennen einer Reformulierung wesentlich einfacher.

Ein sehr beliebter Duft hier ist zum Beispiel Dior Homme Intense. Hier zuletzt mit der Rezeptur von 2011 kenntlich gemacht. Er wurde aber 2014 (mit der Einführung von "Dior Homme Parfum") ein weiteres Mal reformuliert und ganz aktuell wurde 2017 erneut die Formel geändert. Das ist den jeweiligen Rezepturcodes auf der OVP problemlos zu entnehmen.

Das muss keine deutliche Änderung des Duftes nach sich führen, rechtfertigt aber längst ein anderes Empfinden bei Performance. Führt gleichzeitig leider den Wertungsgedanken hier auf Parfumo ad absurdum, wenn diese Erkenntnisse nicht nachgeführt werden. Wer heute ein Fass mit der Formel "10950/a" kauft und einen Kommentar darüber schreiben möchte, umschreibt definitiv nicht "Dior Homme Intense 2011". Findet also hier im Moment gar keine Möglichkeit den passenden Duft zu umschreiben, weil "Dior Homme Intense 2017" hier in der Datenbank (noch) nicht Einzug gehalten hat. Um "Dior Homme Intense (2011)" zu umschreiben bräuchte man einen Duft mit dem Code "05443/A".

Alles kein selbst erarbeitetes Geheimwissen, mit euch teilen möchte ich diese Info hier dennoch gerne (Die credits gehen an die verantwortliche web-community).

Und ich hänge diesem Blog aus Bequemlichkeit noch eine Bitte an, wer von seinem 2014 [!] gekauften DIOR Homme Parfum (nicht Intense) die Unterseite der OVP abfotografieren und mir irgendwann per PM zukommen lassen könnte, alternativ reicht auch die Nennung des Rezept-Codes. Mich würde selbst interessieren ob, am Parfum auch bereits geschraubt wurde oder nicht.

Die mögliche Frage, warum das alles? Ist ganz leicht erklärt!
A) Befinde ich mich noch im Urlaub und mir wird langsam langweilig.

B) Vom Lieblingswein konsumiere ich auch keine schlechten Jahrgänge. Und wenn sich die Rezeptur ändert, möchte ich das als Kunde und Konsument immer wissen, nicht nur bei Dior. Also Designer-/Nischen-Hersteller nehmt euch ein Beispiel. :)

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