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RobGordons Blog
vor 6 Jahren - 14.05.2018
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Wie die Zeit vergeht - Ein kleiner nasaler Zwischenbericht!

Ich bin damals mehr durch Zufall hier gestrandet. Eine prominente Suchmaschine googelte mich hier her. Dabei wollte ich nur eine Info zu einem Duft. Ich weiß nicht mal mehr welcher es war, auch Nasen werden vergesslich.

Aber die Begeisterung von Gleichgesinnten rund um das Thema gefiel mir recht rasch. Ich hab mir damals ambitionierte Ziele gesetzt, ich wollte mit bloß 5 Düften das Auslangen finden und dennoch für alle Eventualitäten gewappnet sein. Das ist mir bis heute nicht gelungen, mittlerweile liegt die Wahrheit je nach Saison zwischen 10 und 15 Düften. Was mir aber geglückt ist, ist die Konsequenz in der Haltung alles auszuscheiden was zu sehr nach Kompromiss riecht.

War zum Glück nicht oft notwendig, weil meine Blindkäufe sich auf einer Hand abzählen lassen und alle anderen Düfte, die sich in der Praxis nicht so bewehrt haben, mich doch ein Stück weit mit Freude begleitet haben. Warum ich vom Ziel der, für einen Rob Gordon berüchtigten, "Top 5" abgekommen bin, ist der notwendigen Variation geschuldet, die mir und meiner Nase gegen das Schicksal der nasalen Adaption sehr erfolgreich hilft.

Ich erinnere mich auch an das Scheitern beim Versuch mir weitere Einschränkungen aufzuerlegen, wie zB. nicht mehr als 3 Düfte eines Herstellers oder hinsichtlich eines Duftthemas, wie zum Beispiel die Holzabteilung. Heute komme ich ohne diese spezifischen selbst auferlegten Reglements gut zurecht und bin dennoch näher an meinen Zielen, als mit diesen Einschränkungen. Mein Duftgeschmack hat sich hier nicht wirklich gewandelt aber durchaus erweitert. Ich weiß heute, dass ich Patchouli, wenn richtig zubereitet, mehr mag, als mir früher bewusst sein wollte, ebenso wollte ich erst meine Vorliebe für Rosendüfte entdecken.

Hätte ich mich rein nach Noten orientiert, würde ich vieles, das ich heute sehr schätze, gar nicht kennen. Mit Gewürznelke stehe ich zwar weiterhin auf Kriegsfuß, aber ich kann zumindest an der Tee-Front erste Erfolge vermelden. "Philtre Ceylan" ist zwar nicht eingezogen, aber ich weiß den Saft zu schätzen und wer weiß, vielleicht ist er in den kommenden 5 Jahren eine Selbstverständlichkeit in meinen eigenen Duftreihen.

Der Trage-Aspekt ist bei mir deutlich höher ausgeprägt als der Kunstaspekt, das spiegelt sich auch sichtbar an meinen Wertungen wider. Ein prominentes Beispiel wäre hier zum Beispiel "Sartorial". Für mich bislang die gelungenste Nachgestaltung eines Themas in Form von Parfum. Ich liebe diesen Duft, aber ich leide leider beim Tragen, weil er meine Augen im Auftakt reizt. Deswegen nie eingezogen.

Für solche Eventualitäten hab ich mir aber einen virtuellen Setzkasten eingerichtet. Quasi, ein demilitarisierte Zone für Düfte, die ich zwar nicht (mehr) selbst tragen, aber auch nicht hergeben möchte. Wenn sie zumindest als Deko-Stück herhalten, hab ich auch nicht die Sorge, dass sie mir vergammeln. Man könnte es natürlich auch den Friedhof der es-hat-nicht-sein-sollen-Düfte nennen.

Aber die Trennung ist mir wichtig, weil Düfte für mich auch keine vernünftigen Anlageobjekte darstellen, die mit der Zeit an Wert gewinnen und im übrigen auch nicht gewinnen sollen. Das Kalkül, heute selbst Spielzeug wie Lego zweckzuentfremden und unbespielt zwecks Gewinnabsicht zu bunkern, löst selbiges Unbehagen in mir aus.

Düfte sollen duften, Stimmungen unterstreichen, Freude machen und nicht in der Dunkelheit der eigenen Verpackung auf jemanden warten der womöglich in einer Zukunft der Verknappung deutlich mehr zu zahlen bereit ist.

Ich bin mit den Düften die mittlerweile besitze, vielleicht nicht gemäß meiner ursprünglichen Ziele angekommen, aber zufrieden. Es ist also bei mir nicht die Anzahl der Düfte das Ziel sondern das Gefühl der Zufriedenheit, die mir das angekommen sein signalisiert. Und alles was zu diesem Gefühl benötige, kenne ich mittlerweile, besitze ich oder ist im unmittelbaren bzw. mittelbaren Zulauf.

Ich konnte zB. unter das Projekt Winterdüfte nach langer Suche erfolgreich einen Haken setzen, was mir schon als unlösbar erschien. Aber warum erzähl ich das alles? Weil mir vieles ohne euer Zutun in Form von wertvollen Tipps und Kommentaren wohl nicht geglückt wäre und hierfür würde ich mich gerne in aller Öffentlichkeit bedanken. Aber Parfumo ist für mich auch eine Ecke des Internets, in welcher überdurchschnittlich respektvoll miteinander umgegangen wird. So viele nette Kontakte und großzügige Menschen trifft man nicht überall.

Es hat sich durch Parfumo noch etwas geändert. Mein Konsum an einschlägigen Youtube Videos ist gestiegen. Und dabei bin ich auf Themen gestoßen, die mich in den kommenden Jahren mehr bewegen werden, als Düfte zu finden, die das bestehende Arsenal womöglich noch toppen könnten. Wäre dieser Wunsch nach dem Besseren gleichermaßen aufrecht, entspräche das nicht dem Stadium der Duftzufriedenheit, indem ich mich mittlerweile befinde.

Oud-Öle und Oud-Holz-Chips haben mein Interesse geweckt, ebenso die Tradition dahinter und diesem spannenden Feld möchte ich in Zukunft mehr Zeit widmen. Ebenso das Langzeitprojekt, meine autodidaktischen Eigenversuche zu intensivieren, bis vielleicht ein Saft entsteht, der sich testen lässt. Bin gespannt, wohin mich die nächste Etappe dieser Duftreise führt. Ich freu mich auf die nächsten 5 Jahre hier und lasst es duften.

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