Rookie82

Rookie82

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1 - 5 von 30
Rookie82 vor 3 Jahren 23 3
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Mit Obstsalat zur Sommerfigur?
Wie jetzt schon häufig an anderer Stelle zu vernehmen ist Hermés ein Haus mit einem Sympathie geschwängertem Ansatz neue Produkte zu lancieren. Einerseits erweckt man bei mir den Eindruck sich die notwendige Zeit, den Raum für Ideen und Inspiration zu lassen. Zudem bilde ich mir ein das hier bei den marktüblichen Vorgängen einer Produktneuplatzierung das Instrument marktschreierischem Großgemaule, in Form von selbstverständlich gekauft meinungsbildendem Influencergeschwurbel, weitesgehend außen vor bleibt.
Ich könnte mich aber bei letzterem auch täuschen, da ich bei weitem nicht mehr alles mitbekomme und nachhaltig versuche dieser Form von Content zu vermeiden.

Das Haus Hermés hat es wie jeder weiß in der Vergangenheit geschafft im Herrenbereich einen Meilenstein zu setzen. Man lehnt sich wohl kaum weit aus dem Fenster, stellt man diese tollkühne Behauptung auf ...
Und klar, wie es dann eben so ist wird man dann auch am großen letzten Wurf gemessen. Man könnte natürlich als Hause Hermés dem nervösen Gedankenspiel erliegen sich unbedingt auch am Erfolg der Vorgängerreihe zu orientieren. Gewiss ist das auch der Wunsch, aber mit dem Ansatz etwas völlig neues zu kreieren, vorhandene Trends weitestgehend links liegen zu lassen und eine gewisse Form der Pionierlust und Qualität in den Mittelpunkt zu rücken. Wohlwissend mit einem damit einhergehend erhöht vorhandenem Risiko das Projekt halt auch einfach mal in den Sand zu setzen.
Verdammt nochmal ... und alleine deshalb bin ich diesem Hause so dankbar, dass ich mich ja fast schon schäme keinen Flakon der Marke in der Sammlung zu haben. Auch H24 wird dieses Ziel vorläufig nicht erreichen. Was will man machen wenn Sinnesorgan und Gefühl/Verstand nicht zum selben Schluß kommen.

Der Duft den ich tatsächlich gerne mögen würde, überzeugt mich leider in keiner Phase. Auch nach mehrmaligen Tests erreicht mich zum einen der Obstsalat im Auftakt nicht. Ich werde zum einen mit der süßen Birne im Auftakt nicht warm, zudem hat mich der gute Jazzbob auf einen anderen Eindruck „gelupft“, auf den ich bisher von alleine nicht gekommen bin. Eine grüne Banane hat sich sich in das Potpourri der Eröffnung mit eingeschlichen, die sich am Ende für mich leider viel zu lange hält und den Duft bis zum Ausklang begleitet. Die gebotene Süße ist hierbei für mich bereits nach kurzer Zeit zu verschmerzen, da eher subtiler Natur und für mich daher in akzeptablem Maße eingesetzt.
Diese Melange gefällt sicher vielen, mag auf Dauer viellleicht sogar - und das ist Hermés einfach zuzutrauen - stilbildend sein, holt mich aber in keinem Moment ab.

Zugute halten möchte ich dem Duft das er dabei zu keinem Zeitpunkt zu laut wird. Von Beginn an ist er von angenehmer Sillage, die Haltbarkeit erlaubt im Beruf kein reissen von Überstunden, bleibt aber im wahrsten Sinne des Wortes im grünen Bereich.

Fortlaufend entwickelt sich der Duft nach etwa 60 Minuten angenehmer werdend, aber bei aller Sympathie, die verlorenen Meter zu Beginn vermag er einfach nicht mehr aufzuholen.

Dennoch wünsche ich dem Duft aus innerster Überzeugung und den genannten Gründen, dass er sich auf dem Markt etabliert. Es wäre klasse wenn diese Herangehensweise sich für Hermés auszahlt und man sich auch zukünftig an diesem Ansatz der Produktentwicklung wirtschaftlich vertretbar orientieren kann.
Der Wille ist das Letzte an dem ich hier zweifle.

Testempfehlung an dieser Stelle , wobei so oder so ... das Problem einer Pandemieplauze löst H24 in keinem Fall.
3 Antworten
Rookie82 vor 3 Jahren 20 5
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Gefallener Boxer
Mein doch recht oberflächlicher Eindruck zu diesem Eau de Parfum erinnert mich ein wenig an die Geschichte eines legendären Boxers, welcher die sportlich ambitioniertesten Zeiten doch seit einiger Zeit hinter sich hat.

Weniger aufrecht stolz, als doch mittlerweile eher erschöpft vom Business und dem ständigen Rampenlicht hält er zwar immer noch einigermaßen gelangweilt seinen WM-Gürtel des wohl einflussreichsten Verbandes in jede Kamera, doch weiß eine jede im Thema tiefer darin inkludierte Person um dessen tatsächlich geringen Stellenwert.

Die Wahrheit ist doch die das der vemeintliche Branchenprimus im Ring tatsächlich schon seit Jahren seinen Titel nicht mehr gegen die aufstrebendsten und tatsächlich besten Kontrahenten seiner Klasse verteidigen darf.

Ein cleveres Management dahinter stehend, dem es natürlich ausschließlich um die „Marke“ und die monetären Optionen der Wertabschöpfung geht, weiß selbstverständlich um den Umstand das ihr Athlet auf Augenhöhe mit den Besten agierend nur noch wenige Chancen hätte.

Sein Stil mit dem er einst völlig neue Maßstäbe setzte ist heutzutage nicht nur seit geraumer Zeit durchschaut und oftmals nicht schlechter kopiert, er führt auch nur noch gegen eine schwächer einzuordnende Konkurrenz mit geringerem Budget zum Sieg. Die Spitze hat sich wie in nahezu jedem Metier üblich weiterentwickelt.

Unbeeindruckt dessen stehen seine Fans weiter zu ihm. In früheren Zeiten der Dominanz und des sportlich größten Erfolges schwelgend ignorieren sie den branchenweit bekannten Status quo, verweisen auf den für sie selbstverständlich nicht umstrittenen Titel u. lösen nach wie vor viel zu teure Tickets zu zwischenzeitllich erheblich ungleichen Duellen ohne sportlichen Reiz.

Die Marke boomt, der Rubel rollt und doch wissen alle .... der Stern ist am sinken und sein Antlitz verblasst zunehmend. Man wünscht ihm einen Schlussstrich und vielleicht ... aber nur vielleicht bleibt der einstige Star dann tatsächlich als Legende in Erinnerung.

Den original Aventus habe vor vielen Wochen anhand eines Sharings nach langer Zeit wieder in meine Sammlung genommen. Was ich vor einigen Jahren noch als Emotionsbenchmark beschrieb, löst heute weder so etwas wie Emotionen aus, noch hinterlässt es einen qualtitiv hochwertigen Eindruck. Gleichwertige Alternativen sind aus meiner Sicht für einen lächerlich geringen Bruchteil dessen zu bekommen.
Thats it ...
5 Antworten
Rookie82 vor 3 Jahren 7 1
8.5
Duft
Sehnsucht nach Heiterkeit
Gefühlt durchlebt man aktuell den längsten Winter seit der Erhebung meteorologischer Kennzahlen. Vor 2 Tagen bekam man im Süden und Südwesten seit Ewigkeiten die Sonne mal wieder zu sehen, ein viel zu kurzes Vergnügen das aber zumindest bei mir direkt ein Gefühl der Freude entwickelte, wie ich es zugegeben in der Form doch lange nicht mehr hatte. Heute hingegen sitzt man wieder in seinen Räumlichkeiten, ist wieder hin- und hergerissen ob die Notwendigkeit besteht eine künstliche Lichtquelle heran zu ziehen. Fast schon „bockig“ entscheide ich mich dagegen. Draußen ... 50 Meter Sichtweite und man prallt (mal wieder) auf eine Nebelwand, die fast schon exemplarisch für die Zeiten steht, die wir aktuell nun mehr bald ein Jahr durchleben müssen.

Die Sehnsucht nach Heiterkeit, nach Geselligkeit und sprudelnder Lebensfreude ist für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, doch wahrscheinlich war die Sehnsucht nie größer als in diesen Tagen, an Orten wie vermutlich einem Venice Beach dem Gemüt lang ersehnte Streicheleinheiten zu gönnen und die ganze Tristesse hinter sich zu lassen.

Vor etwa einer Stunde habe ich mich dazu entschlossen die Probe von Pacific Cannabis heraus zu kramen. Ich erinnerte mich an einem Tag im Sommer 2020 im Gym. Angezogene Daumenschrauben waren auch dort schon ein vertrautes Gefühl, nur aus der Retrospektive betrachtet gefühlt in einer anderen Welt. Aquatisch dezent süß verwobene Wölkchen machten auch zu der Zeit einen guten Tag noch besser und doch hatte ich es wie mir jetzt bewusst seiner Zeit nicht angemessen zu schätzen gewusst, war schlicht das Verlangen nach einer „künstlich“ herbeigeführten Steigerung des Wohlbefindens schlicht kaum gegeben.
An Tagen wie diesen, der Blick nach draußen zerberstet förmlich an dieser unnachgiebigen Nebelwand, ist Pacific Cannabis eine olfaktorische Umarmung, ein Wink der Hoffnung der den Glauben an bessere Zeiten zementiert und greifbar nahe erscheinen lässt. Ich fühle mich besser und empfinde ein Gefühl der Dankbarkeit.

Haltet die Ohren steif
1 Antwort
Rookie82 vor 3 Jahren 24 7
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Erfolgreiche Abkehr von Perfektion
Erscheinungsdatum 2018, eine völlig berechtigten Durchschnittsscore von 8.5, aber niemand sah sich bis zum heutigen Tage dazu veranlasst mehr als schnöde 140 Zeichen diesem Duftgedicht zu widmen. Möchte man sich die Zeit nehmen Ursachenforschung zu betreiben, kann man zu dem Schluss kommen das ein Plagiatsvorwurf womöglich der Grund für diese sträfliche Missachtung ist.
Jedoch macht man es sich mit diesem Ansatz aus meiner Sicht schon deutlich zu einfach.

Wer vergangenheitlich in Ermangelung eigener Hobbys und zu viel Freizeit meinen Beiträgen folgte weiß um die Tatsache das ich eigentlich permanent um Kurdjians Baccarat Rouge „herum schwurbel“. Wichtig ist mir hierbei immer zur erwähnen das es sich um die Extrait-Variante handelt. Dieser Duft fasziniert und berührt mich. Er vermag die Laune schnell zu heben und dennoch nutze ich ihn selten genug um von einem Festkauf immer wieder Abstand genommen zu haben.
Aber woran liegt das?
Halte ich ihn für zu feminin? Keineswegs ... im absoluten Gegensatz zum EdP sehe ich ihn als maximal geschlechtslos.

Was ist es dann?
Nun, ich denke die Perfektion wurde von MFK einfach derart auf die Spitze getrieben, dass ich unterbewusst eine Note vermisse die der Schönheit einen liebenswerten „Makel“ verpasst.

Visuell betrachtet bin ich wahrscheinlich auf der Suche nach so etwas wie Cindy Crawfords Leberfleck, einem markanten Bezugspunkt der aber nur in den aller wenigsten Fällen es schafft etwas absolut schönes durch etwas vermeintlich „schlechtes“ noch schöner zu machen.

Das absolut Runde der Vorlage wirkt schon beinahe surreal und es fehlt der entscheidende Eindruck der dem Original, nennen wir es mal so, glaubhaft den Stempel aufdrückt das er doch von dieser Erde zu sein scheint.

So habe ich immer den Eindruck ich müsse schon mindestens der am edelsten gekleidete Mensch auf dieser Welt sein, um in Verbindung mit B540 ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen.
Das liest sich nicht nur kompliziert - und vermutlich affig -, es ist es auch.
So suche ich permanent nach weniger perfekten Alternativen und bin sehr froh darüber mittlerweile schon doppelt fündig geworden zu sein.

Der etwas weiter entfernte Cousin Kalan ist in dem Zusammenhang das was man heutzutage wohl die NoBrain-Alternative nennen würde. Geht das ganze Jahr ..immer, überall ... passt hervorragend, erreicht aber lange nicht die Qualität von BR540, will er aber auch nicht.

Spirito Fiorentino hingegen agiert auf absoluter Augenhöhe, im obersten Premiumsegment, hat aber - Achtung Wortspiel - Cindys (Leber-) Leder-Fleck über der auf mich so in den 90ern anziehend wirkenden Oberlippe. Er schafft es den vermeintlich gesuchten Makel nicht als solchen erkennen zu geben, sondern macht aus dem perfekten Rund so etwas wie das perfekte Oval. Ein perfektes Oval mögen vielleicht viele nicht für möglich halten, kennen sie doch nur rund oder eckig, aber aus meiner Sicht kann man beim Versuch einen Sinneseindruck anzusprechen auch zu ambitoniert agieren.

Manchen erscheint dieser ergänzende Ledertwist als störender Faktor, von verbranntem Gummi habe ich mit maximal nach oben gerissener Augenbraue gelesen. Für mich jedoch steht jedoch fest ... it´s not a bug, it´s a feature!

Ein sehr fair bepreister Flakon ist aktuell auf dem Weg zu mir.
Die Hoffnung ist sehr groß den perfekten nicht perfekten Duft gefunden zu haben. Die als 9 verkleidete 10, die mir deutlich mehr Einsatzspektrum zur Wahl lässt, dabei aber besonders genug bleibt um die absolute Augenhöhe zu wahren.
7 Antworten
Rookie82 vor 4 Jahren 8 2
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Befördert zum Chefdesigner
Herzlichen Glückwunsch meinerseits .. einerseits zur Beförderung selbst und höchste Achtung für das gezeigte Durchhaltevermögen.

Bottled ist seit ´98 im Unternehmen, hat als Jahrgangsbester die Ausbildung abgeschlossen und sich ganz offensichtlich (zu) lange auf diesen Lorbeeren ausgeruht. Meint man es etwas weniger böse, könnte man auch behaupten er habe auf qualitativ vernünftigem Niveau Dienst nach Vorschrift betrieben, ohne sein Potential nur ansatzweise in Gänze auszuschöpfen.
Was man ihm zugute halten muss, er identifizierte sich stets mit dem Unternehmen und eine berufliche Veränderung stand nach eigener Aussage, aber vielleicht auch nur aus Bequemlichkeit, nie zur Debatte.

Halbwegs schleifendes Talent in Verbindung mit dem bis in das Jahr 2019 gesammelten Erfahrungsschatz - im Grunde kennt niemand den Laden besser als er - haben nach 21 Jahren dennoch ausgereicht um ihm die Position des Chefdesigners anzubieten. Heute, ein knappes Jahr später wird diese Entscheidung als eine der vielleicht Besten der jüngeren Firmengeschichte zurecht gefeiert.

Zu lange darüber nachdenkend werden die Entscheider, selbstkritisch wie sie in ihrem Beruf idealerweise reflektiert aufgestellt sind, wahrscheinlich mit der vertanen Chance hadern, dass Unternehmen nicht schon zu früheren Zeiten mit dieser Personalie neu ausgerichtet zu haben. Nun, im Nachgang sind sie immer alle klüger.

Bottled, eher bisher als Mitschwimmer denn Zugpferd aufgefallen, geht in seiner neuen Rolle prächtig auf und kaum einer jenseits der Chefetage merkt es!

Möchte man sein seit der Ausbildung bekanntes Talent olfaktorisch zuordnen, könnte man dies sicher anhand der über 20 Jahre alten und bis heute sehr gefälligen, in der Hauptsache wahrnehmbaren Apfel-Zimt Note, machen.
Wenn neben Talent aber skills wie Leidenschaft und eine strategische Ausrichtung, angelegt am Nerv der Zeit bekannter Pfade und Trends, die bisherigen Kompetenzen ergänzen, kann man sich als Entscheider ob dieser Personalie auch gern mal selbst auf die Schulter klopfen. Man sollte es sogar!

Bottled Infinity hat es geschafft den durchaus legendären Ansatz seiner mehr als etablierten Grund-DNA in die Neuzeit zu tragen. Das versuchen viele, die meisten scheitern damit. Hier wurde aus meiner Sicht das Ziel aber nicht nur erreicht, sondern bei weitem übertroffen. Rückt die klassische DNA so nach etwa 30 Minuten etwas in den Hintergrund, möchte ich als erstes noch einmal betont wissen, dass er sich auf seine eigene Art trotzdem bis zum Ausklang treu bleibt.
Ergänzt wird diese fruchtig-süsse-, niemals zu synthetisch anmutende, Eröffnung durch einen Einschlag modernster Dufteindrücke, die aber anders als es ein Boss-Duft vermuten lassen würde, einen in meiner Nase sehr sehr hochwertigen Eindruck hinterlassen.
Diese Melange ist dann für viele Stunden, 6-8 werden es je nach Dosierung am Ende sein, tonangebend und wie es der gute Gluckspilz bereits treffend formulierte, lässt das nicht an einen preisgünstigen Designerduft denken, sondern erzeugt einen Nischenvibe, in gefälligst angenehmer Art und Weise ... das ganze Jahr tragbar und hier natürlich aus meiner Sicht halbwegs deutlich unterbewertet.

Stört man sich nicht an einem moderat süßen Flackern im Hintergrund, kam man wie ich durchaus auf den Gedanken kommen, dass es sich bei Bottled Infinity um einen der Besten Düfte seines Genres handle.
Ursprünglich war es die Idee ihn gegen den PDM-Percival antreten zu lassen, so dass am Ende einer wieder gehen solle. Der Gedanke ist vom Tisch, ergänzen sie sich in einer Sammlung wunderbar.

200ml Bottled Infinite habe ich für um die 50 Euro eingekauft.
Angesichts der geboten hohen Qualität fürs Geld, empfehle ich neugierigen Leserinnen und Lesern unbedingt einen Test.
2 Antworten
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