Royalscents

Royalscents

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6 - 10 von 15
Royalscents vor 7 Jahren 5 1
9
Flakon
8
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Der Reiz eines Unikats
Weshalb überbieten sich Liebhaber regelmäßig auf Auktionen und sprengen Ihr vorab gesetztes Limit? Aus welchem Grund verkaufen sich limitierte Editionen von begehrten Luxusgütern um ein vielfaches besser als Massenartikel? Wie kommt es dazu, dass rare Tropfen eines Winzers zumindest subjektiv immer besser schmecken als vergleichbare Köstlichkeiten aus dem Diskounter? Vermutlich könnte man noch unendlich viele weitere beispielhafte und treffende Fragestellungen formulieren, doch welche Generalantwort findet sich hier?

Ein möglicher Erklärungsversuch ist der Reiz des Unikats. Das stetige Streben nach dem Besitz von etwas, das sonst möglichst keiner sein Eigen nennen kann und doch von möglichst vielen begehrt wird.

Zwar verfügt diese Versuchung über eine gewisse Anziehungskraft im Bereich der Luxusartikel (und über solche sprechen wir zweifelsfrei bei Parfüms, denn niemand benötigt es zum überleben), ist aber sicherlich nicht alleinentscheidend.

Einmalig muss keinesfalls immer nur das Gesamtprodukt sein, sondern oftmals sind es auch einzelne Duftnoten oder deren Kombination. Das bringt mich nun auch unmittelbar zu Versace -Eros.

Zu behaupten es sei ein Unikat, wäre mehr als naiv und dumm, da man es inzwischen inflationär oft und beinahe überall riecht. Nicht zuletzt wohl auch der Preis des eigenen Erfolges. Das Arrangement nicht alltäglicher Aromenverbindungen übte allerdings zum damaligen Kaufzeitpunkt sehr wohl einen magischen Reiz auf mich aus. Kühle Minze gepaart mit wohlig warmer Süße die zu beeindrucken weiß und zu guter letzt werden noch holzige Zedernholznoten aus dem Hut gezaubert. Das Eichenmoos sorgt für den Rest. Ein Unikat auf seine eigene Weise!

Über die Sillage liest man unterschiedliches und meine eigene Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich Versace Eros am liebsten im Frühjahr und Sommer trage. Omnipräsent entwickelt er sich bei wärmeren Temperaturen über den ganzen Tag und ist doch niemals "too much"!
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Royalscents vor 7 Jahren 8 1
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Von Innendesign und dem eigenem Anspruch....
Vereinzelt haben wir im Leben die Dinge nur begrenzt im Griff und nicht alles lässt sich selbstbestimmt gestalten. Gott sei dank, sind dies zumeist die Ausnahmen und der eigene Einfluss gibt Raum zur Kreativität.

Vor der Herausforderung die eigenen vier Wände wohnlich zu gestalten, sodass man sich tatsächlich zuhause und wohl fühlt, stand wohl jeder bereits einmal und richtig fertig ist man hiermit wohl nie. Individualität ist leider nicht jedermanns Sache und die großen Player im Möbelbereich geben oftmals den Wohntrend und Einrichtungsstil vor.

Jede zweite neu erstandene Küche erstrahlt somit aktuell in glatten hochglänzenden Oberflächen und als das Highlight des eigenen Designgeschmacks muss dann eine Milchglasscheibe am Hängeschrank ausreichen.
In den Bädern begegnet einem ein konzentriert aussehender und sitzender Buddha, welcher hinter grünem Schilfgras (eingebettet in grauem Dekokiesel) sein trauriges Dasein fristet.
In den Wohnzimmern herrscht bekannte Vertrautheit, wenn man sich die in oftmals bunten LED-Lichtern erstrahlenden Landschaften ansieht.

Wo ist nur die Individualität geblieben? In wiederkehrender Regelmäßigkeit (ca. alle 10-15 Jahre) realisiert das der bundesdeutsche Durchschnitt und der Wahnsinn beginnt von vorne.

Dass es auch anders geht, zeigen uns die britischen Nachbarn auf der Insel. Ein bunter Stilmix aus längst vergangenen Zeiten ist zwar nicht immer stimmig, zeugt allerdings stets von Individualität und langfristig orientiertem Willen zur Gestaltung der eigenen vier Wände.

Die Parallele zum Parfümeinkauf der breiten Masse lässt sich leicht ziehen. Führte der Weg früher in eine Parfümerie mit großer Auswahl an auch ausgefalleneren Düften, bleibt heute (auch aus Ermangelung an Alternativen) oftmals zwangsläufig der Gang in den Drogeriemarkt des Vertrauens. Über die begrenzte Auswahl muss an dieser Stelle nicht viel erzählt werden. Gekauft wird das am lautesten beworbene Produkt. Alle haben es, also kann es doch so verkehrt nicht sein und man selbst muss es folgerichtig ebenfalls unbedingt besitzen, oder!?!

Klare Antwort kann hier nur Nein heißen.

Klassiker wie "Chanel - Antaeus" sind wie die Wohnstuben britischen Landadels. Der erste Anflug an zitrischen Noten ist schnell verflogen und macht den Weg frei für Myrrhe und Salbei. Kräutrige Noten in Kombination mit animalisch anmutender Lockstoffe, welche in keinster Weise aufdringlich werden, begleiten einen in Form der langanhaltenden Sillage über viele Stunden. Leder verströmt seinen Geruch und verzaubert den Träger, während die Bergamottenote an eine Tasse Earl Grey zu erinnern scheint.

Eigentlich kein typischer 80er Jahre Duft, vereint er vielmehr die Stilrichtungen der letzten 30 Jahre im schwarzen Flakon! Vermutlich der Liebling eines jeden Innenarchitekten...
1 Antwort
Royalscents vor 7 Jahren 4
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Von wundervollen Bildern und der Kunst der Interpretation....
Vor vielen Jahren fühlte sich ein Nachwuchskünstler aus meiner Familie berufen zum Pinsel zu greifen. Das Erstlingswerk war ein durchaus passables, wenn auch abstraktes Ergebnis in warmen Rot- und Blautönen.
Neben dem notwendigem Talent besteht die größte Herausforderung im Bereich der schöpferischen Künste darin, einen passenden Käufer zu finden der Gefallen findet und bereit ist im Gegenzug diese zu erwerben.
Um es kurz zu machen, hieran scheiterte der erste Versuch in der Bucht und ich packte die Gelegenheit am Schopfe, jenes Unikat zum symbolischen Wert von einem Euro zu erstehen.

Um im richtigen Licht zu erstrahlen, galt es nun noch einen passenden Rahmen zu besorgen. Nichts von der Stange sollte es sein, sondern individuell abgestimmt auf das Werk des Künstler. Ein schlichter Traum in Gold.

Man muss sich ein Bild nur lange genug ansehen und schon kommen einem die ersten Interpretationen in den Sinn. Die Oberkörper zweier einander zugewandter Herren ragen aus dem randvoll mit Lava gefülltem Krater und unterhalten sich. Der Titel "Zwiegespräch im Vulkan" war geboren.

Beim abholen der "kommunikativen geologischen Struktur" im Rahmenfachgeschäft, druckste der sympathische Inhaber verschämt herum und versuchte mir zu erklären, dass die Hakenöse noch nicht im Holz verankert werden konnte. Vielmals entschuldigte er sich und gestand nicht zu wissen, wie herum das Bild nun richtig aufzuhängen sei. Wir lachten gemeinsam und mir wäre nie in den Sinn gekommen Ihm deswegen böse zu sein. Letztlich bewies es, dass dies wie so vieles im Leben eine Interpretationsfrage ist.

Ein Meister der Parfümeurskunst steht wohl vor den gleichen Herausforderungen wie der Maler eines Bildes. Es gilt die Aromen so zu kombinieren, dass hieraus ein harmonisches Gesamtwerk entsteht und schließlich dem Bedufteten reichlich Raum für Interpretation zu gewähren.

Im Falle von Tom Ford - Noir Extreme gelang dies prächtig! Der Aromenfetischist bekommt einen Interpretationsraum geboten, der schier unendlich erscheint. Nach dem aufsprühen kann man trefflich darüber diskutieren, ob sich Neroli und Mandarinen die Hand reichen, oder ob der dominante Kardamom olfaktorisch über allem erhaben ist. Makellose Rosenblüte und attraktiver Jasmin paart sich mit der Vanille, oder ist hier doch Oud avantgardistisch? Rauchig harzige Noten demonstrieren souverän Ihre Überlegenheit, oder ist es der kostbare Amber der hervorsticht. Nun es zeigt sich abermals, alles eine Frage der Interpretation....
Willkommen zur Vernissage!

Die Projektion und Sillage ist überragend und es gilt Vorsicht walten zu lassen bei der Dosierung. Selbst im Winter reichen 2-3 Sprüher für eine raumfüllende Aura!
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Royalscents vor 7 Jahren 7 2
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Von Mispeln und dem trügerischen ersten Eindruck...
Wenn es um die Begrünung des eigenen Gartens geht, begehen viele den Fehler im Frühjahr den naheliegenden Baumschulen einen Besuch abzustatten und rein nach der Optik der Blütenpracht auszusuchen. Wie so vieles, unterliegt auch die Gärtnerei der Mode. Manch alte Gewächssorten geraten schlichtweg in Vergessenheit. Da ich einen Faible für traditionelle, bewährte Dinge habe, suchte ich gezielt nach solchen, wurde schließlich fündig und es galt eine Mispel zu pflanzen. Nein ich habe mich nicht verschrieben und spreche nicht von einer Mistel unter der sich verliebte Paare zu küssen pflegen, sondern von einer Mispel.

Auf den ersten Blick sehen die Früchte des Kernobstgewächses aus der Familie der Rosengewächse nicht gerade sehr appetitlich und ansprechend aus, doch sind diese nach dem benötigtem ersten Nachtfrost essbar und äußerst schmackhaft. Das mehlige Fruchtfleisch dieser im Mittelalter oftmals als Obstbaum kultivierten Pflanze, erinnert an eine Mischung aus Apfel und Pfirsich.

Häufig gepflanzt wird die Mispel heutzutage leider aufgrund des oftmals vorschnell gefälltem ersten negativen Eindrucks nicht mehr. Jede Frucht scheint immer perfekt geformt und ohne jeglichen Makel sein zu müssen. Die wenigsten wissen was sie verpassen!

Ähnlich verhält es sich wohl mit klassischen Düften. Zumeist ohne aufwendig gestalteten und reißerischem Flakon, fristen Sie Ihr Nischendasein im untersten Regal oder vielmehr nur noch in ausgewählten Parfümerien. Seit wohl knapp 50 Jahren ist Hermès - Equipage bereits auf dem Markt und die wenigsten nicht Parfümbesessenen dürften diesen Ausnahmeodeur heute noch kennen.

Der schlichte Glasflakon mit dem auf das notwendigste reduzierte und doch so edel anmutende Etikett zog mich magisch an. Umgehend wurde ich für meine Neugierde entlohnt und der erste Eindruck dieses außergewöhnlichen Duftes erinnerte mich sofort an Dominosteine auf dem Gebäckteller. Der Geruch von Marzipan macht sich breit und vermengt sich mit den reifen Orangen der Tischdekoration.
Die Tannennadeln des frisch gebundenen Adventskranzes duften herrlich dezent, doch der erste Gesamteindruck trügt und es handelt sich keinesfalls um einen eindimensionalen Gourmand. Er entwickelt sich grandios, üppiger Vetiver klingelt an der Türe und umhüllt den Träger mit edlem würzigem Muskat.

Sagenhaft!

Wie es sich doch lohnt, oftmals nicht dem Mainstream hinterherzulaufen und der erste trügerische Eindruck täuscht....
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Royalscents vor 7 Jahren 12 4
2
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Von Kalligraphie und dem Zauber längst vergessener Selbstverständlichkeiten...
Es begann seinen Lauf zu nehmen, als mir ein altes handgeschriebenes Kochbüchlein meiner Großmutter zwischen die Finger kam. Die Seiten vergilbt und mit dem ein oder anderen Soßenspritzer verziert. Ehrwürdig blätterte ich vorsichtig die Seiten um und Erinnerungen an meine geliebte Oma wurden wach. Die in Sütterlin geschriebenen Worte schienen wie gemalt. Wie gerne wäre ich doch in der Lage gewesen die Rezepte unverzüglich nachzukochen. Mindestens genauso faszinierte allerdings auch die so wunderbar saubere, ja geradezu wie gemalte Schrift, welche ich nicht im Stande zu entziffern war. Nicht mit einem Kugelschreiber oder Softball hingekritzelt, sondern mit einem Füllfederhalter.

Längst nutze ich beruflich und für Briefverkehr stets nur einen Füller. Mit einer Feder zu schreiben hingegen war auch mir neu. Welch grinsen es mir jedes mal ins Gesicht zaubert, wenn die Federspitze zuerst in das Tintenfässchen eintaucht und dann auf handgeschöpftem Papier seine Spuren hinterlässt, kann man sich leicht ausmalen.

Ach du meine Güte, wie soll ich nun bloß die Kurve kriegen und zum Kernthema dem 4711 zurückfinden? So schwer scheint es gar nicht zu sein und ich hoffe es gelingt mir wie folgt:

Als Ludwig Sütterlin im Jahre 1911 die nach Ihm benannte Schriftart im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums entwickelte, war das "Echt Kölnisch Wasser" bereits ein Klassiker. Vermutlich hatte der ein oder andere Käufer bereits damals ein ähnliches Gefühl der Bewunderung für solch einen Klassiker, wie es uns heute beim Erwerb von bspw. "Penhaligons - Blenheim Bouquet" umkommt.

Nahm man in den 80'er Jahren 4711 wie selbstverständlich und sehr häufig wahr, so begegnet es mir zumindest subjektiv inzwischen äußerst selten.

Inspiriert von Tom Ford - "Neroli Portofino", wurden Erinnerungen an diesen Klassiker längst vergangener Zeiten wach. Neroli in seiner Reinform macht sich nach dem Abklang der ersten belebenden zitrischen Noten breit.
Der vertraute Duft von Lavendel in Kombination mit Rosmarin verleiht dem Träger bzw. der Trägerin diesen vertrauten wenn auch leicht anachronistischen Touch. Leicht angestaubt wie meine Schreibfeder, verdient es allerdings immer noch Beachtung!

Der Zauber längst vergessener Selbstverständlichkeit...
4 Antworten
6 - 10 von 15