Seelanne

Seelanne

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6 - 10 von 20
Seelanne vor 11 Jahren 51 17
2.5
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5
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3
Duft
Emergency Room oder Dr. Clooney auf der Suche nach dem Puls
Dokumentation in einem Akt
Ort: Notaufnahme, irgendwo
Zeit: 16.45 Uhr bis 17.3o Uhr
Personen: Dr. Clooney, Schwester 1, Schwester 2, Pfleger 1, Pfleger 2,

Durchsage:
Dr. Clooney bitte DRINGEND in die Notaufnahme …… Dr. Clooney, bitte DRINGEND in die Notaufnahme ………… Dr. Clooney bitte …………
.
„Hallo Kinders, da bin ich. Sorry, war noch auf der Gyn. Na, was haben wir denn hier ?“
„Name Vitae, Aqua; 6 Monate alt, Vater Francis Kurkdjian, Mutter unbekannt, Geschlecht unklar.“
„Gesetzlich oder privat ?“
„Sehr privat, der kostet ganz ordentlich.“
„Okay, was ist mit ihm ?“
„Bislang noch unklar, wurde von Angehörigen vorbeigebracht.“
„Und ?“
„Keine Ahnung, sagten nur, es ginge ihm nicht so gut. Hatten wohl schon paar Mal das Gefühl, dass er hinüber ist.“
„Na, dann wollen wir mal sehen. Wäre doch gelacht, wenn wir den nicht wieder auf die Beine bekommen, bei dem Namen ?!“
.
„Hallo, Aqua, Vitae …..äh …. was ist eigentlich sein Vor- und was sein Nachname ?“
„Pfff …… keine Ahnung.“
„Hallo Herr – Frau Vitae .. können Sie mich verstehen ? .. Haben Sie Schmerzen ? …… Hallo ?“
„Entweder taub oder tot.“
„Keine Witze bitte. Was sagen die Vitalzeichen ?“
„Vitalzeichen ? Will ja nicht unken, aber für mich sieht der etwas blass um die Nase aus.“
„Puls und Blutdruck ?“
„Ganz schwach, kann den fast nicht messen. Und `ne Sinuskurve bekomme ich auch nur, wenn ich „Malen nach Zahlen“ mache.“
„Sauerstoffsättigung ?“
„Naja, ich sag mal so: Rauchen sollte der jetzt grad mal keine.“
„Liegt das Labor schon vor ?“
„Ne, also so schnell ?!“
.
„Okay, dann los, da müssen wir ran ! Schwester: Betätigen sie den Sprühmechanismus ! Auf 3,2,1 …“
…………………………………………………………Pppffffhhhhhhhhhhh ……………………………………………
…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
„Und ?“
„Hm…………… Zitrone, oder ?“
„Ja, Zitrone, würde ich auch sagen.“
„Wo ? Ich riech‘ nix.“
„Da !“
„Wo ?“
„Na da ! Du musst ganz nah rangehen.“
„Aha: ja, ganz hübsch.“
„Oder hat die Putzfrau wieder was stehen lassen ?“
„Nene, das ist schon er.“
„Was sagt das EKG ?“
„Also ein Herzschlag sieht irgendwie anders aus.“
„Also für mich ist das Mandarine !“
„Ne, Zitrone ………… und Vanille !“
„Schlecht riechen tut er gut.“
„Ich muss doch bitten, der ist doch nett !“
„Ja nett … aber so der Hammer ist das jetzt nicht.“
„Aber irgendwie cremig, oder ? Wie die Eisbällchen bei meinem Italiener.“
„Kommt da sonst noch was ?“
…………………………………………
„Ne, nur diese Zitronencreme.“
„Mandarine !“
„Jaja, ist doch egal jetzt.“
.
„Tja, Kinders, würde sagen, er lebt … also so irgendwie … ab mit ihm auf die Überwachungsstation, in 3 Tagen ist der wieder draußen, ich bin dann mal wieder auf der VIII.“
„Also für mich bleibts bei Mandarine.“
„Ne, Zitrone !“
„Hallo ?! Ich sagte: Ab mit ihm auf die Überwachungsstation, wenn ich bitten darf !“
„Jaja ……“
.
„Freunde,ich will eure Party ja nicht stören, aber unser Zitronencremebällchen schmiert mir grade ab !“
„Was, jetzt schon, nach 45 Minuten ? „
„Tja, also mein Monitor ist dunkel. Wohl doch mehr Aqua als Vitae.“
„Okay, Notprogramm. Reanimieren. Bitte zurücktreten. 3…2…1… und ………………………
Puls ?“
„Negativ ………… oder warte ………….. ne, doch nicht.“
„Wir verlieren ihn !“
„Ich finde, der röchelt.“
„Mensch, das ist die Klima !“
„Okay, keine Panik: Herzmassage …… und 1, und 2 und 3 …… 3 mg Atropin aufziehen !
Und nochmal den Defi bitte …… Bitte zurücktreten … Und 3…2…… 1…und …“
.............................................................................
„Mist.“
„Das wars.“
„Mal verliert man, mal gewinnt der Andere.“
„Schade um die schöne Mandarine.“
„Zitrone !“
„Okay Freunde, alle mal herhören: es gibt keinen Grund, niedergeschlagen zu sein. Wir haben alle unser Bestes gegeben. Manchmal ist das eben so. Wer macht das mit den Formalitäten ? Ich bin dann nachher auf der VIII.“
.
„Leute, ich bestell uns nachher was bei der Eisdiele. Wollt ihr was ?“
„Auja, für mich bitte `nen Spaghetti Eis .. aber mit viel Soße.“
„Ich nehme `nen Bananen-Flip ! Oder haben die auch Shakes ?“
„Glaube ja.“
„Dann nehme ich … äh …. Mandarine !“
„Für mich bitte auch `nen Shake, aber bitte: Zitrone !“
„Und Herr Doktor, auch was ?“
.
„Ja, mir egal, bestellen Sie irgendwas. Nur bitte keine quietschigen Früchte, kein Obst. Ich kann diese ganzen leblosen Zitronencremes nicht mehr ab. Ich brauch jetzt endlich mal wieder was Ehrliches mit Geschmack und mit etwas ……………mit etwas Puls …………. Irgendwas Lebendiges !“
17 Antworten
Seelanne vor 11 Jahren 38 12
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1.5
Duft
Küsse für den Dichter
Im Jahre 2011 ereignete sich im 20ten Pariser Arrondissement wirklich Einzigartiges: Örtliche Politiker von Ménilmontant und die Verwaltung des Friedhofes „Le Cimetière du Père-Lachaise“ erörterten ein Problem, dass sich so bisher noch nie gestellt hatte: Küsse für einen Toten. Es musste endlich eine Lösung dafür gefunden werden, dass am Grab „dieses Iren“ zu viel geküsst wird, genauer, dass dessen Grab über die Jahre derart „zugeküsst“ wurde, dass der Grabstein, von Unmengen von Lippenstift-Abdrücken übersät, mittlerweile fast in Gänze rot war.

Nun ist Paris bekannt für seine einladenden Friedhöfe: die wenigsten Parkanlagen dieser Erde können es mit der melancholisch-morbiden Schönheit der Pariser Friedhöfe aufnehmen. Ob der Friedhof „Montmatre“ im Norden, der südlich gelegene „Montparnasse“, der zentrale „Passy“ oder eben der „Père-Lachaise“ im Osten: sie alle sind von einer heiteren Wehmut beseelt, dass man fast geneigt ist, zu vermuten, sie wollten jemanden davon überzeugen, Sterben sei schön, mindestens aber nicht ganz so arg, wie gemeinhin angenommen.

So pilgern jedes Jahr Heerscharen von internationalen Besuchern zu diesen Friedhöfen, nicht zuletzt natürlich, um all die Künstler zu ehren, die mit ihrem Wirken das Antlitz der Welt ein wenig verschönert haben: Proust, Moliere, Bizet, Truffaut, Piaf, Sartre, Balzac, usw. usw..

Auch die Franzosen und die Pariser selbst lieben natürlich ihre Friedhöfe, wobei ihre Verehrung ausdrücklich auch schon immer Künstler mit einbezog, die zwar aus anderen Ländern stammen, aber durch ihre Liebe zu Paris –oder sonst einen Zufall- in den Augen der Franzosen am Ende doch auch irgendwie zu Franzosen geworden waren: Beckett, Heine, Ionescu, Jim Morrison, Chopin, und eben auch „dieser Ire“ mit seinem Grabmal voll von Küssen: Oscar Wilde.

Und so ist es angesichts dieser französischen Verehrung für Künstler allgemein und für Oscar Wilde speziell vielleicht auch gar nicht so verwunderlich, dass die Gründerin des Hauses Jardins d'Écrivains, Anaïs Biguine, nicht nur ihr gesamtes Duftportfolio an Schriftsteller anlehnt, sondern eine ihrer bislang 5 Parfumkreationen im Jahre 2012 eben Wilde gewidmet hat.

Biguine gründete Jardins d'Écrivains vor Jahren zunächst als Quereinsteigerin: Sie war in der Werbung, als Schauspieler-Agentin und Photographin tätig, bevor sie sich eines Tages entschloss, Düfte zu konzipieren. Auf Grund ihrer schon immer währenden großen Liebe zur Literatur war und ist dabei der Gedanke/Gefühl für ein literarisches Werk oder einen Schriftsteller Ausgangspunkt einer Kreation. Ähnlich wie Diptyque begann Biguine dabei zunächst, Durfkerzen und Badezusätze zu entwerfen, bevor sie im Jahre 2012 das erste Parfum lancierte, wobei sie als Ideengeberin agiert und für die Ausarbeitung mit einem Labor in Grasse zusammenarbeitet.

Wie duftet nun aber das Parfum des O. Wilde, dieses Prototyps des Dandys, Meister des geschliffenen Aphorismus‘ und Schöpfer des Dorian Gray ?

Der Auftakt ist überraschend: Herb-saures frisches Grün, eine krautige aber mitnichten zitrische Bergamotte umrahmt einen traumhaft-herben Traubenduft, schon anfangs flankiert von einem zarten Hauch Feige; wie ein frisch zerriebenes Blatt umspielt von Weintraubenschale und Traubenkernen mit einer Ahnung von Rharbarber; dabei alles so frisch, wie nach einem Regenschauer. Das ist famos, das ist schlichtweg einer der schönsten grünen Kopfnoten überhaupt.

Nach einer Weile dann werden Bergamotte nebst Traube allmählich kurzatmiger und geben den Weg frei für einen fast schon meditativen milchig-hellen Tee, auf dem sich die Feige bettet, naturgemäß zwar etwas süß, aber nie süßlich, sondern klar und kühl, schwebend, vielleicht auch von der Nelke herrührend, die aber sonst nicht näher in Erscheinung tritt. Die Basisnote ist dann geprägt von dem nach und nach dunkler werdenden Tee, trockenem Vetiver und rauchigem Eichenmoos im Sinne einer recht klassischen Chypre-Basis, trotz allem aber grün und zu keinem Zeitpunkt düster-schwer.

Donnerwetter, das ist nicht das, was ich erwartet hatte: Das ist kein englischer Salon, in dem die Stützen des British Empires mit Zigarrenspitze rauchend geistreich-gestelzte Gespräche führen, das ist nicht das spätviktorianische selbstgefällige England, das ist führwahr vielmehr die scharfe Zunge, das ist die Heimat von Oscar Wilde: das ist Irland, wenn auch gezähmt.

Dieser Duft ist nicht verkompliziert, sondern leicht zugänglich und einfach strukturiert, was aber kein Manko ist, sondern einfach seiner Klarheit entspricht. Der Vergleich zu anderen Feigendüften fällt nicht leicht, zu sehr imponiert diese wohltuende kühle Traube. Der Duft findet sich am ehesten in der Nähe von Heeley‘s Figuier wieder, mit dem ihn die herb-frische leichte Natürlichkeit verbindet, wobei der Heeley statt Traube eine luftige Melone führt. Auch Erinnerungen an Grey Flanell stellen sich zuweilen ein.

Diese Kreation von Jardins d'Écrivains ist einfach wunderschön, jeder, der Grünes mag, müßte begeistert sein.

Und das Grab von Oscar Wilde ? Die Politiker von Ménilmontant und die Friedhofsverwaltung sahen sich gezwungen zu handeln. Selbst die irische Regierung hatte schließlich schon interveniert und sich sogar schon für die Kosten einer wohlmöglichen Renovierung des Grabsteines des berühmten Sohnes Irlands stark gemacht. Andererseits konnte man nun in der Stadt der Liebe doch nicht einfach das Küssen verbieten, selbst wenn es das eines Grabes war. So wurde verfügt, dass das Grab von Oscar Wilde zunächst gesäubert und anschließend mit einer hohen Plexiglaswand umgeben wird, auf das keiner mehr seinen Kussmund auf den Grabstein direkt setzen kann. Und so geschah es dann auch exakt am 30.11.2011, dem 111. Todestag von Wilde.

Nicht nur die Anhänger von Wilde, auch die Pariser selbst fanden nun diesen Akt der Grabsteinsäuberung so gar nicht französisch, weil vollkommen unromantisch: „Dies sei keine Art, wie Paris mit seinen Toten umgeht“ war in einer Zeitung gar zu lesen. Aber die Verwaltung blieb hart. Seither wird natürlich ersatzweise die Glaswand geküsst, aber -weil eben unromantisch- deutlich seltener.

Was aber alles noch nicht die Frage beantwortet, warum ausgerechnet Wilde’s Grab über die Jahre eine derartige Verehrung erfuhr. Denn das hat es selbst auf Pariser Friedhöfen noch nie gegeben: Das Grab von Jim Morrison musste schon abgesperrt werden, das Grab von Serge Gainsbourg gleicht bis heute einem Wallfahrtsort, aber Küsse für einen Schriftsteller aus Irland, der zudem mehr oder weniger zufällig in Paris gestorben war ? Warum Küsse ausgerechnet für ihn, den scharfzüngigen Wilde, der da einst über die Menschen formulierte: »Wir liegen alle in der Gosse, aber einige von uns betrachten die Sterne«.

Aber vielleicht liegt die Antwort ja genau in diesem Zitat, vielleicht liebten und lieben ihn viele Menschen am Ende genau deshalb, weil sie gespürt haben, dass sich hinter dem beißenden Zynismus, scharfsinnigen Geist und snobhaften Auftreten vor allem einfach ein extrem mitfühlender Mensch verbarg, der, ansonsten gleich zu allen Anderen, einfach einige Sterne sehen und sie für uns beschreiben konnte. Einer dieser rastlos-empfindsamen und –angesichts seines Lebensweges- auch leidenden Seelen von Götter Gnaden, auf den Hölderlin’s Spruch trefflich zu passen scheint:

„Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn, Die Götter, schenken heiliges Leid uns auch, drum bleibe dies: Ein Sohn der Erde schein ich; zu lieben gemacht, zu leiden.“
12 Antworten
Seelanne vor 11 Jahren 29 11
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Zwischenmenschen
Das Leben ist schwierig, wir wissen es. Mal dehnt es sich unerträglich aus, mal ist es zu kurz; einmal ist es zu durchsichtig, dann wiederum zu verworren. Mal fehlt es am Ziel, mal an den Schuhen. Mal fehlt es am Geld, sodass wir arbeiten wie verrückt, dann aber fehlt uns die Zeit, die Vorzüge des verdienten Geldes auch zu genießen; und Zeit und Geld nach langen Mühen doch endlich in Einklang gebracht, müssen wir dann am Ende betrübt feststellen, dass uns bei diesem ganzen Hin-und-Her die Fähigkeit zur Muße abhanden gekommen ist, die Zeit auch zu genießen.

Kurzum: Irgendwas ist immer.

Was es aber im Detail und auf Dauer eigentlich so kompliziert macht, also der versteckte Mechanismus, weiß dabei kaum jemand zu benennen, sodass sich im Laufe der Zeit fast unweigerlich der Verdacht einstellt, dass es wohl an der einzigen Konstanten liegen muss, die man beständig mit sich herumschleppt: an einem selbst. Nun, der Gedanke ist nicht neu: schon Dostojewski wusste zu berichten, dass wir nur deshalb unglücklich sind, weil wir nicht wissen, dass wir glücklich sind. Oder wie ein Freund letztens achselzuckend vor dem Spiegel stehend zum Besten gab: „Ich bin einfach zu dämlich, um glücklich zu sein.“

Nun ist „dämlich“ ein etwas weites Feld: Eine Facette meiner Dämlichkeit ist jedenfalls die Eigenschaft, Zwischenmensch zu sein. Nein, nicht zwischenmenschlich, sondern Zwischenmensch:

Eine Beschreibung fällt schwer: Zwischenmenschen sind die Menschen, die Marx, also Groucho und nicht Karl, vor Augen gehabt haben muss, als er einer der Kreuze seines Lebens formulierte mit seinem mehr oder wenigen berühmten Spruch, nach dem er in keinem Klub der Welt Mitglied sein möchte, der Leute wie ihn als Mitglieder aufnimmt.

Noch unklar ? Doch eher konkrete Bespiele ? Gern:

Wenn ich bei einem Fußballspiel zusehe und die Leute um mich herum wollen fachsimpeln, halte ich gerne eine Zeitlang mit: die Frage, ob Spieler X oder Y nicht eher und besser aufgestellt gehört, ist selbstredend nicht wichtig, aber allein deshalb wunderbar, weil die Frage gleichzeitig bedeutet, Extra-Zeit zu haben für solch einen Unsinn, Luxus-Zeit, verschwenderisch, als würde man ewig leben. Gleichwohl: Irgendwann bekomme ich den Drang, mich zu verabschieden. Nicht, weil dieses –wie jedes- Thema sich irgendwann dem Ende neigt, sondern weil ich vielleicht in den letzten Minuten einen Witz machen wollte, ein nettes Zitat anbringen, ein intelligentes, nein, nicht zum Angeben, sondern weil es einfach wunderbar gepasst hätte. "Wieder eine Pointe im Eimer" würde man sagen und seines Weges gehen, was ich dann auch tue.

Andersherum Tage später: ich bin auf einer Lesung über Dylan Thomas: Okay, sage ich mir, das wird nett, das kann man nicht vereiern, einiger meiner alltime-favorites in Sachen Lyrik hat der Mann gezaubert, wie soll so ein Abend in die Hose gehen ? Kann er aber, ich weiß, nur zu diesem Zeitpunkt nicht und gehe trotzdem hin.

Und es wird langweilig, schaurig absurd, schlicht gräußlich: alle Anwesenden halten sich für schlau und sind’s gerade deshalb dann am Ende nicht; der Sekt schmeckt dazu passend schal und trotz mehrerer anständig gemeinter Vorträge will Dylan selbst nicht zum Vorschein kommen: er läßt sich entschuldigen. Und Recht hat er: bei dem ganzen Treiben bekommt man Lust auf ein Pils statt Schampus, dass jemand "scheißen" sagt, statt auf "die Toilette gehen"; und das nicht, weil demonstrativ zur Schau gestellte Asozialität cool wäre, sondern weil es vor lautem gedankenlos-nettem elfenbeinturmigen Bildungsbürgertum einfach nicht auszuhalten ist.

Ich wünsche es ja keinem persönlich, aber warum kann sich nicht ein Zuhörer hier mit einem akuten Anfall als Tourette-Betroffener outen ? Ein dreifaches stakkatoartiges „Ficken“ würde wirklich etwas Schwung in die Bude bringen und zumindest einen Anflug von Realität wieder herstellen.

Genau dann sehne ich mich doch wieder nach Fußball. Und tatsächlich dauert es nicht lang, bis ich wieder im Taxi sitze und das Gespräch mit dem Fahrer über Gott und die Welt, Wetter und Fußball mich wieder auf die andere Seite zurückholt. Und es ist keine Verstellung, wenn ich ihn frage, wieviele Kilometer sein alter Mercedes schon gelaufen ist.

So bewege ich mich Zeit meines Lebens zwischen den Welten, zwischen allen Stühlen, nirgends ein Fremder, aber auch nirgendwo zu Hause.

Eigentlich müsste ich „Caravelle Epicee“ daher auch lieben: Denn genau solch ein Grenzgänger ist dieser Duft aus dem Hause Frapin, ein olfaktorischer Zwischenmensch, ein Duft, weder Parfum noch Geruch:

Schon der erste Eindruck der Kopfnote lässt einen abtauchen in die ganze Herrlichkeit eines alten Weinbrand, Cognac- oder Whiskeyfasses. Dabei kommt aber keine Sekunde lang der Gedanke an Modrigkeit oder Muffigkeit auf: Vielmehr erhebt sich eine vollendet-erlesene Wolke aus Weinbrand, Gewürzen und Hölzern, das Bild von langen Winterabenden am prasselnden Feuer spontan heraufbeschwörend.

Das ist so gut gemacht, dass es einem tatsächlich fast ein wenig den Atem verschlägt: Die gesamte Liaison der Wein- und Holzaromen, die sich ja nur in der speziellen weinbrandtypischen Herstellung und jahrelangen Lagerung ergibt, wurde hier in einem selten anmutigen weich-würzigen Hauch verbunden und eingefangen: Zum Wein, den Hölzern und den Gewürze gesellt sich bereits in der Kopfnote Tabak hinzu; dies im Sinne von wirklichem warmen Tabakrauch ohne jedwede Anleihe an Aschenbecheriges.

Der Duftverlauf zur Herznote ist dann zunächst nur ein marginaler: Der Duft wird einfach etwas breiter und schwächer, wie immer weiter und dünner zerstrichene Butter, leiser und differenzierter, der erste doch kräftige Eindruck der Gewürze lässt dabei allmählich nach und der Tabak und Wein-Charakter werden zum bestimmenden Element. Dies jedoch nicht lang: Zu Beginn der Basisnote übernimmt das Amber mit seiner Honig-Vanille-Note die Führung, aber nicht diktatorisch, sondern eher wie ein Fremdenführer bei Besuch in fernem Land.

Kurzum: Eine wunderbare Duftkomposition, die duftgewordene Visitenkarte des Cognac-Hauses Frapin, einer der schönsten überhaupt.

Aber exakt bei dieser Formulierung und der dabei unterlassenen Verwendung des Wortes „Parfum“ fällt mir ein, weshalb ich nicht aufspringe, einen Flakon ordere und sich vielmehr folgende Frage aufdrängt:

Will ich so riechen ? Will ich wie ein Cognac-Fass riechen oder noch anders: will ich, dass andere mich als Cognac-Fass wahrnehmen ? Und die Antwort lautet - natürlich - typisch zwischenmensch-mäßig: „Jein“: Ja, aber nur manchmal und das auch nicht den ganzen Tag. So stelle ich die Probe zurück an ihren Ort, während ich zu dieser phantastischen Duftkreation fast brüderliches Mitleid entwickle, gewissermaßen von leidgeprüftem Zwischenmensch zu Zwischenduft.

Gut, ich habe nun gelernt, dass es nicht nur Zwischenmenschen sondern wohl auch Zwischendinge gibt. Was bleibt ? Ich werde mein Dasein als Zwischenmensch wohl nicht ändern können und je mehr ich darüber nachdenke, will ich es auch gar nicht ändern. Ich werde weiterhin Spannung bei einem Elfmeterschießen in meiner Stammkneipe erleben und mich trotzdem gleichwohl kurz darauf von Lyrik berauschen lassen. Und ich werde mir diesen Duft kaufen, um ihn zu tragen und wenn es nur an gewissen langen Winterabenden ist.

Vielleicht beschließe ich aber auch, einen Verein zu gründen, einen Klub der Zwischenmenschen, Vereinsname „Der Klub der Klublosen“ … oder so. Vielleicht. Denn eins steht fest:

Es bleibt schwierig.
11 Antworten
Seelanne vor 11 Jahren 24 9
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Mehr Meer
Ich erreiche die letzte Fähre des Tages nach 600 km nonstop passend: sie liegt da wie bestellt, mit ihren kalten Positionslichtern fast feierlich geschmückt, als wenn sie nur auf mich gewartet hat. Kaum Fahrgäste, das Personal scheint glatt in Überzahl; entsprechend entspannt winkt mich der Steward bis zum Bug.

Vor 7 Stunden noch bestand die Welt nur aus Widerstand, als wenn ich unter Wasser gehe, jeder Schritt, jeder Griff beschwerlich, jeder Gedanke klebrig, wie in Zeitlupe, immer zu spät, jedes Telefonklingeln eine unheilvolle Ankündigung: Jetzt sitze ich auf der Holzbank des luftigen Vorderdecks, taste übermütig-eingeschnitzte Liebesschwüre und ändere langsam von Kiemen- auf Lungenatmung.

Die Maschinen drehen hoch, das Boot vibriert und stampft kurz gurgelnd rückwärts, dass man sich halten muss: wir legen ab. Ich starre ins rauschende Schwarz um mich, vor und über mir; weder Insel noch Wasser sind zu sehen, als das Boot die Fahrrinne erreicht und nur der zuckende Tanz des fahlen Mondscheins auf dem tintigen Schwarz uns den Weg zu weisen scheint. Angekommen lasse ich Hafen und Ort schnell hinter mir: ab und an noch alleinstehende beleuchtete Häuser, dann nur noch von Scheinwerfern zerschnittene Nacht. Wenn ich nicht wüsste, dass noch etwas kommt, würde ich meinen, ich fahre ins Nichts. Noch drei bis vier Schotterwege abseits der letzten befestigten Straße und die restaurierten Türmchen und Erker der hellgrauen Pension mit ihren weißen Fensterrahmen zeichnen sich schemenhaft ab. Minuten später schon schlafe ich traumlos dem Morgen entgegen.

Erwachen bei Sonnenaufgang/das Knarren der Dielen, Schiffsplanken simulierend / nach vorne heraus die Düne mit dem anarchistischen Dünengras / nach hinten heraus der kleine Garten mit dem parademäßig geordneten Schilfgras, um den Teich mannshoch, sanft wiegend wenn Wind / der morgendliche Nebel über dem Schilf / der hochziehende Kaffeeduft / zeichentrickartiger Gedanke für einen kurzen Moment: Vielleicht ist der Nebel ja der Kaffeeduft ? / aus dem Parterre halbierte Telefonate auf dänisch – unverständlich, aber gemütlich-wohlklingend / später dann beim Frühstück die Vermieterin, eine feine alte Frau in Grau, passend zu den Farben der Pension: graues Kostüm und weiße Haare.

Der nun eigentlich nötige Einkauf muss warten, der Wind draußen trägt den Ruf nach Farbe, wobei es heute vornehmlich Grau sein dürfte, ein rau-verhangener Tag wird es werden; Wolkenwechselspiel zwischen aufgelockert, klar und gedeckt,mal zugezogen,mal aufgerissen.

Kurz darauf über die Düne, Panoramablick: das dreifache Oval von Sand, See und Himmel legt sich auf die Augen wie Vater, Sohn und Heiliger Geist / die See ist rauer, als der Wind vermuten lässt / schwer stampfen die Wellen gegen ihr Vergehen und sprühen ihre Gischt auf den Strand / ich sauge die Luft ein wie ein Ertrinkender nach seiner Rettung / allen Ortens bunt-missglückte Drachenflugversuche, entsprechend drumherum aufgeregt-bellende Hunde / der Collie, der sich jedes Mal freut, wenn es zum Start kommt / einige Paare, die Ewigkeit testend / ein Surfer, der unbemerkt beinahe ertrinkt / als er nach Rückkehr aus dem Wasser auf dem Sand niederkniet: unklar, ob vor Erschöpfung oder ob er betet / ab und an skurriles Strandgut der Seefahrt / fast kein Bernstein / zwischendurch immer wieder Atmen wie ein Abhängiger auf Entzug / anfangs noch das Ausweichen vor den auslaufenden Wellen / kurze Zeit später schon diesbezüglich Gleichgültigkeit: die Schuhe müssen eh‘ weg / Minuten später dann bereits barfuß obgleich nicht unkalt / zitternde Möwen pulkweise im Wind / Angler, zeitlos wartend auf das verräterische Zucken an der Leine / ansonsten -wie immer- der Unterschied zwischen Sand und Asphalt: man hinterlässt Spuren; wenn auch nur bis zur nächsten Flut / eine paar sehenswerte Muscheln / insgesamt fast herbstlich frisch, das Licht mit langen Schatten / die Sonne warm und zugleich doch Kühle im Untergrund ankündigend; ein warmes Gefühl, aber sobald man pullovermäßig übermütig wird: das Frösteln im Anzug / Freude am Leben, aber die Grenze spürend.

Der dann doch fällige Einkauf bringt Vorfreude auf ungewohnte Käsesorten und gewohnt intensive Erlebnisse mit Marmelade. Im Fischladen ist der Fisch so frisch, dass es überall mehr nach Fisch riecht, als dort. Ich prüfe das Sortiment, aber mir ist heute nach schlichter Scholle mit Kartoffel, Butter und Zitrone, Schollen aber sind keine mehr da, daher doch nochmal zum Kutter am Strand. Die Kleinauktion verläuft zufriedenstellend, die Auswahl klein, aber fein. Ansonsten beim Einkauf wie immer hier: Zigaretten und Alkohol sind extrem teuer, allein der Müßiggang bleibt und das Sprichwort scheint dahin.

Im Hotel zurück: das Rauschen des Grases und das Murmeln der nahen See; im Spiegel: der 3-Tagesbart ist 4 geworden. Flüsternde Stimmen aus anderen Zimmern derweil sich die Schollen in der Pfanne winden. Im Dachgeschoss neue Ankömmlinge: ein Paar, Tschechen vielleicht oder Jugoslawen; prompt gibt es Streit: Madame hat ordentlich Fahrt aufgenommen. Streitigkeiten in Fremdsprachen hören sich netter wenn man nicht verstehen kann, so ohne Inhalt bleibts nur beim erregten melodischen Singsang, fast wie Musik. Später aus dem Fenster heraus geraucht: die schläfrige Katze auf der Wagenhaube im Gegenlicht.

Eine bei Abfahrt wahllos gegriffene Parfumprobe aus der Reisetasche genestelt: vanillig, grasig, algig, salzig; irgendwo zwischen „Sel de Vetiver“ und „Sel de Marin“ verankert, aber ohne den ausgeprägten Penatengeruch des Ersteren und mit weniger fischigem Algengeruch des Zweiten; quasi ein Bruder von Montales „Sandflowers“, aber mit seiner salzigen Vanille ohne dessen zuweilen stechender Künstlichkeit und deutlich weniger penetrant. Der Duft verschwimmt mit dem Holzduft des Hauses und meiner salzigen Haut, sodass ich ihn noch am nächsten Morgen – obwohl deutlich vorhanden – nicht mehr als gesondertes Parfum wahrnehme. Ausgewogen, gut.

In der Nacht kündigt trockener Sturm den Wetterumschwung an: Luft, als wenn die Welt grade eben geboren wird. Trotz tosendem Wind ein deutlicher Hauch von zunehmender Wärme, die Luft trotz ihrer Wildheit in ihrer Seidigkeit gütig, alle Möglichkeiten des Lebens vor mir ausbreitend, in jedem Windstoß liegt ein anderes Leben, jedes auf seine Weise anders, aber alle meins.

Am nächsten Morgen dann steht die Sonne schon früh sehr hoch. Aus dem Fenster heraus ist bereits alles nur noch Gelb und Blau. Von ferne hallen die Kinderrufe vom Strand, im Garten flattern die Fahnen. Das Meer nicht länger wild und grau, sondern ein blau-grün wogendes Blinken von Millionen von Spiegeln, reflektierend und brechend das Licht, eine wahrhafte Flut von sich hypnotisch überrollenden tausend kleiner Wellen; nur draußen auf der Sandbank fallen sie eifersüchtig übereinander her und schlagen wild und hoch. Die auslaufend leckenden Wogen versickern im sandigen Löschpapier, das rückläufige Wasser über Steine und Muscheln hebt ein Prasseln an hunderten in der Brandung erlöschenden Feuern gleich. Aber schon naht die Nächste, es ist ein einziges Zischen und Brodeln, als wenn das Wasser der Welt aus dem Sand zu uns aufsteigt. Ich stehe da, kniehoch, um mich herum die zischende See und gehe ein in ein beständiges Rauschen, wartend, was die Flut noch bringt.

Alltag ist fast so weit weg wie der Trawler, der sich seinen Weg am Horizont bahnt. Alles glitzert und verschwimmt in zusammengekniffen-sonnenbrillenlosen Augen. Nur ein paar Federwolken oben im Blau ......
9 Antworten
Seelanne vor 11 Jahren 17 10
5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
4
Duft
Schiffe-Versenken
Was hatten einst in der Schulzeit der Mathe-Unterricht und das Spiel „Schiffe-versenken“ gemeinsam ?

Richtig, sie fanden in der Regel zur gleichen Zeit statt: Während der Lehrer undramatisch-Schlafförderndes über Kurvenlehre und Exponentialfunktionen zu berichten wusste, widmete man sich unter der Tischbank lieber der Frage, wo der Gegenspieler sein U-Boot versteckt hatte. Das war zwar eigentlich auch nicht wirklich spannend und nicht das, was man eigentlich wollte, aber beengte Verhältnisse bieten nun zumeist nur beengte Auswege und das Herausknobeln, wo der doofe Schulfreund seinen Schlachtkreuzer parkt, war immer noch anregender, als die hypnotisch sedierende Stimme des Mathe-Lehrers. Wenn man ehrlich ist: eigentlich war alles anregender als das.

Aber was hat Schiffe-Versenken schon mit einer echten Seeschlacht gemeinsam ? Richtig, eher wenig, genau genommen gar nichts, genausowenig aber – und da wären wir nun bei unserem Creed-Duft endlich angelangt - wie diese Kreation Erolfa mit einem wirklichen Parfum.

Denn eins sei vorab verraten: Erolfa wird zwar von einem Parfumhersteller feilgeboten, dies auch in einem annehmbaren Flakon, aber Erolfa ist gleichwohl kein Parfum !

Nein, Erolfa ist lediglich die Ahnung eines Parfums. Wenn ein Parfum ein Bild ist, ist Erolfa lediglich die dazugehörige Skizze, wobei die verwendete Farbe sich dann auch noch als sich selbst auflösende Zaubertinte herausstellen würde: ein relatives Nichts also, was nach bereits 10 Minuten verdampft, verdunstet und hut-schwenkend wieder vom Hof reitet; ein Duft auf der Flucht gewissermaßen.

Die ganze werbetechnische Bezugnahme auf die Titanic und den Begrüßungsduft für die Gäste 1ter Klasse, dem dieses „Parfum“ ja gewidmet ist, macht dabei durchaus Sinn, nur leider anders, als vom Duft-Designer wohl gedacht:

Dabei beginnt wie damals bei der Titanic bei Erolfa zunächst einmal alles wunderbar und in schönster Eintracht: Gut, wir haben es hier mit einem Aquaten zu tun, wer diese olfaktorische Spezies eh‘ nicht mag, der sollte Abstand nehmen. Aber derjenige welcher, der imitierter Meeresbrise etwas abgewinnen kann, wird bei Erolfa anfänglich durchaus 1te Klasse-mäßig bedient:

Die ganzen Ingredienzien wie angegeben, vorherrschend Basilikum,Bergamotte, Melone, Orange, Rosmarin, Zitrone, Ingwer, Jasmin, Koriander und Pfeffer, sind – ohne dass man sie im einzelnen herausfiltern könnte - trefflich aufeinander abgestimmt und entfalten eine Brise der wirklich schönen Art; dabei mehr Bretagne, Nordsee und Atlantik, denn Mittelmeer oder Karibik. Das ist wirklich gut gemacht, insbesondere weiß die algische salzige Note zu gefallen, ohne dass diese ins aalig-Fischige abgleitet. Auch Sonnencreme oder süßliche Lagune ist nirgends in Sicht und sucht man gottlob vergebens.

Und wie unsere Titanic seinerzeit, sticht Erolfa so wirklich gelungen in See. Das Duft-Boot treibt im gemäßigtem Wellengang eine zeitlang anmutig frisch und erfrischend vor sich hin, hin- und herwogend und changierend je nach Windeinfluss mal diesen, mal jenen Duftaktzent in den Vordergrund treibend; alles gut.

Aber nach ca. 15-20 Minuten, dann, wenn man eigentlich den Einbruch der Herznote erwarten würde, gibt’s hier zwar tatsächlich einen Einbruch, aber einen solchen, der sich gewissermaßen eis-gewaschen hat und der wie bei der Titanic relativ hurtig die erbarmungslose Todesstunde einläutet: denn genauso wie beim majestätischen Schiff dauert es keinen Wimpernschlag, bis hier der olfaktorische Eisberg dem ganzen Spuk binnen Minuten eine Ende bereitet.

Der Duft geht schlichtweg unter, verschwindet auf Nummer Wiedersehen, selbst an der Kleidung ist sein Dasein nicht mehr erinnerbar. Er säuft ab wie einst Leonardo diCaprio im Eiswasser, dies aber in Schnelldurchlauf, sodass unsre süße Rose – kaum sich auf die Holztür gerettet – hinter ihrem Rücken nur noch das „Blubb-Blubb“ des untergehenden Geliebten vernehmen kann.

Fürwahr: ein wirklicher Jammer: „I‘m the King of the world“, aber das leider eben nur einen Augenblick, dann heißt es vom Regisseur: „Danke Leo, komm wieder runter vom Bug, du tust dir sonst noch weh, ach spring noch kurz ins Wasser, genau ….. jetzt untergehen … und Kate: etwas mehr weinen, ja, das passt so …. Licht …. Cut !!! ……… Titanic als Daumenkino. Unfassbar.

Dabei hätte unsere abstrakte Duftskizze namens Erolfa seinerzeit sogar gewissermaßen als prophylaktische olfaktorische Rettungsweste dienen können: denn jeder, der beim Einchecken das Parfum aufgelegt und nach 15 Minuten festgestellt hätte, dass es einfach weg ist, hätte gespürt, dass mit dieser Schiffspassage irgendetwas nicht stimmen kann.

So bleibt am Ende als Fazit nur das, was auch mein doofer und Akne-verpickelter Schulfreund mir einst unterdrückt zuhustete, wenn ich – schneller als er – seine Flotte auf den Grund des Meeres geschickt hatte:

„Treffer, versenkt !“
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