Sigune

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Sigune vor 11 Jahren 18 5
Ein Lied in allen Dingen
Mir geht es wie Kretakano (an dieser Stelle nochmal Danke für's Sharing!): Ich schreibe nicht oft Kommentare und normalerweise schon gar nicht nach nur ein paar Stunden Tragezeit, aber hier muss ich einfach. Bereits als ich am Sprüher geschnuppert habe, war ich hin und weg. Das ist einer der ganz wenigen Düfte, die mich sofort berührt haben. Ich kenne bereits einige Düfte von Mona di Orio und weiß von einigen hier, dass sie sie ebenfalls sehr schätzen. Jemand schrieb mal im Forum, "Carnation" würde etwas im Inneren zum Klingen bringen. Das beschreibt meinen Eindruck von "Eau Absolue" sehr gut.

Bei ALzD spricht man von einem "heiteren Zitrusduft", was ich hingegen überhaupt nicht nachvollziehen kann. Mich erinnert er von der Würzigkeit und Ernsthaftigkeit entfernt an Goutals "Sables", der ja ebenfalls vom mediterranen Raum inspiriert ist. Gleichzeitig strahlt "Eau Absolue" aber sehr hell und hat doch auch eine Tiefe, wie man sie sonst nur von eher schweren, opulenten Düften kennt.

Von den einzelnen Duftnoten steigt mir besonders der Vetiver in die Nase: trocken mit einer dezenten Fruchtigkeit (für die Vetiver-Freaks: ähnlich interpretiert wird er meiner Meinung nach in "Coeur de Vetiver sacre"). Davon abgesehen drängt sich kein Bestandteil in den Vordergrund, der Dufteindruck ist sehr rund und homogen. Im Gegensatz zu den mir bekannten anderen Düften des Hauses ist "Eau Absolue" eher linear angelegt, deshalb aber nicht minder komplex. Haltbarkeit und Intensität sind sehr gut.
Fazit: unbedingter Testtipp, vollkommen unabhängig von Jahreszeiten und Geschlecht.
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Sigune vor 11 Jahren 10 4
Graue Schönheit
Niemals aufdringlich und doch so präsent.
Unaufgeregt, wenn ich mal wieder keine Ruhe finde.
Klarheit, wo ich nicht mehr durchblicke.
Stille Kraft und Größe, die sich nicht zu beweisen braucht.
Grau und kühl wie dieser Frühling, dabei aber nie farblos.
Schlicht, aber nicht langweilig
Würzig, ohne in der Nase zu beißen.
Herb und doch anschmiegsam.
Nicht für alle Tage.
Für mich.

"Angeliques Sous La Pluie" ist einer dieser Düfte, die mir das Gefühl geben, einfach zu passen. Wie die perfekte Jeans, der Schuh, der nirgendwo drückt. Die Angelika tritt hier so zart in Ercheinung, dass sie tatsächlich an die Stimmung nach einem Sommerregen erinnert. Die übrigen Noten gesellen sich unaufdringlich dazu, besonders der Koriander und die holzige Note harmonieren perfekt und kreieren eine sehr besondere, kühle und aufgeräumte Stimmung. Diese Kombination und die Atmosphäre erinnern mich außerdem an Andree Putmans "Préparation Parfumée", ebenfalls einer meiner Lieblinge.

Lieben Dank an Aava, die Angelika und mich einst bekannt machte :)
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Sigune vor 11 Jahren 6 3
Passage d'Springerle
Dank der lieben Lolita konnte ich diesen Duft auch schon testen und kann mich dem Lob nur anschließen. Eigentlich bin ich gerade auf der Suche nach der perfekten Rosen-Weihrauch-Interpretation, hierfür würde ich "Eau de Fröhliche 2" allerdings nicht empfehlen. Die Rose ist sehr verhalten und kein durchgegehdes Thema.
Trotzdem gefällt mir der Duft insgesamt sehr gut. Kurz nach dem Aufsprühen dominiert der Anis - man könnte meinen, jemand backt Springerle. Mehr und mehr drängt dann die helle Moschusnote in den Vordergrund und verbindet sich sehr angehnehm und überhaupt nicht sakral mit dem ebenfalls hellen Weihrauch. In dieser Phase erinnert mich der Duft stark an "Passage d'Enfer" von L'Artisan. Dort stören mich die Lilien ein bisschen und überhaupt ist mir der Duft für einen angeblichen Höllentrip viel zu brav. Das ist hier sehr viel überzeugender gelungen, der Anis macht das Ganze doch sehr besonders. Wer gerne Ouzo trinkt, wird hier gut bedient;) Minze rieche ich nicht, aber eine ätherisch-mentholige Note, die ich ebenfalls auf den Anis zurückführe und die sehr gut mit dem Weihrauch harmoniert. Immer wenn der Weihrauch droht, in die Kirchenecke abzudriften, kommt statt der Hostie doch wieder das Springerle hervor.

Die Suche nach meiner perfekten Weihrauch-Rose geht also weiter. Ich durfte aber einen sehr gelungenen, speziellen Duft kennenlernen. Danke dafür!
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Sigune vor 11 Jahren 13 6
50 Shades of Grey oder die wandelbare Calamity J.
Sträflich vernächlässigt habe ich diesen Duft in der letzten Zeit, es gab einfach zu viele Pröbchen und Neuentdeckungen. Heute habe ich ihn zum Glück wiederentdeckt, als ich für eine liebe Parfuma eine Abfüllung gezapft habe.

Dieser Duft ist einfach unglaublich wandelbar: Einmal grau-kühl und distanziert wie der Flakon und dann wieder so einhüllend und warm wie der graue Samt der Verpackung. Manchmal erwische ich sogar den Hauch einer feinen Seifennote, das kommt vielleicht vom Lavendel.

Patchouli muss man schon mögen, wenn man mit Calamity J. Freunschaft schließen will. Es fällt hier aber leicht, weil die Patch-Amber-Kombination sehr schmeichelnd wirkt. Entfernt fühle ich mich an Coromandel erinnert, nur ist das Thema hier sehr viel moderner und weniger damenhaft umgesetzt. Was daran aber besonders männlich sein soll - wie es bei der Lancierung des Duftes ja vermarktet wurde - ist mir ein Rätsel. Zwar halte ich Calamity J. für prinzipell unisex, aber das gilt aus meiner Sicht für geschätzte 98% aller Düfte.
Im Gegensatz zu den anderen JhaG-Kompositionen fehlt hier die Rose, die ja gemeinhin als Sinnbild der Weiblichkeit gilt. Vielleicht ist das gemeint.

Mir gefällt es jedenfalls sehr gut, zumal so die wenn auch sehr schöne, doch immer gleiche Basis der JhaG-Düfte einmal variiert. Hier bleibt ein sehr tiefer, runder, leicht sexy-dreckiger Rest, der noch über Stunden wahrnehmbar ist. Die Projektion ist bei mir ebenfalls eher dezent, was ich sehr schätze.
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Sigune vor 11 Jahren 22 8
Monsieur Elléna auf Schmetterlingsjagd...
... oder die zarteste Versuchung seit es Blüten gibt.

Die Lancierung dieses neuen Hermès-Schätzchens fährt mit einer etwas eigentümlichen Strategie auf: Es werden keine Duftnoten, geschweige denn eine Pyramide bekannt gegeben. Auf der Firmen-HP ist lediglich zu lesen: "Leuchtende und sinnliche Blumen, vom Morgengrauen bis zur Dämmerung." Aha.

Weil ich genug vom Winter habe und Hermès bzw. Monsieur Elléna bisher immer gut zu mir war, habe ich mich blind an einem Sharing beteiligt. Nach dem ersten Test ohne Reue!
Der Duft ist genau so, wie ich es erwartet habe: Vor allem zart, fein, transparent. Nach Monaten, in denen eher die orientalischen, schweren, würzigen Düfte zum Zuge kamen, muss sich meine Nase ganz schön anstrengen. Beherzt lege ich gleich nochmal nach. Pff, pff, einer geht noch: pfffff. Ah, ok, jetzt rieche ich was! Und es riecht gut, sogar sehr gut.

Erinnerung - oder ist es Vorfreude? - an den Frühling keimt auf. Bilder von blühendem Flieder, Osterglocken und nassem Gras entstehen. Ich rieche den Frühlingswind und sehe die grelle Maisonne. Herrlich! Ganz unbekannt kommt mir das allerdings nicht vor. Besonders der frische, vielleicht etwas zitrische Start und das Blumenarrangement erinnern stark an "La chasse aux Papillons" von L'Artisan. "Jour d'Hermès" ist allerdings noch zarter, beinah ätherisch und vielleicht sogar etwas aquatisch. Obwohl die Ähnlichkeit zu "La chasse aux Papillons" unverkennbar ist, fehlt hier die starke Lindenblütennote und die manchmal etwas laute Tuberose der Schmetterlingsjagd. Haltbarkeit und Sillage sind nicht überragend, aber in Ordnung, eben so, wie bei dieser Art von Duft zu erwarten.

Allen Schmetterlingsjägern, Blütenfreunden und Wintermüden, allen Elléna- und Hermès-Fans sei ein Test dringend empfohlen!
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