Skjomi

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Skjomi vor 8 Jahren 11 4
Darling, the sands are so close it´s a cloud in my memory… *
Seit ich von der lieben Erstkommentatorin eine Abfüllung bekommen habe, bin ich in Zwiesprache mit diesem Duft – er erzählt mir Geschichten und lässt Bilder in meinen Kopf, er erzeugt ein eigenes Gefühl… daher kann ich nicht anders, als es weiterzusagen, auch wenn man ihn sehr einfach und kurz beschreiben könnte: Zuckerwatte mit Pfefferminzgeschmack ….
Aber WIE das gemacht ist, finde ich ganz besonders. Und nicht nur ich … Luca Turin schreibt in seinem Blog: „One of the most exhilarating topnotes in living memory, with mint and candyfloss playfully fighting one another for our attention. Lovely stuff.„
Dieser Duft will in meiner Vorstellung einfach kein großes Parfüm sein, so richtig „parfümig“ wirkt er nicht, er ist mehr der Hauch einer Erinnerung, ein nostalgisches Bild, ein verblichenes Polaroid. Ich finde LadyViolets Bild von Brighton, dem größten Seebad Englands, am Ärmelkanal gelegen, sehr passend. Denn dort gibt es (laut Fotos, ich war ja noch nie dort) einen Rummelplatz mit großem Riesenrad direkt am Strand. Diese Art von Vergnügungen ist erst lange nach ihrer Zeit entstanden, und doch muss ich, wohl ob der Nostalgie, bei diesem Duft auch an Jane Austen denken, die besonders in „Stolz und Vorurteil“ schon 1813 die Vorliebe der Engländer für ihre Seebäder beschwor.
“They praised the morning; gloried in the sea; sympathised in the delight of the fresh-feeling breeze – and were silent..“
Die frische Brise fegt gleich nach dem Aufsprühen von „What I did on my Holidays“ über mich hinweg, eine sehr frische, fast etwas scharfe Pfefferminznote. Doch diese Brise verfängt sich im Riesenrad und macht einen Umweg über den Zuckerwattestand, die Frische und Schärfe schwindet, es bleibt diese ungewöhnliche minzige Süße, verbunden mit einem Hauch frisch aufgeschnittener Melone, was verspielt ist, aber nicht kindlich wirkt. So gar nicht wie die diversen, austauschbaren süßen Wässerchen, die die Regale der Drogerien füllen und wohl ein junges Publikum ansprechen sollen. Eher die Kindheits-Reminiszenz eines Erwachsenen.
Er entspricht gut Elizabeth Bennet, der Heldin des Romans. „She had a lively, playful disposition, which delighted in anything ridiculous“. Ein Duft mit einem Augenzwinkern, wie ein frische Brise, die die weiche Decke zum einkuscheln gleich mitliefert, wie vorbeiziehende Wolken und Gedanken an früher. Ein Kindheitsfoto, verblichen, mit Knicken und Kanten, weichgezeichnet von der Zeit und der Erinnerung. Oder ein alter Aufsatz, nach Jahren in der Schublade wiedergefunden, Überschrift „What I did in my holidays…“

* von David Viner, Between the rumour and the rye
* Stolz und Vorurteil, Jane Austen, 1813
4 Antworten
Skjomi vor 8 Jahren 22 13
Grin like a Cheshire Cat
Diesen Duft mit dem schönen Namen, nach dem mich hoffentlich niemand fragen wird („was trägst du denn heute?“ - „Mother Natures naughty Daughters“ - „?“) lernte ich durch die Pröbchenbeilage meiner letzten 4160 Tuesdays Bestellung kennen.
Er ist nach den natürlichen Materialien benannt, die in ihm verarbeitet sind. Auf der Homepage wird er beschrieben als „An absolutely delicious scent of flowers, fruits, hazelnut and malt“.
Die englische Redewendung „grin like a Cheshire cat“ bedeutet „breites Grinsen“ - und genau das löst dieser Duft bei mir zuverlässig aus. Der englische Originalname der berühmten Grinse-Katze bezieht sich übrigens auf die nordenglische Grafschaft Cheshire, wo Lewis Carroll seine Kindheit verbrachte. Dort, in England, Irland und Schottland, ist auch die Haupt“zutat“ dieses ungewöhnlichen Duftes zu finden: Ginster, eine gelbblühende Strauchart. Wie vielfältig Ginster ist, habe ich erst durch die Recherchen zu diesem Duft erfahren - aus den Blüten einiger Arten werden essentielle Öle gewonnen, auch als Kaffee-Substitut und Gewürz wird er teilweise verwendet.
In Foren für Gartenliebhaber wird der Duft von Ginster als extrem kräftig und fruchtig beschrieben, etwas Nektarinen- oder Kokosartig. Ätherisches Ginsteröl soll trösten und gegen Stress und Hektik helfen, das innere Licht zum leuchten bringen.
Die Kurzbeschreibung von der Homepage beschreibt dieses EdP sehr gut – er ist einfach köstlich und dabei speziell. Intensive Früchte, blühende Heide, frische Haselnüsse, eine dunkle Hintergrundsüße – alles dabei. Mich erinnert das Parfüm an einen goldenen Sommertag, an blühende Wiesen und aromatische Heidekräuter. Doch ist es auch cremig und fruchtig wie ein süßer sanfter Likör, einhüllend, jedoch nicht als warme Decke sondern ätherisch und schwebend, sommergeeignet. Etwas Süße sollte man mögen, meiner Meinung nach ist er 70/30% eher was für die Damen.
Der Duft wirkt sehr natürlich, gar nicht parfümig, die Sillage ist zurückhaltend, die Haltbarkeit auf meiner Haut um die 5 Stunden, auf der Kleidung länger, er flackert immer mal wieder auf. Ich mag diese eigenwillige Mischung aus grün, fruchtig, gourmand, so etwas habe ich so noch nicht gerochen. Auch der Verlauf ist kein Nacheinander der Duftnoten, sondern ein langsames Überblenden von heller, flirrender Fruchtigkeit (wie z.B. in Pink Molecules) in eine einhüllende, haselnusscremige Seidigkeit (dezent, natürlich, gar nicht wie z.B. in Angel Muse, wo sie einem um die Nase gepfeffert wird). Sarah schreibt, dass sie dem Ginster hier Maltol an die Seite gestellt hat, was nach einer Mischung aus Ovomaltine und Whisky riechen soll. Das macht es wohl auch, das diese Süße so speziell und irgendwie unzuckerig wirkt, erwachsen. Auch wurde wohl CO2-Extrakt aus Haselnüssen verwendet, was das Schwebende, Leichte des Duftes erklären würde, was eben gerade nicht an Nutella denken lässt, obwohl die Haselnuss deutlich zu riechen ist.
Dieses Flackerhafte, Schwebende des Duftes hat mich an die Grinsekatze denken lassen, bei der zunächst nur das strahlende Lächeln wahrzunehmen ist, einen Augenblick später jedoch der Rest des Wesens zum Vorschein kommt. Und auch, wenn die Katze wieder verschwindet – das Lächeln bleibt - wie bei diesem Duft! :-)
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Skjomi vor 8 Jahren 25 14
9
Duft
Satumaa
Reijo Taipale verließ die Schule mit 15 Jahren und wurde ein Waldarbeiter. Schon mit 22 Jahren entdeckte er sein Gesangstalent und begann, Studioaufnahmen zu machen. Unter den aufgenommenen Songs war u.a. der Tango „Satumaa“, der Finnland ins Tango-Fieber stürzte. Satumaa ist eine Art heimliche Nationalhymne Finnlands geworden. Noch immer ist unklar, was dieses Märchenland eigentlich ist – der Tod? Das Paradies? Ein nicht zu erreichendes Land.
Finnland dagegen mit seinen endlosen Wäldern, Taipale als ehemaliger Waldarbeiter und das Märchenland, all das passt wunderbar zu „Forest Walk“.
Der Duft nimmt mich direkt nach dem Aufsprühen mit in einen sonnendurchfluteten Wald. Nicht den Park nebenan - einen richtigen, großen Wald, licht, mit wenig Dickicht und zum Himmel hochaufstrebenden Bäumen. Der Waldboden ist trocken und knistert beim Drüberlaufen, die in der Sonne trocknenden Nadeln verströmen ein herrlich aromatisches Odeur, balsamisch und warm. Ein sanfter, gut tragbarer, leicht harziger Waldduft, ohne rauchige Nuancen, wie ich finde. Nicht grün, eher zu Beginn koniferisch, dann eher ins dunkelgrün-hellbraune fließend. Ein wenig „Fairyland“ ist auch dabei, denn es scheint ein verzauberter, ein wenig gephotoshopter Wald zu sein, wo die Füße nach der ersten Passage durch knisternde Nadeln auf einmal in weichem Moos versinken und zarte Veilchen in den Sonnenflecken zu finden sind. Es ist eine naturnahe, aber auch sehr saubere, frische Szenerie. Ich möchte tief einatmen, mich auf die Wiese legen, in die Baumkronen und den blauen Himmel schauen und einfach nur zur Ruhe kommen. Sanft und unaufgeregt, im Verlauf etwas pudriger und süßer, ohne seinen holzigen Grundcharakter einzubüßen, begleitet mich Forest Walk. Ein sehr schöner, naturnaher Duft, der mich weich umschmeichelt, am Ende sogar eine zarte Fruchtigkeit entwickelt und der keine große Entwicklung aufweist. Ein Duft zum träumen und zum Tangotanzen in der finnischen Weite. Vielen Dank an Guido für die Probe! :-)

There is somewhere a country beyond the wide sea
Where waves wash on shores of happiness
Where beautiful flowers always blossom
Over worries of tomorrow, that can be forgotten
 
Oh, if only once I could fly to that wonderland
Then I would stay there and never leave it like a bird
But without wings I can't fly, I'm staying here
Only my free thoughts may sometimes be there.

(R. Taipale: Satumaa, 1962)
Ich füge hier mal die schöne Version aus dem Film „Mittsommernachtstango“ hinzu:
https://www.youtube.com/watch?v=PR80-fNLsro
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Skjomi vor 8 Jahren 49 13
Die Königin
Größere gibt es, größer als du.
Reinere gibt es, reiner als du.
Schönere gibt es, schöner als du.
Doch du bist die Königin.
Wenn du durch die Straßen gehst
Erkennt dich keiner.
Niemand sieht deine Krone
Aus Kristall, niemand schaut
Den Teppich aus rotem Gold
Den jeder Schritt von dir betritt
Den Teppich, der gar nicht da ist.
Athalia – die biblische Königin? Eine mächtige Königin zum Fürchten, wenn man den Quellen Glauben schenken darf, war doch Macht zu jener Zeit vor allem dadurch zu gewinnen und zu halten, indem potentielle Rivalen ausgeschaltet wurden. (Ist heute auch noch so, nur das Ausschalten gestaltet sich anders.) Nach einigen Jahren Herrschaft musste auch Athalia sterben, womit auch der „neue“ Gott in Israel JHWH, den alten Gott Baal, der von Athalia noch angebetet wurde, besiegt. Baal als Wettergott scheint gerade aktuell in Deutschland wieder Renaissance zu haben – ein Gewittergott ist er, der die Wolken vor sich hertreibt, dynamisch, mächtig und kraftvoll, einer Königin würdig.
Was hat das nun mit dem Parfüm zu tun? Laut Homepage ist es ein „Hyperfemininer“ Duft, was auch immer das ausdrücken soll. So überweiblich empfinde ich ihn gar nicht, jedoch durchaus passend zu einer Königin. Auch die von Marly beschworene engelhafte Jugend und Weichheit rieche ich weniger heraus. Dies ist mE ein Duft für eine erwachsene Frau mit Würde, Stolz und Selbstbewusstsein. Gleich beim Aufsprühen ist er ganz da, verändert sich im Laufe der Zeit nur minimal.
Das Herz ist hier wirklich die Iris, einer meiner liebsten Duftakkorde, und sie hat ungewöhnliche Begleiter ins Geleit bekommen. Zartgraue Schleier aus Weihrauch umspielen ihre Gestalt, sehr hintergründige Tupfer von Rose und Orangenblüte zieren ihr Gewand. Iris bleibt jedoch die Hauptdarstellerin, die einzelnen Akkorde wechseln sich nicht ab, sondern der gesamt Hofstaat tritt gemeinsam ans Licht. Das Gefolge umspielt das Amber-abgedunkelte Irisherz wie ein grau-grünes, in leuchtenden Tönen changierendes, sehr edles Gewand. Ein weicher, anschmiegsamer Stoff, jedoch weitaus zu elegant, um ins Kuschelige abzudriften. Wie ein weicher silbriggrauer Kashmirpullover, mit nicht sichtbarer aber fühlbarer schwarzer Spitzenunterwäsche darunter. Ein wirklich angenehmer, seidiger Duftschleier, geheimnisvoll, sinnlich, aber auch ein wenig kühl-distanziert, für eine Königin fast puristisch. Überfrachtet ist hier nichts, eher aufs Wesentliche reduziert, anspruchsvoll und fein. Für mich kein Duft für jeden Tag, aber einer, den ich schätze und der etwas Besonderes ist. Könnte auch was für Männer sein.
Und wenn du erscheinst,
rauschen alle Flüsse
in meinem Körper auf, rütteln
die Glocken am Himmel,
und ein Hymnus erfüllt die Welt.
Nur du und ich, nur du und ich,
meine Liebe, hören ihn tönen. (P. Neruda)
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Skjomi vor 8 Jahren 13 6
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Du, im Hier und Jetzt
„Jetzt bist du da, ein Stück deiner Zukunft dabei. Es ist schon lange klar, du fühlst dich frei.
Du spürst das Gras, Hier und da bewegt sich was. Es macht dir Spaß, Nein, es ist nicht nur das.
Du atmest ein du atmest aus. Dieser Körper ist dein Haus, und darin kennst du dich aus.
Du lebst, du bist am Leben, und das wird dir bewußt. Ohne nachzudenken, nur aufgrund der eigenen Lebenslust. Du spürst die Lebensenergie die durch dich durchfließt, das Leben wie noch nie Harmonie und genießt. Es gibt nichts zu verbessern, Nichts was noch besser wär, außer dir im Hier und Jetzt
Und dem Tag am Meer“. (Fanta 4)
Lebensenergie und das Gefühl, einen Tag am Meer zu verbringen, passen sehr gut zu diesem Duft, der anfangs tatsächlich einen leichten Eindruck von Hängematte-am-Strand-mit-Cocktail-in-der-Hand vermittelt. So ein Schirmchen-Cocktail mit cremiger Kokosmilch, aber nicht zu süß.
Das war es aber beileibe noch nicht. Der Duft heißt nicht umsonst „Ki“, damit ist Qi, Chi oder wie man es auch nennen mag, gemeint, dieser schwer übersetzbare chinesische Begriff für eine Art Energie, Atmosphäre oder Kraft. Laut Werbetext bestehen sowohl der menschliche Geist als auch die Kräfte der Natur aus Qi, dieses ist also eine alles umfassende Energie, die Stimmungen und Gefühle beeinflusst. Wir alle wissen, wie wunderbar das zu einer Umsetzung als Parfüm einlädt! Mirko Buffini hat es versucht. Ki soll den Alltag des Trägers harmonisieren, das Innere mit dem Äußeren in Einklang bringen, eine fast spirituelle, meditative Qualität mitbringen. Das klingt nach hohen Ansprüchen, jedoch, sollte das nicht jeder Duft, mit dem wir uns umgeben?
Was möchte der Werbetext nun über den Duft sagen?
Die Kopfnote wird als „süßlich frisch, mit etwas würzigem Pfeffer und weichem Sesam, der die Sinne schärft“ beschrieben, mich selbst erinnert sie eher an oben genannten Cocktail, ein leckerer, entspannter Sommer-Geruch, warm und angenehm weich-cremig. Dennoch nicht in einer tropischen Landschaft verortet oder mit Sonnencreme überfrachtet, eher an einem nördlichen Meer im Sommer, mit Wind, der durch sonnenwarme Weizenfelder streicht, eine zarte, Lann-Ael artige Pancakenote schwingt mit, ein Kindheitsgefühl.
Mit der Herznote soll man wärmere Gefilde erreichen „Kokos, Gewürze, Rose und Magnolie“ - hm, das rieche ich so nicht. Eher wird der Duft nach 2-3 Stunden Tragedauer etwas weniger süß, die Pancake-Note zieht sich zurück und macht einem grüneren, weiterhin cremigen Duft Platz, ich denke an Bambusstäbe und milchigen Pflanzensaft, alles sehr weich, weiterhin vermittelt mir der Duft ein Gefühl wohligen Geborgenseins, zudem kommt hier auch für meine Nase eine Art Irispuder hinzu, was ich ja sehr mag.
Die Basis schließlich soll uns weich auffangen mit Moschus, Ambra und Vanille. Das empfinde ich auch so, der Duft entwickelt sich so nach 8 Stunden, die er locker hält, zu einer schönen, fluffigen Vanillebasis mit zarten Zitrusröllchen, mich ein wenig an die Vanille in Eau de Shalimar erinnernd.
Die Intention dieses Parfüms, Wohlgefühl zu erzeugen, einen dazu einzuladen, sich zurückzuziehen, Kräfte zu sammeln, sich auf sich selbst zu besinnen, erfüllt es meinen Erachtens nach sehr gut.
Die letzte Werbebotschaft: „Dieser Duft begleitet uns den ganzen Tag, legt den Arm um uns, schenkt uns Komfort und Kraft.“ kann ich nur unterschreiben. Also dann, wenn sowas mal wieder Not tut, entweder Ki oder ein Tag am Meer!
P.S. Wollt ihr den Duft mit mir teilen? ;-)
6 Antworten
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