12.07.2018 - 14:52 Uhr
Meggi
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27
Irrwege der Ernährungswissenschaft
Vor einigen Jahren trat im Fernsehen ein Ernährungswissenschaftler auf, der die Empfehlung, fünf kleinere Mahlzeiten über den Tag zu verteilen, ganz trocken mit etwa folgendem Satz kommentierte: „Ja…nee, von den vielen kleinen Mahlzeiten sind wir weg. Heute wissen wir, dass der Blutzuckerspiegel auch mal richtig fallen sollte.“
Da hatten bestimmt zig Leute jahrelang treuherzig ihren Blutzuckerspiegel festgenagelt und dann sowas. Der Kerl schämte sich offensichtlich nicht einmal, von einem Lern-Effekt schon gar keine Spur („Heute WISSEN wir…“?).
Obwohl ich mich zum Leidwesen meiner Frau ohnehin nie an derlei Ansagen orientiert habe, verkneift sich der kluge Ehemann trotzdem in solchen Momenten besser allzu beißenden Spott. Nichtsdestoweniger barg die Auskunft eine Chance, meiner Angetrauten eines Tages endgültig den Wind aus den Segeln zu nehmen: In jenem Moment beschloss ich, einfach abzuwarten. Irgendein Protagonist dieses als „Ernährungswissenschaft“ bezeichneten kollektiven Suchspiels mäandernder Erkenntnisse würde eines Tages Tiefkühl-Pizza zum Nonplusultra ausrufen. Den entsprechenden Artikel würde ich mir aufheben und könnte ihn bei Bedarf vorzeigen. Dass ich darauf weiterhin warte, beunruhigt mich keineswegs, immerhin ist die Bedenkenträger-Karawane bereits weg vom Fett und hin zum Zucker gezogen.
Ich komme auf das Thema Ernährungs-Empfehlungen, weil der Duft seinen Namen folgendermaßen herleitet: „KI expresses the concept of fundamental energies of the universe, human mind functions and nature are part of this universal energy.“
Energie? Aha. Das wäre welche aus der Richtung, deren womöglich berühmtester Spruch jedem Ernährungswissenschaftler (und jedem Physiker!) Tränen in die Augen treibt: „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück“. Es geht nämlich ordentlich essbar zu. Cremiges Kokos. Eine Schoko-Ahnung. Dazu was Brotiges, Staubiges, das ich vielleicht nicht direkt mit Sesam in Verbindung gebracht hätte – doch als schneller Lieferant von Kohlenhydraten taugt es allemal. Ungeachtet aller Gourmandizität wird es allerdings nicht zu süß.
Rasch treten ohnehin florale Anwandlungen auf und entfernen mich von den Kohlenhydraten. Eine seltsam saure Rose. Pilzige Magnolie passt. Weitere helle Blüten bis hin zu einer schwülstig-weißblüherigen Aura, die im Gesamtbild mit dem vorne Genannten haarscharf an Kokosfett zum Braten vorbeischrammt. Sollte da aus wissenschaftlich fundiertem Grund schnell ein anderer, wichtiger Baustein zitiert werden?
Der Gedanke zieht vorüber. Karamell übernimmt (wir erinnern uns: Mars!). Mittags bilde ich mir zwar eine Spur Grün ein, aber kaum will ich nachspüren, ist es wieder Karamell. Und H-Sahne-Guajak, ich rieche sogar das verräterisch-kokelige Palo-Santo-Aroma. Auch das hält sich indes klar im Erträglichen. Alsbald verblüfft eine begleitende Seifig-Sauber-Nummer, sacht und hautnah, doch im Wesentlichen bleibt es bei einer milden, karamelligen, unaufdringlichen Süße, die angenehm zu tragen ist und erst am fortschreitenden Nachmittag gewisse Plastik-Vanille-Amber-Symptome entwickelt.
Als Glücksfall darf gelten, dass sich durch das Zusammenspiel mit hellen, floralen Resten sowie Moschus eine aparte Sonnencreme-Anmutung einstellt, die nun zur letzten anekdotischen Beschäftigung mit dem Thema Energie führt. Mir fällt ein kurzer Comic aus einem 80er-Jahre-MAD-Heft ein. Ein Pärchen am Strand. Sie sinniert über die unglaublichen Perspektiven einer Nutzung der spürbaren Kraft der Sonne, er zweifelt: „Hm. Ich liege den ganzen Tag in der Sonne und hab‘ keinen Funken Energie.“
Fazit: Dass ich mich über diese Energie-Idee reichlich lustig gemacht habe, ändert nichts daran, dass „Ki“ ein gelungener Duft ist.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
Da hatten bestimmt zig Leute jahrelang treuherzig ihren Blutzuckerspiegel festgenagelt und dann sowas. Der Kerl schämte sich offensichtlich nicht einmal, von einem Lern-Effekt schon gar keine Spur („Heute WISSEN wir…“?).
Obwohl ich mich zum Leidwesen meiner Frau ohnehin nie an derlei Ansagen orientiert habe, verkneift sich der kluge Ehemann trotzdem in solchen Momenten besser allzu beißenden Spott. Nichtsdestoweniger barg die Auskunft eine Chance, meiner Angetrauten eines Tages endgültig den Wind aus den Segeln zu nehmen: In jenem Moment beschloss ich, einfach abzuwarten. Irgendein Protagonist dieses als „Ernährungswissenschaft“ bezeichneten kollektiven Suchspiels mäandernder Erkenntnisse würde eines Tages Tiefkühl-Pizza zum Nonplusultra ausrufen. Den entsprechenden Artikel würde ich mir aufheben und könnte ihn bei Bedarf vorzeigen. Dass ich darauf weiterhin warte, beunruhigt mich keineswegs, immerhin ist die Bedenkenträger-Karawane bereits weg vom Fett und hin zum Zucker gezogen.
Ich komme auf das Thema Ernährungs-Empfehlungen, weil der Duft seinen Namen folgendermaßen herleitet: „KI expresses the concept of fundamental energies of the universe, human mind functions and nature are part of this universal energy.“
Energie? Aha. Das wäre welche aus der Richtung, deren womöglich berühmtester Spruch jedem Ernährungswissenschaftler (und jedem Physiker!) Tränen in die Augen treibt: „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück“. Es geht nämlich ordentlich essbar zu. Cremiges Kokos. Eine Schoko-Ahnung. Dazu was Brotiges, Staubiges, das ich vielleicht nicht direkt mit Sesam in Verbindung gebracht hätte – doch als schneller Lieferant von Kohlenhydraten taugt es allemal. Ungeachtet aller Gourmandizität wird es allerdings nicht zu süß.
Rasch treten ohnehin florale Anwandlungen auf und entfernen mich von den Kohlenhydraten. Eine seltsam saure Rose. Pilzige Magnolie passt. Weitere helle Blüten bis hin zu einer schwülstig-weißblüherigen Aura, die im Gesamtbild mit dem vorne Genannten haarscharf an Kokosfett zum Braten vorbeischrammt. Sollte da aus wissenschaftlich fundiertem Grund schnell ein anderer, wichtiger Baustein zitiert werden?
Der Gedanke zieht vorüber. Karamell übernimmt (wir erinnern uns: Mars!). Mittags bilde ich mir zwar eine Spur Grün ein, aber kaum will ich nachspüren, ist es wieder Karamell. Und H-Sahne-Guajak, ich rieche sogar das verräterisch-kokelige Palo-Santo-Aroma. Auch das hält sich indes klar im Erträglichen. Alsbald verblüfft eine begleitende Seifig-Sauber-Nummer, sacht und hautnah, doch im Wesentlichen bleibt es bei einer milden, karamelligen, unaufdringlichen Süße, die angenehm zu tragen ist und erst am fortschreitenden Nachmittag gewisse Plastik-Vanille-Amber-Symptome entwickelt.
Als Glücksfall darf gelten, dass sich durch das Zusammenspiel mit hellen, floralen Resten sowie Moschus eine aparte Sonnencreme-Anmutung einstellt, die nun zur letzten anekdotischen Beschäftigung mit dem Thema Energie führt. Mir fällt ein kurzer Comic aus einem 80er-Jahre-MAD-Heft ein. Ein Pärchen am Strand. Sie sinniert über die unglaublichen Perspektiven einer Nutzung der spürbaren Kraft der Sonne, er zweifelt: „Hm. Ich liege den ganzen Tag in der Sonne und hab‘ keinen Funken Energie.“
Fazit: Dass ich mich über diese Energie-Idee reichlich lustig gemacht habe, ändert nichts daran, dass „Ki“ ein gelungener Duft ist.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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