Smoetn

Smoetn

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6 - 10 von 36
Smoetn vor 2 Jahren 17 6
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das heilige Holz
Nun ist er da - der neue und viel erwartete Tom Ford Duft "Ebene Fume". Bei dieser neuen Kreation aus dem Hause Tom Ford soll Achtsamkeit auf Opulenz treffen und dies soll vor allem auf dem alten Ritual von Palo Santo basieren. Palo Santo, aus dem Spanischen als „heiliges Holz“ übersetzt, wird der Baum seit Jahrhunderten wegen seiner angeblich reinigenden Eigenschaften verwendet.

Das geerntete Holz von Palo Santo-Bäumen, die hauptsächlich in Südamerika und in einigen Regionen Mittelamerikas vorkommen, gehören zur Familie der Zitrusfrüchte, die mit Weihrauch und Myrrhe verwandt sind. Das erklärt für mich auch schon direkt das erste Rätsel dieses Duftes, da ich nämlich reichlich Weihrauch vernehme, obwohl dieser gar nicht gelistet ist. Dazu soll das Holz auch noch einen Hauch von Kiefer, Zitrone und Minze versprühen, was mit etwas Fantasie evtl. auszumachen ist.

Normalerweise wird das Holz in Stabform einfach angezündet und dann schwenkt man den Stab ein wenig für 30 bis 60 Sekunden hin und her und löscht dann die Flamme, indem man sie einfach auspustet. Aus dem glimmenden Stock wird dann weißer Rauch ausgestoßen, welchen man dann im Raum verteilen soll, - sei es im Schlafzimmer, im Büro, oder im Auto. Dazu soll dann laut ausgerufen werden: "Ich bitte den Pflanzengeist von Palo Santo, diesen Raum mit Segen zu erfüllen".

Neben allen möglichen spirituellen und sonstigen Wirkungen, soll der Duft aber auch dazu beitragen, Kopf- und ähnliche Beschwerden zu mildern. Das Riechen des Rauches oder das Verschmieren eines Sticks selbst, kann wohl dazu beitragen, dass Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin freigesetzt werden, während die Freisetzung von Endorphinen und Enkephalinen, den natürlichen Schmerzmitteln des Körpers, stimuliert wird.

Nun lautet natürlich die große Frage - vermag der neue Tom Ford all dies zu bewerkstelligen und wie riecht der Duft eigentlich?

Wie weiter oben bereits erwähnt, startet der Duft für mich mit sehr viel Weihrauch bzw. Palo Santo, zusammen mit einer starken Pfeffernote, was den Duft anfangs sehr würzig macht. Relativ schnell gesellen sich dann aber weiche, cremige Hölzer dazu, welche von einer schönen Ledernote, sowie blumigen Akkorden eingebettet werden. Im Drydown wird der Duft dann noch etwas harziger, aber im Großen und Ganzen verläuft die neueste Tom Ford Kreation relativ gradlinig. Die dominanteste Note über den gesamten Duftverlauf ist mit Abstand das Palo Santo, welches ich als Weihrauch mit hellen, cremigen Hölzern wahrnehme, was ich als sehr angenehme Duftnote empfinde.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich dieses Parfum sehr schön finde und ich etwas erleichtert bin, nachdem ich doch relativ viele kritische Kommentare hier auf Parfumo gelesen hatte. Ich empfinde den Duft als sehr gediegen, edel und entspannend. Insofern kann ich durchaus auch die oben beschriebene Wirkung von Palo Santo gut nachvollziehen. Der Duft lädt zum Träumen und Relaxen ein und er besitzt eine durchaus beruhigende Wirkung.

Aber ich stimme auch denjenigen zu, die sagen, dass der Duft sehr brav und nichts Besonderes sei. Es ist eben "nur" ein schöner Weihrauch-Holzduft mit einem pfeffrigen Auftakt, mehr aber eben auch nicht. Bei Tom Ford kann man da halt auch manchmal mehr erwarten, wenngleich natürlich nicht jede Kreation ein Meisterwerk sein kann.

Einen Negativpunkt gibt es allerdings doch und das ist die geringe Sillage. Es gibt zwar auch erheblich Schwächere auf dem Markt, aber eben auch durchaus Stärkere. Etwas mehr "Power" hätte dem Duft sicherlich gut getan und würde bei dem einen oder anderen evtl. auch zu einer besseren Gesamtbewertung führen. Dennoch, es ist ja ein sakrileger, bedächtiger und kontemplativer Duft und vor diesem Hintergrund passt die Sillage dann eigentlich doch ganz gut. Die Haltbarkeit liegt im guten Mittelfeld.

Den Flakon finde ich persönlich sehr schön und spiegelt von der Farbgestaltung genau mein Duftempfinden wieder, wirklich gut gemacht. Auch positiv anzumerken ist, dass der Preis nicht im oberen Tom Ford Segment angesiedelt ist (z.B. "Fucking Fabulous / Fabulous (Eau de Parfum) | Tom Ford" ), sondern sich eher an den etwas ältern Düften orientiert, bspw. "Tobacco Vanille (Eau de Parfum) | Tom Ford".

Trotzdem wird es bei mir nicht für einen ganzen Flakon reichen, da der Duft mich dann letzten Endes doch nicht 100% überzeugen kann. Ja, er ist durchaus gelungen und ich empfinde ihn als sehr angenehm, aber der Preispunkt ist dann doch zu hoch. Gäbe es allerdings einen 30ml Flakon, sähe die Sache evtl. wieder etwas anders aus, aber warum TF nur noch 50ml anbietet, weiß wohl nur der gute Tom selbst.

So bleibt es bei meiner Abfüllung, welche ich aber in vollen Zügen genießen werden und ich kann jedem nur empfehlen, den Duft zumindest einmal zu testen.
6 Antworten
Smoetn vor 2 Jahren 14 4
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung
Nun halte ich ihn doch noch in meinen Händen, diesen für mich schon fast sagenumwobenen Duft von Tom Ford. Aber der Reihe nach…

Zum ersten – und tatsächlich auch zum einzigen Mal – durfte ich diesen Duft vor gut einem Jahr in einer Parfümerie riechen. Mir gefiel er auf Anhieb extrem gut und ich dachte mir, was für ein toller Waldduft. Die Woche darauf wollte ich ihn meiner Frau zeigen, doch – oh Schreck – nun teilte man mir mit, diesen Duft gäbe es nicht mehr und er sei auch eingestellt. Seitdem lebt dieser Duft aber in meinen Erinnerungen weiter, wurde auf ein Podest gestellt und immer wieder versucht, ihn in meinen Gedanken nochmals zu erleben. Frei nach Aristoteles hielt ich diesen angenehmen Duft fest in meiner Erinnerung.

Fast Forward um ein Jahr. Hier im Souk wird ein nagelneuer Flakon, noch eingeschweißt, angeboten, und ich bekomme schwitzige Hände. Kann dies wirklich sein, soll ich es wagen? Nun setzte das Angenehme in Form der Hoffnung ein. Nach einem kurzen und netten Austausch mit der entsprechenden Parfumo-Gleichgesinnten (Dank geht raus), war der Flakon auch schon zu mir unterwegs.

Und nun ist der hier – der Moment der Wahrheit. Ist der Duft wirklich so toll, wie ich ihn in Erinnerung hatte oder litt ich doch an einem akuten Fall von Erinnerungsverfälschung? Kann der Duft auch in der Gegenwart überzeugen und meiner – inzwischen wesentlich „erfahreneren“ Nase – immer noch so sehr schmeicheln?

Der Duft
Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus – Ja! Der Duft ist so toll, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Es ist wirklich ein toller, authentischer Waldduft, wie ich ihn mir immer gewünscht habe. Aber Wald ist natürlich nicht gleich Wald. "Bracken Man | Amouage" beispielsweise ist auch ein toller und sehr sehr authentischer Farnduft, wie man ihn auch im Wald wahrnehmen kann. Aber "Vert d'Encens | Tom Ford" ist hier ganz anders. Der Duft ist viel dunkler, opulenter und auch harziger.

Der Duft startet relativ frisch mit Bergamotte und Zitrone, durchmischt mit etwas Lavendel. Dieses Opening verfliegt aber relativ schnell und geht in eine grüne, harzig-rauchige Herznote über und macht hier somit seinem Namen alle Ehre. Man riecht jetzt klar den Weihrauch und die Tanne heraus. Der Duft versetzt mich sofort zu einen schönen Herbstspaziergang im Wald an einen Sonntagnachmittag. Wer diese schöne, frische, aber auch harzige Waldluft kennt, kann sicherlich nachvollziehen, wovon ich spreche. Der Weihrauch verleiht zusätzlich noch eine leicht sakrale Stimmung.

Im Drydown wird der Duft, dann immer süßer und leichte Schokoladen- und Vanillenoten kommen noch hinzu, auch wenn diese nicht gelistet sind. Hier zeigt sich sicherlich das Heliotrop verantwortlich, welches ja bekanntlich auch eine süße Mandelnote enthält.

"Vert d'Encens | Tom Ford" ist wirklich ein außergewöhnlicher Duft. Er ist faszinierend, eigen, fast schon dekadent (in der Produktbeschreibung heißt es, er würde an den Hof Ludwig XIV. oder zu Napoleon Bonaparte passen), erwachsend und anspruchsvoll, sowohl für den Träger als auch für die Mitmenschen. Deshalb ist der Duft sicherlich auch nichts für Parfüm-Neulinge, aber wer sich auf den Duft einlässt, wird dafür mit einem der komplextesten und raffiniertesten Düfte der jüngeren Vergangenheit belohnt.

Insgesamt muss festgehalten werden, dass es ein sehr typischer, gleichzeitig aber auch untypischer Tom Ford Duft ist. Typisch aufgrund der wirklich hohen Parfumkunst und der fast schon Einzigartigkeit bzw. Gewagtheit des Duftes, welcher durchaus polarisierend wirken kann. Untypisch aber deshalb, da dieser Duft nicht so laut, nicht so „in your face“ daherkommt, wie andere Düfte aus der Tom Ford Private Blend Reihe.

Vielmehr ist der Duft fast schon für einen selbst; eine andere Rezension schrieb „kontemplativ“, was ich durchaus nachvollziehen kann. Der Duft ist nicht dafür konzipiert, voll aufzudrehen und einen beschwingt das Leben bestreiten zu lassen; das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Der Duft eignet sich dafür „herunterzukommen“, sich auf sich und seine Umwelt zu besinnen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Und was eignet sich dafür besser als ein Waldspaziergang?

Dabei ist der Duft keineswegs leise; die Sillage ist durchaus moderat und der Duft kann gut wahrgenommen werden. Die Haltbarkeit ist dabei sehr gut und der verbleibt gerne 7-8 Stunden auf der Haut. Dabei passt der Duft schön in den Herbst und Winter, wobei Frühling auch gut machbar ist. Nur bei ganz heißen Temperaturen sollte man den Duft eher vorsichtig nutzen. Auch wenn der Duft als unisex vermarket wird, sehe ich ihn er in die männliche Richtung tendieren, aber letztlich kann er wirklich von jedem getragen werden. Für mich hat er im Opening gewisse Ähnlichkeiten mit "London for Men (Eau de Toilette) | Burberry", wobei der Tom Ford natürlich viel komplexer und hochwertiger ist, was sich auch an Sillage und Haltbarkeit zeigt.

Alles in allem bin ich sehr froh, doch noch einen Flakon von diesem wunderbaren Duft ergattern haben zu können, auch wenn ich ihn sicherlich eher selten und vor allem für mich zu Hause nutzen werde.
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Smoetn vor 3 Jahren 18 5
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die göttliche Komödie - Vom Inferno zum Paradies
Dante Alighieri schrieb von 1307 bis 1321 die Divina Commedia, die göttliche Komödie, welche bis heute als ein Stück Weltliteratur angesehen wird. Das Buch beschreibt Dantes Wanderung von den düsteren Schrecknissen des „Inferno“, über die Läuterungen des „Purgatorio“ hin zur lichterfüllten Schönheit des „Paradiso“.

1472 ist das früheste Datum in der „Histoires de Parfums“ Serie und steht ganz im Zeichen der göttlichen Komödie, vor allem der im Buch beschrieben Gegensätze – Sünde und Tugend, Glaube und Unglaube, Gut und Böse. Und genau diese Spannung, diese Widersprüchlichkeiten und den Kampf um den hoheitlichen Anspruch des Lebens an sich spiegelt dieser Duft in Tat sehr schön wider.

Dantes Werk wohnt eine tiefe Zahlenbedeutung inne, vor allem die Zahl 3 scheint es Dante damals angetan zu haben. So ist das ganze Werk dreigeteilt (Hölle, Fegefeuer, Paradies) und vor allem die Hölle setzt sich aus 3x3 „Kreisen“ zusammen. 33 Jahre übrigens auch das Alter in dem Jesus gestorben sein soll…

Ein Blick auf die Noten in 1472 offenbart erstaunliches – 3 Phasen (Kopf, Herz, Basis) mit jeweils 3 Duftnoten. Zufall?

Wie riecht aber diese Gratwanderung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Hell und Dunkel denn nun?

Genauso, nämlich unglaublich spannend mit einem Wechselspiel der verschiedenen Noten. Der Duft startet blumig, hell und lebensbejahend. Vor allem die „Solar-Note“ soll eine erhebende, erbauliche und funkelnde Stimmung hervorrufen, was zusammen mit Artemisia und Ylang-Ylang auch relativ gut gelingt. Die Duftreise startet also nicht wie bei Dante mit der Hölle, sondern direkt im Paradies.

Nach relativ kurzer Zeit kommt dann das sehr schöne Jasmin zum Vorschein und übernimmt erstmal die Vorherrschaft. An dieser Stelle droht der Duft dann auch kurz in einen typischen Jasmin-Tuberose Summerduft abzudriften. Nach weiteren ca. 15 Minuten bricht dann aber das Fegefeuer in Form von Zimt und Weihrauch aus, wobei ich Zimt nur minimal wahrnehmen kann. Hier wird es dann etwas trockener, dunkler und auch geheimnisvoller. Der Weihrauch mag ein Vorzeichen dafür sein, was dann in der „Hölle“ auf einen zukommt.

Diese erwartet den geneigten Besucher dann standesgemäß mit dunklen, holz-harzigen und feuchtfröhlichen Noten, die vom Fürsten der Dunkelheit bestimmt selbst ausgesucht wurden. Dominierend bleiben für mich aber Jasmin und Weihrauch, welche sich wunderbar ergänzen. Im Drydown wird der Duft dann sehr trocken und holzig und erinnert fast ein wenig an "Bois Marocain | Tom Ford" oder "Black Calamus | Carner" .

Insgesamt wirkt der Duft vielleicht nicht unbedingt dreigegliedert, aber er macht schon eine ordentliche Wandlung durch. Sämtliche Noten streiten sich um die Dominanz auf der Haut und es entsteht ein Wechselspiel, wie es von Dante nicht schöner hätte beschrieben werden können. Auch auf die Frage, ob es eher ein männlicher oder weiblicher Duft ist, lässt sich keine eindeutige Antwort finden, da auch hier ein Kampf der klassisch geschlechterbezogenen Noten herrscht. Ist der Duft anfangs eher typisch weiblich, wandelt er sich im weiteren Verlauf dann immer stärker in einen mindestens Unisex-Duft.

Die Haltbarkeit bei dem Duft liegt mit 7-8 Stunden im Mittelfeld, und auch die Sillage ist spürbar wahrnehmbar, hält sich aber weitestgehend zurück.

Ich finde der Duft ist wirklich gelungen und mit der dazugehörigen Geschichte Dantes eine rundum tolle Sache. Er erfindet das Rad aber nicht neu und ist auch kein Meisterwerk. Dennoch – er ist spannend und macht eine wirklich interessante Wandlung durch. Wer also Dante auf seinem Weg durch die Hölle bis hin zum Paradies (hier allerdings in umgekehrter Reihenfolge) einmal begleiten möchte, sollte diesen Duft unbedingt einmal ausprobieren. Und das Ganze dann am besten zur Lektüre der „Divina Commedia“.
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Smoetn vor 3 Jahren 17 5
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Let it snow, let it snow, let it snow
Ich sitze vorm Kamin in meinem Lieblingssessel und habe ein schöne warme Tasse Tee in den Händen. Das Feuer im Kamin prasselt und knistert und durch das Fenster kann ich langsam den Schnee in dicken Flocken fallen sehen. Meine Frau schläft noch und meine Kinder spielen mit den neuen Spielzeugen, welche sie gestern an Heilig Abend zur Bescherung bekommen haben.

Ich bin früh aufgewacht, habe den Kamin entfacht und mir dann meinen Lieblingstee gemacht. Bevor ich mich aber in den Sessel gesetzt habe, sprühte ich mir noch "Tobacco Vanille (Eau de Parfum) | Tom Ford" auf und ließ nun meine Seele baumeln und genoss meinen Tee in aller Ruhe.

Im Radio spielte leise im Hintergrund „Let it snow“, was schön passend war, da dies endlich mal wieder ein weißes Weihnachten war. Der Schnee draußen lag mindestens zwei Meter hoch und die Häuser und Bäume waren alle von einer wunderschönen weißen Schneedecke bedeckt.

Es war eine friedvolle, ja geradezu malerisch idyllische Atmosphäre im Haus und ich genoss jeden Augenblick. Draußen hörte es langsam auf zu schneien und die Sonne zeigte sich nun am kristallblauen Himmel. Ich setzte die Tasse an den Mund und wollte meinen Tee weitertrinken, als ich bemerkte, dass die Tasse leer war. Und da merkte ich auch, dass etwas fehlte; und es war nicht nur der Tee.

Ich muss wohl auch eingedöst sein, da das Feuer im Kamin bis auf eine kleine Glut runtergebrannt war und in der Luft hing nun der Duft von Ruß und etwas stickiger Luft. Und da wusste ich auch, was mir fehlte; frische Luft. Ich schaute nach draußen und sah durch die großen Fenster den Schnee in der Sonne glitzern. Die Eiskristalle funkelten wie tausend Sterne und ich konnte die knackige Kühle draußen innerliche bereits spüren.

Ich ging zur großen Terrassen-Schiebetür und öffnete diese mit einem gewaltigen Schwung. Und da war sie – diese frische, kristallklare Luft, geschwängert durch die leicht angetaute Schneeschicht des frisch gefallenen Schnees. Es war eine Frische, wie sie nur ganz selten vorkam; wenn alles stimmte und die Bedingungen genau richtig waren. Es war eine Frische, wie man sie sich in der Arktis vorstellt und sich wünscht, wenn es mal wieder zu heiß ist. Ich zog die Luft gierig und mit großen Atemzügen in meine Lungen und wusste, heute wird ein herrlicher Tag für einen Winterspaziergang.

So oder so ähnlich riecht für mich "Soleil Neige (Eau de Parfum) | Tom Ford". Es ist nicht ganz leicht diesen Duft zu beschreiben, zumindest nicht das Gefühl, welches dieser Duft für mich transportiert. Natürlich könnte man den Duft in seine Einzelteile zerlegen und schreiben, dass er anfangs frisch daherkommt, dann immer blumiger wird und zum Ende hin einen sehr schönen süßlichen Touch erhält. Aber dies würde dem Duft einfach nicht gerecht werden, deswegen muss man meiner Meinung nach hier mit Bildern erzählen, was reiner Text nicht vermag.

Es ist aber schon erstaunlich, wie die einzelnen Duftnoten im Zusammenspiel genau dieses Gefühl hervorrufen. Für mich ist dieser Tom Ford ganze große Parfümkunst und gar etwas unterbewertet im Tom Ford Universum. Natürlich funktioniert auch hier die Marketingmaschine und die Beschreibung vom Schnee in der Sonne würde einem evtl. ohne diese PR-Hilfestellung gar nicht erschließen. Aber hat man einmal dieses Bild im Kopf, passt der Name des Duftes wie Schnee zu Weihnachten.

Dabei hält der Duft auch einigermaßen lange auf der Haut und hat für eine Art frischen Duft auch eine anständige Sillage. Der Flakon sieht sehr elegant aus und durch das weiß passt er auch perfekt zum Duft. Das ist schon ganz großes (Kopf-)Kino.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob es sich bei diesem Duft um einen Sommer- oder Winterduft handelt. Ich würde sagen, weder noch, bzw. sowohl als auch. Ich finde, man kann diesen Duft ganzjährig tragen; im Winter, wenn man die Frische vom Schnee verstärken möchte oder auch im Sommer, wenn man sich den Winter herbeisehnt. Und wenn ich schreibe „man“, meine ich damit durchaus auch die Version mit zwei „n“, da der Duft für mich unisex daherkommt, auch wenn die blumigen Noten, gerade in der Herznote, eher an einen klassischen Frauenduft erinnern.

Insgesamt kann ich diesen Duft jeden empfehlen, der den Geruch von frischem Schnee mag und gerne mal einen etwas anderen Duft ausprobieren möchte. Und als i-Tüpfelchen sei noch erwähnt, dass es sich hierbei zumindest nicht um den teuersten unter den Tom Fords handelt.
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Smoetn vor 3 Jahren 13 9
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Fabelhaft famos & fürchterlich fehlerhaft
Kein anderer Duft verkörpert die Person Tom Fords wohl so gut wie FF. Tom Ford polarisiert, zieht an, stößt ab, gilt als Sexsymbol und ist ein wahrer Alleskönner. Neben seinem Hauptberuf Modedesigner, ist er auch noch Filmregisseur und natürlich Parfümguru.

Zu denen bekanntesten und beliebtesten Düften Tom Fords zählen Klassiker wie "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" Wood oder auch "Tobacco Vanille (Eau de Parfum) | Tom Ford". Viele Düfte gelten aber auch als provokant, nicht zuletzt wegen der horrenden Preise, die Tom Ford teilweise abruft. Hierzu zählt auch FF...

Duft
FF startet lieblich herb und süß. Der Lavendel ist gut wahrzunehmen und gibt dem Duft eine leichte Krautigkeit, die man erstmal verarbeiten muss. Durch den Muskatellersalbei bekommt der Duft sogar eine fast Fougere-artige Richtung verpasst, welche anfangs die mitschwingende Süße wunderbar im Zaum hält. Die Mandel rundet dann das Ganze ab und lässt den Duft dadurch einigermaßen speziell werden.

Und hier polarisiert der Duft denke ich auch am meisten. Mir persönlich hat die Duft-DNA anfangs auch nicht wirklich zugesagt, bis es beim 3. Mal dann endlich „Zoom“ gemacht hat (Tausend und eine Nacht...und es Zoom gemacht) und ich mich schockverliebt habe. Und zwar so sehr, dass ein eigener Flakon her musste, was evtl. ein Fehler war, aber dazu später mehr. Zurück zum Duftverlauf...

Nach ca. 30-60 Minuten wird der Duft dann immer süßer und die Vanille und die Tonkabohne übernehmen das Kommando. Eine tolle Ledernote kann man auch noch wahrnehmen und somit wird der Duft dann für mich fabelhaft famos, und so bleibt er auch bis zum Ende. Doch leider ist der Duft auch fürchterlich fehlerhaft...

Der Duft ist nämlich auf meiner Haut nur minimal wahrzunehmen und ich habe selten eine schlechtere Haltbarkeit in dieser Preiskategorie erlebt. Bereits nach einer halben Stunde wird der Duft hautnah und nach ca. 4 Stunden ist er dann bei mir ganz verschwunden. Ich habe dies auch durch Freunde und Bekannte bestätigen lassen, die den Duft an mir gar nicht wahrnehmen konnten. Auf Klamotten hält der Duft natürlich etwas länger, aber auch hier strahlt er kaum ab.

Insgesamt ist die Haltbarkeit & Sillage eine riesige Enttäuschung und das für den Preis von 4€ pro ml. Dabei möchte ich Tom Ford so gerne mögen und habe sogar mit dem Gedanken gespielt mir eine klare Private Blend Sammlung anzulegen; "Oud Wood (Eau de Parfum) | Tom Ford" , "Tobacco Vanille (Eau de Parfum) | Tom Ford", "Mandarino di Amalfi Acqua | Tom Ford" habe ich bereits. Und leider ist die Performance bei allen maximal im mittleren Bereich anzusiedeln, aber was FF abliefert setzt dem Ganzen wirklich die Krone auf. Wobei ich dazu sagen muss, dass der Duft, als ich ihn in der Parfümerie getestet habe, etwas besser hielt und abstrahlte, aber ich beziehe mich hier auf den Flakon, welchen ich besitze (und den ich auch noch hier im Souk erworben habe).

So lässt mich der Duft doch etwas sprachlos und perplex zurück, da ich zum einen die Duft-DNA wahnsinnig liebe (einfach fabelhaft famos), ich den Duft andererseits aber kaum genießen kann, da ich ihn fast nicht wahrnehme (fürchterlich fehlerhaft).

Dies hat mich letztendlich auch dazu bewogen, mir "F'ing Unbelievable | The Dua Brand / Dua Fragrances" von DUA zu bestellen. Wenn der Duft auch nur ansatzweise an das Original herankommt, dafür aber abliefert, werde ich schon sehr zufrieden sein. Sobald ich diesen erhalte, werde ich meine Erfahrungen dann noch einmal mitteilen.

So bleibt mir nur übrig der tollen originalen Duft-DNA hinterherzutrauern und zu hoffen, dass andere es besser machen...
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