Soulmates

Soulmates

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6 - 10 von 53
Soulmates vor 9 Jahren 18 3
10
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Archaisches für Einsteiger
Kann einer sagen, was er will: Obwohl tausendfach interpretiert, ist eine gute alte Rose-Oud/Safran-Combo etwas unglaublich schönes, harmonisches. Das Notenspiel ist hier sehr eindeutig, fast archaisch: Pudrige (vgl. Aromatics Elixir) Rose - nicht die an Wein erinnernde Varietät -, ein starker, medizinischer Saffran-Aspekt und ein rauer Oudton (ähnl. Black Oud) verschmelzen hier im Drittelmix zu einer zeitgleich fremdartigen und einnehmend vertrauten, bildgewaltigen Mischung. Mukhalat Malaki ist von einer Exotik, die andere moderne Euro-Orientals oft nur andeuten: Metallisch, bitter-pudrig, komplex und balsamisch-tief. Das Trageverhalten ist mit gängigen Parfums wenig vergleichbar: Das dicke, tief tannengrüne Öl scheint zu kriechen und entwickelt eine Dynamik mit der Körperwärme, wenn die Silage erst fünf Minuten nach dem Auftragen immer wieder zu- und abnimmt. Das vollzieht sich über enorm, aber nicht extrem viele Stunden, subtil aber effektiv. Und man darf sich nicht wundern, wenn das komplette (!) Hemd (oder während des Tragens zubereitete Speisen :) plötzlich leicht danach riechen, ohne mit dem Material bewusst in Berührung gekommen zu sein. Hier ist vielleicht auch mal schnell überdosiert, was aber aufgrund der soften, in keinster Weise süßen oder stechenden Grundstimmung des Dufts gut zu verkraften ist. Der unschlagbar günstige Preis - zumindest im Oman sind es umgerechnet etwa 30 Euro für 30 ml konzentrierten Parfumöls - schließt (größere) Anteile natürlicher Zutaten zwar weitgehend aus; aber wir sind andernorts ja auch nicht allzu pingelig. Der Flakon ist wundervoll schwer mit saugend passendem Glasstopper, verspielt aber nicht verkitscht. Ein tolles Produkt für Einsteiger in die traditionelleren Orientalen mit modernem Twist.
3 Antworten
Soulmates vor 9 Jahren 19 7
10
Duft
Enzian Silver Mist
Gibt den realen Eindruck von allem möglichen Wurzelschnaps sinnlich und abstrakt wieder und hält als Hautduft ewig. Eau de Gentiane Blanche ist ein weithin verkanntes Meisterstück, das mit seiner grauen Aura und seiner mutigen, reduzierten Komposition in Regionen von Iris Silver Mist hinaufsteigt. Nichts ist hier grün, nichts rund oder sanft, sondern von einer ungewöhnlichen Frische. Klare, kalte Luft, fast ozonisch, mineralisch. Tonboden, frisch mit dem Messer geschnittene Rhizome, Eiswürfel und ja, tatsächlich Enzian. Es ist unumwunden Enzian, nicht stilisiert, nicht überhöht, nicht abgerundet, interpretiert oder irgendwie verfeinert, als Hauptdarsteller. Iris und Weihrauch dienen möglicherweise mehr der Phantasie und dem Marketing. Der karge Notenmix ergibt eine Zitruskopfnote, die schnell verfliegt; einen Hauch Bergamotte oder Cedrat. Ziemlich dominant ist dieser Moschus, der vegetale, aber nicht grüne und auch nicht seifige oder weiche, sondern zusätzlich brandige, Flintstein-Aspekte hat und den man selten antrifft (Jovan Sex Appeal/manche Bogner/Fahrenheit). Wer kann zur Klärung dieser Musk-Note etwas beitragen? Die Stärke ist beachtlich: Abends reichlich aufgetragen - 20 Sprüher oder großzügig über Körper und Haare gesplasht - ist der Duft noch am Morgen danach und bis weit in den Tag sanft wahrnehmbar. Dabei ist die Performance sensationell überraschend gut, wenn sich der Körper erhitzt und noch einmal Kopfnoten entstehen. Richtig Spaß macht deshalb die Anschaffung der großen und wundervoll schönen 200 ml Flasche.
7 Antworten
Soulmates vor 9 Jahren 6 1
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Morbides Floral-Musk
Ganz hervorragender, leicht vulgärer Powerduft. Eine starke konservative Seifennote mit Zitrus, Jasmin und Sandelholznoten bestimmt den Auftakt. Eine kühle, ungewöhnliche Frische und ein vertrautes Element erinnern eigenartig an Samsara. Dadurch wirkt der Duft nostalgisch. Im Hintergrund schwingt eine fäkal süße Note mit: Überreife Zitrusfrüchte, Verderben, Tiergerüche, Fleischliches, Anspielungen darauf, lassen DpH muskier und morbider erscheinen als die gängigen animalischen Musks der heftigeren Gangart, wie etwa Muscs Kublai Khan, Musc Tonkin oder Absolue pour le Soir. Gegen Ende dominiert ziemlich klar eine rauchige Lavendel-Patchouli-Vanille-Combo, sehr ähnlich älterer Zino. Auch an Antaeus fühlt man sich erinnert, deutlich sogar, durch den Grenzgang aus sauber-Barbershop-Fougère, Animalischem, schamloser, fast öliger Synthetik und einer Art Woody-Gourmand-Stimmung im späten Ausklang. Der Flakon stammt von 1999 und hat eine riesige Silage, rund zwei Stunden lang, bei leicht überdurchschnittlicher Haltbarkeit von acht bis zwölf Stunden als Hautduft.
1 Antwort
Soulmates vor 9 Jahren 12 2
10
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Tausend Plateaus
Duft gewordener Poststrukturalismus - wie passend - in einem "Celebuscent": Dieser große Duft erinnert irgendwie an viele und keinen, er ist eigenartig eigenständig. Da ist ein Patchouli-Fougère á la Givenchy Gentleman sehr präsent, da ist Chypre-Biss im Stil von Aramis, da ist die pudrige Frische von Habit Rouge und der holzige Tiefgang von Heritage. Nur ist das längst nicht alles: im neueren Fach sind da sogar deutlich (!) der Grapefruit-Räucherschinken und die Spearmint-Melone von Breath of God vorweggenommen, bei den Klassikern die kühle Stille von Après l'Ondee, der bittere Lippenstift von No.5 und die levantinische Cologne-Struktur vom Acqua di Parma. Das alles symphonisch zu vermischen ist etwas sehr Großes. Noch dazu hält es extrem lange an und scheint sich wie ein Rhizom zu entwickeln: Nicht linear, kein Kopf-, Herz- und Basisnotenspiel, sondern geniales Chaos, alles mit allem in Verbindung. Tausend Plateaus. Die enorme Haltbarkeit und dezente Silage sind mit einem Parfum Extrait vergleichbar. Die große Splashbottle wird und wird nicht leer. Scheiße, was für ein Glück!
2 Antworten
Soulmates vor 9 Jahren 10 1
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Auch DAS ist spartanisch!
Es gibt manchmal kaum was Besseres als synthetisches Holz, wenn es gut kombiniert ist. Das ist ähnlich wie in der Musik, wenn man etwa  "Masterboy" oder "2 Unlimited" mit "Aphex Twin" oder gar den noch viel älteren "Can" vergleicht (ja, wir werden ALT): Nur weil - sagen wir - mancher Bruno Banani oder neue Paco Rabanne (xyz ...) das nicht hinbekommt, heisst das nicht, dass nicht ein Dominique Ropion oder Andy Tauer oder Alessandro Gualtieri den Spagat perfekt schaffen: Tumultu - nie zuvor bewusst gehört, weder Duft, noch Hersteller - setzt auf eine inzwischen bewährte Basis von Hölzern, die garnicht erst auf natürlich machen. Doch diese Basis, die - rein der Verbildlichung ohne jeglicher Parallelen wegen - an gut gemachten Käsekuchen denken lässt, einfach nur, weil der eigentlich jedem gefällt, diese Basis ist so markant und so eingängig, ohne zu langweilen, dass die ersten 60 Prozent schon verbucht sind: prickelnd-cremiges, sauber-rauchiges, transparent-buttrig-widersprüchliches Sandel-Derivat á la Nasomatto mit Cashmeran/Ambrox/ISO-E/Sandoloxanol-Alpha :) oder was es es auch sein mag. Dazu gesellen sich ein bitterer, sich sehr weich und harmonisch einfügender Kopf aus Pink Grapefruit, ein pfeffriger Übergang zu einem tief dunkellila Veilchenaspekt. Letzterer verweilt lange unter dem Plastikholz und macht den Charakter des Dufts eigentlich aus. Kaum zu glauben: Aber das ist spartanisch. Modern spartanisch. Sehr angenehme Silage, eher körpernah. Haltbarkeit lässt keine Wünsche offen, zumindest nach oben hin ...
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