Stahl

Stahl

Rezensionen
6 - 10 von 20
Stahl vor 15 Jahren 10 6
Rauch, Leder, Holz - Punkt
Mehr ist und will Tar gar nicht sein. Natürlich schlägt CdG einem das geräucherte Opponax- und Styrax-Harz hier nur so um die Ohren - und das mit einer schön gegerbten Lederpeitsche - aber diese Serie wurde ja auch nicht geschaffen um Mainstream-Düfte zu kreieren und jedem zu gefallen! Bei anderen Parfums wird eine ähnliche Grundnote eben anschließend noch durch z. B. Amber, Tonka, Vanille und einer gewissen Süsse o. ä. "enthärtet". Tar ist dagegen die pure Hardcore-Variante!

Wie im Titel bereits geschrieben, nehme ich angenehme Rauchnoten, das Leder und Hölzer wahr. Alles andere wird von diesen drei Herrschaften gnadenlos erschlagen - und doch find ich sie sehr sympathisch und würde mich auf jeden Fall zu einem Whisky-Tasting im Pub um die Ecke mit ihnen treffen. Denn genau diese Assoziation kommt mir auch bei diesem Duft: Schottischer Islay Whisky! Auch den liebt oder hasst man - so wie Tar von Comme des Garcons!

Tar ist auf jeden Fall tragbar - zwar nicht immer und auch nur in den kühlen Jahreszeiten, aber ich finde es strahlt eine gewisse Wärme aus und ist durchaus angenehm als Begleiter auf einem Winterspaziergang oder an einem Abend vor dem Kamin!
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Stahl vor 15 Jahren 6 2
Lavendel im Gebirgswald
Ich sehe ein felsiges Gebirge, einige Steinfächen sind mit Lavendelfeldern überzogen und Konifären ragen vereinzelt gen Himmel. Der Wind hat die Lavendelsamen bereits vor Jahren in die Felsspalten geweht und sorgt für eine angenehme Kühle. Der Fels ist allerdings von der Sonne aufgewärmt und läd zum Verweilen ein. Ich lasse mich nieder und den noblen und klassischen Duft des Lavendels in meine Nase steigen, der Wind umspielt kühlend mein Gesicht und der Fels spendet wohlige Wärme. Die wenigen Nadelbäume und Baumstümpfe erinnern an den Geruch luftiger Wälder, durchzogen von leichten, süsslichen Rauchschwaden einer Prozession. Ich fühle mich wohl und entspannt.

Lavender at it's best!
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Stahl vor 15 Jahren 9 2
Montezumas Rache...oder wie ich Schokolade gar nicht mag.
Piment Brulant ist der dritte Duft aus der Trilogie "Les Epices de la Passion" (neben "Safran Troublant" und "Poivre Piquant"). Bertrand Duchaufour und Olivia Giacobetti wollten hier eine Reminiszenz an die Urform der Schokolade, dem aztekischen Xocolatl (ungesüsste gemahlene Kakaobohnen mit Wasser, Chilli und weiteren Gewurzen vermischt), schaffen. Montezuma (bekanntester Azteken-Herrscher) soll diesem Getränk u. a. aphrodisierende Wirkung bescheinigt haben.
Diese Wirkung und Begeisterung löst PB bei mir allerdinges leider nicht aus!

Es startet mit einem rauchig-herben Grünton, jedoch ohne frisch zu wirken. Nach kurzer Zeit startet der Pfeffer bzw. das Chilli immer mehr durch und bringt eine deutliche Schärfe ins Spiel, die sich mit einer kaum wahrnehmbaren, herb-trockenen Kakaonote verbindet. Ich persönlich kann ausserdem die Mohnblume sehr deutlich herausriechen. Abgerundet wird das ganze mit einer leicht cremigen Basis, die wohl vom Amber und der Vanille herzurühren scheint - jedoch ohne jegliche Süsse.

Für mich ist PB ein Gourmand, wie ich ihn gar nicht mag. Mir fehlt die süsse Komponente, um das Herbe und die Schärfe dieser Komposition aufzufangen. Ihrem Ziel sind Bertrand und Olivia damit recht Nahe gekommen - aber ich möchte nicht so riechen und werde meinen Kakao auch weiterhin lieber mit Milch und Zucker oder Honig anrühren...
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Stahl vor 15 Jahren 6 3
Seidenstrümpfe an einem Mann...?
Unser lieber Serge hat Bas de Soie sicher nicht von ungefähr so genannt. Er entwickelt auf der vornehmlich weiblichen Haut sehr schnell eine geschmeidige und sanfte Art, eben wie Seidenstrümpfe (soweit ich das als Mann beurteilen kann).

Die bereits beschriebene pudrige Blüte ist von Beginn an da und bleibt auch bis zum Ende. In dieser Richtung ist BDS sehr einfach und konsequent gestrickt. Was den Unterschied zu einigen anderen Blume/Puder Düften ausmacht ist meines Erachtens, dass fast überhaupt keine Süsse erkennbar ist. Es ist eher eine trockene, leicht herber Einschlag spürbar. Das mag vielleicht den Unisex-Appeal geschuldet sein, aber geht leider an meinem Geschmack vorbei. Ich kann diesen Effekt nur schwer beschreiben, aber Hyazinthe und Iris werden von einem einigen Untertönen begleitet: So als wenn man nicht nur die Blüte, sonder gleich die ganze Pflanze inklusive Blättern, Stiel, Ästen, Wurzeln und einigen Erdklumpen verwendet hätte.

Ich kann meinen ausschließlich weiblichen Vorrednerinnen nur zustimmen, es ist definitiv eher ein Damenduft - vielleicht bin ich deshalb auch der erste männliche Rezensent. Wobei ich für uns Männer die Tür nicht ganz zuschlagen möchte. Die herbe und trockene Art der Entfaltung kann vielleicht auch dem ein oder anderen männlichen Kollegen gefallen - Du kannst also ruhig mal testen Andi136!
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Stahl vor 15 Jahren 15 1
Verr(a)uchtes Leder im Blumenbett
Ich gebe zu, ich bin diesem Duft hoffnungslos verfallen - und ich muss ihn haben! Aber erzählen wir die Geschichte von Anfang an:

Wie das Leben manchmal so spielt, kam ich durch puren Zufall an eine Probe. Ansonsten wäre ich durch die "Frauenduft" Deklarierung wohl selbst nie auf Cuir Ottoman gestossen. Entsprechend war auch meine Vorfreude etwas gedämpft, als ich diese Einordnung las. Doch dann sah ich die Zielgruppenverteilung zugunsten der Herren in Verbindung mit Apicius Kommentar - und meine Vorfreude wuchs wieder. Was sich dann in den nächsten Sekunden und Stunden auf meiner Haut entwickelte übertraf dann allerdings meine kühnsten Erwartungen:

Stellt Euch einen orientalischen Räucherofen vor, in dem diverse Ledersorten, Vanille, Tonkabohnen und Blüten (Iris!) mit Styraxharz geräuchert werden - kombiniert diese Vorstellung nun mit einer angenehmen Süsse, sowie leichten Whisky-Anklängen und ihr bekommt eine ungefähre Vorstellung dieses Meisterwerks.

Marc-Antoine Corticchiato entführt uns mit dieser Komposition ins osmanische Reich. Fremde und doch erotisierende Gerüche liegen in der Luft, man hört exotische Musik, Schwaden von Räucherwerk durchziehen den Palast und die Gäste vergnügen sich in Blütenmeeren auf prunkvollen Ledergarnituren. Der Duft strahlt eine kraftvolle Männlichkeit aus, gepaart mit der Begierde und Erotik einer verführerischen Frau.

Cuir Ottoman ist ein Duft der Gegensätze: Männlich, ledrig und rauchig am Anfang, weich und schmeichelnd am Ende. Oder eben: Verr(a)uchtes Leder im Blumenbett - und wie war das nochmal mit den Gegensätzen und der Anziehungskraft?
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6 - 10 von 20