08.08.2019 - 15:01 Uhr
Meggi
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29
Det Uudslukkelige
Ein unauslöschliches Cologne – will ich das überhaupt? Ist das nicht wie Michael Endes Schlamuffen? Naja, irgendwie hat eine Dauer-Frische natürlich schon was, immerhin schätze ich nicht ohne Grund Laliques ‚White‘ sehr. Und unauslöschliche Acqua-di-Parma-Kopfnoten wären ebenfalls eine gute Idee.
Doch zunächst musste ich spontan an eine meiner Lieblingssymphonien denken: Die Nr. 4 „Das Unauslöschliche“ des Dänen Carl Nielsen, entstanden während des ersten Weltkriegs, als Hommage an das Leben, die Lebenskraft, den Lebenswillen. Ein solcher Titel ist großer Anspruch an das darunter dargebotene Getön, dem das Werk freilich vollauf gerecht wird. Das Pauken-Duell im Finalsatz ist singulär.
Hm… Ziemlich großwurfig, derlei in Bezug zu setzen zu einem Cologne, welches… Tja, wie isses denn nun?
Viel 4711-Neroli eröffnet, kurz geradezu scharf-schneidend im Auftritt. Dazu gesellen sich rasch einige Spritzer harsches Stängel-Grün, in direkter Überleitung zur Narzisse. Dadurch dreht der Gesamt-Eindruck für mich schnell von Omas Brokat-Deckchen auf dem WC-Spülkasten weg (original so stand das gute, alte ‚4711‘ seinerzeit bei ihr!). Die Narzisse verbreitet eine recht gestrenge Frische, die perfekt zu gesetzteren Damen passen würde – was keineswegs negativ zu verstehen ist. Könnte wieder Ropions mutmaßlichem Ansatz geschuldet sein, Floralität alter Schule ins Heute zu heben.
Dabei helfen entscheidend die mildernden Zutaten: Die Orangenblüte tritt nach bummelig einer Viertelstunde bereits sacht abgecremt auf. Den dafür zuständigen Moschus empfinde ich eher als grün denn als weiß, will heißen, die Frische scheint mir weniger wäschehaft als botanisch angehaucht. Die Narzisse drückt offenbar auch ihm ihren Stempel auf. Und als Originalitäts-Häubchen liegt nach einer guten Stunde gar ein Anflug einer nahezu zimtigen Würze über dem Duft (vielleicht Petitgrain-Gestrüpp?), als sei die Orange…
Nein, ich fange anders an: Ein unauslöschliches Cologne hält selbst unter Abzug eines gewissen Marketing-Augenzudrückens nun mal allermindestens bis Weihnachten. Und deshalb hat sich die heutige Orange womöglich mit einer Spur Eugenol garniert. Eine Hommage an den Geschwisterduft ‚Noir Epices‘, der offensiver Weihnachtliches beschwört?
Das führte sicherlich zu weit, schließlich ist die Orangenblüte echt eher Orangenblüte als Orange. Und im Verein mit dem Moschus dreht sie den Duft gegen Mittag doch ein bisschen mehr in Richtung Wäsche, aber zweifellos eine edel-botanisch beduftete. ‚Cologne Indélébile’ kommt mithin schlichtweg würdevoller daher als etwa der sozusagen „formal“ im Auftritt ähnliche ‚Puredistance I‘.
Viel passiert hinfort nicht mehr: Den ganzen Nachmittag hindurch gibt’s zitrisch betupfte Creme, wie sie im Zusammenwirken von Neroli, Orangenblüte und Moschus nicht allzu schwer vorzustellen ist; von unten stützt eine Winzigkeit Kunstholz. Das ist angenehm, weich und gut tragbar insbesondere für Damen, nunmehr einschränkungslos aller Altersstufen bis hin zu den sehr jungen. Und von ordentlicher Haltbarkeit insgesamt, wenngleich nicht eben unauslöschlicher.
Vom Habitus der hinteren 80-90 Prozent des Duftes her verweise ich zu guter Letzt auf den dänischen Original-Titel der Symphonie, der, wie viele dänische Worte, für unsere Ohren freundlich, ja geradezu niedlich klingt:
Det Uudslukkelige.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Doch zunächst musste ich spontan an eine meiner Lieblingssymphonien denken: Die Nr. 4 „Das Unauslöschliche“ des Dänen Carl Nielsen, entstanden während des ersten Weltkriegs, als Hommage an das Leben, die Lebenskraft, den Lebenswillen. Ein solcher Titel ist großer Anspruch an das darunter dargebotene Getön, dem das Werk freilich vollauf gerecht wird. Das Pauken-Duell im Finalsatz ist singulär.
Hm… Ziemlich großwurfig, derlei in Bezug zu setzen zu einem Cologne, welches… Tja, wie isses denn nun?
Viel 4711-Neroli eröffnet, kurz geradezu scharf-schneidend im Auftritt. Dazu gesellen sich rasch einige Spritzer harsches Stängel-Grün, in direkter Überleitung zur Narzisse. Dadurch dreht der Gesamt-Eindruck für mich schnell von Omas Brokat-Deckchen auf dem WC-Spülkasten weg (original so stand das gute, alte ‚4711‘ seinerzeit bei ihr!). Die Narzisse verbreitet eine recht gestrenge Frische, die perfekt zu gesetzteren Damen passen würde – was keineswegs negativ zu verstehen ist. Könnte wieder Ropions mutmaßlichem Ansatz geschuldet sein, Floralität alter Schule ins Heute zu heben.
Dabei helfen entscheidend die mildernden Zutaten: Die Orangenblüte tritt nach bummelig einer Viertelstunde bereits sacht abgecremt auf. Den dafür zuständigen Moschus empfinde ich eher als grün denn als weiß, will heißen, die Frische scheint mir weniger wäschehaft als botanisch angehaucht. Die Narzisse drückt offenbar auch ihm ihren Stempel auf. Und als Originalitäts-Häubchen liegt nach einer guten Stunde gar ein Anflug einer nahezu zimtigen Würze über dem Duft (vielleicht Petitgrain-Gestrüpp?), als sei die Orange…
Nein, ich fange anders an: Ein unauslöschliches Cologne hält selbst unter Abzug eines gewissen Marketing-Augenzudrückens nun mal allermindestens bis Weihnachten. Und deshalb hat sich die heutige Orange womöglich mit einer Spur Eugenol garniert. Eine Hommage an den Geschwisterduft ‚Noir Epices‘, der offensiver Weihnachtliches beschwört?
Das führte sicherlich zu weit, schließlich ist die Orangenblüte echt eher Orangenblüte als Orange. Und im Verein mit dem Moschus dreht sie den Duft gegen Mittag doch ein bisschen mehr in Richtung Wäsche, aber zweifellos eine edel-botanisch beduftete. ‚Cologne Indélébile’ kommt mithin schlichtweg würdevoller daher als etwa der sozusagen „formal“ im Auftritt ähnliche ‚Puredistance I‘.
Viel passiert hinfort nicht mehr: Den ganzen Nachmittag hindurch gibt’s zitrisch betupfte Creme, wie sie im Zusammenwirken von Neroli, Orangenblüte und Moschus nicht allzu schwer vorzustellen ist; von unten stützt eine Winzigkeit Kunstholz. Das ist angenehm, weich und gut tragbar insbesondere für Damen, nunmehr einschränkungslos aller Altersstufen bis hin zu den sehr jungen. Und von ordentlicher Haltbarkeit insgesamt, wenngleich nicht eben unauslöschlicher.
Vom Habitus der hinteren 80-90 Prozent des Duftes her verweise ich zu guter Letzt auf den dänischen Original-Titel der Symphonie, der, wie viele dänische Worte, für unsere Ohren freundlich, ja geradezu niedlich klingt:
Det Uudslukkelige.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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