Nuklear? Na klar! It´s twenty-twentythree!
Folgendes Originalzitat (hier auf der Seite zu einem Duft)
inspirierte mich zu meinen Gedanken, die ich gerne teilen möchte:
„Was die Haltbarkeit und Sillage angeht ist er kaum zu
übertreffen. Maximal zwei Sprüher reichen und egal wo man sich befindet, man
dominiert dufttechnisch und wird immer wahrgenommen für den kompletten Tag und
an Klamotten auch die nächsten Tage. Wenn man mit dem Gegenüber bei einer
Umarmung in Kontakt kommt ist es quasi unvermeidlich, dass man nun nicht mehr
der einzige ist der nach dem Duft riecht.“
Okääääyyyy… ich muss mir kurz den Angstschweiß weg wischen…
So, bin wieder da.
„Beastmode und nukleare Performance“
In unfassbar vielen Rezensionen oder Kommentaren oder
Statements ist es DAS Thema.
Penetranz ist offensichtlich der heiße Scheiß.
„Performance Beast“
Man erkläre mir, warum es zur Zeit (gefühlt) so positiv ist,
dass ein Duft „gut performt“, dass man „Achtung! Beastmode“ sagen kann (oder
muss).
Ich lese (gefühlt) ständig Aussagen wie diese:
·nukleare Haltbarkeit
·hält an meinem Partner gefühlt Tage
·nach dem Duschen noch da
·krasse Performance gesucht. 12h +
·hält wie Pattex
Irgendein Designer hat mal gesagt „Ein Parfum muss der
Trägerin vorauseilen und sollte noch lange da sein, obwohl sie schon längst
gegangen ist“.
Ich weiß nicht, ob ich das so unterschreiben würde. Was hier
so schwülstig harmlos vorgetragen wird nennt sich in meinem Universum Penetranz
oder Overkill oder schlichtweg Belästigung des Umfeldes. Und unzählige Black
Opium Trullas nehmen oben genanntes Zitat wörtlich.
Sind wir wieder da angelangt? Das war damals in den 80ern
so, als z.B. das damalige Poison (Dior) von der Putzfrau bis zur Professorin
überdosiert wurde und man in der Tat Angst hatte jemanden zu umarmen, weil man
einfach nicht Gefahr laufen wollte, „dass es überspringt“.
Offensichtlich ist das höher-schneller-weiter der Spiegel
der Zeit, dass nicht die Qualität, das Raffinierte, vielleicht etwas leisere punktet,
sondern das Brachiale, Aufdringliche.
Erinnert mich im Prinzip an die (Trash)Fernsehsternchen zum
Beispiel. Oft schrubberdumm, eigentlich nichts auf dem Kasten, aber laut,
präsent, aufdringlich und dadurch oft erfolgreich.
Weil sie wahrgenommen werden.
Ist das der Sinn von Parfum?
Eine HIER BIN ICH ATTITUDE?
NIMMT MICH AUCH JEDER WAHR? SONST SPRÜH ICH NOCHMAL!!!
Muss ich alles dominieren? Kann es nicht einfach Spaß
machen, nach drei Stunden nachsprühen zu müssen/ zu wollen? Schwierig bei
krasser Haltbarkeit. Mal nicht die olfaktorische Brechstange anzusetzen,
sondern angenehm präsent zu duften ist meines Erachtens nicht die schlechteste
Wahl.
Aber jeder wie er mag.
Nur hilft halt viel nicht immer viel.
Aber was weiß ich schon…?
Was ich tatsächlich bedauere ist, dass dieses Kriterium für mein Gefühl zunehmend die Gesamtbewertungen beeinflusst. Man betrachtet also die Bewertungskriterien nicht unabhängig voneinander, sondern ein Parfum mit einer geringen Sillage wird von vielen auch direkt beim Duft abgewertet (und umgekehrt aufgewertet, wenn es richtig knallt).
Für mich verliert daher die Bewertung als ein Kriterium für mein Interesse, einen Duft kennenzulernen an Bedeutung.
Wobei ich da natürlich zwischen Haltbarkeit und "muss ballern" unterscheide, ich freue mich, wenn es von morgens bis abends hält, aber auch nur, wenn ich mich nicht von morgens bis abends dafür schief anschauen lassen muss.
Es sind wohl häufiger die etwas jüngeren Menschen, die doch sehr zum oversprayen neigen.
Ja, das muß so, weil es Freude macht.
Und Nein, wir sind nicht schon wieder da angelangt.
Wir waren nämlich nie wirklich weg.
Heute heißt es es Beastmode, früher Power House.
Und übertrieben beim sprühen haben es die meisten von uns damals wohl auch.
Den wirklich Unterschied sehe ich nur darin, daß sich damals keiner beschwert hat u. niemand ständig mit erhobenem Zeigefinger nach Rücksicht verlangte.
Seid mal ein bißchen milde u. habt etwas Geduld.
Sie werden es lernen...irgendwann...meistens.
😉