Headache Sensation oder der Tag, als die Orangenblüte zuschlug

Ja, heute ist es soweit...

Ich verreisse...

Rache ist süss...

Eigentlich wollte ich nur für meine Mum was holen.

Ihr allerliebstes Duschgel.

Alyssa Ashley „Musk“.

Sie liebt diesen Duft. Viele kamen nah dran, aber sie kehrt immer wieder zu diesem einen zurück.

Ich verstehe das nicht ganz. Ich brauche Vielfalt. Ich würde eingehen mit nur einem Duft.

Wo hab ich nur meine Gene her? Meine Schwester ist auch so monothematisch.

Aber ich schweife ab...

Statt also einfach das Duschgel zu kaufen und zu gehen, werde ich magisch von den ganzen Parfums angezogen. Ich kann einfach nicht daran vorbei gehen, es geht einfach nicht. Nicht dass ich es nicht schon versucht hätte. Aber leicht zwangsneurotisch MUSS ich testen, wenn ich schon mal in der City bin.

„Teste mich“ ruft das eine Parfum.

„Teste MICH!“ drängt sich ein anderes vor.

Ok, ok, schön durchatmen, ihr kommt alle dran.

Da ich bei Frau Ashley eher in der Drogerieduftecke bin, probiere ich doch gleich da mal mein Glück.

„Tropical trees“ von s.Oliver macht den Anfang.

Ach du grüne Neune.

Billig, 0815, einfallslos sind die ersten Assoziationen.

Es riecht wie alle Otto Kerns, Beckhams, Tom Tailors und Esprits auf einmal.

Wirklich nicht gut.

=> Stufe 1 des Kopfwehs zündet.

„Spirit of romantic glow“ von Spirit ist das Nächste.

Selbst schuld, mag der ein oder die andere sagen, was sprüht er sich einen Duft mit SO einem Namen drauf – als Mann...

Ich bin aber nunmal jemand, der die Meinung vertritt, jeder solle sich drauf sprühen was immer ihm Spass bereitet.

Dieser bereitet:

=> Stufe 2 des Kopfwehs.

Rückblickend hätte mir der Name doch eine Warnung sein sollen.

Ich rieche einen kakophonischen Mischmasch aus Blumen und irgendwas Würzig-süsslichem.

Aber immer noch ein Traum im Vergleich zu den Tropenbäumchen!

Hier bin ich nicht richtig denke ich mir und fahre die Rolltreppe hoch.

Ein Naturdüftchen rettet dass Ganze vielleicht.

Ich schlendere also mit leichten Kopfwehschüben schnurstracks zu

„Eau Aimable“ von Le Couvent des Minimes.

Den hatte ich noch nicht getestet und sein Schwesterchen „Eau des Missions“ hat es schliesslich schon seit langem in meine Sammlung geschafft.

Der rechte Handrücken soll es sein.

Beherzt sprühe ich also meinen armen, unschuldigen Handrücken ein.

Ich schnuppere und zeitgleich kann ich nicht genau sagen, ob mir jemand eine gescheuert hat oder was da gerade passiert...

Mein Kopfweh wird in Sekundenschnelle auf ein ganz neues Level hochgeschraubt.

=> Stufe 3 des Kopfwehs und übrigens auch der peak!

Ab jetzt wird es bald besser, aber das konnte ich ja noch nicht wissen.

Diese toxische Orangenblüte die mich da anspringt, braucht echt einen Waffenschein.

Aufdringlich, stickig, klebrig – eine biochemische Kampfansage.

Mir ist mittlerweile auch recht heiß geworden.

Kopfweh und Hitzflash.

Zauberhafte Kombi.

Benommen und schwitzend fahre ich also wieder runter, umgeben von einer romantisch glühenden Tropenholzorangenblütenaura und stelle mich an der Kasse an.

Die Kassiererin ist sehr freundlich, aber sie glotzt komisch.

Schaut sie meine Schweisstropfen auf der Stirn an?

Fragt sie gleich: „Sind sie sicher, dass sie sich auch GENUG Düfte aufgesprüht haben?“

Fragt sie ob alles ok ist bei mir? Hoffentlich falle ich dann VOR meiner Antwort in Ohnmacht. Immer noch besser als sagen zu müssen „Ja, alles gut, nur stechendes Kopfweh von 3 schrecklichen Düften, die ich mir FREIWILLIG aufgesprüht habe.“

„Möchten Sie eine Tüte?“

„Ja bitte.“

Oh danke lieber Gott, sie fragt sonst nichts.

Ich zahle und will gehen.

Da passiert es.

Am Eingang stehen die Sommer Editions.

Jil Sander. Sun Men Fizz. Sun Shake.

Gähn...

Joop! Homme Sport.

Schnarch...

„Le Parfum Solaire“ Lancaster.

Was soll ich sagen, ich greife zum Flakon.

Es ist schliesslich noch eine Stelle frei. Unterarm links.

Ich hab doch gesagt, dass es zwangsneurotische Züge hat.

Ich komme mir vor wie in manchen amerikanischen sitcoms.

Wenn sie zu den Anonymen Wasauchimmer gehen.

„Hi! Ich bin Thadl und ich bin sprühsüchtig.“

„Hi Thadl!“ begrüsst mich die Gruppe zurück.

Le Parfum Solaire landet also auf meiner Haut und trotz Kopfwehs, zaubert mir der Duft ein Lächeln ins Gesicht.

Ein Sommerduft mit Zimt.

Irgendwie hat das was.

Süss-tropisch-zimtig-besonders.

Wenn der Kopfschmerz nicht wäre, könnte ich den Duft fast geniessen.

Jedenfalls der klare Siegerduft heute.

Bereue ich mein heutiges duftendes Fiasko?

Ich doch nicht!

Wir Optimisten lernen einfach nur dazu.

Ich weiss jetzt, dass die Orangenblüte und ich zumindest zur Zeit wohl nicht zueinander finden werden.

Ich weiss jetzt, dass Tropical trees in meinem Kopf anders riechen als bei den Parfümeuren bei s.Oliver.

Und ich weiss jetzt, dass Zimt nicht nur winterlich interpretiert werden kann, sondern dass eine sommerliche Interpretation sogar richtig gut riechen kann.

Die frische Luft tut sehr gut während ich zum Auto laufe.

Ich visualisiere mir ein Waschbecken mit Seife.

Halt durch rechter Handrücken.

Bald ist es vorbei...

Bis zum nächsten Mal.

:-)