Thadl68
Thadl68s Blog
vor 9 Jahren - 03.02.2015
16 26

Hamburger (Duft)Geschichten

Letztens im Alsterhaus oder orientalische Leichtigkeit …“

Ich war vor einiger Zeit in Hamburg und habe meinen Aufenthalt dort natürlich auch zum Parfumschnuppern genutzt. So viele Düfte, fast alles, was das Herz und die Nase begehren.

Ich also überglücklich mal hier was probiert und mal dort was angeschaut und irgendwann wollte ich in der Dior Ecke die verschiedenen Poisons mal schnuppern.

Mir fiel eine kleine Gruppe orientalisch aussehender Menschen auf: zwei wunderschöne Frauen samt ihren Männern. Alle Ü40 übrigens. Die Frauen waren vertieft in ein Gespräch mit einer Verkäuferin. Ich weiss nicht, ob es um Parfum oder Pflegeprodukte ging.

Mein Interesse haben die zwei Männer auf sich gezogen. Beide sahen sehr arabisch aus, dunkle Glutaugen, schwarze Haare, orientalische Gesichtszüge. Beide waren eher leger gekleidet, d.h. Jeans und Hemd, also ganz normale Männer „von nebenan“.

Das Besondere war, wie sie sich durch den Dior Counter schnupperten.

Sie waren nämlich in der „Damen-Abteilung“.

Einer der beiden griff sich den knallroten Hypnotic Poison Flakon, roch daran und sein Gesicht hellte sich positiv und zustimmend auf. Sofort sprühte er den Duft auf die Haut und hielt dem anderen die Stelle hin. Der schnupperte und nickte auch zustimmend. Das gleiche Spiel mit J´adore, das gleiche mit dem (normalen) Poison. Das hatte so eine Leichtigkeit, so ein aufs Wesentliche reduzierte, es war total schön. Und so unkompliziert.

=> Ein Mensch riecht etwas – es gefällt ihm/ihr – er/sie bringt das zum Ausdruck.

So schön, so simpel. Kein „Ist das für Frauen, ist das für Männer?“ - Denken.

Einfach nur riechen und geniessen. Die Natürlichkeit und Unvoreingenommenheit, wie sich diese beiden Männer durch die Damendüfte testeten, hat mich irgendwie berührt...

Die Instant Tobacco Vanille Entzauberung

...spielt auch im Alsterhaus...

Ich bin ja nun auch schon ein Weilchen hier bei parfumo und was hab ich nicht schon alles über Tobacco Vanille gelesen. Jede Lobhudelei, jeden must-have Satz. Es führte kein Weg daran vorbei, ich MUSSTE diesen Duft irgendwann mal probieren. Ich WOLLTE unbedingt mitreden können. Das Meisterwerk EINMAL olfaktorisch erleben.

Ich stehe also ehrfürchtig vor den Tom Ford Flakons und sprühe mir mit zittriger Hand beherzt TV auf die Haut...

=> Nasser konzentrierter rauchiger süsslicher Tabak!

Für mich sehr unangenehm.

Als Parfum.

Ein Tabak darf für mich gerne so riechen. Ich selbst rauche zwar nicht, aber gut...

Ich erfahre die „Instant Entzauberung.“

Es gibt in Griechenland ein Sprichwort:

„Da wo man dir grosse Kirschen verspricht, nimm besser einen kleinen Korb mit“

Ich finde das trifft es ganz gut. Meine hochtrabenden Erwartungen an diesen Duft wurden herb enttäuscht, aber das ist ok. Will ich Trockenfrüchte und Gewürze, nehm ich meinen geliebten Volutes. Oder Eau des Baux. Oder Spicebomb. Für etwas Tabak Feeling. Denn für das Original, bin ich offensichtlich zu schwach... :-)

Italian Orange

Die nächste Geschichte spielt in einer anderen Parfümerie in der Hamburger Innenstadt.

Ich wollte „La Fin du monde“ testen und ging also zur Verkäuferin und fragte sie, wo sie die Düfte von Etat Libre d´Orange stehen hat.

„Wie heisst die Marke?“ fragt sie mich mit Hamburger Akzent.

„ Etat Libre d´Orange“

„Italian Orange?“, meinte sie, „nein das kenne ich nicht.“

„Oh, vielleicht habe ich das blöd ausgesprochen. Es heisst ETAT LIBRE D´ORANGE“

„Ich hab sie schon verstanden, Italian Orange“, wiederholte sie.

"Hier in dieser Ecke haben wir im weitesten Sinne unsere italienischen Marken, aber ich befürchte, das was sie suchen ist nicht dabei."

„Nein, es ist eine französische Marke und ich bin sicher, dass sie die auch führen“ meinte ich und ignorierte ihre Aussprache.

Sie schaut mich schon etwas abschätzend an und fragt ihre Kollegin: „Führen wir die Marke Italian Orange?“

„Wie heisst das? Nein, das haben wir nicht!“

„Da hören sie es, wir haben diese Marke leider nicht im Sortiment.“

„Doch, doch, ich war vor ein paar Monaten schon mal da und habe sie gesehen, weiss nur nicht mehr wo sie stand.“

„Junger Mann“ sagt sie nun kühl und scharf zu mir, „ich arbeite seit über 20 Jahren hier und ich WÜSSTE das sicher, wenn wir diese Marke führten.“

Ich hatte einen guten Tag und statt ihr einmal mit dem nächstbesten Parfum direkt ins Auge zu sprühen, meinte ich, dass ich mich trotzdem gerne ein wenig umschauen wolle.

„Sehr gerne“ flötete sie und ich begann in Windeseile zu scannen...

Zum Glück liessen mich die anderen Verkäufer in Ruhe und nach kurzer Suche wurde ich fündig.

„Schauen Sie mal, das ist der Duft den ich meinte“

„Ah, Etat Libre d´Orange, das IST aber auch ein Name...“ meinte sie einlenkend und etwas kleinlaut. „Sprühen sie sich gerne ordentlich damit ein und lassen sie den Duft mal an sich wirken.“

„Geeerneeee“ flötete ich nun, bedankte mich und ging schmunzelnd raus...

16 Antworten