Therese

Therese

Rezensionen
1 - 5 von 21
Heaven is here
Nachdem ich ein Jahr um dieses Parfum herumgeschlichen bin, habe ich nun den Black Friday genutzt, was die Hemmschwelle, es zu kaufen, deutlich herabgesetzt hat. Normalerweise bin ich nicht dazu bereit, mehr als rd 1,50/ml auszugeben.
Aber das ist Ellena, einer meiner bevorzugten Parfumeure, es gibt, glaube ich, kein Parfum von ihm, das mir nicht gefällt, auch wenn ich z.B. First nicht tragen möchte.
Also immer wieder zum Malle Counter, immer wieder mal auf die Haut gesprüht, mal auf einem Papierstreifen, mal auf den Mantelärmel.
Die Ähnlichkeit zu Poivre/Coup de Fouet von Caron, die bei Persolaise hervorgehoben wird, ist definitv da, aber ich sehe eigentlich mehr von Bellodgia, ebenfalls Caron (ich beziehe mich auf die Vintage-Versionen).
Der Auftakt hier sind Nelken und schwarzer Pfeffer, warme Gewürze, die in eine königliche Irisnote münden, später nehme ich deutlich den Vetiver wahr. Die Basisnoten sind derartig artifiziell verwoben, dass ich keine einzeln wahrnehme, sie bilden vielmehr ein warmes, weiches Gewölk für die führenden Kopf- und Mittelnoten. Auf Basenotes schrieb jemand, dass er oder sie auch Benzoe wahrnimmt, hier würde ich mich anschließen, auch wenn dies nicht gelistet ist.
Ich rieche eine zarte Spur von Cuir d'Ange.
Das Ganze ist derart zurückgenommen und vergeistigt, dass es mich an japanische Steingärten denken läßt, gleichzeitig aber von alter französischer Eleganz, die eher wegnimmt, als hinzufügt. Die Erotik des kleinen Fleckchens Haut, das nur gerade so zu sehen ist. Der Nackenausschnitt des Kimonos einer Geisha.
Die oben genannten Caron Parfums sind hier ins Moderne transferiert. Heaven can wait entzieht sich m.E. einer Klassifizierung, ich könnte nicht sagen, dass es ein Oriental ist, trotz der Gewürze/Vanille, es wäre vielleicht eher ein orientalisch angehauchter Leder-Chypre. Aber das trifft es auch nicht wirklich.
(Da ich Moschusanosmatikerin bin, bin ich allerdings nicht sicher, dass ich die Basisnote komplett wahrnehme.)
Ein Meisterwerk.




3 Antworten
Modern und ultra-elegant
Französische Eleganz wird hier auf die Spitze getrieben, die Hermès DNA ist von Anfang an klar wahrnehmbar. Sehr modern, sehr gradlinig, sehr klargeistig. Von einer Eleganz, die einen dazu treibt, alles Überflüssige, was man an sich hat, abzuwerfen. Eines dieser französischen Parfums, mit denen man am liebsten erst einmal stundenlang allein sein möchte.
Mit der Einordnung Chypre tue ich mich etwas schwer, aber ich verstehe, was gemeint ist. Es ist aber auf keinen Fall ein Chypre à la Mitsouko. Blumig-fruchtig ist der Auftakt, die Bergamotte nehme ich nur ganz kurz wahr, die blumigen Noten sind dominanter; die Wunderbeere scheint tatsächlich etwas Süße zu verbreiten, diese oszilliert aber - sie wird manchmal stärker, dann wieder schwächer. Eine leichte Rosen-Note kommt hinzu, bevor der Drydown sich dem Holz widmet. Ich erahne Anklänge zu Galop d'Hermes und zu H24 Herbes Vives. Sehr klar von der gleichen Parfumeurin kreiiert. Ein wunderbares Parfum und vor allem auch: dezent. Unbedingt unisex, ich kann es mir an einem Mann grandios vorstellen.
Eher nichts zum Blümchenkleid, eher weißes Hemd, fließender Midi-Rock oder weite Hose mit elegantem Gürtel. Ich könnte darin baden, ganz großartig.
18 Antworten
Therese vor 1 Jahr 6 1
Into the face Waschmittel
Das erinnert teilweise tatsächlich sehr an Chanel No 22. Und das ist ja schon intensiv genug. Aber Malle scheint auch hier in Bezug auf "Performance" in Richtung Mainstream abgebogen zu sein. Das ist bei weitem das lauteste Into the face Parfum, das ich seit langem gerochen habe (abgesehen von Baccarat Rouge und Konsorten). Die "Performance" wird also wohl der Zielgruppe gefallen, vermute ich.
Blumig-pudrig trifft es m.M. nach nicht wirklich. Die Aldehyde schreien einem zunächst ins Gesicht und werden immer intensiver. Dann entwickeln sich sehr künstliche Blüten-Noten, die eine merkwürdig metallische Anmutung haben, ich rieche etwas von CdG 88,8. Möglicherweise ist dies aber bereits der Weihrauch aus dem Drydown, der diesen Duft dann für mich vollständig untragbar macht. Insgesamt ergibt sich für mich der Eindruck eines (teuren) Waschmittels.
Der Preis und die Performance finden aber sicherlich ihre Abnehmer.
Zur Mode von Acne (die mir sehr gefällt) passt es aber gut, finde ich.
1 Antwort
Therese vor 1 Jahr 13 1
Kein Orientale
Ich habe mir, da eine Kollegin so wunderbar danach duftete, mal wieder eine kleine Cheapie-Flasche davon gekauft. Ich kann die schlechten Bewertungen der Reformulierung nicht so wirklich nachvollziehen, denn für mich duftet er tatsächlich wie früher.
Wie oft habe ich schon Frauen angesprochen, weil ich ihr Parfum so toll fand - und meistens handelte es sich um Maroussia.
Allerdings: für mich ist das kein Orientale. Der Drydown und die Sillage sind ein klassisches, französisches Chypre, ich finde ganz leichte Anklänge zu Azemour Les Orangers . Wer hier nach Vanille oder starker Süße sucht, findet sie nicht.
Ich benutze dieses Parfum immer wieder gern zwischendurch, und sollte ich mir mal keine teuren Parfums mehr leisten können, wird Maroussia hoffentlich noch da sein.
1 Antwort
Therese vor 3 Jahren 4 2
Unerwartet langhaftend
Vorangestellt sei: ich bin mir sicher, dass ich die Flasche mit dem Etikett "Mojave Ghost" getestet habe. Und er hält und hält und hält, seit nunmehr fünf Stunden. Nur leider ist das für mich in diesem Fall gar nicht wünschenswert.
Ich nehme hier eine stechend synthetische Kopfnote wahr, Veilchen und Magnolie scheinen sich vor mir versteckt zu haben. Die Herznote geht eigentlich komplett an mir vorbei, in der Basisnote sticht dann die von mir gefürchtete Zeder hervor und verbindet sich unschön mit der stechenden Kopfnote, die noch immer da ist. Moschus rieche ich ebenfalls überhaupt nicht, allerdings bin ich Moschus-anosmatisch.
Leider nichts für mich, von einem Blindkauf würde ich hier dringend abraten. (Merkwürigerweise rieche ich auch eine ähnliche Holz-Note wie im neuen Hermès-Garten Un jardin à Cythère, ich kann nicht ausmachen, um was es sich dabei handelt).
2 Antworten
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