Therese

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Therese vor 1 Jahr 3 2
Unerwartet langhaftend
Vorangestellt sei: ich bin mir sicher, dass ich die Flasche mit dem Etikett "Mojave Ghost" getestet habe. Und er hält und hält und hält, seit nunmehr fünf Stunden. Nur leider ist das für mich in diesem Fall gar nicht wünschenswert.
Ich nehme hier eine stechend synthetische Kopfnote wahr, Veilchen und Magnolie scheinen sich vor mir versteckt zu haben. Die Herznote geht eigentlich komplett an mir vorbei, in der Basisnote sticht dann die von mir gefürchtete Zeder hervor und verbindet sich unschön mit der stechenden Kopfnote, die noch immer da ist. Moschus rieche ich ebenfalls überhaupt nicht, allerdings bin ich Moschus-anosmatisch.
Leider nichts für mich, von einem Blindkauf würde ich hier dringend abraten. (Merkwürigerweise rieche ich auch eine ähnliche Holz-Note wie im neuen Hermès-Garten Un jardin à Cythère, ich kann nicht ausmachen, um was es sich dabei handelt).
2 Antworten
Therese vor 1 Jahr 12 1
Subtil und graziös
Auch in diesem Fall würde ich empfehlen, sich vor dem ersten Testen komplett frei von Erwartungen wie "oh, ein neuer Jardin" und von Monsieur Ellena und seinen Gärten zu machen. Wie schon bei "Lagune" ist dies ein ganz eigener Garten von Madame Nagel.
Ich habe das leider nicht getan und bin, wie schon bei Lagune, wieder hereingefallen. Und wieder erst nach mehrtägigem Tragen, zu Beginn durchaus widerwillig, denke ich: Wow.
Der Zitrus-Blast zu Beginn ist tatsächlich ein Zitrus-Sturm, ich rieche eher Mandarine und Kumquat, bittere Orangen, evtl.etwas Yuzu, keine Zitronen. Ich empfinde in diesem Fall die Zitrik nicht als frisch. Das einsetzende Olivenholz hat in der Tat etwas Stechendes, so roch damals vor vierzig Jahren der Holz-Einsatz im Mundstück meiner F-Flöte. Pistazie? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie frische Pistazien riechen, und hier sind nach meinem Empfinden auch nicht die Pistazien aus Tartufi gemeint, eher dieses grün-nussig-cremige von gesalzenen, dies hatte ich auch schon in einer anderen Rezension hier gelesen. Wenn dies überhaupt ein Garten ist, dann ein sehr abstrakter, bei mir tut sich keinerlei Assoziation zu griechischen Landschaften auf. Einen Blindkauf würde ich hier eher nicht empfehlen. Aber, auch wenn das jetzt alles schwierig und wenig zugänglich klingt: das Gesamtbild ist ein hoch artifizielles Parfum, subtil, graziös, von typischer Hermès-Qualität und mit dieser typischen bon chic bon genre-Attitude (im positiven Sinn gemeint). Auf jeden Fall Testempfehlung!

Update: in frischer, kühler Luft rieche ich noch etwas Blumig-Pudriges heraus, und dann ist der griechische Garten auch gar nicht mehr so weit weg...
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Therese vor 1 Jahr 9 3
Juwel im Kelch der Lotusblüte
Ich besitze einen kleinen Flakon des "Nilgartens" seit Jahren, konnte mich aber nie so recht für ihn begeistern, der "nasse" Mousson und die verblühende Lagune lagen mir immer mehr am Herzen. Nun las ich aber, dass dies angeblich auch ein Lieblingsduft von Robert Redford sein soll, also: nochmal testen. Und abgesehen davon, dass ich ihn mir perfekt an RR vorstellen kann, bin ich nun absolut hingerissen von dieser grünen, saftigen Fruchtigkeit und dem weihrauchigen Nachhall. Die Haltbarkeit auf der Haut liegt hier bei mindestens zehn Stunden bei mir und der letzte Abklang ist wunderbar. Ich finde ihn ungemein fokussierend, vergeistigend, reinigend, entspannend, erheiternd. Ich liebe altägyptische Wandmalereien, und schaut man sich hier einmal die Darstellungen von Lotusblüten an, findet man leicht eine Verbindung. Ungmein köstlich, ich möchte nie wieder ohne ihn sein.
3 Antworten
Therese vor 2 Jahren 16 5
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Saftiges Grün
Das nenne ich mutig. Ein grünes Parfum in einer Zeit, in der eher orientalisch-würzige Kracher gefragt sind. Und dann so ein Grün. Das grünste und saftigste Grün, das ich je bei einem Parfum gerochen habe. Ein perfekt komponiertes Grün. Man erahnt Eau de Campagne, Private Collection und No 19, ein wenig Silences und das alte Alliage. Galbanum-Blast in blumiger Umgebung. Wow. Und tatsächlich, die Gärten im Nordosten Frankreichs, die Anne Flipo angeblich inspiriert haben - ich sehe sie vor mir. Zumindest die, die ich kenne, Bois des Moutiers, das Feld aus Wasserkresse in Veules-les-Roses, die saftigen Wälder und Wiesen dieser Gegend in der Normandie, südlich von Dieppe im Frühsommer. Sicher nichts für jeden, aber die LiebhaberInnen der Düfte, die ich zuvor genannt habe, müßten sich hier angekommen fühlen. Großartig. Danke an Malle für den Mut. Nachtrag: auch wenn die weiter oben zitierten Parfums alte Klassiker sind: Synthetic Jungle ist ein wahrhaft modernes Parfum. Und ja, es gibt eine synthetische Note, die mich ein wenig an die von Un Jardin sur le Nil erinnert. Aber ich bin ohnehin keine Freundin der Trennung in konventionelle und "natürliche" Parfums.
5 Antworten
Therese vor 2 Jahren 8 1
Für Chypre-Fans ein Muss
Obwohl ich ja eine ausgesprochene Chypre-Freundin bin, ist dieses Parfum bisher irgendwie an mir vorbeigegangen, bzw. habe ich immer mal wieder gedacht, ich müßte es mal testen, dies dann aber wieder vergessen, wie das so geht. Nun, seit gestern trage ich Eau Fraiche, und war zunächst irritiert, da ich die zitrisch-frischen- Noten nur ganz zu Beginn rieche. Und das sind auch keine Zitronen, sondern tatsächlich eher Mandarinen (ich las irgendwo, dass Demachy nur diese Noten verwendet hat, insofern dürfte die Pyramide hier nicht mehr stimmen). Das ist aber wirklich nur ein kurzes Aufblitzen, danach geht es sofort ins Chypre über, ein Prototyp-Chypre, wie er im Buche steht. Ganz wunderbar und tatsächlich unisex. Ich rieche neben der üblichen Chypre-Struktur auch etwas Zimt und etwas Pfeffer heraus, ausserdem etwas Indolisches, eine klitzekleine Prise Jasmin evtl. Sehr köstlich und vermutlich zukünftig mein Büro-Duft, da sehr hautnah und flüchtig. Als "frisch" im heutigen Sinne würde ich ihn nicht bezeichnen und mit den üblichen Cologne-Düften hat er kaum etwas gemein (kein Neroli, Petitgrain), aber 1953 war das sicherlich für die Damen ein frischer Duft, verglichen mit den üppigen Blumen-Aldehyd-Düften.
Kurzum: für Chypre-LiebhaberInnen ein Muss zum Testen.
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