Tivellon

Tivellon

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6 - 10 von 17
Tivellon vor 12 Jahren 13 8
7.5
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7
Duft
Scheherazades Duftteppich
Ein schwerer, süßer Duftteppich entrollt sich da mit geschmeidiger Eleganz. Die Zutaten lesen sich wie eine von Scheherazades Erzählungen aus "1001 Nacht" und entwickeln sich ineinandergreifend wie die raffinierten Geschichten der klugen Wesirs Tochter, die König Schahrayâr letztendlich doch davon überzeugen konnte, dass Frauen sehr wohl treu sein können.

"Alkemi" ist opulent und dichtgewebt. Wie eine orientalische Nacht in einem Raum voll erlesen gekleideter Frauen in der Vorfreude auf ein gemeinsames Fest.

Feinste Gewebe wehen da im Nachtwind, glänzende, schwarze Khol-Augen, geschnitzte Ornamente an Fenster und Türen, überbordende Muster auf Seidenstoffen, Gold- und Silberreifen, die an kaffeebraunen Fesseln klimpern. Sterne glühen kristallklar am Firmament und aus silbernen Schalen vermischen sich aromatische Rauchschwaden mit den Gerüchen fremder, exotischer Speisen.

Sehr dicht und interessant, mir persönlich jedoch etwas zu fremd und zu süß. Noch.
8 Antworten
Tivellon vor 12 Jahren 28 11
7.5
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5
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8
Duft
Maître, reiche mir ein Lätzchen!
Mein Kopfkino zeigt mir gleich zu Beginn etwas Edles: Eine gediegene, geschmackvolle Küche (viel dunkles Holz, ausschließlich liebevoll ausgesuchte Gerätschaften) und eine Rührschüssel aus Kupfer, in der mit geschickter Hand eine luftige Creme aus Vanille, Butter und Rum angesetzt wird. Ich höre das regelmäßige "Schrab-Schrab" des Schneebesens und wahrscheinlich sitze ich dem Maître gerade mit den Füßen baumelnd gegenüber und wische mir die zusammenlaufende Spucke aus den Mundwinkeln. Riecht aber auch wirklich zu köstlich!

Als der Maître die bereits fein gehackte, dunkle und himmlisch riechende Schokolade von einem duftigen Brettchen aus wunderschönem, altem Holz in die luftige Masse schiebt, werden meine Pupillen riesig und ich bekomme einen Tunnelblick.

Durch die offenen Fenster fallen lange Strahlen goldenen Nachmittagslichtes, in denen sich feinste Partikel wie Elfenstaub trudelnd zeigen. Geschäftige Stille, in der niemand spricht. Gerüche, Vorfreude. Kennt ihr diese wunderschönen Momente, in denen die Zeit still zu stehen scheint? So einen Moment empfinde ich jetzt.

Nun schlägt der Meister eine gestärkte Serviette für mich auf, schiebt eine kleine Vase mit ausgesuchten Blumen aus dem angrenzenden Garten hinzu und richtet mir so – mit seinen nach süßem Tabak duftenden Händen – ein kleines Tellerchen zum Probieren an.

(Mir scheint, ich fliesse wie eine von Dalis Uhren von der Anrichte herunter...)

Das ist für mich Havanna Vanille. Toll - obwohl er mir auf Dauer leicht auf den Magen schlägt.
11 Antworten
Tivellon vor 12 Jahren 12 4
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6.5
Duft
In den Gärten der Königin Amyitis - In memoriam Mona di Orio
"Amyitis" startet mit dem rustikalen Geruchseindruck nach "veredelten" Küchengewürzen. Bohnenkraut und Kümmel eröffnen mit Piment und leicht bitterem Blattgrün das Bouquet. Das Bohnenkraut irritiert mich am Meisten in diesem Parfum. Empfinde es einfach als etwas zu streng. Nicht, dass es nach Essen duftet, nein, es ist schon "parfümiger", aber irgendetwas beisst da unschön in der Nase.

Nach gut einer Stunde wird der Duft bei mir jedoch sehr warm, pudrig-weich und schmiegt sich an (oder in?) die Haut. Die anfängliche Küchenkräutermelange schwächt sich zu einem würzig-grünen Touch ab. Mehr Heimat als babylonische Exotik.

Die Qualität ist wie immer bei Mona di Orio, die alle ihre 14 Düfte auch selbst kreirt hat, hervorragend. Bei einer ehemaligen Auszubildenen von Edmund Roudnitska auch nicht anders zu erwarten - ob man ihre Düfte nun persönlich mag oder nicht. Die Verschlüsse ihrer Flakons sind übrigens Champagnerkorken nachempfunden. Mona di Orio ist oder war ohnehin eine charismatischen, duft-leidenschaftliche Frau, die leider letztes Jahr, am 9. Dezember 2011, mit nur 43 Jahren viel zu früh gestorben ist.

Doch weiter zum Duft und gleich etwas Kurioses.
Denn vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber mein rechter Puls, dort, wo ich mir "Amyitis" auftrug, fühlt sich angenehm warm an (nur ganz leicht...) Irgendwie kommt mir der Geruch vibrierend vor, wie ein dichtes, grünes, sich bewegendes Blätterdach mit ganz viel Sommersonne, die hindurchblitzt (Ich weiß, damit hab ichs im Moment). Die neu hinzufließenden, süßlichen Noten stammen nachvollziehbar durch ihre liebliche Pudrigkeit von Veilchen und Iris ab, getragen von leichten Hölzern. DAS gefällt mir jetzt, obwohl es wirklich recht blumig-süß zugeht.

Die Beschreibung der "hängenden, babylonischen, von majestätischen Springbrunnen und Kaskaden durchwässerten Gärten, die der König für seine geliebte Königin Amyitis anlegen ließ" passt gut. Auch, dass "der Duft sich wie ein Labyrinth aus verschiedenen Düften und Emotionen präsentiert", ist stimmig. Die verschiedenen Duftkomponenten sind bis jetzt deutlich wahrnehmbar und wenn man sich bildlich die Geschichte dahinter vor Augen führt, ist man wirklich selbst in diesen Gärten! Ich höre glatt kleine Tiere durch die grüne Flora rascheln und bunte Paradiesvögel rufen...

Gleich holen werde ich ihn mir nicht, doch er entwickelt sich, ist hochwertig und auf seine ganz eigene Art königlich autark. Ein Duft für starke Frauen.

P.S.:
Ui, so langsam "kühlt" der Duft etwas ab. Als lege sich die Dämmerung über die Gärten und eine leichte Brise kommt auf... Das ist ja wie im Kino!

P.P.S: Fünf Stunden später ist der Duft nur noch ganz leicht vorhanden, still, kühl und in sich ruhend. Es ist, als liege der babylonischen Garten der Königin Amyitis nun im nächtlichen Mondlicht da.

Und so schließt sich der Kreis wieder; auch der Kreis für diesen Duftbericht, der mir zeigt, wie lebendig, individuell und menschenähnlich ein Parfum in seiner Vita doch ist.
4 Antworten
Tivellon vor 12 Jahren 25 8
7.5
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6
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7.5
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8
Duft
Wo Pfauen Rad schlagen
Das Konzept von Roméa d´Améor: Jeder Duft ist einer der großen Frauen unserer Geschichte gewidmet.

"Les Grandes Amours du Taj Mahal" huldigt der wunderschönen und liebenswerten Arjumand Banu Begum, Lieblingsfrau von Shah Jahan, die ihm 24 Jahre lang bis hin zum Titel "Großmogul" in Indien treu zur Seite steht.

Er nennt sie Mumtaz Mahal ("geliebtes Schmuckstück des Palastes").

Als Mumtaz Mahal 1631 bei der Geburt ihres 14. gemeinsamen Kindes stirbt, ist der Shah untröstlich in seinem Kummer.

Getrieben und rastlos darin, seiner nimmersterbenden Liebe für sie Ausdruck zu verleihen, lässt er ihr das wohl wunderschönste und polarisierendste Mausoleum unseres Planetens errichten: das Taj Mahal.

So viel zu den Hintergründen.

Der Duft ist für mich so konzipiert, als ginge Shah Jahan nach einem langen Tag voll (einsamer) Amtsgeschäfte zu seiner Mumtaz - entlang durch den eigens für das Grabmal angelegten Garten.

Zu Beginn seines Weges und im Auftakt des Parfums rieche ich zitrische Bäume mit Sonnenblitzern im Blätterdach wie Bergamotte und eine süßere Pampelmuse. Verschiedene Sträucher voll roter Beeren säumen frisch, leicht fruchtig und unaufdringlich seinen weiteren Weg.

Alsbald öffnet sich der "Duftblick" auf das Herz der Anlage mit den schönsten der verwunschenen Rosen sowie noblem Lotus - bereits im Wassertröpfchenregen der nahen Fontänen.

Sie bilden für mich die aquatischen Noten und ich stelle mir wunderschön gefasste Springbrunnen mit erlesenem Wasserspiel vor und Pfaue, die ihr Rad auf gepflegten Wiesen schlagen und heiser rufen - wie Beobachter aus einer anderen Welt.

In der Basis schwächt sich die floral-aquatische Note ab und - wirklich nur ein Hauch - von Vanille und Moschus legen sich darüber. Nun sehe ich den Shah in dieser (Duft-)Stimmung kontemplativ am Ende dieses langen Tages und in Gedanken an seine Mumtaz auf ihrem Sarkophag versunken sitzend: mit dem Ellenbogen auf dem Knie und dem Kinn in der Hand.

"Les Grandes Amours" ist edel sowie lieblich-rein und somit für mich mehr ein Sommer- oder Tagesduft. Er zeigt sich bei mir sehr stimmig, trotz oder gerade wegen der aquatischen Noten, die ich sonst nicht sehr mag, ihm hier jedoch etwas Besonderes verleihen.
8 Antworten
Tivellon vor 12 Jahren 24 16
7.5
Flakon
6
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7.5
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4
Duft
Ein Geschöpf aus den Werken H. P. Lovecrafts
Santal Blanc ist für mich ein verstörender Duft...

Obwohl süßlich, empfinde ich ihn als medizinisch, kalt und nüchtern.
Angeblich soll er "Blinde wieder sehend machen". Ah ja, bei der Arztpraxis-Note kein Wunder!

Das wird wohl das Benzoe sein, welches ich hier ausnahmsweise einmal nicht mag. Zimt kann ich gar nicht heraus riechen.

Diesen Duft könnte ich mir eher für einen Mann vorstellen, obwohl ich ihn auch dort nicht mögen würde.

Ich empfinde diesen Duft als abweisend.

Als betrete man über ein paar viel zu steile Treppenstufen ein hohes, viktorianisches Haus. Die wuchtige, seltsam verzierte Haustür wird von einer gestrengen Frau in schwarzem Korsagenkleid mit Schlüsselbund an der Taille geöffnet.

Ihr Mund lächelt nicht und ihre Augen bedeuten Distinguiertheit. Knapp mit dem Kopf nickend wird man ins Foyer gebeten und dort stehen gelassen. Und obwohl das, was man vom Haus sieht, durchaus neugierig macht, fühlt man sich unwillkommen und einem schwant nichts Gutes.

Als schiebe sich jeden Moment ein Geschöpf aus den Werken H. P. Lovecrafts um ein antikes, auf Hochglanz poliertes und viel zu kompaktes Möbel mit einer Vase voll Iris auf dich zu....

*

Tut mir leid, dass ich den Duft so zerreiße.
Zum Glück sind Parfums ja nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch der subjektiven Wahrnehmung. (o;
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