TristanKalus

TristanKalus

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11 - 15 von 113
TristanKalus vor 7 Monaten 5 4
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Mittagspause im Sägewerk
Die Sonne strahlt durch des Waldes Baldachin aus Laub,
Balsamharzgetränkte Stümpfe auf feuchter Erde soweit man schaut.

Trockenes und morsches Holz findet man zu gleichen Teilen,
Aus zweitem wachsen dunkle Pilze, auf dem ersten sitzt man zum verweilen.

Aus dem Hain hinaus ins Sägewerk zur Mittagspause,
Es herrscht Ruhe an den Sägen, Essen gibts zu Hause.

Feine Sägespäne flirren, flimmern in der warmen Sommerluft,
Am Eingang liegt ein Stapel Stallholz, das ein bisschen mufft.

Aufgeschichtet trockene Hölzer von Sandel, Oud und Zeder,
Verströmen lieblich ihren Duft nach Staub, die Werkstatt riecht nach Kleber.

Nicht nur nach Kleber riechen Werkbänke und die Sägestätten,
Auch nach zähem Leim, Terpentin und ölgetränkten Ketten.

Von der weit entfernten Küste weht heran salzige Brise,
Das Sägewerk liegt hinter mir, der intensive Duft nach Holz ist nur noch eine Prise.

Fin.

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Was für eine tolle Überraschung! Die bisherigen Neuauflagen der ursprünglichen Kemis konnten mich bisweilen nicht so wirklich begeistern. Doch nun bricht Ilm für diese Kollektion von XerJoff eine Lanze. Wenn man sich die Duftpyramide so anschaut, wird man relativ schnell drauf kommen, was einen hier so erwarten wird. Die große Frage, welche ich mir allerdings vorab gestellt habe war, ob das Oud was taugt und wenigstens ein bisschen in die Richtung von echten Oud-Destillaten geht. Und um beide Fragen schon vorab zu beantworten: Ja und Ja!
XerJoffs Ilm eröffnet durchaus leicht animalisch und mit einer feinen und dezenten Stallnote. Diese tritt allerdings recht schnell in den Hintergrund und zurück bleibt ein wunderschöner, holziger Duft, welcher sowohl mit Nuancen von feuchtem, als auch von trockenem Holz spielt. So kommt das Oud also recht holzig daher und wird auf der gesamten Dauer von genau der richtigen Menge an Animalik begleitet. Zeder und Sandelholz mischen kräftig mit und kreieren mit den Balsamharzen und der Ambra eine warme Melange staubtrockener Hölzer. Dann und wann blitzen grazile Noten von Waldboden, Pilzen, Leim und Terpentin hindurch und verleihen dem Duft noch mehr Tiefe und Komplexität. Leider durchlebt man hier keinen wirklichen Duftverlauf, doch erschafft Ilm wahrlich schöne Bilder vor dem inneren Auge. Lediglich in Sachen Haltbarkeit und Silage vermag dieser Kandidat nicht zu überzeugen. Zwar ist man, was die Sillage betrifft, schon recht nahe an echten Oud-Ölen, doch von der Haltbarkeit hätte es für meinen Geschmack ein Quäntchen mehr sein können.
4 Antworten
TristanKalus vor 8 Monaten 9 13
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein Ritt ins All
Geschrieben wird das Jahr 1969, es ist ein kühler, nasser Herbst,
Dunkle Limousinen auf dem Weg zum Weltraumbahnhof, im Wagen wird gescherzt.

Die Rakete startbereit, die Astronauten warten auf den Ritt ins All.
In klinisch sauberen Anzügen, sitzen sie umgeben von viel Plastik und Metall.

Den Boden ziert ein Teppich aus kurzem, grauen Flor,
Ganz frisch verlegt, die samtigen Dämpfen steigen noch empor.

Safranrote Lampen leuchten auf, die Konsole piept und blinkt,
Die Rakete steigt empor und lässt zurück die Erde die ihnen zum Abschied winkt.

Im kühlen Raum frei von Anziehungskraft und Schwere,
Schweben Astronauten von ihren Ledersesseln in die Leere.

Aus Plastikbeuteln wird getrunken zur Erfrischung,
Synthetischer Mandarinensaft mit etwas Osmanthus ist die Mischung.

So umrunden sie mehrmals Mond und Erde, absolvieren die Mission,
In künstlich aufbereiteter Luft bewundern sie des Planeten Schönheit bei jeder Rotation.

Nach Rückflug und der Landung, die staubtrockene Landebahn unter ihnen,
Das Innere der Anzüge etwas schwitzig, doch ein Grinsen ziert ihre Minen.

Fin.

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Das war ein langes Hin und Her mit uns beiden! Der erste Test vor ein paar Jahren fiel mehr als negativ aus. Schwitzige, kühle Würze mit undefinierbarer Synthetik und etwas Maggi - scheußlich! Doch manchmal braucht es einfach Zeit und unzählige weitere Düfte unter der Nase, um sich von einem längst abgeschriebenen Duft überraschen zu lassen. Nach all den Jahren kommt mir Ganymede wie ein komplett neuer Duft vor, den ich so nicht unter der Nase hatte. Ich verstehe zwar was mich damals störte, doch sind diese Störfaktoren für mich heute nonexistent. Vielmehr habe ich in Marc-Antoine Barrois´s Vorzeigewerk eine der schönsten und innovativsten Kreationen der letzten Jahre gefunden. Eine kühle, mineralische Schönheit, welche sich nicht Synthetik bedient, um über etwas hinwegzutäuschen, sondern diese zum Zentrum ihres Wesens macht. Nichts wirkt real oder natürlich in Ganymede. Kunstoff, synthetische Geschmacks- und Duftstoffe, luftleerer Raum mit einem Hauch von ledrigem Safran und staubtrockener Strohblume. Mandarine und Osmanthus verleihen eine Ahnung von künstlicher Fruchtigkeit, aber nur so viel, um die sonst sterile und trockene Künstlichkeit etwas aufzulockern. Alles in allem ein wahnsinnig gutes Release und meiner Meinung nach einer der Meilensteine der Parfümkunst.
13 Antworten
TristanKalus vor 8 Monaten 5 6
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
4
Duft
Keine Dusche weit und breit
Abgestanden und vergessen, das Blumenwasser in der Ecke,
Darin stark verwelkte Stängel aus der Rosen- und Geranienhecke.

Auf dem Wasser sich eine graue Schicht gebildet hat,
Staub und Schmutz darauf gebettet neben einem Freesienblatt.

Dunkel ist‘s im Zimmer, die Luft recht stickig, etwas muffig,
In der Ecke, unterm Spiegel liegt die Moschusquaste, vergilbt und nicht mehr fluffig.

Braune Möbel, holzgefertigt, zieren jede Wand und jedes Zimmer,
Angeblich aus feinstem Oud gefertigt, doch das glaub ich nimmer.

Denn keine Spur der so markanten Note finde ich,
Nur die faulig sauren Dämpfe alter Blüten riech ich lediglich.

Ich flüchte aus dem Damenzimmer einer längst vergangenen Zeit,
Die Dämpfe in Haut und Haaren, muss mich duschen, doch keine Dusche weit und breit.

Fin.

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Wie doch manchmal Erwartung und dann eintretende Realität auseinander driften können. Wie man vielleicht meinen Eindrücken entnehmen kann, stößt XerJoffs Jabir auf wenig Begeisterung bei mir. Vielmehr kam bei mir nach einigen Stunden ein ziemlich intensiver Abwaschdrang auf, welchem ich dann auch nachging. Die aufgelisteten Noten klangen nach einem harmonisch abgestimmten Rose-Oud-Duft, welcher mit Sicherheit nicht das Rad neu erfinden wird, aber vielleicht durch seine Qualität überzeugen kann. Doch weit gefehlt! Auf meiner Haut entwickelt sich Jabir zu einem leicht faulig riechenden Blumenwasser, bedeckt von verwelkten Rosen- und Geranienblättern, einem dumpfen Moschus-Muff und feucht-modrigem Holz. Dieses Empfinden wiederholte sich bei jedem weiteren Testen, weshalb ich für mich persönlich diesen Kandidaten, als einen der schlechtesten Rose-Oud-Düfte als auch einen der schlechtesten Vertreter aus dem Hause XerJoff kategorisieren muss. Schade! Allerdings muss und kann einem ja auch nicht alles gefallen.
6 Antworten
TristanKalus vor 8 Monaten 9 6
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Out of the Blue
Aufgegriffen das Konzept der heiß geliebten blauen Düfte,
Doch nach dem ersten Hinweis, diese Idee löst sich auf in Lüfte.

Spritzig, süßer Mandarinensaft serviert in einem silbernen Pokal,
Dieser nachgebildet einem Khanjar, in seiner Aufmachung ganz royal.

Kleine, herbe Beeren des Johannis auf der Oberfläche schwimmend,
Eine Prise rosa Pfeffer sich entzündet und sogleich verglimmend.

Die Szenerie verändert sich, der Kelch in den Händen eines weisen Sultans,
Unvermittelt öffnen sich die Tore und herbeigeführt eine Karawane mit den Schätzen des Omans.

Den Raum erfüllen Düfte feinster Hölzer, doch auch die beladenen Tiere duften fein,
Doch warte! Nein! Feinstes Oud kredenzt dem Sultan, mit mehr Qualität als Schein.

Die schweren Ledersättel zieren gülden feine Amber-Ornamente,
An diesen hänge Säcke voller Weihrauch, Sandel, Oud - ganz frei von Exkremente.

Der Sultan ist verzückt über die unerwartet kostbaren Geschenke,
So lädt er ein die Karawane und lässt servieren Schokolade und Mandarinensaftgetränke.

Wo zuerst die Richtung ward gegeben eine andere, ergab doch ein Clou,
Sanfte Hölzer, schönes Oud, feine Süße - so ganz „Out of the Blue“.

Fin.

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Was für ein schönes Release! Hinter dieser Aussage stehe ich mittlerweile nach ausgiebigem Testen des neusten Werks von Amouage. Ich bin mir nicht zu hundert Prozent sicher was das genaue Konzept für den Duft war, aber die Beschreibung seitens der Parfümeure lässt auf zweierlei Dinge schließen. Erstens gehe ich tatsächlich davon aus, dass hier mit dem Konzept eines „blauen“ Duftes gespielt worden ist - nur nicht so, wie viele hier es erwartet haben. Ehrlich gesagt, hätte ich mich auch stark gewundert, wenn Amouage wirklich diesen Weg einschlägt. Viel mehr finden sich nur Anleihen in der Kopfnote, welche mit süßer Zitrik, herben Johannisbeeren und etwas rosa Pfeffer spielen. Durchaus zeigen sich hier in den ersten Sekunden gewisse Parallelen zu den altbekannten „blauen“ Düften. Doch nach diesem kurzen Auftakt kommen wir schon zu Punkt zwei meiner Vermutungen - Out of the Blue. Der gefällige Schleier fällt und wie aus dem Nichts präsentiert sich wunderschönes, dezent stalliges Oud, derbes Leder, Weihrauch und eine so subtile Süße, dass man fast nicht mehr von seinem Handgelenk lassen kann. Im weiteren Verlauf ebbt die Kopfnote immer weiter ab, Oud, Hölzer, Weihrauch und Leder verschmelzen zu einer sinnlichen Masse durchzogen von güldenem Amber und schokoladigem Patchouli. So schokoladig, dass ich schon fast von einem Oud-Gourmand im Drydown sprechen würde. Die stallige Note des Ouds nimmt im Verlauf immer mehr ab und zuletzt bleibt ein feines, holziges und gut ausbalanciertes Oud, welches die feine Süße und das derbe Leder ausgesprochen gut kontrastiert. Alles in allem überzeugt Amouage mit seinem neusten Release und ergänzt seine Library Collections um einen wunderschönen, tragbaren Oud-Duft.
6 Antworten
TristanKalus vor 8 Monaten 6 11
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Une brise mentholée sur la mer grise
Die See so rau, der Himmel grau - Böen fegen über Wellen,
Auf feuchtem Sand viel Seegrass liegt, bedeckt fast alle Stellen.

Aufgeschäumte Brandung, die salzige Gischt auf meinen Lippen schmeckend,
Feine Spritzer kalten Wassers im Gesicht wirken erfrischend und erweckend.

Unerbittlich spült das Meer Krebse, Algen, Holz und Muschelschalen an,
Die Luft erfüllt von ihrem Duft, eine Brise von Menthol weht herüber dann und wann.

Mich zieht´s zurück, zu den bewachsenen Dünen voller Kraut,
Sanft streiche ich über Blätter von Rosmarin und Salbei - so samtig ihre Haut.

Lavendel strahlt in Indigo, fast ozeanisch sein Geruch,
Patchouli süß und erdig, aber etwas dezent in seinem Duft.

Feine Flechten Eichenmoos kribbeln etwas in der Nase,
Holzig, frischer Vetiver wächst nebst grünem Grase.

Ein letzter Blick zurück, das graue Meer grollt und braust,
Interessant wars, doch nicht überzeugend, aber auch kein Graus.

Fin.
11 Antworten
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