TristanKalus

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16 - 20 von 115
TristanKalus vor 8 Monaten 9 6
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Out of the Blue
Aufgegriffen das Konzept der heiß geliebten blauen Düfte,
Doch nach dem ersten Hinweis, diese Idee löst sich auf in Lüfte.

Spritzig, süßer Mandarinensaft serviert in einem silbernen Pokal,
Dieser nachgebildet einem Khanjar, in seiner Aufmachung ganz royal.

Kleine, herbe Beeren des Johannis auf der Oberfläche schwimmend,
Eine Prise rosa Pfeffer sich entzündet und sogleich verglimmend.

Die Szenerie verändert sich, der Kelch in den Händen eines weisen Sultans,
Unvermittelt öffnen sich die Tore und herbeigeführt eine Karawane mit den Schätzen des Omans.

Den Raum erfüllen Düfte feinster Hölzer, doch auch die beladenen Tiere duften fein,
Doch warte! Nein! Feinstes Oud kredenzt dem Sultan, mit mehr Qualität als Schein.

Die schweren Ledersättel zieren gülden feine Amber-Ornamente,
An diesen hänge Säcke voller Weihrauch, Sandel, Oud - ganz frei von Exkremente.

Der Sultan ist verzückt über die unerwartet kostbaren Geschenke,
So lädt er ein die Karawane und lässt servieren Schokolade und Mandarinensaftgetränke.

Wo zuerst die Richtung ward gegeben eine andere, ergab doch ein Clou,
Sanfte Hölzer, schönes Oud, feine Süße - so ganz „Out of the Blue“.

Fin.

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Was für ein schönes Release! Hinter dieser Aussage stehe ich mittlerweile nach ausgiebigem Testen des neusten Werks von Amouage. Ich bin mir nicht zu hundert Prozent sicher was das genaue Konzept für den Duft war, aber die Beschreibung seitens der Parfümeure lässt auf zweierlei Dinge schließen. Erstens gehe ich tatsächlich davon aus, dass hier mit dem Konzept eines „blauen“ Duftes gespielt worden ist - nur nicht so, wie viele hier es erwartet haben. Ehrlich gesagt, hätte ich mich auch stark gewundert, wenn Amouage wirklich diesen Weg einschlägt. Viel mehr finden sich nur Anleihen in der Kopfnote, welche mit süßer Zitrik, herben Johannisbeeren und etwas rosa Pfeffer spielen. Durchaus zeigen sich hier in den ersten Sekunden gewisse Parallelen zu den altbekannten „blauen“ Düften. Doch nach diesem kurzen Auftakt kommen wir schon zu Punkt zwei meiner Vermutungen - Out of the Blue. Der gefällige Schleier fällt und wie aus dem Nichts präsentiert sich wunderschönes, dezent stalliges Oud, derbes Leder, Weihrauch und eine so subtile Süße, dass man fast nicht mehr von seinem Handgelenk lassen kann. Im weiteren Verlauf ebbt die Kopfnote immer weiter ab, Oud, Hölzer, Weihrauch und Leder verschmelzen zu einer sinnlichen Masse durchzogen von güldenem Amber und schokoladigem Patchouli. So schokoladig, dass ich schon fast von einem Oud-Gourmand im Drydown sprechen würde. Die stallige Note des Ouds nimmt im Verlauf immer mehr ab und zuletzt bleibt ein feines, holziges und gut ausbalanciertes Oud, welches die feine Süße und das derbe Leder ausgesprochen gut kontrastiert. Alles in allem überzeugt Amouage mit seinem neusten Release und ergänzt seine Library Collections um einen wunderschönen, tragbaren Oud-Duft.
6 Antworten
TristanKalus vor 9 Monaten 6 11
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Une brise mentholée sur la mer grise
Die See so rau, der Himmel grau - Böen fegen über Wellen,
Auf feuchtem Sand viel Seegrass liegt, bedeckt fast alle Stellen.

Aufgeschäumte Brandung, die salzige Gischt auf meinen Lippen schmeckend,
Feine Spritzer kalten Wassers im Gesicht wirken erfrischend und erweckend.

Unerbittlich spült das Meer Krebse, Algen, Holz und Muschelschalen an,
Die Luft erfüllt von ihrem Duft, eine Brise von Menthol weht herüber dann und wann.

Mich zieht´s zurück, zu den bewachsenen Dünen voller Kraut,
Sanft streiche ich über Blätter von Rosmarin und Salbei - so samtig ihre Haut.

Lavendel strahlt in Indigo, fast ozeanisch sein Geruch,
Patchouli süß und erdig, aber etwas dezent in seinem Duft.

Feine Flechten Eichenmoos kribbeln etwas in der Nase,
Holzig, frischer Vetiver wächst nebst grünem Grase.

Ein letzter Blick zurück, das graue Meer grollt und braust,
Interessant wars, doch nicht überzeugend, aber auch kein Graus.

Fin.
11 Antworten
TristanKalus vor 9 Monaten 11 8
9
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7
Haltbarkeit
9
Duft
Die blaue Stunde
Geweckt durch sanfte Klänge eines Weckers, erhebt sich eine gut trainierte Silhouette. Hinweg mit weißer Decke und auf ins Bad hinunter gehts die Treppe.

Wasser braust hinab auf dunkles Haar und feste Schultern - so kühl und sehr erfrischend. Schaum bedeckt den Körper, nach herben Bergamotten duftend.

Strich für Strich schwinden weißer Schaum und feine Stoppeln von seinen makellosen Wangen.
Neroli-Aftershave beruhigt die Haut, man nimmt sich saubere Wäsche von den Kleiderstangen.

Ein Hemd in Kornblumenblau und Twill umhüllt die breite Brust - der Haifischkragen sitzt perfekt.
Navyblau die feine Hose und braun die Leder-Loafer - die Haare wie geleckt.

Temperiertes Wasser tränkt den schwarzen Tee aus China.
Dazu ein frisch gepresster Saft aus Zitronen, Zimt und Ingwer.

Die elegante Uhr am Handgelenk zeigt fünf Uhr dreißig auf dem Zifferblatt.
So steht er vor der gläsernen Fensterfront, den Tee in seiner Hand.

Vor ihm erstreckt sich raue See, Böen treiben Wellen vor sich her.
Hinter Dünen biegen sich die Zedern, die Äste im Wind ganz schwer.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln an der Dunkelheit der Nacht.
Damit beginnt die blaue Stunde und ein neuer Tag erwacht.

Fin.
8 Antworten
TristanKalus vor 12 Monaten 12 7
9
Flakon
9
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9
Haltbarkeit
8
Duft
رحب [raħħaba] - Willkommen
Unsere Reisen führten uns schon an die entlegensten Orte der großen, weiten Welt - diesmal sollte es uns in eine ferne Stadt im Morgenland verschlagen. Keine zwei Stunden nach unserer Ankunft erkundeten wir schon fleißig die verschachtelten Gassen, Basare, einladenden Plätze mit kunstvoll verzierten Mosaiken, Wasserspiele und die kleinen, grünen Oasen mitsamt ihrer Flora, welche sich über die gesamte Stadt verteilte. Grundsätzlich war dieser Siedlungsort weitaus grüner und auch etwas kühler, als die Städte im weiteren Umkreis. Dies bedeutete jedoch nicht, dass es für unsere Begriffe kühl war - lediglich nur etwas kühler für die Maßstäbe des Morgenlandes. Auf unseren Streifzügen blickten uns stets freundliche Augen entgegen, die uns wohlwollend zulächelten und uns das Gefühl gaben, hier wirklich willkommen zu sein. An unserem dritten oder vierten Tag führte es uns in ein Wohnviertel im Osten der Stadt. Weiß getünchte Häuser, farbenfrohe Portale und dazu passende Fensterläden zierten die mit Mosaiksteinen besetzte Straße. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch die Gassen mitsamt ihrer Rankepflanzen und ausgestellten Pflanzenkübeln boten wohltuenden Schatten. Die meisten der Portale waren nur angelehnt oder standen zum Teil einladend offen. Auf den dahinter liegenden Höfen der Wohnhäuser spielten Kinder, Alte tranken Tee und alle anderen dazwischen unterhielten sich oder genossen einfach nur einen weiteren, herrlichen Tag. Auch hier begegneten wir wieder wohlgesonnenen Blicken und freundlich dreinschauenden Augenpaaren. Bevor die Gasse in einem kleinen Knick nach rechts abbog und etwas an Steigung gewann, kamen wir an einem weiteren, offen stehendem Portal vorbei, in dessen Öffnung ein wohlgekleideter Mann mittleren Alters stand. In einem weiten, weißen Gewand und ebenso gehaltener Kopfbedeckung schenkte er uns ein einladendes Lächeln und bedeutet uns mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Kurz verunsichert, entschieden wir uns trotzdem seiner Einladung zu folgen und traten durch die Portalöffnung in eine kleine Oase von einem Hinterhof. Der Boden des kleinen Hofs war mit wunderschönen Mosaiken überseht und in der Mitte plätscherte ein Wasserspiel beruhigend vor sich hin. Der in weiße Leinen gehüllte Mann führte uns zu einer Sitzecke, welche aus zahllosen Kissen verschiedenster Größen, Farben und Mustern bestand. Er bedeutete mit entwaffnendem Lächeln uns zu setzen. Eine leichte Brise ging über den Hof, ließ die Wedel niedriger Palmen und die Büsche voller Rosen rascheln und kühlte uns angenehm ab. Unser Gastgeber verschwand für ein paar Minuten im inneren des Hauses, kam nun aber mit einem großen, silbernen Tablett zurück und stellte dies vor uns auf einem der runden Sitzkissen ab. Mit einer Handbewegung, welche jegliche, verbale Kommunikation überflüssig machte, lud er uns zu einer willkommenen Erfrischung ein - wir konnten unser Glück kaum fassen. Auf dem Tablett standen eng an eng einige kleine Teller, Schälchen und Schüsselchen auf feinem Sandelholz, welche randvoll mit frisch aufgeschnittenen Früchten gefüllt waren. Doch bevor wir uns über die Erfrischungen hermachen konnten, wurden uns flache Schüsseln und je ein weißes Handtuch gereicht. Die Schüsseln waren mit Wasser gefüllt, auf welchem Rosen- und Irisblüten schwammen. Wir tauchten zuerst unsere Hände hinein, bevor wir unser Gesicht mit der wundervoll blumigen Tinktur reinigten. Mit den weichen Handtüchern tupften wir uns wieder trocken, während uns ein sanfter Windzug angenehm das Gesicht kühlte. Nur war es endlich soweit. So höflich wie es unsere Begierde auf die Erfrischungen zuließ, griffen wir nun zu saftigen Stückchen zuckersüßer Ananas und herausgelösten Segmenten fleischiger Orangen. Der süße Saft rann uns über Zunge und Lippen. Um die Süße der Früchte hinunter zu spülen, wurden uns Gläser eiskalter Limonade gereicht, welche erstaunlicherweise nach einem Hauch von Gin schmeckte. Dabei musste es sich allerdings um etwas anderes handeln, da Alkohol in diesem Teil des Landes bis auf ein paar wenige Ausnahmen nicht sehr verbreitet war. Nachdem wir uns an den Obstschälchen und der Limonade gütlich getan hatten, räumte unser Gastgeber behände die Schälchen und Schüsselchen zusammen und verschwand für ein paar Minuten, nur um dann mit einem weiteren Tablett auf seinen Händen wieder zu kommen. Wieder stapelten sich auf dem Tablett einige Schälchen und Tellerchen, doch diesmal waren sie gefüllt mit duftendem Gebäck und süßen Köstlichkeiten. Unser Gastgeber meinte es wirklich gut mit uns und so griffen wir nach goldenem Mandelgebäck, süßem Baklava und nach Vanille duftenden Keksen. Doch die Krönung war das mit Tonkasplittern versetzte, weiße Nougat. Herrlich cremig und zart schmelzend zerging es uns auf der Zunge, während wir mit unserem Gegenüber herzliche Gesten über unser Wohlbefinden austauschten. So langsam brach der Nachmittag an und etwas Wind kam auf, welcher in seichtem Aufbegehren durch die prachtvollen Rosenbüsche auf dem Hof wehte und die Blüten sanft hin und her wiegte. Für uns war es an der Zeit aufzubrechen und weiter dieses Viertel der Stadt zu erkunden. Unser Gastgeber nickte uns verständnisvoll zu und geleitet uns wieder zurück zum Portal zur Straße hin. Vor dem Portal verbeugte er sich tief vor uns und als wir selbiges taten, nahm er uns bei der Hand und zeigte ein herzliches Lächeln. Nach zahlreichen Danksagungen und Verabschiedungen gestischer Natur zogen wir von dannen und ließen uns bis zum späten Abend durch das Viertel der gastfreundlichen Menschen treiben. Doch auch wenn dieser Tag so langsam sich dem Ende neigte und entschwand, so verblasste die Erinnerung an diesen Nachmittag voller Gastfreundschaft nur sehr langsam und verblieb uns für alle Tage in unserem Gedächtnis.

Fin.
7 Antworten
TristanKalus vor 1 Jahr 7 5
9
Flakon
7
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8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Frisch geduscht im Pfefferwald
Frisch geduscht im Pfefferwald, vorbei an Pfeffersträuchern aus dem fernen Szechuan.
Saure Zitronen hängen tief an ihren Ästen, da komme ich zum Pflücken recht gut ran.

Ein Bademantel aus Neroli kleidet mich, ich fühle mich recht reizend.
Oder reizt mich nur der spritzig frische Pfeffer - in der Nase beißend?

Blaues Duschgel mit viel Geraniol und Ambroxan in meiner Hand.
Dieses duftet etwas frisch und sauber, doch auch etwas Pfeffer habe ich erkannt.

Auf einer straff bezogenen Ledercouch auf der Veranda stehend, lasse ich mich nieder.
Mit Blick auf dichten, grünen Wald entspanne ich meine müden Glieder.

Im Kamin zu meiner Rechten knacken fröhlich trockene Scheite.
Kühler Wacholderrauch zieht durch den Schornstein in des Waldes Weite.

Derweil greife ich zum hellen Tabak mit etwas frischem Kardamom versetzt.
Schmauchend genieße ich die Züge, der aufgerauchte Stummel fliegt in den Kamin zu guter letzt.

Kühler, grüner Weihrauch dem steinernen Schlot entweicht.
Umgibt fast ätherisch, doch nimmer schwer erdrückend, vielmehr belebend leicht.

Ich gehe ein paar Schritte hinunter die Veranda und hin zum Wald.
Des Waldes Boden bedeckt mit trockenem Cypriol, sein Geruch fast nahezu kalt.

Mich gelüstets nach etwas Süßem nach dem ganzen Rauch und frischen Pfeffer.
Dem Stanniol entpackt, genehmige ich mir eine kleine süße Tonkabohne - lecker!

Fin.

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Das Haus Amouage begeistert mich schon seit längerer Zeit und mit einigem Abstand teste ich mich von Zeit zu Zeit durch sein breit gefächertes Sortiment. So war nun auch Journey Man in seinem wunderschönen, karmesinroten Flakon an der Reihe. Die Duftnoten lasen sich recht interessant, wenn auch mit etwas mehr Synthetik, im Vergleich zu anderen Vertretern des Hauses. In dieser Feststellung wurde ich noch einmal bestätigt, als ich die aufgeführten Parfümeure einmal näher betrachtete - Alberto Morillas. Ohne Frage ein sehr erfolgreicher Parfümeur, welchen ich allerdings mit gängigen Designern verbinde und nicht in einem traditionellen, omanischen Dufthaus verorten würde. Der zweite aufgeführte Parfümeur beruhigte allerdings sogleich meine Nerven - Pierre Negrin. Einer Meister seines Handwerks, welcher einige meiner Lieblinge kreiert hat. So weit, so gut. Die erste Bestandsaufnahme war abgehakt und der Duft aufgesprüht. Die ersten Sekunden dominiert herrlich frischer und prickelnder Szechuanpfeffer, welcher sogleich Gesellschaft von sauren Zitronen und sauberem, fast seifenartigem Neroli bekommt. Ich muss sagen, dass ich danach Recht schnell Ambroxan und Geraniol vernommen habe, was den Duft kurzzeitig in die Richtung eines pfeffrigen, blauen Duschgels driften lässt. Sobald sich der Duft nach einigen Minuten wieder gefangen hat, wird er noch etwas spannender. Mehr und mehr gesellen sich derbere Noten hinzu. Hier schwelt Kardamomtabak auf glimmenden Weihrauchstückchen, welche unverkennbar dem Haus Amouage zuzuordnen sind. Glattes Leder und staubtrockenes Cypriol umtänzeln sich, nur um von kaltem Wacholderrauch benebelt zu werden. Und wirklich zu guter letzt kommt noch ein wirklich feiner und sehr dezenter Hauch Tonkabohne hinzu, um das Gesamtbild noch etwas abzurunden. Und so bestätigte sich meine zu eingangs aufgestellte Feststellung. Tatsächlich ist Journey Man etwas synthetischer und generischer als seine Geschwister, allerdings mit der genau richtigen Portion an Tiefe, um sich doch noch etwas abzuheben.
5 Antworten
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