Unterholz

Unterholz

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51 - 54 von 54
Unterholz vor 12 Jahren 7 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Edles mediterranes Kölnisch
Colonia Essenza ist nicht unbedingt, wie der Name erwarten liesse, der Gipfel der "Kölnisch-Wässerchen"-Palette aus dem Hause Acqua di Parma, sondern schlicht eine gelungene Variation und eigentlich nicht mal besonders zeitgemässe Neuinterpretation des ursprünglichen Colonia von 1916.
Besonders schick finde ich den schwarzen Flakon, der ein paar "dunklere" und vielleicht männlichere (?) Aspekte in Aussicht stellt. Aber eher das Gegenteil ist der Fall, die Essenza ist für mich wohl die Variante, welche das Prädikat "unisex" am ehesten verdient. Aber wie alle Schwester-Wässerchen ist auch Essenza ein gut ausgewogenes und luxuriöses Schmankerl für den Alltag, das sich ebenso gut für spezielle Anlässe eignet.
Die zitrischen Bestandteile bewirken zu Beginn einen angenehmen aber nicht zu kühlen Erfrischungs-Effekt, ideal für die wärmere Jahreshälfte, die Bitterorangennoten bleiben aber (und das finde ich das Tolle an diesem Duft) länger bestehen als zu erwarten wäre. Gelungen empfand ich auch die Kombination von Jasmin und Maiglöckchen im Herzen (als Laie musste ich erst an Lilien denken), die Rose ist für mich beinahe nur erahnbar und den angegebenen Rosmarin habe ich noch nie herausgespürt. Das ganze warme und sonnige Gebilde schwebt locker fluffig auf der Basis von Moschus und Holznoten, die so dezent sind, dass man sich auch Stunden nach dem Auftragen noch immer fühlt wie soeben mit Seife frisch gewaschen.
Alles in allem ist das Teil sicher kein innovativer oder extravaganter Duft, aber ich mag gerade die bodenständige Unaufdringlichkeit und die edle Schlichtheit der Essenza.
Mit einem guten Kölnisch liegt man ja eigentlich eh nie falsch.
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Unterholz vor 12 Jahren 7 1
5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Fetter Dandy im Zigarrenfumoir
Kilian - A Taste of Heaven, getestet in der Parfümerie

Interessanter erster Eindruck, der Lavendel kommt einiges entstaubter als in Grossmutters Duftsäcklein aus dem Kleiderschrank daher, ist von frecher Frische, aber auch ziemlich intensiv, so dass die oben angegebene Orangenblüte fast komplett übertönt wird. Die erwähnte Frische zerfällt auf meiner Haut relativ schnell und macht einer ebenfalls etwas (für meinen Geschmack) zu dominanten Patchouli-Holznote Platz, die von der süssen Vanille und vom Amber regelrecht weichgespült wird.
Nach etwa einer Stunde sticht mir dann ziemlich plötzlich etwas in die Nase, das ich hier beim besten Willen nur als penetrante Javelwasser-Dämpfe beschreiben kann. Und wo ist bitte die Rose? Glücklicherweise verpufft dieser olfaktorische Irrgänger nach einer Weile wieder und zurück bleibt Traubenzucker und pudriges Holz, das mich irgendwie an Whiskey-Fässer erinnert, die traditionellerweise vor dem Befüllen innen angekokelt werden.
Henessy kommt ja ursprünglich auch weniger von der Kosmetik- als von der Cognac-Seite her und da besteht für mich bei A Taste of Heaven eindeutig die Verbindung zu Hochprozentigem in samtgefütterten Prunkschatullen. Irgendwie ist mir das alles zu gewichtig, zu dandyhaft, zu unausgewogen, ich kann mir den Duft gerade noch an einem Mann von 60 an aufwärts denken, aber kaum an einer Frau, ausser sie fühlt sich inmitten eines Herren-Abends im Zigarrenfumoir wohl...
Ich denke nicht, dass ich generell Lavendel nicht mag, aber diese überwuchtige Interpretation ist für mich doch too much. Und ich finde es auch etwas irreführend, dass der Untertitel auf Absinthe verweist. Ich hab schon einige Sorten davon probiert, aus der Schweiz, aus Tschechien oder Frankreich und die grüne Fee ist für mich doch noch einiges "grüner". Wobei, die "giftige" Note wäre ja durchaus verwirklicht worden...
Letztlich ist AToH ein interessanter aber für mich schlecht tragbarer Duft. Vielleicht würde ich damit gerne auf ganz altmodische Weise mein Briefpapier bestäuben...
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Unterholz vor 12 Jahren 2 1
7.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
Penetranter Chemiecocktail
Male von Toni Gard hab ich vor langer Zeit mal geschenkt bekommen. Hmm, es war sicher gut gemeint, aber das Teil ist einfach eines, das an mir nicht gut kommt. (Oder liegt's generell an der Qualität dieses Duftes?) Auf dem Test-Sprühstreifen ist der sicher o.k., auch wenn ich persönlich immer an die gruselige Stinkewolke denken muss, die einen umnebelt wenn man die Parfümerie-Abteilung eines Kaufhauses betritt... Einzelne Duftbausteine habe ich noch nie darin erkannt.
Das Üble an Male ist, dass der ganz hartnäckig seine anfängliche Frische behalten will und sich überhaupt nicht entwickelt auf der Haut. Irgendwie drängen sich mir immer Vergleiche mit Terpentinöl und Pinselreiniger auf oder mit jenen Antistatik-Sprays für den Bildschirm. Zuletzt schwenken meine Geruchssensorien beim besten Durchhaltewillen die weisse Fahne.
Wohlgemerkt: Male ist an sich kein unangenehmer Duft, er verträgt sich irgendwie bloss nicht mit menschlicher Haut und hat ein Problem mit seinem penetranten "Durchhaltewillen".
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Unterholz vor 12 Jahren 8
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Englischer Gentleman aus der Haribo-Tüte
Aventus soll ja gemäss Beschreibung des Hauses Creed die Verschmelzung des Urbildes eines kernigen Helden mit den Heroen des Alltags in Schale und Schlips vollziehen. So weit, so gut. Auch wenn ich mich selber nicht unbedingt in der Rolle eines "Alphamännchens" sehe, gefällt mir doch die Komposition zum 250-jährigen Jubiläum des Parfümeurs sehr gut. Ich kann sogar behaupten, dass ich mit Aventus einen Duft gefunden habe, in dem ich mich selber ausserordentlich gerne rieche.
Beim Aufsprühen ist es, als ob man eine Tüte Gummibärchen aufmacht, tatsächlich offenbart eine solche ziemlich ähnliche Geschmacksrichtungen. Besonders auffällig ist für mich die Ananas, die aber trotz hohem Exotikfaktor nicht künstlich wirkt. Auch zitrisch frischen Apfel à la Granny Smith rieche ich heraus. Ein Spritzer aufs Hemd oder T-Shirt bewahrt diese Haribonoten etwas länger.
Nach einer Stunde treten dann die frischen Früchtchen in den Hintergrund und es kommt eine angenehme würzige Süsse zur Geltung, ich nehme an Patchouli im Bund mit Wacholder...? Ich denke an sonnengedörrte mediterrane Erde, andere vielleicht an den Ruch des Heldentums in einer römischen Arena, auf jeden Fall ist das nicht einfach ein beliebiger Nektar, sondern ein zarter Hauch des Verwegenen, der einen umweht.
Der Duft hält für mein Empfinden relativ lange an, ausser, man ist mit dem Fahrrad unterwegs und schwitzt gleich alles wieder aus den Poren ;-)
Jedenfalls rieche ich nach ein paar Stunden noch immer sanfte tierische Noten (und ich liebe Eichenmoos) und sogar ein paar der anfänglichen Fruchtnoten finden sich darin immer noch sanft eingebettet.
Für mich ist Aventus ein feiner, letztlich klassischer Chypre-Duft, ein englischer ewig junger Gentleman, der mich im Alltag begleitet und den ich mir (und meinen Mitmenschen) gerne jederzeit zumute.
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