Violett

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51 - 55 von 55
Violett vor 4 Jahren 9 4
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Duft
Ein weiches Bett für die Königin
Auf diesen Piguet war ich sehr gespannt, denn er scheint die Phantasie und Schreibenslust einiger Kommentatoren doch sehr beflügelt zu haben. Vermutlich sind die Kommentare in schlaflosen Nächten entstanden...
(L' insomnuit = Schlaflose Nacht).
Ich muss gestehen, nach dem 1. Aufsprühen fand ich ihn erst mal enttäuschend : Lilafarbene Melancholie mit ein Bisschen Creme weht mir da entgegen. Ein seufzendes Herbstveilchen im Nebel...Das wird mir nicht den Schlaf rauben!
Zum Glück nimmt der Duft nach einiger Zeit doch noch Fahrt auf und entfaltet sich mehr und mehr. Siehe da, der Nebel lichtet sich und die Bergamotte zaubert ein paar fahle, warme Sonnenstrahlen hervor und das müde Veilchen verwandelt sich in eine fruchtige Süße. In der Duftpyramide steht Pflaume, meinem Empfinden nach ist das vom Geruch her eher Pflaumenmus.
Pflaumenmus pur, ohne Gewürze. Immer mehr dominiert das Geruchsgeschehen zusätzlich eine intensive Blüte, die Iris. Im Hintergrund kommt dezent das Oud dazu, bringt Holz und ein kleines Herbstfeuer ins Spiel. Das riecht lecker fruchtig, recht intensiv.
Doch die ganze Zeit hab ich das Gefühl, da fehlt noch etwas...
Das Parfum spendet keine Zufriedenheit, keine Ruhe. Diese fruchtige Iris ist zwar betörend schön, aber sie gibt einfach keine Ruhe..
Ich empfinde Blumen im Parfum oft als "kommunikativ".Es ist als ob sie lachen, schwatzen, singen, schmachten, seufzen, Aufmerksamkeit erregen wollen.
Während Zitrusdüfte einfach lächeln und strahlen, die Hölzer in ruhiger Schönheit präsent sind ,und man in Gewürzen schwelgen kann.
Für meinen Geschmack muss eine Blume gut "eingepackt" werden.
Für das Gefühl "Jetzt ist es gut und eine runde Sache", fehlt die Basis. Nachdem diese sich jetzt auch peu a peu aromatisch entfaltet, wird das Parfum angenehm, rund, sehr appetitlich.
Der Pflaumenmus-Iris- Königin ist sozusagen ein weiches Bett aus der warm- würzigen Mischung Tonka, Sandelholz, Zeder...bereitet, sie beruhigt sich.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sanft wegschlummern könnte, aber das wäre schade! Denn der Duft ist jetzt so schön und hält und hält und hält...
Also, auf in die Nacht, wie immer die aussehen mag,( denn für die wurde L'insomnuit erfunden) und Andere am Parfum teilhaben lassen . Das sollte so schwer nicht sein, der Duft fällt auf !
Wie so oft ist mir dieses Duftwässerchen durch die intensive Beschäftigung mit demselben ans Herz gewachsen und ich weiß nicht, ob ich ohne noch leben kann...
Es passt einfach zu gut in den Herbst! :-)
4 Antworten
Violett vor 4 Jahren 13 7
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8
Duft
Himmel und Erde
Nein, ich meine nicht dieses urdeutsche Gericht mit Blutwurst, Apfel und Kartoffeln. Es geht um Oud. Den wunderbaren Duft, der aus dem Adlerholzbaum gewonnen wird.
Für alle, die es (wie ich bis vor kurzem) noch nicht wissen : Dieser Baum muss erst mal mit einem speziellen Schimmelpilz befallen werden. Der Baum produziert dann, um sein Holz zu schützen, jede Menge wohlriechendes Harz. Dieses durchtränkt das Holz und färbt es dunkler.
Et voilà, das Oud - Duftholz ist entstanden. Ich weiß nicht, wie viele Adlerholzbäume von diesem Pilz befallen werden, vermutlich nicht ganz soviele, denn der Oud-Dufstoff ist sehr teuer, kann angeblich mit Gold aufgewogen werden...
Ein echter Schatz also, genau wie das Parfum Oud divin ( göttliches Oud) von Piguet.
Und so riecht's : Beim Schnuppern an der Probe kommt schon so ein Wohlgefühl auf. Ein warmer, holziger Duft strömt mir entgegen. Davon hätte ich gerne mehr.
Also Aufsprühen! Zu Anfang ist ein sehr dunkler, fast "schwarzer" Holzgeruch wahrnehmbar, dazu ein leichter Duft von Harz.
Diese Anfangsmischung erinnert mich als
Goldschmiedin an Ebenholz, wenn es bearbeitet wird. Nicht unangenehm, aber ein kleines Bisschen streng.
Schon bald darauf wird der Duft etwas weicher und milder. Zum eleganten Hintergrund von dunklem Holz gesellt sich mehr und mehr eine dezente, harzige Süße. Dazu der Geruch von Pfeifenrauch und Bienenwachs. Das Parfum wird langsam leichter und weicher, lange Zeit bleibt das dunkle Edelholz als Konstante im Hintergrund, doch immer mehr dominiert der süßlich, rauchige "Honigharzduft".
Ich liebe es. Dieses Parfum nervt kein Bisschen, im Gegenteil. Das Harz klebt meine Nase an's besprühte Handgelenk.
Ernst und Eleganz, aber auch eine leise, warme Sinnlichkeit strahlt dieser Duft aus, ein kleines "Glutglimmen".
Er hat etwas Edles, Zurückgenommenes an sich. Die ganze Zeit knistert und raucht jedoch ein wohlriechendes Feuerchen mit...
Schon vor sehr sehr langer Zeit wurde Oud für religiöse Zeremonien als "Weihrauch" benutzt, um die Verbindung zum Göttlichen herzustellen bzw. zu erleichtern.
In der Aromatherapie gilt Oud als erdend, entspannend.
Erhebend und doch sehr Erdverbunden. Ja ,das trifft zu auf dieses " göttliche Oud".
Himmel und Erde halt. ;)
7 Antworten
Violett vor 4 Jahren 7 3
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7
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7
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9
Duft
Der seltsame, freundliche Begleiter
Wir alle werden geprägt davon, wo und in welchen Verhältnissen wir aufwachsen. Von unseren Beziehungen zu Eltern und nahen Verwandten, Freunden. Davon, was wir in der Kindheit und Jugend erleben.
Das Alles beeinflusst unseres späteres Leben : Unsere spätere Partnerwahl ,unsere Beziehungen, wo und wie wir leben...
Natürlich werden wir im Laufe unseres Lebens auch olfaktorisch (also geruchsmäßig), geprägt.
Wir lernen Gerüche kennen und verbinden diese unbewusst und automatisch mit bestimmten Erinnerungen und Gefühlen. Denn die Nase ist direkt mit dem Gehirnarealen verbunden, die für Emotionen (limbisches Systhem) und Erinnerungen ( Hippocampus ) zuständig sind.
Mit anderen Worten : Steigt uns ein vertrauter Geruch in die Nase, kehren auch genau die Gefühle zurück, die uns in den Situationen begleiteten, in denen wir ihn gerochen haben.
Und das beeinflusst, wie ich bei diesem Piguet - Duft deutlich feststellen konnte, eventuell auch die Wahl des Parfumes, für das wir bereit sind, Geld auszugeben.
Hiemit möchte ich also meinen neuen “Duftbegleiter“, den Chai vorstellen.
Tatsächlich hat es eine Weile gedauert, bis ich mit ihm warm geworden bin.
(Obwohl er Chai heißt, hat er weder mit Zimt, Kardamom, Anis, noch mit irgendwelchen ominösen Yogis etwas zu tun.)
Jedenfalls fand ich ihn am Anfang schon ein Bißchen merkwürdig. Er roch, meinem Empfinden nach im ersten Moment nach dem Aufsprühen, nach einer bitteren Zwetschge. So einer
Zwetschgenkuchen - Zwetschge...
Dann kam noch so ein etwas sperriger, exotischer Honiggeruch dazu. Ich schnupperte gar nicht mehr weiter, und legte ihn erst mal als seltsam, aber ganz interessant zu den Akten.
Nach ca. zwei Wochen probierte ich ihn dann nochmal und fing plötzlich an, ihn zu mögen.
Und so riecht er : Es beginnt mit dieser leicht bitteren Frucht, das sind eigentlich Bergamotteblätter.
Es wird also nicht allzu zitrisch. Dann hat auch schon der Honig ( Bienenwachsabsoluet ) seinen Auftritt,
schön süß und aromatisch, leider fast einen Tick zu süß für meinen Geschmack.
Dazu richt es herb, frisch und freundlich nach einem vertrauten Duft, den ich zuerst nicht ganz einordnen kann...Aber es riecht so vertraut, so entspannend...
Ich lese nach und stelle fest, daß es zwei Sorten Tee sind. Weißer Tee und Mate -Tee.
Nun ja, ich komme aus einer Teetrinker-Familie und trinke selber Tee, seit ich denken kann. Zwar schwarzen und keinen weißen, aber es riecht sehr ähnlich. Bis dahin war mir nicht klar, wie froh und zufrieden mich der Geruch von Tee macht.( Tatsächlich hätte ich ihn der Beschreibung nach nie probiert! Zwei Sorten Tee, Bergamottenblätter, Eiche, das klingt eigentlich unsäglich langweilig...)
Der Mate - Tee später , zusammen mit der Eiche ( Rinde, Blätter, Moos ?)riecht ein winziges Bisschen rauher, was nicht schlecht ist.
Ansonsten ist der Duft schön ausgewogen. Nervt nicht, eckt nicht an. Und ist trotzdem nicht langweilig.
Frisch aber nicht zu zitrisch. Unaufdringlich, aber dennoch gut wahrnehmbar.
Wie eine gute Tasse Tee halt, anregend und entspannend zugleich. Kein Duftrebell, der ständig Aufmerksamkeit fordert, sondern ein freundlich -frischer Unterstützer, perfekt für's Alltagsleben und für Abends und sonstwann... Der geht immer
Er ist geeignet für Frauen, die ihn mögen und für Männer denen er nicht zu süß ist ( also wenige vermutlich).
Und obwohl nicht ganz billig, ist er jetzt bei mir eingezogen.





3 Antworten
Violett vor 4 Jahren 12 9
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7.5
Duft
Fracas - Die zwei Seiten einer "Femme fatale"
Was genau ist eigentlich eine femme fatale ? Eine äußerst attraktive Frau.
Eine dämonische Verführerin, die Männer in ihren Bann zieht, ihre Moral verdirbt, sie ins Verderben stürzt...( Sie haben keine Chance sich zu wehren, die Armen)
Die Parfumeurin, die Fracas kreiert hat,
Germaine Cellier mag das ein oder andere Attribut einer femme fatale besessen haben.
Jedenfalls war auch sie wohl nicht nur gutaussehend, sondern auch eine starke Persönlichkeit und eine Frau, die ihrer Zeit vorraus war.
In einer Zeit, in der üblicherweise nur Männer studierten, absolvierte sie ein Chemiestudium und wurde eine der ersten weiblichen Parfumeure überhaupt.
Da diese eigenwillige Dame mit ihrem Arbeitskollegen in Grasse nicht harmonierte, bekam sie ein eigenes Atelier in Paris. Dort konnte sie sich frei entfalten.
Sie bewegte sich (exzessiv rauchend und fluchend ) in der Künstlerszene. Dort lernte sie den Modedesigner Robert Piguet kennen, ebenfalls ein Rebell.
In seinem Auftrag kreierte sie 1948 Fracas.
Fracas bedeutet auf Deutsch : Aufruhr, Tumult, Spektakel. Da passiert was!
Wie riecht' s also ?
Meine erste spontane Assoziation beim Riechen am Probenfläschchen ist :
Rosarot. Eine blassrosa Duftwolke schwebt mir entgegen. Eine sumpfig dumpfe , verdünnte, fettig - Cremige Blüte. Merkwürdig blässlich, aber dennoch intensiv.
Beim Aufsprühen auf die Haut gibt es durch genau diese "rosa Duftwolke" nochmal einen kurzen Wow - Effekt.
Zu diesem Anfangsgeruch gesellen sich schnell einige neue Noten :
Fruchtige Zitrusdüfte blühen auf und beißen sich für einen klitzekleinen Moment ziemlich mit der Blüte.
Doch dann verbindet sich das alles schon Stück für Stück zu einem wohlgefälligen Ganzen. Es entsteht ein schöner, tiefer Geruch nach einer reifen, saftigen, nicht zu süßen Frucht, einer dunklen Kirsche vielleicht, zusammen mit einem intensiven Blütenduft. Das muß die viel besungene Tuberose sein. Ein kleiner Hauch von "würzig" rundet den Duft ab.
Die etwas irritierende, dumpfe, blasse rosa Blüte schwebt die ganze Zeit daneben, darüber, drumherum mit und macht das Parfum dadurch richtig eigen.
Gut dosiert ist Fracas ein wirklich feiner und angenehmer Duft. Sehr weiblich.
Viele Männer werden ihn an der passenden Frau mögen.
Aber bloß nicht zuviel davon ! Bei Überdosierung wird aus der weiblichen Verführerin eine vulgäre, laute, aufmerksamkeitsheischende Femme fatale - Nervensäge schlimmster Sorte !
Zuviel Fracas verursacht ( zumindest bei mir) Kopfschmerzen und leichte Übelkeit.
Wohl dosiert ist er aber toll und passt sowohl zu jungen Frauen, als auch zu reiferen Mädels.
Wie lange hält er ? Auf jeden Fall nicht zu kurz, ein paar Stunden schon.
Sillage ? Auf jeden Fall ! Am Anfang riecht er kurz mal recht stark, das gibt sich aber schnell.
Gerne würde ich wissen, wie dieses Parfum hier ganz am Anfang mal war.
Wie es 1948 gerochen hat !
Die Parfumeurin hat damals unter anderem "Basen" für ihre Kreationen verwendet. Das sind fertig gemixte Duftmischungen, die z.B. nach Pfirsich oder Amber riechen und in Parfums mit eingebaut werden können.
Viele der damals verwendeten Basen existieren aber heute nicht mehr.
Man hat also für dieses Parfum die Inhaltsstoffe verwendet, von denen man ganz sicher wußte, daß sie laut Rezept hinein gehören und dann versucht, den ursprünglichen Duft nach bestem Wissen und Gewissen nachzubauen.
Jedenfalls: Er riecht gut und modern.
Das findet übrigens nicht nur Courtney Love, sondern auch Madonna, Kim Basinger, Sophie Dahl haben sich angeblich schon den ein oder anderen Spritzer dieses geschichtsträchtigen Wässerchens gegönnt.
Und ich mag es auch.
9 Antworten
Violett vor 4 Jahren 10 5
7
Flakon
9
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9
Haltbarkeit
7
Duft
Erst Kraut-Overkill, dann Lecker.
Mein erster Eindruck dieses Duftes :
Grün , frisch, dunkel und vor allem
krautig, krautig und nochmal krautig.
( Galbanum ? ).
Diese Banditin ist eine rechte Kräuterhexe ! Sie streift durch Wälder, Wiesen und Felder. Erde klebt an ihren (Leder ) - Stiefeln.
Das Parfum strahlt Stärke und Eigenwilligkeit aus. Da ist nichts weich oder süß. Die Banditin will niemand gefallen.
Ehrlich gesagt gefällt sie mir leider auch nicht besonders.
Im späteren Duftverlauf kommt ein frischer Seifengeruch dazu, die penetrante Kräuternote vom Anfang
wird schwächer. Schon viel besser !
Ab jetzt riecht das Wässerchen zunehmend holziger, wärmer und weicher. (Die Krautigkeit, die Bandit schlussendlich ausmacht, bleibt die ganze Zeit über erhalten, tritt im späteren Verlauf nur etwas in den Hintergrund). Am liebsten mag ich Bandit an mir selber, wenn ihn vermutlich niemand außer mir mehr wahrnehmen kann..
Der Duft hält schön lange , ich kann ihn am nächsten Tag noch am Handgelenk riechen.
Für mein Empfinden eher ein Männerduft.
Am Anfang nervt er, später wird er lecker.
Ich muss es gestehen : Viel lieber möchte ich den an jemand anderem riechen.
An meinem Mann zu Beispiel.;)
5 Antworten
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