Yatagan

Yatagan

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386 - 390 von 396
Yatagan vor 12 Jahren 28 7
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Wenn ich einen Signatur-Duft hätte, dann...
...ja, dann wäre es dieser. Neulich fiel mir durch Zufall ein Artikel einer überregionalen deutschen Tageszeitung in die Hände, die ich normalerweise nicht lese, weil sie mir ein wenig zu bedächtig konservativ ist. Und auch dieser Artikel irritierte mich: Da war davon die Rede, dass man - zumal als Mann - zielsicher einen Duft wählen müsse (vermutlich durch Bauchgefühl) und diesen dann ein Leben lang tragen dürfe, ja müsse, eben einen Signature-Duft, mit dem einen schließlich die ganze Umwelt (vor allem die weibliche??) identifiziert und der Teil der eigenen Persönlichkeit werden könne. Wie langweilig! Wissen diese neunmalklugen, Duft-dilletierenden Journalisten eigentlich was Ihnen da entgeht? Soll das bedeuten, dass ich dann nie mehr einen dieser wunderbaren, vielfältigen Düfte aus der Welt der Parfums ausprobieren darf, weil ich ja dann in Versuchung geraten könnte, dass ich meinen persönlichen Duft wieder wechseln möchte? Soll das heißen, dass ich nie mehr - je nach Stimmung - ein anderes, passenderes Parfum auflegen darf, weil es ja nur dieses eine geben kann, - möglichst auch noch als Duschgel, als After Shave, als Deo?

Nicht mit mir!

Aber wenn, wenn ich mich jemals dazu nötigen lassen sollte, dass es bei einem einzigen Herrenduft bleiben müsste, dass also die anderen 160 Flakons aus meinem Schrank verbannt werden müssten, dann würde ich mich wahrscheinlich schweren Herzens, wenn nicht für einen der schönen englischen "scents", für diesen hier, für Heritage, entscheiden.

Warum?

Heritage vereint für mich die Qualitäten aller Herrendüfte des Hauses Guerlain, und ein Guerlain müsste es schon sein, wenn man einen Signature-Duft sucht. In Heritage ist die Guerlinade in Vollendung enthalten: französische Kräuter, Jasmin, Iris, Tonkabohne, Bergamotte, Rose und Vanille, vielleicht auch Zimt und was da sonst noch an Geheimnisvollem enthalten sein mag. Jedenfalls eben der Wiedererkennungswert, den jedes Guerlain-Parfum seit Anbeginn auszeichnet. Hier in dieser Komposition ist der Zimtakkord und Patchouli stark betont, sind Eichenmoos (das ich sowieso liebe) und Hölzer enthalten, also typische Komponenten von Herrenparfums, und runden so einen Duft ab, der vielleicht nicht der spannendste von Guerlain ist (das dürfte das unglaubliche Derby sein), aber ein Gesamtkunstwerk ergibt, das man irgendwie immer tragen kann, bevorzugt allerdings an kälteren Tagen - und die gibt es bei uns ja nicht so selten.
7 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 11 8
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Gongschlag
Achtung: Dieser Kommentar bezieht sich auf die alte Version von Patchouli Noir (Patchouly Noir), die deutlich haltbarer, stärker und intensiver war!

Neugierig geworden durch die außerordentlich guten Bewertungen für Patchouli Noir - Osmo von Il Profvmo wartete ich nicht bis zur Zusendung einer Probe, sondern kaufte mir kurzentschlossen einen Flakon. Da war ich wohl ein wenig zu gierig. An sich gefallen mir Parfums mit Patchouli-Note recht gut, vor allem dann, wenn diese in herb-holzige oder ledrige Noten eingebunden ist. Hier jedoch wurde Patchouli wie ein hallender, tönender Gongschlag eingesetzt. Man wird überrollt von einer Flutwelle von Patchouli-Molekülen, die sich durch die Nase buchstäblich ins Gehirn schrauben. Wenn es ein Parfum geben mag, auf das der Begriff "schwer" zutrifft, dann vielleicht dieses hier. Der wuchtige Patchouli-Klang wird zudem durch süß blumige Noten unterlegt, die mich ein wenig an welkende Blüten erinnern, an Blüten, die gelegentlich beinahe einen Geruch nach Verwesung, nach Animalischem verströmen. Wer schon einmal nach einem Urlaub nach einigen Tagen in die eigene Wohnung zurück kam und einen welkenden, vergessenen Strauß gerochen hat, der kann vielleicht nachvollziehen, was ich meine. Dabei bleibt hier dennoch ein runder, letztlich auch harmonischer Eindruck erhalten, aber insgesamt zu viel von allem: zu viel Patchouli, zu viel harzige, würzige Süße, zu viele Blüten. Ich kann nachvollziehen, dass diese Komposition vielen gefällt; bei mir stellt sich fast ein gewisser Widerwille gegen diesen Patchouli-Orkan ein, dem meine Nase nichts entgegen zu setzen hat. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als zunächst einmal den Duft vom Handgelenkt zu waschen und wieder einmal die Erkenntnis zu verarbeiten, dass jeder Duft auf der eigenen Haut getestet werden will.
8 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 13 4
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Kein Märchen aus 1001 Nacht...
Zunächst einmal herzlichen Dank an Apicius für die unkomplizierte Zusendung einer Probe von Dahn Oudh Al Shams von Ajmal. Nun also muss ich mein Versprechen, einen Kommentar zu diesem Parfum zu schreiben, einlösen. Keine leichte Aufgabe... Zunächst einmal kann ich den Hinweisen in Foren, hier handele es sich nicht um ein Anfängerparfum, nur vollauf zustimmen. Und so gesehen überfordert es mich letztlich auch. Zwar habe ich - wie aus meiner Sammlung ersichtlich - keine kleine Erfahrung mit Düften, dies auch schon seit ca. 30 Jahren intensiver Beschäftigung, hier aber versagt jegliche Kategorisierung. Auch ich rieche zunächst Noten, die an Fäkalgerüche erinnern, Urin, Kuhfladen, Schlimmeres? Auch schweißige Komponenten sind zu unterscheiden, aber die kennt man ja nicht nur aus orientalischen, sondern durchaus auch aus westlichen Düfte, auch wenn sie in der Duftpyramide so manchen Parfums vorsorglich nicht genannt werden. So gesehen gibt es schon Überschneidungen zu bekannten Kompositionen, aber letztlich ist das trotzdem hier meilenweit von allem Gewohnten entfernt. Holzige Noten, so wie ich sie gewohnt bin, kann ich hier offen gestanden gar nicht ausmachen. Ich vermisse den typischen Holzton, den modrigen Duft, manchmal auch trocken stechenden Geruch, den einige Parfums enthalten. Auch das sind ja im engeren Sinne keine reinen Wohlgerüche, im Gesamtkontext ergeben sie aber eine spannende, gewollt spannungsreiche Note. Hier wurde m.E. für westliche Nasen überzogen, - aber es ist ja auch kein Parfum für westliche Nasen, insofern muss ich wohl ganz anders an diese Erfahrung heran gehen. Und siehe da: Wenn man sich vollkommen frei macht, von dem, was die meisten unter uns unter Wohlgerüchen, selbst unter animalisch-erotischen Düften verstehen und einfach unvoreingenommen riecht, kann es noch richtig spannend werden. Ich werde von Zeit zu Zeit einen neuen Versuch unternehmen. Ich kann nur warnen, einen solchen Duft ohne Test zu kaufen. Man wird sich wohl sehr langsam an so ein ungewöhnliches Parfum herantasten müssen. Ich kann aber jetzt schon vorhersagen, dass ich mir diesen Duft vielleicht weiter erschließen, aber niemals tragen werde.
4 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 11 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Liebes Or Black...
Liebes Or Black,
anfangs bist Du mir gar nicht richtig aufgefallen. Als Miniflakon fristest Du schon lange ein etwas trauriges Mauerblümchendasein recht weit hinten in meinem Schrank. Wegen deines bescheidenen Outfits (eigentlich schon edel, schwarz, aber doch unauffällig) habe ich dich kaum beachtet. Dabei bist Du Jahrgang 1982 und somit schon recht lang auf der Welt. Durch Parfumo wurde mir aber klar, dass ich wohl einen Fehler begangen haben musste: 86% Durchschnittswertung (Top 10 der Parfums-Herrenparfum-Wertung) machten mich auf dich aufmerksam. Nachdem ich an deinem Duft, der schon ein wenig vintage roch, hängen geblieben war, machte ich mich konsequent auf die Suche nach dir. Aber das sollte gar nicht so einfach werden. Die Parfümerien meiner Wahl wussten wenig über dich, das Internet gab mir so gar keine Tipps, wo ich dich näher kennen lernen konnte. Also habe ich mir ein Herz gefasst und direkt bei Pascal Morabito in Paris nach dir gefragt. Und siehe da: Problemlos kann man da auf der Homepage mir dir anbandeln. Und nun steht fest: Es hat sich gelohnt, deine inneren Werte zu testen. Du bist eigentlich noch gar nicht so alt, wie Du vorgibst. Dein Duft, der sehr haltbar ist, erinnert recht stark an die modernen Oud-Düfte, die mir aber nur zum Teil zusagen. Ich rieche Orientalisches, anfangs viel Würze, die aber nach einigen Minuten zu Gunsten von wärmeren Gerüchen verschwindet. Mich erinnert die Herznote an Parfums mit Weihrauchnote, auch wenn der gar nicht in der Duftpyramide angegeben ist. So passt dann auch die Ausstrahlung sehr gut zum dunklen Äußeren des Flakons: fast sakral, wie im Inneren eines Doms, gleichzeitig aber durch eine gewisse Süße im Untergrund nicht so streng, wie es ein Kirchenbesuch vermuten lassen könnte. Der Duft wird mit der Zeit ohnehin immer weicher und sinnlicher. Sicherlich dennoch kein Duft für Damen, gewiss aber auch kein Duft für Liebhaber von dezenten Sport- und Business-Düften. Obwohl ich mir diesen Duft auch noch sehr gut im Büro vorstellen kann - und das werde ich gleich morgen mal ausprobieren. Falls ich Rückmeldungen bekomme, könnt ihr sie hier nachlesen.
2 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 15 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
...enttarnt...
Sein Trenchcoat war streng gebunden. Im Mundwinkel eine Zigarette, lässig... Das Pflaster glänzte vor Nässe. Vor Kurzem war leichter Regen gefallen und die nächtlichen Straßen waren leer. Kaum ein Passant verirrte sich in diese Ecke. Sein Auftrag lautete, unauffällig hier zu warten. Unauffällig, das beherrschte er. Im Schatten, in Hauseingängen, mit gesenktem Blick.

Als sie eilig an ihm vorbeilief, nahm sie nur wahr, dass er sich kaum bewegte, starr, fast wie eine Statue. Eigentlich hätte sie ihn gar nicht gesehen, nicht einmal bemerkt, wenn da nicht dieser Duft in der Luft gewesen wäre. Anfangs nur eine Ahnung, kurze Zeit später etwas stärker, dann verweht.

Sie roch nicht, dass ihn dieses Parfum beim Aufsprühen zunächst immer eigentümlich berührte: eine gewisse krautige, fast unangenehme Schärfe, vielleicht wegen des Rosmarins und der Zitrone. Aber er wusste: Man musste mit diesem Duft nur ein wenig Geduld haben; er würde sich entwickeln, wärmer werden, vielleicht nicht übermäßig lange haften, aber doch so lange, dass er ein paar Stunden merklich wahrnehmbar blieb. Das war es auch, was sie roch, als sie an ihm vorbei lief. Gewürze, keine weichen Gewürze wie Zimt, sondern auch jetzt noch etwas Starkes, Prägnantes. Das alles unterlegt mit Hölzern und einer Ledernote.

Nun, dieser Duft war ein seltener Duft, ein Duft, der 70er Jahre, in denen er für seinen gefährlichen Beruf ausgebildet worden war und er war ihm immer treu geblieben. Dass dies sich heute als ein Fehler herausstellen sollte, war ihm noch nicht bewusst.

Sie aber hatte ihn erkannt. Er musste der selbe Mann sein, der damals vor vielen Jahren einige ihrer Kollegen ans Messer geliefert hatte. Seinerzeit hatte sie ihn nur kurz gesehen, hätte ihn nach dieser langen Zeit kaum wieder erkannt, aber sein Duft war der gleiche, dieser seltene, erlesen Duft. Er musste es sein. Sie war sich fast sicher. Nach wenigen Augenblicken lenkte sie ihre Schritte in eine ruhige Ecke und nahm ihr Handy aus der Tasche. Die Nummer kannte sie auswendig. Kurze Zeit später war eine Handvoll Spezialbeamter an der Straßenecke und nahm ihn fest, bevor er Verdacht schöpfen konnte.

Er war ohne Zweifel der lang gesuchte Doppelagent. Noch Stunden später konnte er es nicht fassen: Was hatte ihn nur verraten?
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