Yatagan

Yatagan

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Yatagan vor 12 Jahren 12 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Duft der Abenteurer
Wir schreiben das Jahr 1931. Langsam schob sich das Schiff durch die Wellen. Auf seiner Fahrt entlang der alten Gewürzroute über Guatemala, die Karibik nach Brasilien, Ceylon und Indien und weiter an die afrikanische Küste hatte es die wertvollsten Gewürze und Hölzer zur Duftherstellung geladen: Cardamon, rosa Pfeffer, Zimt, Sandelholz, Sankt-Thomas-Pfeffer, Germanium, Zedernholz und Vetiver. In Paris schon sehnsüchtig erwartet, entstand daraus ein Gewürzcocktail gefasst in ein Parfum, der einzigartig blieb: keine Nachahmer, keine bekannten Vorläufer.
Der Duft von Epices wird dominiert von Gewürzen, die von Amber und Moschus weich abgefedert werden und dennoch eine gewisse Schärfe behält. Kein Duft für jeden Tag, aber für besondere Stimmungen.

P.S.: Ich gehe davon aus, dass die Informationen auf basenotes.net korrekt sind und es sich bei Epices um den neuen Namen für "Un Parfum d'Aventure" von Piver handelt, dessen alte Bezeichnung wohl als etwas zu sperrig empfunden wurde.
4 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 6 2
8
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Stille Liebe
Lem ist ein eigentümlicher Duft: Man liebt ihn oder hasst ihn. Vielleicht ist diese Eigenschaft vielen Düften aus dem Hause Galimard zu eigen. Galimard ist ein Fossil: Eines der älteste Parfumhäuser der Welt (1747), das dennoch selbst vielen Parfumliebhabern kaum bekannt ist. Dies mag daran liegen, dass Galimard zwar direkt nach Deutschland liefert, selbst bei Händlern von Nischenparfums aber kaum vertreten ist. Lem ist dennoch kein ganz typischer Galimard-Duft. Wer schon einmal verschiedene Wässerchen dieser Marke besaß, weiß, dass es einen typischen Galimard-Ton gibt, ähnlich wie bei Guerlain, der ein Gefühl von Vertrautheit herstellt. Dieses typische Gefühl fehlt hier fast ganz. Lem ist ein Duft, der bei mir sofort Assoziationen an Zitrone oder Limette hervorruft, obwohl diese in den Duftnoten gar nicht vertreten zu sein scheinen. Deutlich erkennbar ist der Lavendel und Wacholder-Ton, aber auch die Koniferennoten und das Moos bleiben lange spürbar. Einige vermeinen einen fast metallischen Unterton zu erkennen, der aber nach kurzer Zeit abklingt und weicheren Eindrücken Platz macht. Diese metallische Note ist es vermutlich, die gelegentlich zu sofortiger Ablehnung führt: Liebe oder Hass. Bei mir ist es trotz der polarisierenden Eigenschaften dieses Duftes eine stille, keine leidenschaftliche Liebe geworden. Aber man weiß ja: Oft sind dies die dauerhaftesten Beziehungen.
2 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 22 14
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9.5
Duft
Grünes Leuchten
Wahrlich: Wer diesem Duft noch nicht begegnet ist, hat etwas verpasst. Im Gegensatz zu annähernd ähnlichen Düften wie Eau d'Orange Verte von Hermes oder dem göttlichen Monsieur Balmain, die die Sonne und das Licht, den Sommer und klaren Himmel olfaktorisch verdichten, ist dies eher das grüne Funkeln eines Smaragds in der Dämmerung. Die Herznote mit Orange, pfeffrigen oder minzigen und zitrischen Komponenten geht nur langsam über in eine krautig frische Herznote, in der aber auch Blütendüfte wie Rose deutlich wahrnehmbar sind. So frisch und rein der Duft zunächst riecht, so schnell wird er geheimnisvoll, fast erotisch. Vielleicht mag dies auch der Basisnote aus Moschus geschuldet sein, die ich aber kaum wahrnehmen kann.
Selten trug ein Parfum einen so schlichten, aber auch so treffenden Namen. Green Water lässt jedoch schnell Assoziationen zu, die den Duft einzuordnen vermögen: Bei grünem Wasser denke ich an eine Quelle, grün schimmernd, weil von vielen Pflanzen, Blumen, vielleicht von Wald umgeben. Entsprechend wenig maskulin ist dieser Duft. Ähnlich wie Monsieur Balmain, dessen Name ganz fälschlich strenge Züge vermuten lässt, ist es ein weicher, fließender, klarer und ein wenig sinnlicher Duft, der zu unrecht selten getragen wird, von Männern und Frauen getragen werden sollte.
14 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 12 2
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Hänsel und Gretel
Mein Vorredner Apicius hat es (wieder einmal) auf den Punkt gebracht: Kaum ein Attribut passt besser zu diesem Duft als "dunkel". Ein wenig fühle ich mich an Hänsel und Gretel erinnert, die sich allein in den finsteren Wald begeben müssen und dort furchtsam allerlei merkwürdige Gerüche wahrnehmen. Da sind zunächst die typischen Töne englischer Duftwässer, wie sie seit 1880 de rigeur sind: Lavendel und Hesperiden, aber auch florale Anklänge, sowie im Nachklang Sandel- und Zedernholz, viel Holz eben. Sehr schnell schiebt sich aber Krautiges in den Vordergrund, Aromen die an Wald, an dunklen Wald, weniger an Wiese denken lassen. Im Gegensatz zu Apicius, dessen Kommentare ich sehr schätze, gefällt mir der Duft aber sehr gut. Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade die british scents schätze, vielleicht liegt es auch daran, dass sich grüne Düfte auf meiner Haut sehr gut entwickeln. All die Duc de Vervins, Quorums, Knize Forests, Pino Silvesters, Agua Bravas und Wild Ferns (s.d.) finden stets meine Gnade. Und außerdem liebe ich Waldspaziergänge und Märchen.
2 Antworten
Yatagan vor 12 Jahren 29 8
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein modernes Wässerchen
Er legte seine Zeitung vom 3. Oktober 1880 zur Seite. Nichts von Belang war geschehen. Ein Tag wie jeder andere im 19. Jahrhundert. Es war nun angebracht, zu seinem bevorzugten Barbourshop zu gehen und seinen Bart stutzen zu lassen. Wenn die Zeit es zuließe, nahm er nicht selbst sein Rasiermesser zur Hand, er ging stattdessen zu Trumpers in der Curzon Street, einem der besten Hersteller feiner Dufterzeugnisse. Als er den Laden betrat, schlug ihm ein fremder Geruch entgegen. Der junge Mann, der gerade frisiert und rasiert worden war, bekam soeben ein Rasierwasser aufgelegt, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es roch neu und aufregend. So etwas kannte er nicht. Hervorstechend war die Kopfnote von Kümmel, eingebettet in weichere Komponenten von Hesperiden, leicht zitronig duftend. Mehr konnte er zunächst nicht unterscheiden. Gleich nahm er sich vor, diesen Duft nach seiner eigenen Rasur zu wählen. Viel zu langsam verging die Zeit, bis er an der Reihe war, viel zu langsam verging die Zeit des Haareschneidens und der Rasur. Schließlich kam der entscheidende Moment. Ob er wieder seinen Lieblingsduft Marlborough wähle, eine der neueren Kompositionen von Geo F. Trumper aus dem Jahre 1877? Nun ja, eigentlich schon gerne, aber was denn mit diesem anderen Duft sei, den der junge Mann vor ihm gewählt habe. Dies, so erfuhr er, sei ein Duft der erst vor wenigen Wochen neu eingeführt worden sei. Ob man ihm diesen noch nicht vorgestellt habe? Er wählte den neuen Duft, nur notdürftig seine Neugierde unterdrückend. Astor sei der Name der neuen Komposition. Seine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Nach der frischen Kopfnote aus Kümmel und Zitrone roch er bald schon Komponenten von exotischen Blumen, vielleicht Jasmin. Erst zu Hause nahm er wahr, dass auch die Klassiker der englischen Toiletterie, Amber und vor allem Sandelholz, enthalten waren. Ein Duft, gleichzeitig neu und doch vertraut. Er würde ihn von nun an jedes Mal wählen.

Mehr als 120 Jahre später: Der Gentleman, der das Geschäft in der Curzon Street in London besuchte, lebt längst nicht mehr, aber Astor riecht immer noch neu und anders. Der Kümmel in der Kopfnote verliert in der Basis aus Sandelholz und Jasmin seine Schärfe und wird weich und rein. Die Duftentwicklung ist immer noch spannend und auf jeder Haut anders.
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