L.T. Piver

Parfümeure & kreative Köpfe
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L.T. Piver zählt zu den ältesten noch aktiven Parfümhäusern Frankreichs und wurde 1774 gegründet.
Gründervater ist der „Maître Gantier Parfumeur Versaillais“, der „Meister Handschuhmacher Parfümeur“ Michel Adam aus Versailles, der in der Rue des Lombards 82 in Paris am 8. Juli 1774 seine Parfümerie „À la Reine des Fleurs“ eröffnete zu einer Zeit, als Handschuhe noch parfümiert und elfenbeinweiße Perücken getragen wurden. Sein nach Lavendel duftendes Handschuhparfüm bzw. Fleckenwasser „L’Eau Vestimentale“ soll König Ludwig XVI. gefallen haben. Sein erstes Eau de Cologne aus dem Gründungsjahr 1774 benannte Michel Adam nach seiner Boutique. Es erhielt den Namen „Eau de Cologne de la Reine des Fleurs“.
1799 übergab Michel Adams Sohn das Unternehmen an seinen Cousin zweiten Grades Pierre-Guillaume Dissey. Ab 1805 führten Pierre-Guillaume Dissey und der vormals im Vertrieb angestellte Louis-Toussaint Piver die Geschäfte. Mit der Umbenennung in „Dissey et Piver“ taucht der Name Piver erstmals im Firmennamen auf und begründete die Piver-Dynastie. Kaiserin Josephine soll in dieser Zeit zur angesehenen Kundschaft gehört und insbesondere Kosmetika, Lidschatten und Düfte gerne gemocht haben. 1809 zog das Haus in die Rue Saint-Matin 111 um, die heute Rue de la Paix heißt.
Florierende Geschäfte führten ab 1817 zur Eröffnung erster Filialen in London und Brüssel sowie später in Barcelona und in weiteren Orten. Internationale Erfolge von Russland bis Brasilien folgten dem andauernden Expansionskurs. Im 19. Jahrhundert hatte L.T. Piver über 100 Filialen weltweit. Zu treuen Kunden zählten die Familie Bonaparte und später Sarah Bernard. 1822 trat Pierre François Pascal Guerlain dem Unternehmen bei, um nach sechs Jahren Erfahrung sein eigenes Haus, Guerlain, zu gründen.
Mit dem Tod von Pierre-Guillaume Dissey gingen die Geschäfte 1823 allein auf Louis-Toussaint Piver über. Der „unerschrockene Unternehmer“ benannte sein Haus um in „L.T. Piver“ und baute eine erste Fabrik in La Villette auf. Als Zeichen für eine hohe Wertschätzung verlieh Karl X. dem Haus die Auszeichnung „Hoflieferant“. 1826 zählten Napoleon II., General Lafayette, Lord Byron und andere Persönlichkeiten der High Society zur Kundschaft.
Aufgrund persönlicher Schwierigkeiten musste Louis-Toussaint Piver, dessen Ehefrau Alexandrine Martin schwer erkrankt war, das Haus 1832 an seine Freunde Messier und Amavet verkaufen. 1837 übernahmen Alphonse Dissey und Alphonse Piver, beides Neffen von Louis-Toussaint Piver, die Herrschaft. Sie erweiterten die Produktpalette um Rizinusöl, Haarpflegeprodukte, Makassaröl, Irismilch und Seifen aus Salatsaft als „beste aller Toilettenseifen“, die auch Napoleon III. gelobt haben soll. 1850 wurde „Eau des Princes“ kreiert.
1859 erwarb Alphonse Piver, der „Visionär“, eine Destillationsfabrik in Grasse zur Verarbeitung von Blumen und sicherte sich damit eine Säule der Rohstoffproduktion für sein Unternehmen. Dank seiner Geschicke und innovativer Verfahren wurde das Haus mehrfach mit hohen Auszeichnungen geehrt. Auf der Weltausstellung in Paris erklärte die internationale Jury die Produkte von L.T. Piver im Jahre 1867 als „außer Konkurrenz“ und sprach dem Haus als höchste Auszeichnung das Kreuz der Ehrenlegion zu. 1869 weihte der „Ritter der Ehrenlegion“ und „Parfümeur Seiner Majestät des Kaisers“ eine weitere Kosmetik-Fabrik in Aubervilliers ein. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde „À La Reine des Fleurs“ als Eau de Cologne aufgelegt.
1881 übernahm Alphonse Pivers Sohn Lucien-Toussaint Piver die Unternehmensleitung mit Unterstützung seiner Cousins Athanase und Gustave Nocard. Lucien-Toussaint Piver galt als „der Gewissenhafte“. Unter seiner Führung wurden die Parfums Rêve d’Or und Cuir de Russie kreiert. Mit dem Eau de Cologne „Héliotrope Blanc“ kam 1885 erstmalig das von den deutschen Chemikern Rudolph Fittig und W. H. Mielk 1869 entdeckte und synthetisierte Molekül Heliotropin zum Einsatz.
1896 wurde Luciens Schwiegersohn Jacques Rouché, der „Neugierige“, Verwalter bei L.T. Piver. Mit ihm wurde das Unternehmen auf die Pfade der damaligen modernen Parfümerie geführt. Unterstützung lieferte der Chemiker Georges Darzens, der mit Erfolgen in der organischen Chemie die Kompositionen der Düfte revolutionierte. So gehört auch „Le Trèfle Incarnat“ zu den hausinternen Meilensteinen. 1898 pries das Haus „Le Trèfle Incarnat“ als sein erstes Parfüm mit künstlichen ätherischen Ölen an. Georges Darzens hatte 1896 Amylsalicylat entdeckt und nutzte die aromatische Orchideenkräuternote - den „Duft von blühendem Klee in der Hitze des Augusts“ - als Mischer.
1926 hatte L.T. Piver 1500 Mitarbeiter und produzierte täglich rund 50 Tonnen an verschiedenen Kosmetik-, Pflege- und Parfüm-Produkten. 1948 ging L.T. Piver mit dem Slogan „Piver parfümiert die ganze Welt“ an den Markt.
Ab 1940 wechselte die Unternehmensspitze mehrfach. 1972 übernahm Sogémarci und 1979 Rhône-Poulenc das Haus. Seit 2021 ist Nelly Chenelat CEO des traditionsreichen Unternehmens.
L.T. Piver baut weiterhin auf Handwerk und Tradition statt auf jährliche Neuerscheinungen mit Flanker-Gefolge. Die erfolgreichen Düfte Rêve d’Or, Pompeïa, Héliotrope Blanc, Eau des Princes, À La Reine des Fleurs und Cuir de Russie bilden noch heute die Produktpalette im Bereich der Parfüms. Die Produktion erfolgt in Chartres westlich von Paris im Herzen des „Cosmetic Valley“. Parfümrohstoffe stammen aus Grasse. Weitere Komponenten liefern Partner aus Frankreich und aus anderen Teilen Europas.
