03.10.2018 - 12:11 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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18
Ein gewöhnliches Chypre
Als vorletzter Duft meiner kleinen "tschechischen Serie" kommt Chypre - wiederum von Alpa - an die Reihe. Chypre ist ein Kölnischwasser, und gemessen daran ist die Sillage und vor allem die Haltbarkeit von etwa vier Stunden (bei großzügiger Anwendung) durchaus beachtlich.
Dieses Cologne eröffnet fulminant, mit einer cologne-typisch knalligen Explosion cologne-untypischer blumig-süßlicher und seifig-synthetischer Noten. Auf eine schon cremige und doch bisweilen auch etwas animalisch anmutende Zwischenphase, die ich wie den Beginn als kühl empfinde (obwohl blumig-süß und kühl schwer zusammengehen scheint), folgt dann etwa ab der dritten Stunde ein sehr schöner, sanfter, ruhiger, moderat warmer Ausklang, in dem ich so klar wie in kaum einem anderen je von mir getesteten Duft Moos (und vielleicht auch andere grüne Noten) und Vanille identifizieren kann - was hier ganz ausgezeichnet zusammengeht; Moschus soll ebenfalls vertreten sein, was ich für plausibel halte.
In der Spätphase des Duftes kann ich mir Chypre durchaus auf dem Einstecktuch oder den Wangen eines Herrn (der vielleicht eine gewisse Schwäche für die Zwischenkriegszeit hat) vorstellen (dieses Bild habe ich wieder der Seite "Pomadeshop" entnommen, über die diejenigen, die nicht so oft nach oder durch Böhmen kommen wie ich diese Düfte beziehen können). Im Auftakt ist dies jedoch weniger der Fall - das Bukett dieses Dufts wirkt hier auf mich zugleich ungemein faszinierend, um nicht zu sagen aufreizend oder erregend, zugleich aber etwas aufdringlich und, nun ja, sagen wir es, ordinär und billig. Vielleicht lässt sich dieser Eindruck durch weitere Tests mit nunmehr geringerer Dosierung (die aber dann wahrscheinlich auch auf die Haltbarkeit durchschlägt) noch relativieren.
Dieser etwas zwiespältigige Befund ist verantwortlich für die "Kompromissnote" 7,5, die ich vergeben habe - obwohl ich dieses "Chypre" in gewisser Weise äußerst anziehend finde - und auch für den Titel der Rezension. Er ist angelehnt an den dritten Teil der in den frühen dreißiger Jahren (also passend für den Duft) vorgelegten so genannten "noetischen Trilogie" des hierzulande leider nicht sehr bekannten, vortrefflichen tschechischen Schriftstellers Karel Capek. Dieser dritte Teil trägt nämlich den Titel "Ein gewöhnliches Leben" (obycejny zivot). Er schildert aus der Ichperspektive nachgelassener Papiere das Leben eines mittleren böhmischen Bahnbeamten, hinter dessen respektabler und braver Fassade sich (neben anderen, auch moralisch weit problematischeren Abgründigkeiten) ein dunkles Hingezogensein zum Typus der ordinären, ja abstoßenden Frau verbirgt (das gelegentlich auch ausgelebt wird). An solch ein zweifelhaftes Frauenzimmer zu denken, konnte ich beim Auftakt dieses Duftes nicht vermeides.
Der Flakon gefällt mir wie bei dieser Marke fast immer wieder ausgezeichnet: Ich denke, hier wird nicht auf "Vintage" gemacht, hier wird Retro einfach gelebt. Das Etikett wirkt wie mindestens acht Jahrzehnte aus der Zeit gefallen, ich empfinde es als schön und als zum Duft passend. Eine Splash- (oder Sprüh-) Vorrichtung fehlt leider, was schade ist. Denn pur zum Hände-und-Gesicht-Waschen sollte man "Chypre" wohl eher nicht verwenden. Der große Ausguß legt dies zwar nahe, die fatalen Folgen einer Überdosierung sollten indes wohl doch vermieden werden.
Dieses Cologne eröffnet fulminant, mit einer cologne-typisch knalligen Explosion cologne-untypischer blumig-süßlicher und seifig-synthetischer Noten. Auf eine schon cremige und doch bisweilen auch etwas animalisch anmutende Zwischenphase, die ich wie den Beginn als kühl empfinde (obwohl blumig-süß und kühl schwer zusammengehen scheint), folgt dann etwa ab der dritten Stunde ein sehr schöner, sanfter, ruhiger, moderat warmer Ausklang, in dem ich so klar wie in kaum einem anderen je von mir getesteten Duft Moos (und vielleicht auch andere grüne Noten) und Vanille identifizieren kann - was hier ganz ausgezeichnet zusammengeht; Moschus soll ebenfalls vertreten sein, was ich für plausibel halte.
In der Spätphase des Duftes kann ich mir Chypre durchaus auf dem Einstecktuch oder den Wangen eines Herrn (der vielleicht eine gewisse Schwäche für die Zwischenkriegszeit hat) vorstellen (dieses Bild habe ich wieder der Seite "Pomadeshop" entnommen, über die diejenigen, die nicht so oft nach oder durch Böhmen kommen wie ich diese Düfte beziehen können). Im Auftakt ist dies jedoch weniger der Fall - das Bukett dieses Dufts wirkt hier auf mich zugleich ungemein faszinierend, um nicht zu sagen aufreizend oder erregend, zugleich aber etwas aufdringlich und, nun ja, sagen wir es, ordinär und billig. Vielleicht lässt sich dieser Eindruck durch weitere Tests mit nunmehr geringerer Dosierung (die aber dann wahrscheinlich auch auf die Haltbarkeit durchschlägt) noch relativieren.
Dieser etwas zwiespältigige Befund ist verantwortlich für die "Kompromissnote" 7,5, die ich vergeben habe - obwohl ich dieses "Chypre" in gewisser Weise äußerst anziehend finde - und auch für den Titel der Rezension. Er ist angelehnt an den dritten Teil der in den frühen dreißiger Jahren (also passend für den Duft) vorgelegten so genannten "noetischen Trilogie" des hierzulande leider nicht sehr bekannten, vortrefflichen tschechischen Schriftstellers Karel Capek. Dieser dritte Teil trägt nämlich den Titel "Ein gewöhnliches Leben" (obycejny zivot). Er schildert aus der Ichperspektive nachgelassener Papiere das Leben eines mittleren böhmischen Bahnbeamten, hinter dessen respektabler und braver Fassade sich (neben anderen, auch moralisch weit problematischeren Abgründigkeiten) ein dunkles Hingezogensein zum Typus der ordinären, ja abstoßenden Frau verbirgt (das gelegentlich auch ausgelebt wird). An solch ein zweifelhaftes Frauenzimmer zu denken, konnte ich beim Auftakt dieses Duftes nicht vermeides.
Der Flakon gefällt mir wie bei dieser Marke fast immer wieder ausgezeichnet: Ich denke, hier wird nicht auf "Vintage" gemacht, hier wird Retro einfach gelebt. Das Etikett wirkt wie mindestens acht Jahrzehnte aus der Zeit gefallen, ich empfinde es als schön und als zum Duft passend. Eine Splash- (oder Sprüh-) Vorrichtung fehlt leider, was schade ist. Denn pur zum Hände-und-Gesicht-Waschen sollte man "Chypre" wohl eher nicht verwenden. Der große Ausguß legt dies zwar nahe, die fatalen Folgen einer Überdosierung sollten indes wohl doch vermieden werden.
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