18.04.2020 - 15:33 Uhr
FvSpee
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Colonia statt Corona. No. 1: Geschmeidige Bergamotte
Nein, die CoViD-Kommentare werden nicht fortgesetzt, weder was den Namen, noch was die tägliche Erscheinungsweise betrifft, weder jetzt noch in Zukunft. Aber das Thema steht ja nun mal weiter wie ein Elefant im Raum, leider, und daher werde ich es auch weiterhin von Fall zu Fall streifen.
Ich denke ja, wenn irgendwelche Düfte Seuchenzeiten angemessen sind, dann Kölnischwässer. Warum das? Bevor ich dazu komme, erst aber zu einer Vorfrage: Was meine ich dabei mit Colognes? Der Begriff wird ja auch als eine Bezeichnung für eine bloß (schwache) Duftstoffkonzentration, noch unter der von Eau de Toilette benutzt; so gesehen kann es auch Gourmand- und Orientalen-Colognes geben. Und im amerikanischen Raum hat "Cologne" einen geschlechtsspezifischen Einschlag und wird manchmal für so gut wie jedes halbwegs klassische Herrenparfüm gebraucht. Aber im wohl klassischsten europäischen Sinne, den ich hier zu Grunde lege, ist ein Kölnischwasser, Eau de Cologne, Acqua di Colonia, Kolínska Voda doch recht eigentlich ein leichtes Duftwasser mit hohem Alkoholanteil, mit vorwiegend zitrischen und/oder anderen frischen Duftstoffen, das in der Regel ohne ausgeprägten Duftverlauf und von stark begrenzter Haltbarkeit ist. Damit ist es für mich ein Unsinn, wenn heute hypermoderne Leder-Nischen-Colognes und ähnlicher Zinnober angeboten werden: da bin ich kein Mü weniger Traditionalist als Korianke und sein Trudchen.
Ein Cologne ist daher nie reines Duftprodukt, es kann, selbst wenn es das feinste und teuerste italienische oder französische Strandpromenaden-Wässerchen ist, wenn es denn seinen Namen "Colonia" verdienen will, seine Herkunft aus und Verwandtschaft mit der Welt der Körperpflege und Hygiene nie ganz vergessen machen. Schon den ältesten Kölnischwässern wurden auch zur Reinigung benutzt und ihre frischen Düfte sollten die Pest abwehren. Wer vor 200 Jahren mit der Kutsche oder vor 75 Jahren mit der Bahn eine lange Reise machte und morgens keinen Zugriff auf Wasser und Seife hatte, wusch sich Gesicht und Hände mit Kölnischwasser oder "Wasch-Cologne". Das war auch sinnvoll, weil der Alkohol gut Schweiß und Körperfett löst. Vielleicht am schönsten wird diese Mittelstellung zwischen Parfüm und alkoholischer Waschlösung in der Türkei weitergelebt, wo die ungeheuer populären "Kolonyas" zwar auch wegen ihres Duftes geschätzt und geliebt werden, aber auch nach einer heißen Autofahrt zum Abreiben benutzt und Gästen erfrischungsweise zur Begrüßung gereicht werden und wo Kranken damit das Gesicht gewaschen wird. Und da verwundert es auch nicht, dass in der aktuellen Corona-Pandemie in der Türkei tatsächlich die Kolonyas, deren Produktion und Absatz irrwitzig angestiegen ist, wissenschaftlich wohl durchaus sinnvoll, weil die Virenhüllen die Alkoholkonzentration nicht aushalten, als Alltags-Desinfektionsmittel verwendet werden.
Unser "Eau de Cologne Classique" von Alpa ist in diesem Sinne ein allerbestes Cologne, erfrischend und kühlend. Es startet ungemein zitrisch; im Zentrum steht unverkennbar die Bergamotte (wobei der makabre Aspekt nicht unerwähnt bleiben kann, dass diese Frucht nach der Stadt benannt ist, die heute Epizentrum der Seuche in Europa geworden ist). Auch Neroli und Limette würde ich vermuten. Diese schon deutlich an den Klassiker 4711 erinnernde Zitrik kommt allerdings ganz eigenständig daher, nämlich bei aller Kühle und Frische auch weichgeschliffen, fast samtig, und auch ganz leicht süßlich. Ohne den ernsthaften (und notwendigerweise verfehlten) Ehrgeiz zu haben, zum Parfüm werden zu wollen, hat "Classique" eine gewisse Dauer (bei angemessen großzügiger Verwendung etwa drei Stunden) und den Ansatz eines Verlaufs. Die Basis nahm ich zuerst, beim Verfassen des Statements, als fruchtig-süß wahr, ich würde sie heute eher als vanillig-holzig identifizieren; jedenfalls sind es keine extrem klassischen Cologne-Noten, aber sie setzen sehr passend und stimmig den ein wenig femininen, weichen, für ein Cologne eher sanften Beginn fort. Mir gefiel dieser Duft beim ersten Testen exzellent, dann kam er mir zu süß vor, inzwischen mag ich ihn wieder sehr. Ganz, ganz entfernt, meine ich sogar eine Seelenverwandtschaft zum Cologne Imperial von Guerlain zu erahnen. In der Feinheit und Eleganz verhält sich das zwar wie das Boeuf Bourguignon eines französischen Sternekochs zu böhmischem Gulasch mit Knödeln. Aber es gibt auch sehr elegante böhmische Knödel. Und 100 ml dieses "Klassikers" (für den Namen gebe ich 6 Punkte) sind in Tschechien in Drogerien für etwa 1,50 Euro zu haben, in Deutschland für 9,95 Euro im Versandhandel über Pomadeshop.
Ich denke ja, wenn irgendwelche Düfte Seuchenzeiten angemessen sind, dann Kölnischwässer. Warum das? Bevor ich dazu komme, erst aber zu einer Vorfrage: Was meine ich dabei mit Colognes? Der Begriff wird ja auch als eine Bezeichnung für eine bloß (schwache) Duftstoffkonzentration, noch unter der von Eau de Toilette benutzt; so gesehen kann es auch Gourmand- und Orientalen-Colognes geben. Und im amerikanischen Raum hat "Cologne" einen geschlechtsspezifischen Einschlag und wird manchmal für so gut wie jedes halbwegs klassische Herrenparfüm gebraucht. Aber im wohl klassischsten europäischen Sinne, den ich hier zu Grunde lege, ist ein Kölnischwasser, Eau de Cologne, Acqua di Colonia, Kolínska Voda doch recht eigentlich ein leichtes Duftwasser mit hohem Alkoholanteil, mit vorwiegend zitrischen und/oder anderen frischen Duftstoffen, das in der Regel ohne ausgeprägten Duftverlauf und von stark begrenzter Haltbarkeit ist. Damit ist es für mich ein Unsinn, wenn heute hypermoderne Leder-Nischen-Colognes und ähnlicher Zinnober angeboten werden: da bin ich kein Mü weniger Traditionalist als Korianke und sein Trudchen.
Ein Cologne ist daher nie reines Duftprodukt, es kann, selbst wenn es das feinste und teuerste italienische oder französische Strandpromenaden-Wässerchen ist, wenn es denn seinen Namen "Colonia" verdienen will, seine Herkunft aus und Verwandtschaft mit der Welt der Körperpflege und Hygiene nie ganz vergessen machen. Schon den ältesten Kölnischwässern wurden auch zur Reinigung benutzt und ihre frischen Düfte sollten die Pest abwehren. Wer vor 200 Jahren mit der Kutsche oder vor 75 Jahren mit der Bahn eine lange Reise machte und morgens keinen Zugriff auf Wasser und Seife hatte, wusch sich Gesicht und Hände mit Kölnischwasser oder "Wasch-Cologne". Das war auch sinnvoll, weil der Alkohol gut Schweiß und Körperfett löst. Vielleicht am schönsten wird diese Mittelstellung zwischen Parfüm und alkoholischer Waschlösung in der Türkei weitergelebt, wo die ungeheuer populären "Kolonyas" zwar auch wegen ihres Duftes geschätzt und geliebt werden, aber auch nach einer heißen Autofahrt zum Abreiben benutzt und Gästen erfrischungsweise zur Begrüßung gereicht werden und wo Kranken damit das Gesicht gewaschen wird. Und da verwundert es auch nicht, dass in der aktuellen Corona-Pandemie in der Türkei tatsächlich die Kolonyas, deren Produktion und Absatz irrwitzig angestiegen ist, wissenschaftlich wohl durchaus sinnvoll, weil die Virenhüllen die Alkoholkonzentration nicht aushalten, als Alltags-Desinfektionsmittel verwendet werden.
Unser "Eau de Cologne Classique" von Alpa ist in diesem Sinne ein allerbestes Cologne, erfrischend und kühlend. Es startet ungemein zitrisch; im Zentrum steht unverkennbar die Bergamotte (wobei der makabre Aspekt nicht unerwähnt bleiben kann, dass diese Frucht nach der Stadt benannt ist, die heute Epizentrum der Seuche in Europa geworden ist). Auch Neroli und Limette würde ich vermuten. Diese schon deutlich an den Klassiker 4711 erinnernde Zitrik kommt allerdings ganz eigenständig daher, nämlich bei aller Kühle und Frische auch weichgeschliffen, fast samtig, und auch ganz leicht süßlich. Ohne den ernsthaften (und notwendigerweise verfehlten) Ehrgeiz zu haben, zum Parfüm werden zu wollen, hat "Classique" eine gewisse Dauer (bei angemessen großzügiger Verwendung etwa drei Stunden) und den Ansatz eines Verlaufs. Die Basis nahm ich zuerst, beim Verfassen des Statements, als fruchtig-süß wahr, ich würde sie heute eher als vanillig-holzig identifizieren; jedenfalls sind es keine extrem klassischen Cologne-Noten, aber sie setzen sehr passend und stimmig den ein wenig femininen, weichen, für ein Cologne eher sanften Beginn fort. Mir gefiel dieser Duft beim ersten Testen exzellent, dann kam er mir zu süß vor, inzwischen mag ich ihn wieder sehr. Ganz, ganz entfernt, meine ich sogar eine Seelenverwandtschaft zum Cologne Imperial von Guerlain zu erahnen. In der Feinheit und Eleganz verhält sich das zwar wie das Boeuf Bourguignon eines französischen Sternekochs zu böhmischem Gulasch mit Knödeln. Aber es gibt auch sehr elegante böhmische Knödel. Und 100 ml dieses "Klassikers" (für den Namen gebe ich 6 Punkte) sind in Tschechien in Drogerien für etwa 1,50 Euro zu haben, in Deutschland für 9,95 Euro im Versandhandel über Pomadeshop.
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