10.09.2018 - 07:21 Uhr
FvSpee
323 Rezensionen
FvSpee
Top Rezension
20
The woods are lovely, dark and deep...
Erneut wartet die tschechische Traditionsmarke Alpa, von der ich hier bereits einige Düfte kommentiert habe, mit einer Überraschung auf. Never judge a book by the cover!
Der Flakon (auf eine Karton-Umverpackung wird auch hier verzichtet) besticht auch hier durch derben postkommunistischen Industrie-Charme, der heute allerdings schon wieder als "genial retro" durchgeht. Die Chargennummer und das Haltbarkeitsdatum sind wieder auf die Etikett-Vorderseite gehämmert. Soweit alles bei Alpa nicht unüblich. Hinzu kommt hier nun allerdings, dass der 50 ml fassende Flakon nicht die typische Rasierwasserform aufweist, sondern an eine Medikamentenflasche angelehnt ist, dass der Duft nicht mal einen richtigen Namen hat, sondern nur als "378" bezeichnet wird (hierzu gleich noch etwas) und dass der (nur tschechisch und slowakisch verfasste) Werbespruch auf dem Etikett mitnichten die "männliche Frische" oder dergleichen des Produkts preist, sondern nüchtern auf die desinfizierende Wirkung der Flüssigkeit hinweist.
Was übrigens den Namen "378" angeht, hat mich meine Intuition nicht getrogen: Die Überprüfung von Alpas Firmenanschrift hat "Hornoměstská 378/74" (in 59401 Velké Meziříčí) ergeben; die Benennung eines Duftes nach der Hausnummer (oder Straße) der Herstellerfirma hat ja auch anderwärts Tradition, nicht nur bei "4711"...
Bei diesem Äußeren stellte ich mich auf ein Rasierwasser für Männer, die Düfte ablehnen ein und erwartete einen neutral-sauberen oder chemisch-desinfektionsmittelmäßigen Geruch. Aber nichts falscher als das!
"378" imponiert durch einen tiefgrünen, enorm moosig-waldigen Duftteppich mit leicht kräuterigem und etwas stärker holzigen Einschlag. Trotz des Holzes ist hier aber nichts herb und schon gar nicht trocken, alles bleibt weich, voll, ja fast schon üppig, wozu eine gewisse (indes nicht penetrante) leichte aber markante Süße beitragen mag. Insgesamt aus meiner Sicht eine gelungene weich-volle Fougère-Interpretation (wobei auch eine Identifizierung als Chypre-Variante nicht abwegig wäre), die mir ausgesprochen gut gefällt und praktisch nichts kostet.
Die Konsistenz der Flüssigkeit ist leicht viskos und glyzerinig, die Pflegewirkung ist gut erkennbar. Nach etwa einer Stunde ist der Duft nur noch schwach und hautnah, nach zwei Stunden nicht mehr wahrzunehmen, was mir für ein klassisches Rasierwasser durchaus adäquat erscheint.
Postscripta:
"Irisch Moos" habe ich nur einmal in einer Drogerie getestet, es hat mir gar nicht gefallen. Eine gewisse Verwandtschaft zu jenem klassischen Herrenduft kann ich daher nicht unbedingt bestätigen. Sie wird aber z.B. von Bellemorte (hier im Statement) und auch in der werbenden Kommentierung auf der Internetseite von "Pomadeshop" (der einzige mir bekannte Bezugsweg in Deutschland) behauptet (wobei stets betont wird, dass 378 weicher und eleganter sei), es mag also etwas daran sein.
Die Internetseite der Herstellerfirma nennt keine Duftpyramide, sondern teilt auf der deutschen Version lediglich (sprachlich etwas holprig) mit "Es hat typische Blumen-Zitrusfrucht Duft mit Moos-Unterton". Ich kann weder Blumen noch Zitrus separat herausriechen, es mag allerdings sein, dass zitrische Noten für die Frische und florale für die weiche Fülle des Duftes mit verantwortlich zeichnen. Mit den ebenfalls in einigen Quellen behaupteten Moschusnoten verhält es sich ähnlich: Ich wäre alleine nicht darauf gekommen, unplausibel finde ich sie nicht.
Nachtrag am 4. Dezember 2018: Inzwischen mehrfach benutzt, schätze ich den sehr besonderen weichen Duft und die Pflegewirkung eher noch mehr. Das ist ein echtes Lieblingsrasierwasser geworden. Bei großzügigem Auftragen, was bei Rasierwässern ja nicht abwegig ist, korrigiere ich die Haltbarkeit auf ca. 5 Stunden, also für ein EdR durchaus recht hoch.
Der Flakon (auf eine Karton-Umverpackung wird auch hier verzichtet) besticht auch hier durch derben postkommunistischen Industrie-Charme, der heute allerdings schon wieder als "genial retro" durchgeht. Die Chargennummer und das Haltbarkeitsdatum sind wieder auf die Etikett-Vorderseite gehämmert. Soweit alles bei Alpa nicht unüblich. Hinzu kommt hier nun allerdings, dass der 50 ml fassende Flakon nicht die typische Rasierwasserform aufweist, sondern an eine Medikamentenflasche angelehnt ist, dass der Duft nicht mal einen richtigen Namen hat, sondern nur als "378" bezeichnet wird (hierzu gleich noch etwas) und dass der (nur tschechisch und slowakisch verfasste) Werbespruch auf dem Etikett mitnichten die "männliche Frische" oder dergleichen des Produkts preist, sondern nüchtern auf die desinfizierende Wirkung der Flüssigkeit hinweist.
Was übrigens den Namen "378" angeht, hat mich meine Intuition nicht getrogen: Die Überprüfung von Alpas Firmenanschrift hat "Hornoměstská 378/74" (in 59401 Velké Meziříčí) ergeben; die Benennung eines Duftes nach der Hausnummer (oder Straße) der Herstellerfirma hat ja auch anderwärts Tradition, nicht nur bei "4711"...
Bei diesem Äußeren stellte ich mich auf ein Rasierwasser für Männer, die Düfte ablehnen ein und erwartete einen neutral-sauberen oder chemisch-desinfektionsmittelmäßigen Geruch. Aber nichts falscher als das!
"378" imponiert durch einen tiefgrünen, enorm moosig-waldigen Duftteppich mit leicht kräuterigem und etwas stärker holzigen Einschlag. Trotz des Holzes ist hier aber nichts herb und schon gar nicht trocken, alles bleibt weich, voll, ja fast schon üppig, wozu eine gewisse (indes nicht penetrante) leichte aber markante Süße beitragen mag. Insgesamt aus meiner Sicht eine gelungene weich-volle Fougère-Interpretation (wobei auch eine Identifizierung als Chypre-Variante nicht abwegig wäre), die mir ausgesprochen gut gefällt und praktisch nichts kostet.
Die Konsistenz der Flüssigkeit ist leicht viskos und glyzerinig, die Pflegewirkung ist gut erkennbar. Nach etwa einer Stunde ist der Duft nur noch schwach und hautnah, nach zwei Stunden nicht mehr wahrzunehmen, was mir für ein klassisches Rasierwasser durchaus adäquat erscheint.
Postscripta:
"Irisch Moos" habe ich nur einmal in einer Drogerie getestet, es hat mir gar nicht gefallen. Eine gewisse Verwandtschaft zu jenem klassischen Herrenduft kann ich daher nicht unbedingt bestätigen. Sie wird aber z.B. von Bellemorte (hier im Statement) und auch in der werbenden Kommentierung auf der Internetseite von "Pomadeshop" (der einzige mir bekannte Bezugsweg in Deutschland) behauptet (wobei stets betont wird, dass 378 weicher und eleganter sei), es mag also etwas daran sein.
Die Internetseite der Herstellerfirma nennt keine Duftpyramide, sondern teilt auf der deutschen Version lediglich (sprachlich etwas holprig) mit "Es hat typische Blumen-Zitrusfrucht Duft mit Moos-Unterton". Ich kann weder Blumen noch Zitrus separat herausriechen, es mag allerdings sein, dass zitrische Noten für die Frische und florale für die weiche Fülle des Duftes mit verantwortlich zeichnen. Mit den ebenfalls in einigen Quellen behaupteten Moschusnoten verhält es sich ähnlich: Ich wäre alleine nicht darauf gekommen, unplausibel finde ich sie nicht.
Nachtrag am 4. Dezember 2018: Inzwischen mehrfach benutzt, schätze ich den sehr besonderen weichen Duft und die Pflegewirkung eher noch mehr. Das ist ein echtes Lieblingsrasierwasser geworden. Bei großzügigem Auftragen, was bei Rasierwässern ja nicht abwegig ist, korrigiere ich die Haltbarkeit auf ca. 5 Stunden, also für ein EdR durchaus recht hoch.
13 Antworten