11.06.2019 - 03:31 Uhr
FvSpee
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21
Konvalinka u Nguyenu
In Tschechien gibt es in jedem Kleinstädtchen, ja fast schon in jeder die Größe eines Weilers übersteigenden Ansiedlung, unvermeidbar und als feste Institution mindestens einen von einem fleißigen vietnamesischen Ehepaar betriebenen Gemischtwarenladen. Das ist meistens das einzige Geschäft, das auch am späten Abend noch geöffnet hat; dort hier findet sich, dicht gedrängt, Obst und Gemüse, Kekse und Waffeln, Wasser und Saft, Bier und Wein, manchmal Brot und rohlíky (die geraden Hörnchen, die frisch so gut zum Frühstück schmecken), bisweilen auch billige Kleidung und Haushaltswaren.
Und fast immer eine Grundausstattung an Drogerie- und Kosmetikartikeln. Je nach persönlicher Neigung der Betreiber und je nach Nachfrage der örtlichen Kundschaft sind die Duftwässerchen mehr oder weniger zahlreich vertreten: Dort finden sich dann Vertreter der auch aus deutschen Drogerien und Versandhäusern bekannten Dupe-Herstellern (La Rive & Co) neben den unglaublichsten Billigwässern asiatischer Provenienz (aber natürlich mit westlicher Aufmachung), die kein Parfumo-Katalog jemals erfassen wird.
Und mit ein bisschen Glück finden sich dazwischen auch mindestens Teile des Sortiments der tschechischen Traditionsmarken Astrid und vor allem Alpa; nicht nur die Franzbranntweine, sondern auch die Kölnischwässer (kolinská voda) und Rasierwässer (voda po holení). Vielleicht auch, weil Herr und Frau Nguyen inzwischen tschechiche Patrioten geworden sind, jedenfalls geht die Akkulturation so weit, dass ich neulich über einem solchen Laden das Firmenschild "U Nguyenu" (Bei Nguyen) las, das klingt doch fast schon wie "U Kalicha" (Zum Kelch), die Stammkneipe des braven Soldaten Svejk. Jedenfalls, weil das so ist, konnte ich mich kürzlich bei einem Streifzug mit ausreichend neuem Testmaterial versorgen, um meine inoffizielle kleine „böhmische Serie“ fortzusetzen.
Das Maiglöckchen-Cologne „Konvalinka“ wird (ohne Kartonverpackung) in den schlichten, funktionalen, gerade für Reisen sehr praktischen und platzsparenden und wie ich finde auch schönen 50-ml-Flakons mit kleiner Splash-Öffnung verkauft, die „Alpa“ auch für das ausgezeichnete (und von mir bereits kommentierte) Rasierwasser „378“ und für zwei Schwesterprodukte, gleichfalls Blumen-Colognes, verwendet. Eine dieser beiden Schwestern, „Fiálka“, das Veilchen, konnte ich vor Ort testen und fand sie für Kauf und Kommentar zu frischsüß-trivial, für „Konvalinka“ war ich aber mehr als bereit, den unverschämt niedrigen Preis von 25 Kronen (sage und schreibe 95 Euro-Cnt) zu entrichten.
„Konvalinka“ kann, wer wollte ihr dies verdenken, weder mit einer tagelangen Haltbarkeit noch mit einer unerhört komplexen Duftentwicklung aufwarten. Auch wer Noten von verschimmelten Steinpilzen, bröckeliger Zahnpasta oder Zinnkerzenleuchtern mit Grünspan sucht, sollte sich lieber in andere Gefilde, etwa in Oranje-Freistaat, begeben. „Konvalinka“ ist einfach ein schöner, fast schon wunderschöner, Maiglöckchenduft, mit einem leichten Twist ins Tulpige vielleicht. Dabei ist dieses Maiglöckchen, und das ist die erste Überraschung, ausgesprochen unsüß, ja geradezu herbbitter, was „Konvalinka“ fast in die Kategorie „Blümchen für Kerle“ fallen lässt (tatsächlich gefällt meiner Frau der Duft ebenso gut wie mir). Irgendwelche zitrischen Aspekte vermag ich nicht zu erspüren, das soll mit der Benennung als „Kölnischwasser“ wohl auch nicht gemeint sein, eine erfrischende Wirkung aber hat der Duft durchaus. Die zweite Überraschung ist übrigens die Haltbarkeit, die durchaus an die zwei Stunden erreicht, was ich für ein Cologne dieser Preisklasse bemerkenswert finde.
Wir sind im Hause von Spee in letzter Zeit echte Maiglocken-Läuter geworden, vom Klassiker Diorissimo über die Nische "Sleeping on the Roof" bis zum Lehmann-Maiglöckchen "St. Tropez" (es gibt auch noch eines, das nur "Maiglöckchen" heißt), und diese Konvalinka bereichtert die kleine Sammlung sehr. Und das für nun wirklich praktisch umsonst.
Mögen all die Nguyens zwischen Litomysl und Litomerice noch lange Gemüse und Schwarzbier verkaufen und mögen diese urtümlichen böhmischen Dufthäuser noch lange Unikate wie diese „Konvalinka“ produzieren! Und nachdem ich jetzt achtmal „Konvalika“ geschrieben habe, vergesst ihr jetzt nie mehr, was „Maiglöckchen“ auf Tschechisch heißt.
Und fast immer eine Grundausstattung an Drogerie- und Kosmetikartikeln. Je nach persönlicher Neigung der Betreiber und je nach Nachfrage der örtlichen Kundschaft sind die Duftwässerchen mehr oder weniger zahlreich vertreten: Dort finden sich dann Vertreter der auch aus deutschen Drogerien und Versandhäusern bekannten Dupe-Herstellern (La Rive & Co) neben den unglaublichsten Billigwässern asiatischer Provenienz (aber natürlich mit westlicher Aufmachung), die kein Parfumo-Katalog jemals erfassen wird.
Und mit ein bisschen Glück finden sich dazwischen auch mindestens Teile des Sortiments der tschechischen Traditionsmarken Astrid und vor allem Alpa; nicht nur die Franzbranntweine, sondern auch die Kölnischwässer (kolinská voda) und Rasierwässer (voda po holení). Vielleicht auch, weil Herr und Frau Nguyen inzwischen tschechiche Patrioten geworden sind, jedenfalls geht die Akkulturation so weit, dass ich neulich über einem solchen Laden das Firmenschild "U Nguyenu" (Bei Nguyen) las, das klingt doch fast schon wie "U Kalicha" (Zum Kelch), die Stammkneipe des braven Soldaten Svejk. Jedenfalls, weil das so ist, konnte ich mich kürzlich bei einem Streifzug mit ausreichend neuem Testmaterial versorgen, um meine inoffizielle kleine „böhmische Serie“ fortzusetzen.
Das Maiglöckchen-Cologne „Konvalinka“ wird (ohne Kartonverpackung) in den schlichten, funktionalen, gerade für Reisen sehr praktischen und platzsparenden und wie ich finde auch schönen 50-ml-Flakons mit kleiner Splash-Öffnung verkauft, die „Alpa“ auch für das ausgezeichnete (und von mir bereits kommentierte) Rasierwasser „378“ und für zwei Schwesterprodukte, gleichfalls Blumen-Colognes, verwendet. Eine dieser beiden Schwestern, „Fiálka“, das Veilchen, konnte ich vor Ort testen und fand sie für Kauf und Kommentar zu frischsüß-trivial, für „Konvalinka“ war ich aber mehr als bereit, den unverschämt niedrigen Preis von 25 Kronen (sage und schreibe 95 Euro-Cnt) zu entrichten.
„Konvalinka“ kann, wer wollte ihr dies verdenken, weder mit einer tagelangen Haltbarkeit noch mit einer unerhört komplexen Duftentwicklung aufwarten. Auch wer Noten von verschimmelten Steinpilzen, bröckeliger Zahnpasta oder Zinnkerzenleuchtern mit Grünspan sucht, sollte sich lieber in andere Gefilde, etwa in Oranje-Freistaat, begeben. „Konvalinka“ ist einfach ein schöner, fast schon wunderschöner, Maiglöckchenduft, mit einem leichten Twist ins Tulpige vielleicht. Dabei ist dieses Maiglöckchen, und das ist die erste Überraschung, ausgesprochen unsüß, ja geradezu herbbitter, was „Konvalinka“ fast in die Kategorie „Blümchen für Kerle“ fallen lässt (tatsächlich gefällt meiner Frau der Duft ebenso gut wie mir). Irgendwelche zitrischen Aspekte vermag ich nicht zu erspüren, das soll mit der Benennung als „Kölnischwasser“ wohl auch nicht gemeint sein, eine erfrischende Wirkung aber hat der Duft durchaus. Die zweite Überraschung ist übrigens die Haltbarkeit, die durchaus an die zwei Stunden erreicht, was ich für ein Cologne dieser Preisklasse bemerkenswert finde.
Wir sind im Hause von Spee in letzter Zeit echte Maiglocken-Läuter geworden, vom Klassiker Diorissimo über die Nische "Sleeping on the Roof" bis zum Lehmann-Maiglöckchen "St. Tropez" (es gibt auch noch eines, das nur "Maiglöckchen" heißt), und diese Konvalinka bereichtert die kleine Sammlung sehr. Und das für nun wirklich praktisch umsonst.
Mögen all die Nguyens zwischen Litomysl und Litomerice noch lange Gemüse und Schwarzbier verkaufen und mögen diese urtümlichen böhmischen Dufthäuser noch lange Unikate wie diese „Konvalinka“ produzieren! Und nachdem ich jetzt achtmal „Konvalika“ geschrieben habe, vergesst ihr jetzt nie mehr, was „Maiglöckchen“ auf Tschechisch heißt.
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