28.07.2022 - 15:31 Uhr

Chizza
354 Rezensionen

Chizza
Top Rezension
20
Immergeher oder einfach Fortgehen
Lange war es ruhig um ihn, die Monate verstrichen ohne ein Zeichen. Fast geriet dieser Mann in Vergessenheit in dieser rasend schnellen Welt, deren einzige Kontinuität heuer das verändernde Element war. Doch dann ein Fanal der Erneuerung als…eine leere Bierflasche Hannos Pottbier aus Herne die Straßenrinne herab rollte, sich dann verlangsamte und wie zäher Honig schließlich phlegmatisch vorankam um vor einer Traube Rocker ihren Weg zu beenden. Herne. Herner Bier. Das konnte nur eines bedeuten. Er war zurück. Die Muse aller animalischen Blogs, der von den Braumeistern dieser Welt heroisch besungene, zum Idol euphemisierte Mann aus dem Ruhrgebiet. Seine alten Weggefährten erstarrten als sie dem vertrauten Antlitz gewahr wurden doch konnte er es sein?
Plötzlich löste sich unter lautem Knall ein Knopf an seiner Hose und sein Gesäß lugte neckisch hervor. Er war es: Wolle! Und bevor irgendjemand das Wort ergreifen konnte, proklamierte er dies für sich und begann - als wäre er nie fort gewesen - einen Monolog über Brivido Della Caccia von Argos, einen ledernen Duft. Fast schon war es wie bei der Verklärung Christi, doch Wolle leuchtete lediglich das Licht seines Handys ins Gesicht und der transzendente Zustand erwies sich eher als alkoholisch berauscht.
„Oh meine Herner! Heute möchte ich euer ledernes Duftbekenntnis erneuert sehen und bringe euch dafür etwas mit. Zwar habe ich ihn im Datingportal Parfumo.de nur mit 7/10 bewertet aber ich bewerte sowieso fast nichts höher als 7.5/10, etepetete wie ich bin. Der Anfang erinnert extrem an Irish Leather, ist sogar fast so grell wie der La Yuqawam Ambergris doch glücklicherweise ähnelt er beiden später nicht mehr. Der Erstere verleugnet das Leder wie Judas Jesus und wie ihr mich bei der Polizei. Der zweite war einfach nichts. Also geht es hier los mit dem Wacholder. Ihr wisst schon, ist sonst im Gin. Kann man auch Düfte von machen, hier relativ grün, markant herb, bittergrün. Das wird sukzessive mehr. Leicht mit Pfeffer abgeschmeckt und damit der laschen Küche deiner Frau, Herbert, gegenüber im Vorteil. Der Muskatellersalbei sorgt für ein höheres Niveau an Krautigkeit, was den Auftakt eben über artverwandte Lederdüfte erhebt im Sinne von saurer, Herber und näher an Leder gestaltet.
Dieser Beginn mäandert, zunächst ziellos umher, weswegen nicht viel und nichts extraordinäres geschieht. Der Duft, den ich nur Duft nenne, weil der Titel so lang ist wie ich faul bin, also echt lang, ist nun relativ durchschnittlich. Gut aber nicht sehr gut. Lediglich süßliche Nuancen erheischen rasch verglühend wie C-Beams, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor, die Aufmerksamkeit. Das verleiht dem Duft nach rund einer halben Stunde bis Stunde eine fade Ausstrahlung. Nichts als die Wahrheit anstelle von goldener oder silberner Latinität.
Vermutlich hätten die ledernen Noten mittels der Birke noch mal einen Twist in Richtung Derbheit erlangt. Die süffig-harzigen Untertöne des Ambers wissen dies aber zu verhindern und so kommt man nicht umhin, dem Duft Kontinuität in Eintracht mit aufkommender Monotonie zu bescheinigen. So verweilt der olfaktorische Augenblick, wird irgendwann - was früher denn später sein wird - zur Reminiszenz und erlischt schließlich so wie ein Stern in den Äonen der Zeitgeschichte. Wolle Ende.“
Plötzlich löste sich unter lautem Knall ein Knopf an seiner Hose und sein Gesäß lugte neckisch hervor. Er war es: Wolle! Und bevor irgendjemand das Wort ergreifen konnte, proklamierte er dies für sich und begann - als wäre er nie fort gewesen - einen Monolog über Brivido Della Caccia von Argos, einen ledernen Duft. Fast schon war es wie bei der Verklärung Christi, doch Wolle leuchtete lediglich das Licht seines Handys ins Gesicht und der transzendente Zustand erwies sich eher als alkoholisch berauscht.
„Oh meine Herner! Heute möchte ich euer ledernes Duftbekenntnis erneuert sehen und bringe euch dafür etwas mit. Zwar habe ich ihn im Datingportal Parfumo.de nur mit 7/10 bewertet aber ich bewerte sowieso fast nichts höher als 7.5/10, etepetete wie ich bin. Der Anfang erinnert extrem an Irish Leather, ist sogar fast so grell wie der La Yuqawam Ambergris doch glücklicherweise ähnelt er beiden später nicht mehr. Der Erstere verleugnet das Leder wie Judas Jesus und wie ihr mich bei der Polizei. Der zweite war einfach nichts. Also geht es hier los mit dem Wacholder. Ihr wisst schon, ist sonst im Gin. Kann man auch Düfte von machen, hier relativ grün, markant herb, bittergrün. Das wird sukzessive mehr. Leicht mit Pfeffer abgeschmeckt und damit der laschen Küche deiner Frau, Herbert, gegenüber im Vorteil. Der Muskatellersalbei sorgt für ein höheres Niveau an Krautigkeit, was den Auftakt eben über artverwandte Lederdüfte erhebt im Sinne von saurer, Herber und näher an Leder gestaltet.
Dieser Beginn mäandert, zunächst ziellos umher, weswegen nicht viel und nichts extraordinäres geschieht. Der Duft, den ich nur Duft nenne, weil der Titel so lang ist wie ich faul bin, also echt lang, ist nun relativ durchschnittlich. Gut aber nicht sehr gut. Lediglich süßliche Nuancen erheischen rasch verglühend wie C-Beams, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor, die Aufmerksamkeit. Das verleiht dem Duft nach rund einer halben Stunde bis Stunde eine fade Ausstrahlung. Nichts als die Wahrheit anstelle von goldener oder silberner Latinität.
Vermutlich hätten die ledernen Noten mittels der Birke noch mal einen Twist in Richtung Derbheit erlangt. Die süffig-harzigen Untertöne des Ambers wissen dies aber zu verhindern und so kommt man nicht umhin, dem Duft Kontinuität in Eintracht mit aufkommender Monotonie zu bescheinigen. So verweilt der olfaktorische Augenblick, wird irgendwann - was früher denn später sein wird - zur Reminiszenz und erlischt schließlich so wie ein Stern in den Äonen der Zeitgeschichte. Wolle Ende.“
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