30.12.2014 - 16:47 Uhr
Palonera
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Palonera
Geschichte Top Rezension
31
jener eine
Es war zuviel gewesen, wieder einmal und von allem, viel zu viel.
Ein endloser Reigen gebratener Vögel, gezuckerter Plätzchen, zartschmelzender Schokolade und sahnegeschwellter Torten war vorbeigezogen, stetig begossen von Rotem und Weißem, von Port und glühendem Wein.
"Nimm doch noch, du bist viel zu dünn!" hatte es geheißen, wieder und wieder, morgens und mittags und abends, ungeachtet der Tatsache, daß mein Gürtel längst drei Löcher weiter saß und ich eine zunehmende Verbundenheit empfand mit der Mastgans, deren Überreste vor mir auf dem Teller lagen.
Viel zu viel zu viel.
Fünf Tage hielt ich durch, dann brauchte ich eine Pause.
Keine wabernden Gewürzschwaden mehr, kein Nougatkaramellzuckerwattegeknusper, kein dunkelfunkelndes Burgunderrot – nicht nur der Magen, auch meine Nase hatte Protest eingelegt und mich hinausgezogen in die klirrendkalte Winterluft, hatte meine widerstrebenden Füße in den frischgefallenen Schnee gesetzt und sich nicht um die Einwände frostgebeulter Haut geschert.
Hatte mich Schritt für Schritt durch den schneidenden Wind geschoben, der zerrte und zog, der schüttelte und beutelte und mir die Trägheit aus den Gliedern trieb, die Schwere aus dem Kopf und alles Pappig-Klebrig-Feiste aus der Nase.
Kein Duft der Welt konnte so wunderbar sein.
Noch immer bin ich übersättigt, noch immer des Schweren, des Süßen, des Warmen und Würzigen überdrüssig, bleiben die funkelnden Flacons mit ihrem lasziven, lockenden Inhalt unbesehen, unberührt.
Nur einer nicht.
Jener eine, den ich so selten beachte, der sich bescheiden im Hintergrund hält, halb verborgen hinter seinen Brüdern und Schwestern, die sich vordrängen, Aufmerksamkeit heischend, schau mich an, faß mich an, sprüh mich auf.
Jener eine, der der Eine ist, der Einzige, den ich ertrage an Tagen wie diesen, wenn alles zuviel war.
Jener eine, der mich nicht parfümiert, nicht maskiert, der keine Rolle spielt und der nichts fordert.
Der sanft ist und freundlich, hell und leicht und sauber wie frisch gebadet und fein gecremt, überstäubt mit einem zarten Hauch von Puder.
Der da ist, einfach da, einfach und da, nicht viel Aufhebens macht um mich, um sich – wie ein guter Freund, mit dem sich reden läßt und schweigen, beieinander sitzend die Seele streicheln, zur Ruhe kommen und zu sich selbst.
Jener eine, von dem ich weiß, daß er nicht übel nimmt, wenn ich ihn bald wieder übersehen werde hinter den vorlauten Geschwistern, wissend, daß er da ist, immer da sein wird, wartend auf den Tag, auf die Stunde, da er wieder der Eine sein wird, der Einzige…
Ein endloser Reigen gebratener Vögel, gezuckerter Plätzchen, zartschmelzender Schokolade und sahnegeschwellter Torten war vorbeigezogen, stetig begossen von Rotem und Weißem, von Port und glühendem Wein.
"Nimm doch noch, du bist viel zu dünn!" hatte es geheißen, wieder und wieder, morgens und mittags und abends, ungeachtet der Tatsache, daß mein Gürtel längst drei Löcher weiter saß und ich eine zunehmende Verbundenheit empfand mit der Mastgans, deren Überreste vor mir auf dem Teller lagen.
Viel zu viel zu viel.
Fünf Tage hielt ich durch, dann brauchte ich eine Pause.
Keine wabernden Gewürzschwaden mehr, kein Nougatkaramellzuckerwattegeknusper, kein dunkelfunkelndes Burgunderrot – nicht nur der Magen, auch meine Nase hatte Protest eingelegt und mich hinausgezogen in die klirrendkalte Winterluft, hatte meine widerstrebenden Füße in den frischgefallenen Schnee gesetzt und sich nicht um die Einwände frostgebeulter Haut geschert.
Hatte mich Schritt für Schritt durch den schneidenden Wind geschoben, der zerrte und zog, der schüttelte und beutelte und mir die Trägheit aus den Gliedern trieb, die Schwere aus dem Kopf und alles Pappig-Klebrig-Feiste aus der Nase.
Kein Duft der Welt konnte so wunderbar sein.
Noch immer bin ich übersättigt, noch immer des Schweren, des Süßen, des Warmen und Würzigen überdrüssig, bleiben die funkelnden Flacons mit ihrem lasziven, lockenden Inhalt unbesehen, unberührt.
Nur einer nicht.
Jener eine, den ich so selten beachte, der sich bescheiden im Hintergrund hält, halb verborgen hinter seinen Brüdern und Schwestern, die sich vordrängen, Aufmerksamkeit heischend, schau mich an, faß mich an, sprüh mich auf.
Jener eine, der der Eine ist, der Einzige, den ich ertrage an Tagen wie diesen, wenn alles zuviel war.
Jener eine, der mich nicht parfümiert, nicht maskiert, der keine Rolle spielt und der nichts fordert.
Der sanft ist und freundlich, hell und leicht und sauber wie frisch gebadet und fein gecremt, überstäubt mit einem zarten Hauch von Puder.
Der da ist, einfach da, einfach und da, nicht viel Aufhebens macht um mich, um sich – wie ein guter Freund, mit dem sich reden läßt und schweigen, beieinander sitzend die Seele streicheln, zur Ruhe kommen und zu sich selbst.
Jener eine, von dem ich weiß, daß er nicht übel nimmt, wenn ich ihn bald wieder übersehen werde hinter den vorlauten Geschwistern, wissend, daß er da ist, immer da sein wird, wartend auf den Tag, auf die Stunde, da er wieder der Eine sein wird, der Einzige…
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