12.12.2023 - 08:14 Uhr

ElAttarine
77 Rezensionen

ElAttarine
Hilfreiche Rezension
12
Wald, Weihrauch und Gewürze
Erste Marokkoreise vor etlichen Jahren. Heftige Gewitter über der gesamten Atlasregion. Nach dreimaligem Landeversuch in Marrakech bei starken Turbulenzen und dreimaligem Wiederdurchstarten unmittelbar vor der Landung wird mitgeteilt, dass der Treibstoff nur noch für einen Landeversuch reicht, und der geschieht an der Küste in Agadir. Die meisten Passagiere wollen nur noch runter, egal wo... Inzwischen ist es später Abend. Wir steigen aus, die Luft ist lau und mild. Nach einiger Zeit werden wir in einen Bus geladen, der uns zunächst durch die küstennahen Ausläufer des Atlasgebirges fährt. Es ist dunkel, ich bin müde, ich nicke ein... In tiefer Nacht hält der Bus in Chichaoua, hier kreuzen sich wichtige Überlandstraßen, und wir steigen verschlafen an der marokkanischen Version einer Autobahnraststätte aus: Es riecht nach Wald und Weihrauch. Ein großer Sandplatz, von kleinen Lampen und Holzfeuern erleuchtet, gesäumt von vielen kleinen Essensständen, an denen kleine und große Tajines auf dem Feuer vor sich hingaren. Ich staune, schaue, genieße die Düfte. Ich kann noch kein Arabisch, kann mich hier nicht verständigen. Mein Blick begegnet dem Blick eines Mannes in einer Djellabah mit braunem, sehr faltigem Gesicht und offenen, gütigen, unendlich tiefen Augen. Sein Alter kann ich nicht sagen, habe das Gefühl, dass er genau sieht, wer ich bin, dass er MICH sieht... Ich suche eine Tajine aus. Es sind Kartoffeln, gut gewürzt und einem kleinen Stück fettem Hammelfleisch obendrauf. Es schmeckt gut. Irgendwo streut jemand frischen grünen Weihrauch auf die Glut...
Den Blick des Mannes am Wegkreuz in Chichaoua habe ich bis heute nicht vergessen. Und Hindu Kush ruft mir diese Nacht mit ihren Düften wieder wach.
Geographisch ist das alles natürlich eine komplett falsche Zuordnung, denn ich war noch nie am Hindukusch. Auf der Webseite von Via del Profumo erklärt AbdesSalaam Attar (Dominique Dubrana), dass die Hindukusch-Gebirgskette die natürliche Grenze zwischen dem antiken Indien, Persien und Zentralasien war. Hier entspringt auch der heilige Fluss Indus. In der Hindukusch-Himalaya-Region könnten Reisende in einen Geisteszustand geraten, in dem sie zu einem Teil der Berge werden, wo sich schon immer Menschen mit unterschiedlicher Kleidung, Praktiken und Religionen begegnen. Mit seinem Duft der Wälder, Holzfeuer, Gewürze und Speisen soll das Parfüm das Heilige und das Profane zusammenbringen, Lebensfreuden und Spiritualität, Geschäftigkeit und inneren Frieden.
Mich stellt der Duft nicht so sehr auf einen indischen oder afghanischen Markt, aber an diesen ganz besonderen Ort in Marokko, und in den Blick des (alten?) Mannes. Ganz am Anfang rieche ich sehr frisch-grünen Weihrauch mit einem Einschlag von Pinienharz, dann wird es allmählich wärmer und die anderen Noten kommen dazu: schönes erdiges Patchouli und weiter etwas Grün-Frisches, ja, Ingwer kommt hin, sowie Moos, Weihrauch, Räucherstäbchen. Später auch Kreuzkümmel, Pfeffer, Muskat (aber definitiv kein Holzrauch und kein Schafspeck :-).
Nach 3,5 Stunden wird er sehr hautnah und leise, hält aber lange durch:
Diese Reise durch meine Erinnerungen an Holzfeuer, Wald, Weihrauch und auch die Passhöhen des Hohen Atlas dauert ungefähr sechs Stunden.
Den Blick des Mannes am Wegkreuz in Chichaoua habe ich bis heute nicht vergessen. Und Hindu Kush ruft mir diese Nacht mit ihren Düften wieder wach.
Geographisch ist das alles natürlich eine komplett falsche Zuordnung, denn ich war noch nie am Hindukusch. Auf der Webseite von Via del Profumo erklärt AbdesSalaam Attar (Dominique Dubrana), dass die Hindukusch-Gebirgskette die natürliche Grenze zwischen dem antiken Indien, Persien und Zentralasien war. Hier entspringt auch der heilige Fluss Indus. In der Hindukusch-Himalaya-Region könnten Reisende in einen Geisteszustand geraten, in dem sie zu einem Teil der Berge werden, wo sich schon immer Menschen mit unterschiedlicher Kleidung, Praktiken und Religionen begegnen. Mit seinem Duft der Wälder, Holzfeuer, Gewürze und Speisen soll das Parfüm das Heilige und das Profane zusammenbringen, Lebensfreuden und Spiritualität, Geschäftigkeit und inneren Frieden.
Mich stellt der Duft nicht so sehr auf einen indischen oder afghanischen Markt, aber an diesen ganz besonderen Ort in Marokko, und in den Blick des (alten?) Mannes. Ganz am Anfang rieche ich sehr frisch-grünen Weihrauch mit einem Einschlag von Pinienharz, dann wird es allmählich wärmer und die anderen Noten kommen dazu: schönes erdiges Patchouli und weiter etwas Grün-Frisches, ja, Ingwer kommt hin, sowie Moos, Weihrauch, Räucherstäbchen. Später auch Kreuzkümmel, Pfeffer, Muskat (aber definitiv kein Holzrauch und kein Schafspeck :-).
Nach 3,5 Stunden wird er sehr hautnah und leise, hält aber lange durch:
Diese Reise durch meine Erinnerungen an Holzfeuer, Wald, Weihrauch und auch die Passhöhen des Hohen Atlas dauert ungefähr sechs Stunden.
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