18.02.2015 - 08:31 Uhr
DasguteLeben
132 Rezensionen
DasguteLeben
Sehr hilfreiche Rezension
7
Das wahre schwarze Gold
"Humus ist das wahre schwarze Gold. Humus hat einen guten Geruch. Humusduft ist heiliger und Gott näher, als der Geruch von Weihrauch. Wer nach dem Regen im Wald spazieren geht kennt diesen Geruch."
Soweit Friedensreich Hundertwasser in seinem Recycling-Manifest "Scheißkultur - die heilige Scheiße" von 1979 (jaja, der Mann hat nicht nur Funktionsarchitektur mit kitschigen Zwiebeltürmchen übertüncht).
Weiterhin, zur Klarifizierung: Oud Carvan No. 2 hat Oud nicht nur im Namen, wie das bei 99% aller "Oud" - Trendparfüms der Fall ist, sondern ist tatsächlich ein Adlerholzparfüm in der indo-arabischen Tradition. Oud, ebenfalls als schwarzes Gold bekannt, ist einer der wichtigsten olfaktorischen Eckpfeiler islamischer Kultur und seine komplexe Bedeutung auf dieser Ebene wird sich einem Europäer schwerlich erschließen. Den Durchschnittswestler wird der Geruch von "Gaharu" eher anekeln. Animalischer Stallgeruch ist vermutlich die häufigste Assoziation - obgleich das Duftspektrum des Aloeharzes - abhängig von Herkunft, Qualität und Alterungsgrad - sehr breit ist.
Meine Wahrnehmung des laotischen und bengalischen Oud in Caravan No. 2 ist nicht animalisch, sondern pflanzlich - es hat den fruchtig-esterigen Geruch verrottenden Laubes auf seinem Weg zur Humuswerdung. Ich habe als Kind viele Stunden spielend im Grüneburgpark verbracht - und zwar auf drei riesigen kompostierenden Laubhügeln am Parkrand und Caravan No. 2 bringt mir genau den Duft dieses Ortes, dieser Zeit, zurück. Auch ein rauchiger Aspekt ist spürbar (Herbst!) und wenn ich eine Analogie in der Gegenwart suchte, wäre das vielleicht ein Blend aus dem 15-jährigen irischen Redbreast Whisky, dessen beeindruckend komplexen fruchtig-esterigen Charakter man bei schottischen Malts so nicht findet, und einem Hauch Islay-Torf-Phenolik.
Eingerahmt hat der Naturparfümeur Dominique Dubrana sein Oud - und meine Erinnerung - mit feinen, hyper-dezenten floralen und Holznoten. Die Tuberose wirkt gänzlich unaufdringlich unterstreichend, auch das Holz (Santalum album) rahmt kaum spürbar mit zarten Strichen und soll keinen Beitrag leisten, außer das Oud (aus kultiviertem Anbau - wildes Oud höchster Qualität kostet Tausende Euro pro Gramm) zu erhöhen.
Es sollte deutlich geworden sein, dass der Kauf eines echten Oud zum Zwecke des "gut riechens" nach westlichen Standardnormen Geldverschwendung wäre. Dafür gibt es Tom Ford und wie sie alle heißen. Die meditative Tiefe dieser Komposition wird man beim Lifestyleprodukt allerdings vergeblich suchen.
Nochmal Friedensreich zum Abschluss: "Der Humusgeruch ist der Geruch Gottes, der Geruch der Wiederauferstehung, der Geruch der Unsterblichkeit."
Soweit Friedensreich Hundertwasser in seinem Recycling-Manifest "Scheißkultur - die heilige Scheiße" von 1979 (jaja, der Mann hat nicht nur Funktionsarchitektur mit kitschigen Zwiebeltürmchen übertüncht).
Weiterhin, zur Klarifizierung: Oud Carvan No. 2 hat Oud nicht nur im Namen, wie das bei 99% aller "Oud" - Trendparfüms der Fall ist, sondern ist tatsächlich ein Adlerholzparfüm in der indo-arabischen Tradition. Oud, ebenfalls als schwarzes Gold bekannt, ist einer der wichtigsten olfaktorischen Eckpfeiler islamischer Kultur und seine komplexe Bedeutung auf dieser Ebene wird sich einem Europäer schwerlich erschließen. Den Durchschnittswestler wird der Geruch von "Gaharu" eher anekeln. Animalischer Stallgeruch ist vermutlich die häufigste Assoziation - obgleich das Duftspektrum des Aloeharzes - abhängig von Herkunft, Qualität und Alterungsgrad - sehr breit ist.
Meine Wahrnehmung des laotischen und bengalischen Oud in Caravan No. 2 ist nicht animalisch, sondern pflanzlich - es hat den fruchtig-esterigen Geruch verrottenden Laubes auf seinem Weg zur Humuswerdung. Ich habe als Kind viele Stunden spielend im Grüneburgpark verbracht - und zwar auf drei riesigen kompostierenden Laubhügeln am Parkrand und Caravan No. 2 bringt mir genau den Duft dieses Ortes, dieser Zeit, zurück. Auch ein rauchiger Aspekt ist spürbar (Herbst!) und wenn ich eine Analogie in der Gegenwart suchte, wäre das vielleicht ein Blend aus dem 15-jährigen irischen Redbreast Whisky, dessen beeindruckend komplexen fruchtig-esterigen Charakter man bei schottischen Malts so nicht findet, und einem Hauch Islay-Torf-Phenolik.
Eingerahmt hat der Naturparfümeur Dominique Dubrana sein Oud - und meine Erinnerung - mit feinen, hyper-dezenten floralen und Holznoten. Die Tuberose wirkt gänzlich unaufdringlich unterstreichend, auch das Holz (Santalum album) rahmt kaum spürbar mit zarten Strichen und soll keinen Beitrag leisten, außer das Oud (aus kultiviertem Anbau - wildes Oud höchster Qualität kostet Tausende Euro pro Gramm) zu erhöhen.
Es sollte deutlich geworden sein, dass der Kauf eines echten Oud zum Zwecke des "gut riechens" nach westlichen Standardnormen Geldverschwendung wäre. Dafür gibt es Tom Ford und wie sie alle heißen. Die meditative Tiefe dieser Komposition wird man beim Lifestyleprodukt allerdings vergeblich suchen.
Nochmal Friedensreich zum Abschluss: "Der Humusgeruch ist der Geruch Gottes, der Geruch der Wiederauferstehung, der Geruch der Unsterblichkeit."
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