10.03.2022 - 13:29 Uhr
SebastianM
49 Rezensionen
SebastianM
Analyse
4
Virginal
Sofort assoziiere ich frischen, blonden Tabak. Ein Akkord ohne übertriebene Süße, was ich sehr schätze. Den Vetiver nimmt man deutlich wahr, er geht in die strohig-grüne Richtung. Für meine Nase ist es fast derselbe Vetiver wie in Vetiver von Hiram Green und eindeutig das bestimmende Element in diesem Parfüm. Den Lavendel kann ich kaum als solchen identifizieren, ich spüre nur so eine trocken-krautige Anmutung mit etwas Schärfe, die aber vielleicht auch von etwas anderem stammen könnte. Die Holzkomponente des Tabak-Akkords (die Zeder?) hat leider wie so oft heutzutage etwas Stechendes. Die dezente Kombination von Weihrauch und Ambergris in der Basis verleiht Leuchtkraft und Dauerhaftigkeit. Auch das Patchouli erdet nicht, sondern schwebt eher. Der Duft bleibt über seinen ganzen Verlauf frisch und lebendig, wenngleich das Ambroxan sich zum Schluss ein wenig aufdrängt.
Insgesamt also ein kühler, grün-holziger Vetiverduft. Trotzdem wirkt der Duft substantiell genug, wahrscheinlich vom Sandelholz in der Basis und etwas balsamisch-blumigem im Herzen. Einzelne Noten auseinanderzuhalten ist jedoch schwierig für mich. Alles erscheint auf klassische Weise ausgeglichen und eng verwoben. Es ist trotzdem kein klassisches Parfüm, sondern ein sehr modernes: es gibt nicht viel Entwicklung, kein wirkliches Fundament, keine Tiefe, dafür Licht und Luft. Das Ganze tendiert etwas zum stereotypisch Maskulinen und ist jederzeit und überall tragbar, mit elegant-zurückhaltender Sillage. Die Haltbarkeit ist gerade richtig fürs Büro. Besonders jetzt im Frühling ein angenehmer, empfehlenswerter Duft.
Ach ja, Marketing und so: Angeblich ist der Duft vom "Arboretum de Virginia" inspiriert. Es gibt in Virginia mehr als ein Arboretum, gemeint ist vermutlich das Orland E. White Research Arboretum, eine landwirtschaftliche Forschungseinrichtung. Weder dort noch bei den anderen in Frage kommenden Institutionen wird Tabak erwähnt. Dafür stellt sich der Hersteller vor, dass man gerne einen Walzer tanzt und auf Bänken sitzt. Man darf solche Texte einfach nicht lesen... (Und wo wir gerade im Besserwissermodus sind, müsste es nicht eigentlich "Bois Tabac de Virginie" heißen?)
[Ergänzung 15.08.22] Ein paar Worte zur Modernität: Die Parfüms aus der aktuellen Kollektion basieren lt. Hersteller auf Rezepten, die in den Jahren 1976 bis 1981 von Yuri Gutsatz entwickelt wurden. Nun weiß man nicht, wie eng man sich an diese Rezepte gehalten hat. Angeblich sehr eng. Da kann man nur sagen, der Mann war seiner Zeit voraus. Von keinem der Parfüms, auch nicht von BTV, hätte ich beim Testen einen Ursprung in den späten 70ern oder frühen 80ern vermutet.
Insgesamt also ein kühler, grün-holziger Vetiverduft. Trotzdem wirkt der Duft substantiell genug, wahrscheinlich vom Sandelholz in der Basis und etwas balsamisch-blumigem im Herzen. Einzelne Noten auseinanderzuhalten ist jedoch schwierig für mich. Alles erscheint auf klassische Weise ausgeglichen und eng verwoben. Es ist trotzdem kein klassisches Parfüm, sondern ein sehr modernes: es gibt nicht viel Entwicklung, kein wirkliches Fundament, keine Tiefe, dafür Licht und Luft. Das Ganze tendiert etwas zum stereotypisch Maskulinen und ist jederzeit und überall tragbar, mit elegant-zurückhaltender Sillage. Die Haltbarkeit ist gerade richtig fürs Büro. Besonders jetzt im Frühling ein angenehmer, empfehlenswerter Duft.
Ach ja, Marketing und so: Angeblich ist der Duft vom "Arboretum de Virginia" inspiriert. Es gibt in Virginia mehr als ein Arboretum, gemeint ist vermutlich das Orland E. White Research Arboretum, eine landwirtschaftliche Forschungseinrichtung. Weder dort noch bei den anderen in Frage kommenden Institutionen wird Tabak erwähnt. Dafür stellt sich der Hersteller vor, dass man gerne einen Walzer tanzt und auf Bänken sitzt. Man darf solche Texte einfach nicht lesen... (Und wo wir gerade im Besserwissermodus sind, müsste es nicht eigentlich "Bois Tabac de Virginie" heißen?)
[Ergänzung 15.08.22] Ein paar Worte zur Modernität: Die Parfüms aus der aktuellen Kollektion basieren lt. Hersteller auf Rezepten, die in den Jahren 1976 bis 1981 von Yuri Gutsatz entwickelt wurden. Nun weiß man nicht, wie eng man sich an diese Rezepte gehalten hat. Angeblich sehr eng. Da kann man nur sagen, der Mann war seiner Zeit voraus. Von keinem der Parfüms, auch nicht von BTV, hätte ich beim Testen einen Ursprung in den späten 70ern oder frühen 80ern vermutet.
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